Haus im Grünen II. Ernst Friedrichsen

Haus im Grünen II - Ernst Friedrichsen


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Rasenmäher drehte seine Kreise, verstummte unvermittelt. Sibylle sah zur Maschine. Kein Alfons. Sie wunderte sich.

      Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie legte ihr Buch beiseite und eilte ins Haus. Da stand ihr Traummann stocksteif im Flur, nur ein Handtuch über dem Arm.

      So habe ich ihn noch nie betrachtet. Sie ging einmal um ihn herum. Knackiger Po, dachte sie. Er starrte in die Luft, abwesend, nicht ansprechbar.

      »Alfons, bist du in seine Gedanken gegangen?« Sie wusste, dass Alfons sich Sorgen um sie machte, aber das ging dann doch zu weit. Dass sie nun nichts ausrichten konnte und sie sich ohnehin keine Sorgen um ihren Peter machen musste, wusste sie.

      »Komm du mir nach Hause«, sagte sie und legte sich wieder in die Sonne, ihr Buch vor der Nase.

      Plötzlich brummte der Mäher wieder. Sie legte ihr Buch beiseite.

      »Alfons, kommst du mal?«, rief sie recht laut und energisch.

      Einem Dackel gleich, den man gescholten hatte, trottete er zu ihr. Auch Geister können ein schlechtes Gewissen haben. Dass er in Thomsens Gedanken herumfischte, sollte sie eigentlich nicht mitbekommen.

      »Was wolltest du in seinem Kopf? Tu das nie wieder! Ist das klar!« Sie war laut und deutlich.

      Alfons mochte es nicht, wenn sie zornig auf ihn war. »Ich wollte nur sicher sein, dass er kein Spielchen mit dir treibt … und dir das Herz bricht.« Er senkte den Kopf.

      Sie stellte sich vor ihn hin und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Du weißt, dass ich dir vertraue und dankbar bin. Aber tu es nicht wieder.« Sie legte auch die andere Hand auf seine Schulter. »Hast du das auch mit mir gemacht?«

      »Nein, nein! Das würde ich mir nie erlauben. Ich liebe dich … auf meine Art.«

      Sie zog ihn zu sich hin, drückte ihre Stirn an seine. »Ich dich doch auch, du alter Zausel.«

      »Er mag Weißbrot mit Leberwurst und Marmelade.«

      Peter wollte gerade die Tür öffnen, als sein Blick durch das kleine Fenster in den Garten fiel. Wie die beiden da so standen … Seine Eifersucht durchzog ihn aufs Neue. Er war kurz davor rauszustürzen, doch die Vernunft sagte ihm, dass er es dulden musste.

      Da bemerkte er ein Frösteln und sah an sich herab, nur ein Handtuch in der Hand. Bin ich denn senil? Ich wollte doch duschen. Was würde Sibylle von mir halten, wenn ich nackt in ihrem Garten herumlaufe? Obwohl ihn keiner gesehen hatte, wurde er puterrot.

      Er eilte unter die Dusche. Es wäre ihm peinlich, wenn Sibylle unvermittelt vor ihm stehen würde.

      Nach dem Duschen, auf Sibylle zugehend, warf er Alfons einen Blick zu, der eine Eiche umgehauen hätte. »Was hältst du davon, wenn wir ein Eis essen gehen?«, sagte er zu Sibylle.

      »Ja, eine gute Idee. In Flensburg?«

      »Nein, ich dachte da an Bredstedt, mein Zuhause. Da gibt es leckeres Eis.«

      »Ist gut, dann mach ich mich mal frisch und fein. Etwas Sommerliches.«

      »Behalte doch das an, was du gerade trägst.«

      »Ich denke nicht, dass es ankommt.«

      »Es gefällt mir, was du anhast. Obwohl es schon wieder zu viel Stoff ist, der deinen Körper bedeckt.«

      Sie knuffte ihn in die Seite. »Du bist ein Lüstling.« Sie küsste ihn und knabberte an seiner Unterlippe.

      »Ich räume noch deine Sachen weg, oder macht das dein Gärtner?«

      »Frag ihn!«

      Peter sah sie an und musterte sie von oben nach unten. Sie mochte es, wenn seine Blicke an ihr auf und ab fuhren.

      »Ich denke doch, du hast einfach zu viel an«, rief er ihr nach. Er nahm sein Handy und machte noch ein kurzes Telefonat.

      Sie hatte etwas Leichtes, Sommerliches angezogen. Sie musste gegen die Sonne sehen, aber sie bemerkte, dass Peter ein ernstes Gesicht machte. Er warf einen Seitenblick auf den vorbeihuschenden Geist.

      Sie stupste ihn an. »Bist du schon wieder eifersüchtig?«

      »Ich kann nicht aus meiner Haut.« Seine Augen folgten dem Geist.

      »Du brauchst doch nun wirklich keine Angst haben.«

      »Ich weiß, er ist nur ein Geist, aber ich habe immer das Gefühl, dass du ihm mehr vertraust als mir. Und dass du mit deinen Gedanken mehr bei ihm bist als bei mir.«

      »Ich liebe euch beide, dich mit Leib und Seele, ihn mit dem Herzen.« Ihre Arme umschlangen seinen Hals.

      »Ich weiß, ich mache mich lächerlich.«

      Sie lächelte ihn an, wie es nur Verliebte vermögen. »Nein, du bist nur in deinen Gefühlen verloren. Ist schon in Ordnung. Aber wollen wir uns wegen eines Geistes streiten? Fahren wir, ich möchte den Tag nicht mit Diskussionen beginnen.«

      Peter ging zum Wagen, murmelte vor sich hin.

      »Wir sind dann mal weg«, rief sie Alfons zu.

      »Habt Spaß und macht keinen Unfug. Nicht dass Beschwerden kommen.«

      »Du bist wie mein Vater.«

      Im Auto saß ein ungeduldiger Peter, der mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte. Es war weniger die Ungeduld, als dass sie sich von dem Geist verabschiedete, als sei er leibhaftig.

      Sie setzte sich neben ihn und spürte seine Anspannung. Mit einem innigen Kuss löste sie sie. »Ich liebe euch beide, ihn wie einen Vater.«

      Er sah sie an. »Dass Frauen immer noch ein Wort einfällt, wo wir Männer schon gegangen sind.«

      Mit einem Lächeln zum Dahinschmelzen sagte sie: »Wir Frauen sind nun mal fürs Reden, ihr fürs Handeln.«

      Er fuhr nicht Richtung Süderlügum und dann über die B5, nein, er fuhr durch die Felder. Er wollte ihr seine Heimat zeigen. Er wusste, wo die Rehe waren; an einem Feld stoppte er den Wagen.

      »Komm, ich zeig dir einen Ort, an dem ich mich vom Stress erholen kann.«

      Auf einer Weide lag ein alter Baum, zum Teil entwurzelt. Seine dicken Äste ragten in den Himmel.

      »Hier lasse ich die Sorgen gen Himmel fahren.« Er legte sich auf den Stamm, mit dem Rücken an einen Ast gelehnt, den Blick in die Wolken. »Komm, leg dich zu mir. Schließe die Augen, höre der Natur zu.« Er sagte kein Wort mehr. Nur der Wind rauschte in den Blättern und die Vögel sangen ihre Lieder.

      Sie spürte, wie sich ihr Körper entspannte, als würde der Baum ihre Sorgen aufsaugen.

      Durch ein Rütteln an ihrer Schulter wurde sie wach. »Oh, war ich eingeschlafen?«

      »Nein, du warst in die Natur vertieft.«

      »Das war ein seltsames Gefühl. Ich fühlte mich, als sei ich ein Teil der Natur. Ich habe keine Worte dafür. Bist du oft hier?«

      »Einmal die Woche, dann aber abends in der Dämmerung. Das ist dann eine ganz andere Stimmung auf den Feldern. Dann ist die Natur richtig zu hören, alle Sinne sind dann wach. Man sieht kaum etwas, deshalb sind die Ohren besonders empfindlich. Das Gras wachsen hören ist kein Scherz. Dann verbringe ich hier Stunden. Ist das albern?« Er sah sie etwas unsicher an.

      »Nein! Ich ziehe mich mit einem Buch zurück, um die Welt zu vergessen. Ist genauso albern.«

      Er reichte ihr die Hand und half ihr vom Stamm.

      In Bredstedt angekommen, zeigte er ihr die kleinen Gassen, in denen er als Schuljunge seinen Ulk mit den Anwohnern trieb.

      »Klingelstreiche haben wir gerne gemacht.«

      An einem Haus hielt er den Wagen an und stieg aus, lehnte sich gegen die Tür des Wagens, sah an der Fassade eines alten Gebäudes empor. Sie gesellte sich neben ihn.

      »Mit diesem Haus hat es eine besondere


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