Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland

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suchte die Schilder nach einem bekannten Namen ab. Nichts. Vielleicht einer der etwa neun Rechtsanwälte? Oder gar die Privatdetektei Sumner in der achten Etage?

      „Heh, was wollen Sie um diese Zeit?“, raunzte mich eine Bassstimme von der Seite an.

      Ich drehte mich um und sah einen älteren Mann mit Glatze, der sich auf zwei Krücken stützte. Er hatte nur ein Bein. Vom anderen war die Hose bis obenhin umgeschlagen. Auf seiner Jacke stand in silberner Schrift „Portier“. Der kam mir gerade recht.

      „Ich suche einen Mr. Higgins, der eben zusammen mit einer Miss Collins das Haus betreten hat“, erklärte ich ihm freundlich.

      Er sah mich skeptisch an, doch dann erwiderte er bedeutend höflicher: „Ich weiß zwar nicht, wie die beiden heißen, aber eben kamen eine Dame und ein Herr, die zur Agentur Modi gehören. Das sagten sie jedenfalls.“

      „Agentur Modi? Hm, besten Dank. Ich darf mal hinauffahren, wie?“

      „Sehr gerne, Sir!“ Und als er einen Dollarschein in seiner Hand fühlte, deutete er sogar eine leichte Verbeugung an und setzte noch hinzu: „Im siebten Stock, Sir, nehmen Sie den rechten Fahrstuhl, der linke ist gerade oben. Und meinen besten Dank, Sir!“

      Im Lift befand sich ein Sammelsurium von Firmenschildern. Eines davon gehört der Agentur Modi.

      Cesare Moch Corp. Theateragentur und Bühnenverlag. 7. Etage.

      Das also war es.

      Der Lift hielt sanft an. Ich drückte die Tür auf. Dicht neben der Lifttür stand eine Bohnermaschine, über die ich beinahe geflogen wäre. Es knallte, als ich mit dem Fuß dagegen stieß. Dann aber knallte es noch einmal, diesmal war ich schuldlos. Es musste auf dem hinteren Gangende gewesen sein. Dann schepperte Glas.

      Scheint eine lustige Agentur zu sein, dachte ich.

      Aber der Spaß war gar keiner. Plötzlich fiel ein Schuss, dann noch einer.

      Ich riss meine Automatic aus dem Schulterhalfter und rannte los.

      Die vorletzte Tür stand offen. Jemand sagte gepresst „Verdammt“, und das klang nach Higgins.

      Ich bemühte mich, leise an die Tür heranzukommen, erreichte sie ungehindert und peilte vorsichtig um den Pfosten.

      Drinnen stand Higgins mit erhobenen Händen. Schräg vor ihm lag die Collins am Boden, und irgendwo im Zimmer — ich konnte ihn nicht sehen — stand jemand, der Higgins in Schach hielt.

      „Da ist einer an der Tür!“, sagte eine raue Stimme aus dem Hintergrund des Raumes. „Ich drücke auf Higgins ab, wenn der Bursche nicht sofort mit erhobenen Händen hereinkommt!“

      Ein Mann, die Stimme war mir fremd.

      Ich dachte nicht im Traum daran, dieses Theater mitzumachen. Also zurück! In einen anderen Raum und von dort vielleicht durch das Fenster …

      Dieser Sportsfreund durfte nicht entkommen!

      Ich lief auf Zehenspitzen rückwärts zum Lift hin, die Automatic schussbereit in der Rechten.

      Da, ich war gerade noch ein paar Schritte vom Lift weg, kam Higgins rückwärts aus der Tür, die Hände erhoben. Und dicht hinter ihm eine Gestalt, von der ich nur die grauen Hosen und ein Stück des ebenfalls grauen Jacketts sehen konnte.

      Higgins bildete den Schutzschild, und neben ihm war ein Revolver zu erkennen.

      Es blitzte auf, als ich mich zu Boden warf. Dann erst hörte ich den im langen Korridor verstärkt dröhnenden Knall des Schusses.

      Aber Higgins schien doch auf Zack zu sein. Er machte plötzlich einen Sprung zur Seite.

      Bevor der Mann dm grauen Anzug herumwirbeln konnte, schoss ich. Zwanzig Schritt Entfernung! Das haben wir bei FBI wieder und wieder gedrillt. Es war wie auf dem Schießstand. Ich wusste, dass ich ihn an der Hand erwischen würde.

      Er wurde ziemlich genau dort getroffen, wo ich es wollte, über der Hand. Trotzdem hielt er noch den Revolver fest. Einen Atemzug lang glaubte ich, er würde noch einmal schießen, aber dann warf er sich herum, ließ den Revolver fallen und wollte ins Zimmer rennen.

      Ich schoss nochmals — diesmal nur über ihn hinweg, um ihn zu stoppen. Aber er rannte weiter.

      Higgins jagte sofort hinter ihm her, und ich schnellte wieder empor. Als ich die Tür erreichte, sah ich Higgins am Fenster des Büros. Er beugte sich hinunter, und im ersten Augenblick dachte ich, der Bursche im grauen Anzug sei hinabgesprungen.

      Higgins richtete sich auf und rief mir zu: „Dieser Kerl ist unter mir auf dem Sims! Jetzt scheint er die Hosen voll zu haben. Er kommt nicht weiter, weil seine Hand verletzt ist.“

      Ich lief ans Fenster, zwängte mich neben Higgins und blickte hinab. Dicht unter dem Fenster befand sich ein Sims, darunter noch einer, der breiter war. Auf dem stand der Kerl im grauen Anzug. Offenbar hatte er den breiten Sims als Fluchtweg benutzen wollen, bis zur Feuerleiter hin, doch jetzt traute er sich nicht weiter und starrte wie hypnotisiert nach unten in die Tiefe.

      „Nicht nach unten sehen! Kommen Sie ein Stück zurück, ich ziehe Sie rauf!“, rief ich ihm zu.

      Er starrte immer noch nach unten und sagte nur: „Ich kann nicht, ich kann nicht. Meine Hand ... mir wird schwindlig.“

      „Okay. Tom, halten Sie mein linkes Handgelenk!“, befahl ich dem Bahndetektiv.

      Ich schwang mich über die Brüstung, Higgins klammerte beide Hände um mein linkes Handgelenk. Mit meiner rechten Hand versuchte ich den Burschen unten zu packen. Aber da fehlten noch gut zwei Handbreiten.

      Vorsichtig ließ ich mich noch ein Stück herab, dann hatte ich ihn am Kragen.

      „Schlingen Sie beide Hände, wenn es geht, um meinen Arm!“, rief ich.

      Er hob die Hände. Dann blickte er auf. Jetzt erst erkannte ich ihn.

      Fukas!

      Sein Haar war mit Putz oder Kalk bestäubt, deshalb hatte ich ihn nicht gleich erkannt. Und einen Bart hatte er sich angeklebt.

      „Fukas, halten Sie sich an meinem Arm fest!“ sagte ich.

      Er stand wie gelähmt. „Nein! Nein!“, schrie er.

      „Er hat sie erschossen!“, rief Higgins von oben.

      „Ich will nicht!“, kreischte Fukas und drehte sich, als wolle er weiter auf dem Sims laufen.

      Ich hielt ihn noch, doch da riss er sich los. Ich sah, wie sein Fuß abglitt, krallte meine Hand mit aller Kraft in die Jacke, doch plötzlich gab es einen scharfen Ruck. Mir war, als würde ich in zwei Teile gerissen.

      Higgins hielt mich, und an meiner Rechten hing Fukas pendelnd über der Tiefe.

      Mein Gott, dachte ich, wie lange werde ich ihn halten können? Wann wird das Jackett reißen? Lange werde ich die Finger nicht mehr in den Stoff krallen können.

      Higgins schrie oben: „Halten Sie durch, Rex! Lassen Sie um Himmels Willen nicht los, ich habe Sie gut!“

      Dann brüllte er mit Lautsprecherstärke um Hilfe.

      Unten auf der Straße versammelten sich Menschen. Und oben schrie Higgins: „Glotzen Sie nicht, rufen Sie die Feuerwehr, zum Teufel!“

      Mir war, als riefe er das in den Raum hinein.

      Ich versuchte, ruhig zu sein und kalt zu überlegen. Das sagt sich gut. Wenn Higgins oben los ließ, war das Mindeste ein mehrmonatiger Krankenhausaufenthalt für Fukas und mich. Sieben Stockwerke hoch, das war keine Kleinigkeit.

      Im Haus wurde es jetzt lebendig. Unter Fukas wurde ein Fenster geöffnet. Ich sah den Kopf des einbeinigen Hausmeisters. Er blickte zu mir herauf und rief mit sonorer Bassstimme: „Keine Sorge, halten Sie nur durch, ich hole Sie ’rein!“

      Kurz darauf angelte er


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