Haus im Grünen II. Ernst Friedrichsen

Haus im Grünen II - Ernst Friedrichsen


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       Ernst Friedrichsen

       Haus im Grünen II

       Wer mordet denn da?

      Copyright: © 2020 Ernst Friedrichsen

      Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

      Umschlaggestaltung & Satz: Erik Kinting

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH

      Halenreie 40-44

      22359 Hamburg

      978-3-347-12649-7 (e-Book)

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

      bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

       Kapitel 1

      Es war Sonntag. Sie lagen gemütlich in den Federn und die Sonne suchte ihren Weg durch die dicken Vorhänge, die das Licht in ein diffuses, in einer tanzenden Staubwolke glitzerndes Hell dimmte. Er lag seitlich zu ihr gewandt. Sein Kopf lag in etwas unbequemer Haltung auf seiner Schulter; er schmunzelte. Den Ellenbogen in die Matratze gedrückt, sah er ihr beim Schlafen zu. Es war neun Uhr durch, für ihn Zeit zum Frühstücken. Er sah sie gerne so schlummernd, es war ein friedvolles Bild.

      Ihre Augen rollten unter den Augenlidern, mal ruhig, mal eilig hin und her. Ihre zarten schmalen rosa Lippen formten sich, als wollten sie Worte bilden; abgelöst von einem Schmunzeln. Ein ständiges Mienenspiel, dann ein besorgtes Gesicht und wieder ein Lächeln. Er fand dieses Schauspiel unterhaltsam. Ihm war durchaus bewusst, dass er sie auf eine Art liebte, die ihm unbekannt war. Er hatte Marie auch geliebt, hatte er jedenfalls immer gedacht, aber die Liebe zu Sibylle ging ihm in einer Art unter die Haut, dass es ihn ängstigte. Er kam ihrem Gesicht ganz nah, ihr Atem strich sacht über seine Wange. Das weiche Licht der frühen Sonne zeichnete ihr Gesicht mit zarten Schatten: zerbrechlich und weich, schutzbedürftig, begehrenswert.

      Er bewegte sich nicht. Eine Feder, die sich aus dem Bettzeug wagte und ihn in die Wade pickte, störte seine Ruhe. Mit einem vorsichtigen Ziehen entfernte er das störende Objekt. Eine schöne weiche Feder war es. Ganz sachte fuhr er mit ihr unter der Nase der Schlummernden entlang. Ein leichtes Rümpfen der Nase und das Anziehen der Beine folgte. Erneut kitzelte er sie mit der Feder. Schon fuhr ihre Hand ziellos durch die Luft, begleitet von einem leisen Knurren. Nach dem dritten Anlauf öffnete sie die verschlafenen Augen.

      »Aufwachen, der Tag ist da«, gurrte er, begleitet von einem Kuss auf die Stirn.

      Sie legte sich mit dem Kopf auf seine Brust. Er durchkämmte mit den Fingern ihr Haar.

      »Ich hatte einen komischen Traum. Ich wurde von einer Bestie gejagt, mit großen Zähnen, die mich fressen wollte. Es war nicht zu erkennen, was es für ein Untier war, nur dass es mich jagte. Es war, als würde ich auf der Stelle treten, es war kein Entkommen möglich. Ich spürte schon seinen Atem, der nach Verwesung roch, im Nacken. Das Vieh drohte mich zu Boden zu reißen. Im letzten Moment breitete ich die Arme aus und konnte fliegen, ich spürte noch die Krallen am Fuß. Aus der Höhe sah ich einen grauen Haufen, der fauchend in die Luft griff. Ich war ganz allein und hatte panische Angst, so intensiv, als sei es Wirklichkeit.« Ihre Stimme klang ängstlich, der Traum wirkte noch nach.

      Sie sah ihn an, eine Hand hatte sie hinter seinem Nacken, als wollte sie Halt suchen.

      »Träume haben bestimmt ihre Bedeutung«, sagte Peter. Mit aller Zärtlichkeit küsste er sie. »Du bist in Sicherheit. Der Traum ist vorbei. Ich bin bei dir.« Seine Fingerspitzen strichen, kaum die Haut berührend, über ihre Lippen.

      Seine Augen betrachteten ihren Körper und er hatte eine Idee, während in der Küche die Kaffeemaschine röchelte. Sein Kopf fiel aufs Kissen, mit einem nicht ausgesprochenen Mist. Der Duft von warmem Toastbrot durchzog die Räume.

      »Hat die Maschine einen Timer?«, fragte er hoffnungsvoll.

      »Nein, das dürfte Alfons sein.«

      »Alfons, auch der noch«, erboste er sich. Die Eifersucht auf Alfons wollte nicht so einfach weichen. »Wie kommt der ins Haus? Oder war der die Nacht über hier?«

      »Nein, er hat sein Eigenheim am See. Und einen Schlüssel braucht er nicht. Er geht durch die Wand. Er möchte sicher den Rasen mähen, bei dem Wetter ist er immer früh auf den Beinen. Zuvor gönnt er sich eben noch einen Kaffee.«

      Es klopfte an der Tür. »Darf man eintreten?«

      »Ja!«, antwortete Sibylle.

      Beide richteten sich auf, zogen die Bettdecke hoch – eine Reflexhandlung, es gab nichts zu verbergen. Ein Tablett mit duftendem nachtschwarzen Kaffee, warmen Toast mit Marmelade und belegten Brötchen wurde den beiden von Alfons gereicht.

      »Alfons, du bist der beste Hausgeist, den es gibt«, sagte Sibylle lachend.

      Dass Alfons ein echter Geist war, wusste außer ihr nur Peter, der sich aber mit dieser vermeintlichen Dreiecksbeziehung nicht besonders gut arrangieren konnte.

      Peter machte eher ein knurriges Gesicht. Er fühlte sich gestört, ein anderer Start in den Tag hätte ihm besser gefallen. »Danke für die Mühe.«

      »Ist mir ein Vergnügen.«

      Peter sah Alfons an, sagte aber nichts.

      Alfons schmunzelte, hatte er doch erreicht, was er wollte. Seine Sibylle war etwas Besonderes für ihn. »Ich mäh gleich den Rasen – oder kann ich den Herrschaften noch einen Wunsch erfüllen?«

      »Nein, danke, du bist doch nicht mein Diener.«

      »Sehr wohl, Madame.« Alfons schloss die Tür.

      »An deinen Geist muss ich mich erst noch gewöhnen. Und diese Strickweste – ein Graus.«

      »Sein Markenzeichen. Ich habe ihm eine Menge zu verdanken.«

      Nachdenklich blickte sie zur Tür und biss vom warmen Toast ab. Marmelade klebte ihr an der Oberlippe.

      Peter nahm ihr Kinn in die Hand, zog sie zu sich und küsste ihr die Lippen sauber. »Du bist süß. Eine Sünde.« Er sah ihr dabei tief in die Augen.

      »Ein Genuss«, lachte sie ihn an. »Das Frühstück meine ich natürlich«, ergänzte sie.

      »Klar. Was auch sonst.« Er machte auf enttäuscht.

      »Besser kann ein Tag nicht beginnen.« Sie rekelte sich.

      »Wer kümmert sich um die Krümel?«

      »Wer denkt denn an solch einem Tag an Krümel!«, lachte sie. »Hast recht«, sagte er und reichte ihr sein Brötchen zum Abbeißen. »So sollte das Leben weitergehen.«

      »Jeden Tag Sonne macht Wüste«, ermahnte sie ihn.

      »Wo hast du denn diese Weisheit her?«

      »Von Alfons. Das sagt er immer, wenn etwas zu gut, zu reibungslos läuft.«

      »Was machen wir heute, hast du eine Idee?«, fragte er mit vollem Mund.

      Sie sah ihn über den Rand der Tasse an, die sie mit beiden Händen umfasste, da sie dazu neigte, kalte Finger zu haben. »Ich weiß nicht. Erst werde ich duschen, dann auf die Liege, in die Sonne, sehen, was der Tag so bringt.«

      »Ist gut, ich mache die Krumen weg und den Abwasch. Ich denke mir etwas aus, was wir unternehmen können«, sagte er.

      Sibylle ging ins Bad. Er räumte den Rest des Frühstücks weg und schüttelte die Betten auf.

      Aus dem kleinen Fenster der hinteren Tür


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