Verwandlung. Dana Lyons

Verwandlung - Dana Lyons


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Morgan, Metro PD. Das ist er, der da am Auto lehnt.«

      Sie kniff die Augen zusammen und legte ihren Kopf schief, nahm Detective Morgan unter die Lupe. Ihr erster Gedanke war was für ein gutaussehender Mann—schwarzes Haar, wohlgeformtes Gesicht, groß und schlank. Aber der giftige Blick, den er ihr zuwarf, brachte sie dazu ihre Beurteilung abzuändern. »Er sieht nicht gerade glücklich aus uns zu sehen.«

      »Sind sie das jemals?«, sagte Jarvis.

      Sie gingen hinüber und Jarvis stellte sie einander vor. Als er ihren Namen sagte, wurde Morgans unglückliches Gesicht sogar noch düsterer. Ein Handschlag wurde nicht angeboten.

      Dreya schnaubte.

      Meinetwegen, Mann. Vielleicht ist er einfach kein Morgenmensch.

      Sie starrte auf Libbys bedeckten Körper. Morgan nahm seinen Notizblock heraus, las. »Weiße Frau, Mitte Zwanzig, sie ist die Tochter von—«

      Sein emotionsloser Tonfall ärgerte sie. Obwohl sie von ihm nicht erwartete, dass er ihre Trauer über dieses verlorene Leben empfand, war sein Verhalten trotzdem ärgerlich. Sie schnitt ihm das Wort ab. »Sie ist die Tochter von Senator Stanton. Ich kenne das Opfer, Detective Morgan.«

      Sie ging davon, ließ ihn mit Jarvis zurück, während sie an die Abdeckplane heranging. Mord und Chaos waren alte Freunde von ihr und sie hatte mehr Leichname gesehen, als sie zählen wollte. Aber selten, Gott sei Dank, fand sie jemanden unter der Abdeckplane, den sie gern hatte.

      Außer heute.

      Sie zog Handschuhe an, setzte sich in die Hocke und zog die Plane zurück. Beim Anblick von Libbys Gesicht keuchte sie und schloss ihre Augen.

      Sie hatte keinen leichten Tod.

      Während Libbys Körper die Effekte einer längerfristigen Versenkung erspart geblieben sind, war ihr Gesicht in einer Unerbittlichkeit aus Schmerz und Schrecken erstarrt. »Liebe Libby, was hast du getan?« Sie zog die Bedeckung komplett zurück, um ihren Körper zu enthüllen, schaute nicht nur auf das, was da war, sondern schätzte ab, was fehlte. Nachdem sie langsam herumgegangen war, hielt sie an, legte einen Arm hoch, während ihr Finger auf ihr Kinn klopfte.

      Es gab keine nach etwas schreienden Überraschungen auf Libbys Körper. Das Kleid, das Make-up, ihr einer Schuh. Sie machte eine geistige Notiz von dem fehlenden Schuh. Auf der anderen Seite der Leiche ging sie in die Hocke, um einen näheren Blick auf sie zu bekommen. Als sie etwas Glänzendes sah, griff sie zwischen Libbys Brüste, wo das Kleid tief fiel. »Was zum Teufel?« Was ihr ins Auge gestochen war, schien eine Feder zu sein, eine winzig kleine Feder. Sie beabsichtigte sie vom Körper zu heben, aber sie war fest.

      »Was«, grummelte sie. Ein schneller Blick um sie herum zeigte ihr, dass es niemanden interessierte, was sie tat. Detective Mürrisches-Gesicht hatte ihr den Rücken zugewandt und sprach lebhaft mit einem aus dem Gerichtsmediziner-Team. Jarvis klebte an seinem Handy, starrte himmelwärts, einen Finger in sein freies Ohr gepresst.

      Sie zog leicht an der Feder, sie war definitiv angeheftet. Ein schneller Zug und sie löste sich mit einem klitzekleinen ›plop‹. Sie grub eine Asservatentüte heraus, ließ die Feder hineinfallen und ließ den Beutel in ihre Tasche gleiten.

      »Was ist hier sonst noch verkehrt?«, murmelte sie. Sie blickte prüfend auf die Haut von Libbys Arm und kniff die Augen zusammen, nicht sicher was sie sah. Die Haut war … verschattet.

      Sie legte die Plane zurück, bedeckte Libbys verzerrtes Gesicht, den gekrümmten Körper, die leeren Augen. »Mach dir keine Sorgen, Süße«, sagte sie, während sie aufstand. »Jemand wird todsicher dafür bezahlen.«

      Jarvis gab ihr ein Zeichen sich zu ihm zu gesellen. Als sie ankam, beendete er sein Telefongespräch, während er heftig mit dem Kopf nickte. »Ja, Sir, Senator Stanton. Ich verstehe. Ich sage es ihr.« Er tat das Handy in seine Tasche.

      »Was?«

      »Der Senator möchte Sie dabei haben.«

      Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe das erwartet. Ich würde es nicht anders wollen.«

      »Er möchte, dass Sie mit Morgan arbeiten. Er kennt den Detective von einem früheren Fall und er will, dass er ein Teil der Ermittlungen ist.« Jarvis zog sie zur Seite. »Der Senator bekommt, was er will. Er will Sie, weil er Sie kennt und er kennt Ihren … Grad an Integrität.« Er blickte sie eindringlich an. »Er weiß auch, dass Sie ohne Partner arbeiten.«

      Sie seufzte, wusste, dass eine nicht gerade dezente Rüge kommen würde, und starrte über Jarvis’ Schulter auf Detective Morgan, der mit dem Gerichtsmediziner sprach. Jarvis’ Stimme dröhnte weiter.

      »Jeder in der Dienststelle lobt Sie dafür, dass Sie Ihren Partner wegen Korruption angezeigt haben, aber Sie können nicht weiterhin alleine arbeiten.«

      Sie antworte, roboterhaft. »Nicht meine Schuld, dass niemand mit mir arbeiten möchte.«

      Er zog sie näher heran und zischte in ihr Ohr. »Sie haben eine Grenze überschritten, als sie diese Aufnahme an die Ehefrau Ihres Partners gegeben haben, und das wissen Sie verdammt genau.«

      »Was ich verdammt genau weiß«, zischte sie zurück, »ist, dass seine Frau verstehen musste, mit was sie verheiratet war.« Sie zog sich zurück und taxierte ihn, streckte ihr Kinn herausfordernd vor. »Ich würde es wieder tun.«

      Er ignorierte ihre Herausforderung. »Wegen Libbys Identität ist dieser Fall für die Bundesbehörde, also haben Sie die Leitung. Aber Sie müssen wissen, dass dies ihr letzter Fall ohne Partner ist—Sie müssen sich auf diese Eventualität vorbereiten.« Er ruckte mit seinem Kopf in Richtung Morgan. »Arbeiten Sie mit dem Detective, weil es Stanton verlangt. Und arbeiten Sie mit ihm, weil Sie Ihre soziale Kompetenz auffrischen müssen.«

      Sie schnaubte vor Entrüstung auf, aber bewahrte Stillschweigen, ließ Jarvis weiterplappern. Hinter ihm unterhielten Detective Morgans Mätzchen den Gerichtsmediziner.

      »Hören Sie mir zu?«

      In den Moment zurückspringend, sah sie Jarvis’ Mund in einer flachen, grimmigen Linie, ein sicheres Zeichen, dass sie etwas verpasst hatte. »Ja, Sir. Natürlich. Sie haben gesagt?«

      »Ich habe gesagt, dass dies ihr letzter Fall ist, in dem sie alleine arbeiten; ich kann Sie nicht länger abtrünnig werden lassen. Nach alldem machen Sie den nächsten Test und kommen weiter, oder ich stelle Sie mit einem Partner auf der Rückseite der Hölle ab. Verstanden?«

      Sie blinzelte, wunderte sich, was Jarvis’ Vorstellung von der Rückseite der Hölle erfüllte. Sie wollte es nicht wissen. »Ja, Sir.«

      »Halten Sie mich auf dem Laufenden und gehen Sie und arbeiten mit Ihrem neuen Partner.« Er stakste zu seinem Auto und fuhr davon.

      »Puh«, atmete sie mit einem Pfeifen aus. Während sie Morgan und den Gerichtsmediziner beäugte, ging sie heran, ihre Lippen in Erwartung von Morgans Einstellung fest zusammengepresst. Was auch immer sein Problem war, er fand sich besser schnell damit ab.

      Der Gerichtsmediziner sah sie und nickte Morgan zu, der sich umdrehte und sie beobachtete, wie sie auf sie zukam; das Lächeln und die Lebhaftigkeit wich mit jedem Schritt aus seinem Gesicht. Als sie ihn erreichte, waren seine Augen hart, seine Lippen eine starre Linie der Missbilligung und seine Hände in seine Taschen geschoben.

      Sie ignorierte ihn. Sie zog ihren Notizblock heraus und sprach zu dem Gerichtsmediziner. »Todeszeitpunkt?«

      »Der Todeszeitpunkt, die Länge der Versenkung und die Wassertemperatur berücksichtigend—«

      »Ja, ja«, sagte sie, drehte ihren Finger im Kreis, um ihn zu beschleunigen.

      »Ungefähr 1 Uhr nachts, vielleicht etwas früher. Mit der Vorstellung von Suizid—«

      »Libby Stanton hat keinen Selbstmord begangen.« Der Gerichtsmediziner schoss ihr einen kurzen Blick zu. »Ich kenne sie«, protestierte sie. »Das ist kein Selbstmord.«

      »Dann, ohne eindeutige tödliche Wunden, wird sich die Todesursache im toxikologischen Bericht finden. Ich werde mehr wissen, wenn ich sie geöffnet habe, aber ich wette die Antworten sind in der Toxikologie. Sie erzählt immer


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