Boston Bad Boys (Sammelband). Holly Summer
Haare über die Schulter streichen, da mir einige Strähnen ins Gesicht gefallen sind.
»Nein, nichts machen. Ich will genau diesen Ausdruck einfangen. Diese unbedarfte, unschuldige Miene.«
Jetzt muss Jay loslachen und ich drehe mich sprachlos zu ihm um.
»Was?«, fahre ich ihn an.
»Unschuldig?«, flüstert er mir zu und ich werde rot.
»Okay, ich sehe schon, ihr seid schwer verliebt.«
»Genau das sind wir«, bestätigt Jay, zieht mich in seine Arme und küsst mich liebevoll auf die Wange.
»Würdest du endlich damit aufhören.«
»Womit?«
»Du weißt genau, was ich meine.«
»Weiß ich das?«
»Ich denke schon.« Dann drehe ich mich aus seiner Umarmung und gehe auf Kevin zu, der sich bereits an seiner Beleuchtung zu schaffen macht.
»Und du fotografierst hauptsächlich Gesichter?«, will ich wissen, um von Jay und mir abzulenken. Kevin schraubt weiter einen Schirm nach unten und überprüft das Licht von oben, während er mir antwortet.
»In der Regel mache ich Aktaufnahmen«, antwortet er, ganz in seine Arbeit vertieft.
Er nimmt die Kamera von einem Regal und überprüft auch hier die Einstellungen. Ich drehe mich zu Jay um, der mich nur gespielt unschuldig angrinst. Dabei forme ich mit den Lippen die Worte: Was soll das?
»Okay, ihr zwei, seid ihr bereit?«, holt Kevin mich zurück ins Hier und Jetzt. »Ich dachte, vielleicht dort drüben auf dem roten Sofa«, schlägt er vor.
Sofort sehe ich mich mit einem Hundehalsband auf dem roten Samt liegen. Natürlich nackt, während Jay dahinter steht und die Leine festhält.
»Was ist los, Sunday?«, fragt Kevin mich.
»Was?«
»Findest du das Sofa unpassend?«
»Das Sofa? Unpassend?«
»Ja, ich dachte, Jay sitzt vielleicht darauf, während du dahinter stehst und deine Arme um ihn legst. Was meinst du?«
Ich könnte mich wirklich ohrfeigen. Wie komme ich darauf, dass Jay mit mir Aktaufnahmen machen will? Kevin ist ein Freund von ihm, der Jay sicher einen Gefallen tun will.
»Natürlich, das wird sicher gut«, antworte ich jetzt erleichtert. Irgendwie hätte ich den Gedanken an Aktbilder mit Jay interessant gefunden. Vielleicht das nächste Mal, wenn ich Kevin besser kennengelernt habe.
Wir bringen uns in Position und Kevin fängt an, den Auslöser seiner Kamera zu bedienen. Die ersten Schüsse wirken sicher noch gestellt, aber je mehr Positionswechsel wir haben, desto mehr Spaß macht es mir.
»Ja, lass deine Haare einfach über Jays Schulter fallen, die Hände auf seine Brust und deine Wange an seiner. Ja, das ist es«, lobt Kevin uns immer wieder.
Ich werde immer lockerer und entspannter. Wir kichern, lachen und haben einfach nur Spaß zusammen. Kevin liegt mittlerweile auf dem Boden, um die Perspektive richtig einzufangen, wie er uns erklärt. Nach einer Stunde lässt er die Kamera sinken.
»Okay, ich denke, da ist einiges Brauchbares dabei«, verspricht er. »Ich bearbeite die Bilder und schicke sie euch dann zu.«
»Das hat wirklich Spaß gemacht und war auch irgendwie anstrengend. Hätte ich nicht gedacht«, gebe ich zu. »Und ich habe immer über Tyler gelacht, wenn sie mir von ihren Fotoshootings erzählt hat und wie fertig sie danach war.«
»Eine Freundin von dir?«, fragt Kevin, während er Utensilien wegräumt.
»Ja, Tyler ist Model. Sie war schon auf vielen Titelseiten.«
»Dann weiß sie, wovon sie spricht. Es ist wirklich nicht immer einfach, zu lächeln und den Ausdruck zu mimen, den der Fotograf oder der Auftraggeber verlangt«, bestätigt Kevin.
»Was ist schon einfach im Leben?«, antworte ich. Dann drehe ich mich zu Jay um und bin froh, dass die Beziehung mit ihm so unkompliziert und offen ist. Wir verabschieden uns von Kevin und er verspricht uns, die Fotos so schnell wie möglich zu schicken. Auf der Straße schwinge ich mich wieder hinter Jay auf den Sozius, schmiege meinen Kopf an seinen Rücken und halte mich ganz fest, bis wir wieder vor seinem Haus ankommen.
Er fährt in seine Einfahrt, öffnet das Garagentor und parkt das Motorrad neben seinem Sportwagen. Dann steigen wir ab und ziehen fast gleichzeitig die Helme von den Köpfen, sodass unsere Blicke sich treffen. Die Atmosphäre in der Garage gleicht einer Kulisse, die bei den meisten Menschen nur eine Assoziation zulässt: Ein kalter Raum, den man in der Regel schnell wieder verlässt. Nicht so bei Jay und mir. Ich kann es an seinem Blick sehen, an seiner Brust, die sich leicht hebt und senkt. Sein Atem, den er lang gezogen durch die Nase zieht.
Es riecht leicht nach Benzin und Motoröl, aber davon nehmen wir beide nichts wahr. Jay kommt einen Schritt auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Ich bin in erwartungsvoller Anspannung.
»Ich will dich hier«, raunt er mir heiser zu.
»Hier? Auf dem Motorrad?«
Er schüttelt verneinend seinen Kopf.
»Das ist Ashs Revier. Nein, ich will dich auf der Motorhaube meines Sportwagens ficken.«
Bei seinen Worten kann ich das vertraute Ziehen im Unterleib spüren und sauge jetzt ebenfalls scharf die Luft ein.
Jay kommt näher, streift mir die Lederjacke von den Schultern und drängt mich zum Auto.
»Du hast mich den ganzen Nachmittag schon angemacht.«
»Ich weiß. Ich dachte, du wolltest, dass ...«
»Du dachtest, ich wollte Aktbilder von dir, stimmt’s?«
Ich nicke.
»Hätte dich das erregt?«
»Ich glaube schon«, gestehe ich.
»Dann sollten wir das schnellstens nachholen«, verspricht er mir, während seine Lippen bereits meinen Hals streifen. Ich lege den Kopf in den Nacken und stütze meine Hände auf der Motorhaube auf. Meine Gefühle tragen mich davon.
»Zieh die Hose aus, das Shirt und die Stiefeletten lass an«, flüstert er heiser. »Das sieht verrucht aus.«
»Okay« Ich steige aus meinen Boots, öffne die Jeans und schiebe sie langsam runter. Dann steige ich wieder in meine Stiefeletten.
Jay hebt mich auf die Motorhaube, die sich im ersten Moment kalt anfühlt. Ich zucke kurz zusammen.
»Dir wird gleich warm«, verspricht er.
»Das glaube ich auch.«
»Leg dich zurück.«
Vorsichtig lasse ich mich nach hinten gleiten.
»Es kann nichts passieren.«
»Es ist ja nicht mein Auto«, scherze ich noch, dann greift Jay nach meinem Bein und lässt seine Lippen aufreizend langsam von meiner Wade aus nach oben gleiten, bevor er das Bein auf seiner Schulter ablegt. Mein Blick ist zu der Neonröhre über mir gerichtet und mir wird gerade wieder bewusst, wie erregend es ist, Sex nicht nur im Bett zu erleben. Mit Sean wäre so etwas nie möglich gewesen.
»Leg das andere Bein auch über meine Schulter.«
Ich tue, was er sagt, und versuche, mich in eine einigermaßen bequeme Lage zu bringen.
»Weißt du eigentlich, wie heiß du aussiehst?«
Ich antworte nicht, denn Jay erwartet keine Antwort. Er scheint fasziniert von der Frau auf seiner Motorhaube.
»Deine Haare fallen wie ein Fächer über den Lack.«
»Ich hoffe, du hast deinen Wagen vorher gewaschen«, fällt mir dazu nur ein.
»Natürlich.