Skandalöse Erlösung. Amanda Mariel

Skandalöse Erlösung - Amanda Mariel


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lächelte, nahm Notiz von der Art und Weise, wie er sich zu entspannen schien. Seine Schritte waren selbstbewusster und das Zittern, das sie zuvor in seiner Stimme entdeckt hatte, war verschwunden. »Gute alte Geschwisterrivalität vermute ich.«

      »Ja. Es ist einfach sich zu wünschen, dass einer verschwindet, wenn sie eine Kröte in dein Bett legen oder dein liebstes Spielzeug verstecken. Jedoch kann ich ganz und gar keine Unschuld vortäuschen. Ich habe Paroli geboten.«

      »Oh!« Sie legte ihre freie Hand auf ihre Brust. »Das Grauen.« Sie schoss ihm ein amüsiertes Lächeln zu. »Es scheint, dass ich die Glückliche bin. Aber dann kann ich mir vorstellen, dass Ihre Geschwister auch da waren, um Ihnen Gesellschaft zu leisten, wenn sich die Einsamkeit breit machte, oder ein Alptraum Sie aus Ihrem Schlummer gezogen hat. Möglicherweise gibt es keine Glücklichen, nur Menschen mit verschiedenen Umständen, die alle versuchen diese grausame Welt zu überleben.« Sie nagte an ihrer Lippe, fürchtete, dass sie erneut zu viel gesagt hatte.

      »Ja, möglicherweise.« Er stolperte, zog ihren Körper mit einem Ruck zu seinem. Ihre behandschuhte Handfläche kam an der soliden Wand seiner Brust zu liegen, als sie ihr Gleichgewicht wiedererlangte. Er blickte sich auf dem Boden um, sein Gesicht flammend rot. »Vergeben Sie mir. Da muss etwas auf dem Pfad gewesen sein.«

      War das Unsicherheit, was sie in der Tiefe seiner Augen sah? Wie dem auch sei, er schien verlegen zu sein und sie hatte nicht das Verlangen sein Unbehagen zu steigern. Sie entfernte ihre Hand von seiner Brust und ergriff einmal mehr seinen Arm. »Es gibt nichts zu vergeben. Lassen Sie uns unseren Weg fortsetzen und Sie können mir von Ihren Hobbys erzählen.« Sie drückte leicht seinen Arm.

      »Ich vermute nicht, dass sich meine Hobbys sehr von denen anderer Gentlemen unterscheiden. Ich reite gerne, besuche Rennen und meine Clubs.« Er führte sie näher an eine Baumgruppe.

      »Ich finde auch Gefallen an Reitsport. Es scheint, dass wir etwas gemeinsam haben.«

      »Ich verpasse selten meinen abendlichen Ausritt. Wenn ich es muss, sorgt mein Stallmeister dafür, dass meinem Pferd Bewegung verschafft wird. Beauty wäre ansonsten nicht zu beherrschen.«

      »Beauty ist Ihr Pferd?« Sie blickte amüsiert zu ihm hoch.

      »In der Tat. Meine Schwester, Jane, hat ihm den Namen gegeben. Ich hatte nicht das Herz ihren Vorschlag zurückzuweisen.«

      Es war, als ob er zwei Seiten hatte. Er hatte eine Freundlichkeit und Unbeholfenheit an sich, die sie begeisterte. Nichtsdestotrotz konnte sie nicht ignorieren, wie attraktiv und maskulin er war.

      Sie mochte nicht für einen Ehemann auf dem Markt sein, aber sie vermutete, dass er einen prächtigen Bettgefährten abgeben würde. Aufregung raste bei dieser Idee durch ihre Adern. Sie kam ein bisschen näher, atmete seinen würzigen Geruch ein, während sie seine Gesichtszüge studierte. Vielleicht könnte er ihr Liebhaber sein.

      KAPITEL 4

      Henry konnte nicht leugnen wie sehr er Lady Akfords Gesellschaft genoss. Noch konnte er sich an das letzte Mal erinnern, dass er eine Dame in solch einfache Konversation verwickelt hat. Etwas an ihr beruhigte ihn und machte, dass er sein Privatleben mit ihr teilen wollte. Er vergaß beinahe wie gefährlich die Dame sein konnte, während sie die Pfade entlang spazierten. Sicherlich hatte eine Dame wie sie kein ehrliches Interesse an ihm.

      Er blickte auf Lady Akford, nahm ihre feinen Gesichtszüge auf. Es wäre einfach ihr ins Garn zu gehen. Sie hatte ihn bereits halbwegs eingefangen mit ihrem ungezwungenen Lächeln und tristen Augen. Sein Herz fühlte mit bei dem Skandal und dem noch immer weitergehenden Klatsch, den sie aushielt. Ein Drang ihr zu helfen erfüllte ihn, ungeachtet der Konsequenzen, die erfolgen könnten. Er hatte das seltsame Verlangen die Umstände ihrer Vergangenheit zu verstehen. Ihre Fehltritte zu vergeben, komme, was wolle.

      Eine Marmorbank kam in Sicht, eingebettet bei einem Brunnen. »Könnten wir uns für ein Weilchen hinsetzen?«

      »Das würde mir gefallen.« Lady Akford richtete ihren Sonnenschirm so aus, dass mehr von ihrem Gesicht enthüllt wurde.

      Sie war in der Tat eine eindrucksvolle Frau, mit den Gesichtszügen einer Porzellanpuppe und den Kurven einer Verführerin. Feine Linien mussten erst noch in ihr Gesicht schleichen, ihre Augen bestachen mit deren katzenartiger Neigung und smaragdgrüner Färbung. Ihr herrliches rotbraunes Haar stach aus der Menge heraus. Wenn er raten müsste, würde er sagen, dass sie nicht einen Tag älter als fünfundzwanzig war. Kein Zweifel, sie könnte ihre Auswahl an den Gentlemen in der feinen Gesellschaft haben, wenn nicht dieser verfluchte Skandal wäre, der ihren Ruf verdorben hat.

      Sobald sie sich in einer Anhäufung gelben Tafts auf der Bank niedergelassen hatte, setzte er sich neben sie. Die vorige Nacht blitzte in seinem Verstand auf. Sie hatten sich eine ähnliche Bank geteilt, als sie über ihre Vergangenheit weitergeplappert hat, bevor sie ihn geküsst hatte. Ein Teil von ihm sehnte sich danach, dass sie es noch einmal tat. Dass sie ihre zarten rosa Lippen auf seine brachte, seinen Mund neckte und ihn anflehte sie ihren Schmerz vergessen zu lassen. Er blinzelte der tollkühnen Idee zuwider.

      »Worüber denken Sie nach?« Lady Akford neigte ihr Kinn in seine Richtung.

      Er zuckte, da er erwischt wurde, wie er sie studierte, räusperte sich dann. »I-Ich habe daran gedacht, was Sie letzte Nacht gesagt haben.« Nicht die ganze Wahrheit, aber es würde genügen.

      »Oh. Ich entschuldige mich für meine Worte … und Handlungen. Ich fürchte ich war sehr betrunken und habe mich völlig zum Narren gemacht.« Ihre Wangen erblühten hochrot, aber sie hielt seinen starren Blick fest. »Ich mache übermäßigen Genuss nicht zur Gewohnheit, das versichere ich Ihnen.«

      »Denken Sie nicht weiter darüber nach.« Er tätschelte ihre in einem Glacéhandschuh steckende Hand, bevor er sich davon abhalten konnte. »Ich will verstehen, warum Sie zu Lord Luvington gegangen sind, nachdem Ihre Trauerzeit geendet war. Warum haben Sie nicht Ihre Familie aufgesucht?« Er war ein verfluchter Schwachkopf. Das eine Thema, das er nicht mit ihr bereden sollte, und er hat die Tür einfach ganz weit aufgeworfen. Er blickte weg, schalt sich innerlich für seine Dummheit.

      Lady Akford schlug ihre Augen auf den Boden nieder. »Es ist eine ziemlich—«

      »Da bist du ja«, rief eine heitere feminine Stimme.

      Lady Wexil spazierte auf sie zu, während sie ihren Fächer in der Luft schwang. Er blickte auf Lady Akford. Sie nagte an ihrer Unterlippe, machte keine Anstalten weiterzusprechen. Ein Seufzer der Erleichterung glitt von seinen Lippen. Er wollte die Antwort auf seine Nachfrage nicht wissen, wollte seine Freunde nicht mit ihr besprechen, und jetzt würde er das nicht tun müssen. Dem Himmel sei Dank für die Ablenkung.

      »Ich habe überall nach meiner lieben Cousine gesucht.« Lady Wexil stand schließlich neben der Bank. »Ich entschuldige mich, Lord Shillington, aber ich muss einfach Lady Akford fortziehen.«

      »Natürlich.« Henry stand auf und streckte seine Hand aus, um Lady Akford auf die Füße zu helfen. Als sie ihre Hand in seine legte, überfiel ihn ein Trommelfeuer aus Kribbeln. Etwas an der gefährlichen Schönheit erreichte ihn. Wagte er dies weiter zu erkunden?

      »Ich danke Ihnen, Lord Shillington.«

      Er konnte seine Aufmerksamkeit nicht von ihr ziehen, als sie mit Lady Wexil plauschend davon ging. Der Schwung ihrer Hüften hypnotisierte ihn, hielt seine Aufmerksamkeit als Gefangener, während der Singsang ihrer Stimme sich um ihn hüllte. Als sie um eine Biegung im Pfad verschwand, erlaubte er es sich zurück auf die Bank zu sinken.

      Er schloss seine Augen gegen die Sonne des späten Nachmittags und ließ sein Kinn in seiner Handfläche ruhen. Er war ein verfluchter Dummkopf. Man konnte es nicht anders nennen. Lady Akford bezauberte ihn. Er konnte sich genauso wenig von ihr abwenden, wie er die Sonne am Untergehen hindern konnte. So sehr er es sich auch wünschte.

      »Erzähl mir nicht, dass du jetzt das Sonnenbaden anfängst, Shillington.«

      Keerys Stimme riss Henry aus seinem entspannten Zustand. Seine Brust zog sich zusammen, als er seine Schwester, Lady Jane, am Arm des Schwerenöters bemerkte. Er stand hastig auf, um seine Schwester zu retten, obwohl sie seine Hilfe nicht zu wollen schien. »Jane, was machst


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