Skandalöse Erlösung. Amanda Mariel

Skandalöse Erlösung - Amanda Mariel


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Abstand hinter uns.«

      Er schoss Keery einen mürrischen Gerichtsausdruck zu, als der Schurke es wagte zu kichern, wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Jane zu. »Gleichwohl, erlaube mir dich zum Haus zurückzubringen.«

      Jane ließ ihre Finger von Lord Keerys Arm fallen. Sie bot einen Knicks dar. »Ich danke Ihnen für den angenehmen Spaziergang, Lord Keery.«

      »War mir ein Vergnügen.« Keery blinzelte Jane zu. Er kam auf Henry zu und lehnte sich näher hin, um nahe seines Ohrs zu flüstern: »Entspann dich. Ich habe kein Interesse an deiner Schwester.« Er richtete sich auf und wandte sein verwegenes Grinsen auf Jane. »Guten Tag, my Lady.«

      Henry blickte Keery prüfend an, bot dann Jane seinen Arm an. Sie blitzte ihn an, aber ließ ihre Finger trotzdem auf seinem Ärmel ruhen. Er wandte seinen Rücken dem Haus zu, als Keery in die entgegengesetzte Richtung weiterging.

      Ihre Magd musste erst noch in Sichtweite kommen. Er würde sich bei der nächstmöglichen Gelegenheit um die Dienerin kümmern. Man muss sich das vorstellen, seine kleine Schwester war mit einem ruchlosen Schwerenöter bei einem Spaziergang und ihre Magd, die zunächst einmal keine angemessene Anstandsdame darstellte, war nirgendwo zu sehen. Das war gewissenlos. Mit einem solchen Verhalten würde sie sich als Thema des neuesten Ondit wiederfinden, und eher früher als später.

      Er drehte seinen Kopf, nagelte sie mit ihrem Blick fest. »Jane, du darfst nicht mit Lord Keery verkehren, außer du wirst angemessen begleitet. Sogar dann würde ich es vorziehen, wenn du dich nicht auf ihn einlässt. Der Mann hat einen Ruf und das weißt du sehr wohl.«

      Jane schlug ihn mit ihrem Fächer. »Du bist anmaßend, Bruder. Ich habe dir gesagt, dass meine Magd bei uns war. Überdies ist Lord Keery dein Freund. Er würde mir kein Leid antun.«

      »Deine Magd ist nirgendwo zu sehen.« Henry trug zur Schau wie er sich umblickte. »Sprich, wo ist sie hingegangen?«

      »Es tut mir leid ich weiß es nicht recht. Nichtsdestotrotz ist nichts abseits des Gewöhnlichen vorgefallen. Lord Keery war ein perfekter Gentleman. Er hat mich nur begleitet, weil Lady Gillian krank wurde, während wir spazieren waren. Ich versichere dir, es war nicht mehr als eine Nettigkeit.«

      »Mein Freund zu sein macht ihn nicht zu einem guten Verehrer.« Henry bezweifelte sehr, dass Keerys Handlungen ehrenhaft gewesen waren. Er konnte nur hoffen, dass der Wüstling gedankenvoll gehandelt hat, um die Zuneigung irgendeiner anderen Dame zu gewinnen. Seine liebe Schwester hatte überhaupt keine Ahnung von Männern.

      Ungeachtet ihrer vorigen drei Gesellschaftssommer, musste sie noch jemandes Aufmerksamkeit erlangen. Sie wäre wehrlos gegen die Reize eines erfahrenen Schwerenöters. War das, was mit Lady Akford passiert ist? War sie vor all diesen Jahren hilflos gegen Luvingtons Avancen gewesen?

      Jane zerrte an seinem Arm. »Möglicherweise solltest du dich mehr über deine eigene Begleitung sorgen und weniger über meine. Was machst du mit dieser  … dieser …. Oh, du weißt sehr wohl, was sie ist.«

      Er brachte sie zum Stehen und drehte sich, um sie anzublicken. »Lady Akford ist eine gute Frau, die in ihrer Jugend einen Fehler gemacht hat. Wärst du alleine mit Lord Keery gefunden worden, wärst du in der gleichen Position. Unwiderruflich ruiniert.«

      Janes Wangen brannten. »Sie ist eine Dirne. Jeder sagt das.«

      Ihre Einschätzung verstimmte ihn mehr, als er zugeben mochte. Der Muskel in seinem Kiefer zuckte, als er darum kämpfte seine ansteigende Wut zu mindern. »Lady Wexil und Duchess Abernathy denken nicht so, genauso wenig wie ich. Der Rest der feinen Gesellschaft liegt falsch.«

      »Wie du wünschst, Bruder.« Janes Augen blitzten vor Entrüstung auf. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie in den Augen der feinen Gesellschaft ruiniert ist. Du bist der Erbe einer Grafschaft, ein Vicomte um Himmels willen. Du brauchst eine angemessene Ehefrau und solltest deine Zeit damit verbringen nach einer zu suchen.«

      »Ich bin mehr befasst mit deinen Aussichten.« Henry drehte sich um und brachte sie zurück in Bewegung.

      Obwohl er es nicht zuzugeben wünschte, hatte Jane Recht. Er musste heiraten, aber sie lag falsch bei Lady Akford. Verärgerung brandete in ihm auf. Was, wenn seine Schwester Recht hatte? Die Tatsache, dass er Lady Akford nicht mit ganzem Herzen verteidigen konnte, diente nur dazu ihn weiter zu wurmen.

      Claudia lehnte sich auf dem Sofa in Vivians Ankleidezimmer zurück, während ihre Cousine über die neueste Mode schnatterte. Vivian hatte zwei neue Ballkleider von Mrs. Brudette in Auftrag gegeben und streckte nun eines zu Claudia hin. Die scharlachrote und schwarze Seide fiel in Plissees und Kaskaden, die im Kerzenlicht erstrahlten. Eine pflaumenlila Robe aus Seide und Spitze im ähnlichen Stil hing hinter Vivian.

      »Sie sind so ansprechend, dass ich, als ich sie gesehen habe, dich einfach holen musste. Wie werde ich jemals zwischen den beiden auswählen? Der Ball wird über uns kommen, bevor wir es wissen und ich muss eines davon tragen.« Vivian umarmte das Rot und Schwarze an ihrer Brust. »Welches bevorzugst du?«

      Claudia konnte das mentale Bild von Lord Shillington, wie er sie über die Tanzfläche wirbelte, nicht aufhalten. Wann hatte ein Mann zuletzt ihr Interesse so vollständig ergriffen? Ihr Herz zog sich bei der Antwort zusammen. Julian, vor sechs Jahren. Sie hatte ihn von ganzem Herzen geliebt. Eine flatterhafte Träumerei. Das war völlig anders. Sie liebte Lord Shillington nicht, sie schwärmte lediglich für ihn. Sie würde sich selbst nie wieder erlauben zu lieben. Die Empfindung führte nur zu Herzschmerz und sie hatte davon bereits genug gehabt.

      »Claudia.«

      Sie riss sich beim Klang ihres Namens aus ihrer Grübelei. »Das Rote steht dir gut.« In Wahrheit würde jede der Roben umwerfend an ihrer Cousine aussehen. Claudia sagte nur das Erste, was ihr in den Sinn kam und Vivian hielt zufällig gerade das Rote.

      »Ich stimme dir durchaus zu. Dann ist es beschlossen.« Vivian drapierte die Robe über einen Ohrensessel, setzte sich schließlich neben Claudia. »Du bist abgelenkt, meine Liebe.«

      Sie erzwang ein Lächeln. »Überhaupt nicht.«

      »Du konntest noch nie lügen. Jetzt erzähl mir was dich so beschäftigt?«

      Sie konnte Vivians Einschätzung nicht bestreiten; Claudia war immer eine schreckliche Lügnerin gewesen. Sie begegnete dem starren Blick ihrer Schwester. »Ich möchte lieber nicht darüber sprechen.«

      »Seit wann versteckst du Dinge vor mir?« Vivian verlagerte sich, um näher bei ihr zu sitzen. »Es gab eine Zeit, da hast du mir alles erzählt. Es scheint es ist mir misslungen zu bemerken, dass du jetzt Geheimnisse für dich behältst.«

      Vivian war wie ein Jagdhund auf einer Fuchsjagd, wenn sie etwas zu wissen wünschte. Sie würde auf ihrem Kurs nicht verweilen, bis sie ihre Beute gefangen hatte. Es gab keinen anderen Ausweg. Claudia würde ehrlich sein müssen. »Lord Shillington.« Ein Seufzen schwebte zwischen ihren Lippen heraus. »Ich habe an Lord Shillington gedacht.«

      »Ich wusste es! Ich habe euch beide gestern Abend zusammen das Musikzimmer verlassen sehen. Dann diesen Morgen im Frühstückszimmer …« Vivians Augen funkelten. »Ich habe dann etwas vermutet, aber nachdem ich euch heute Nachmittag wieder zusammen gefunden habe … Oh, Claudia, ich freue mich so für dich.« Sie griff nach ihr und nahm eine von Claudias Händen in ihre, ein breites Lächeln zog ihre Lippen in die Länge. »Ich wusste du würdest deine Meinung ändern.«

      »Meine Meinung über was ändern?« Claudia klappte ihren Fächer auf. Sie mochte die Wendung nicht, die diese Unterhaltung nahm.

      »Heirat, du dumme Gans.« Vivian drückte ihre Hand.

      »H-heiraten. Herrgott nein.« Claudia fühlte, wie das Blut aus ihrem Gesicht verschwand. Von all den Dingen, die Vivian hätte sagen können, hätte sie dies nicht vermutet.

      Vivian ließ ihre Hand los, legte ihren Kopf leicht schief, als Verwirrung ihre Augen flutete. »Wenn du nicht Heirat im Sinn hast, dann was?«

      Claudia wedelte schneller mit ihrem Fächer, ihr Herz schlug wild. »Ich habe dir gesagt, ich werde nie wieder heiraten.«

      »Warum


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