Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen. Pete Hackett

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„Ich will sie Ihnen erzählen. Oder halte ich Sie auf?“

      „Keineswegs“, meinte Jill und holte eine Thermoskanne aus ihrem Schreibtisch. „Um diese Zeit gehe ich sonst zum Essen. Ich teile mir mit meinem Chef die Mittagspause, aber da er nicht da ist, muss ich die Stellung halten, wegen des Telefons“, erklärte sie und füllte eine Tasse mit Kaffee. Sie musterte Bount fragend. „Nehmen Sie auch eine?“

      „Danke, nein.“

      „Sprechen Sie nur weiter“, bat Jill, dann trank sie.

      „Tja, was soll ich Ihnen sagen? Ich habe mit dem Hoteldetektiv vom ,Roosevelt' gesprochen und erfahren, dass Gringer mit einer Begleiterin in einem taubenblauen Kostüm gesehen wurde, mit einer sehr attraktiven, jungen Dame. Außerdem hat der Detektiv Gringer einmal im Gespräch mit einem Ramschladenbesitzer in der 42ten Straße gesehen. Ich bin also losgezogen, um mit dem Geschäftsmann zu reden. Ich habe ihm Gringers Foto vorgelegt. Der Ladenbesitzer winkte ab, nein, er kenne den Mann nicht. Das war, wie ich inzwischen weiß, gelogen.“

      „Tatsächlich? Warum hat er bestritten, Nick zu kennen?“, fragte Jill,

      „Das weiß ich nicht, aber er dürfte seine Gründe gehabt haben“, sagte Bount. „Ich ging und kehrte nochmals in den Laden zurück, um eine Frage zu stellen, die ich vergessen hatte. Dabei stieß ich auf einen Toten, auf einen Mann, der sich Blacky nannte und Don Keller hieß. Der Ladenbesitzer hatte ihn in Notwehr getötet. Jetzt frage ich mich, was Blacky von dem Mann wollte.“

      „Das Ganze wird ja immer schlimmer und furchtbarer“, murmelte Jill Lark.

      „Es kommt noch besser“, sagte Bount. „Als ich den Laden verließ, weil ich keine Lust verspürte, von der Polizei in lange Befragungen verwickelt zu werden, entdeckte ich im Schaufenster des Ladens ein taubenblaues Kostüm mit exakt dem Hütchen, das der Hoteldetektiv mir beschrieben hatte. Ich wandte mich an den Verkäufer und erfuhr, dass das Kostüm ein einziges Mal verkauft worden war, nämlich an Gringer. Er muss es für Sie erstanden haben. Da der Verkäufer sich an Ihre Adresse erinnerte, hatte ich keine Mühe, Sie aufzuspüren.“

      „Das ist wirklich toll“, murmelte Jill. „Ja, Nick hat mir so ein Kostüm geschenkt. Der Rock war ein bisschen zu weit. Ich habe ihn mir enger machen müssen.“

      „Ich habe da eine Theorie entwickelt“, sagte Bount. „Wollen Sie sie hören?“

      „Ja, bitte, schließlich bezahle ich Sie dafür“, meinte Jill mit einem Anflug von Spott.

      „Gringer wurde gesucht. Nicht von der Polizei, sondern von der Unterwelt. Es ist nicht auszuschließen, dass irgendein Syndikat Fotos von Gringer verteilt hat. Gringer sah das Kostüm in dem Laden, ging hinein und kaufte es. Der Ladenbesitzer merkte, dass er den Mann vor sich hatte, der gesucht wurde und versuchte Gringer aufzuhalten. Ehe Gringers Gangsterfreunde auftauchten, hatte Gringer sich abgesetzt. Vielleicht war ihm Leicesters Gesprächigkeit verdächtig vorgekommen. Es kann aber auch sein, dass der Ladenbesitzer sein eigenes Süppchen zu kochen versuchte und das Syndikat mit falschen Informationen fütterte. Jedenfalls kam das Syndikat zu dem Schluss, dass Hugo Leicester für sein Doppelspiel bestraft werden müsse, deshalb schickten sie ihm Blacky auf den Hals. Leicester kehrte den Spieß um und killte den Killer.“

      „Unglaublich“, murmelte Jill, „aber was hat das alles mit Nick zu tun? Warum sollte er von der Unterwelt gejagt worden sein?“

      „Es ist zu vermuten, dass er sich mit Geld oder Vermögenswerten ausstattete, die die Mafia als ihr Eigentum betrachtete“, sagte Bount.

      „Wer hat das Geld jetzt?“

      Bount lächelte. „Die Mafia hat es sich zurückgeholt. Es kann aber auch sein, dass Sie es an sich genommen haben.“

      Jill runzelte die Augenbrauen. „Ich finde das gar nicht witzig“, sagte sie.

      „Ich will nicht witzig sein“, stellte Bount klar. „Immerhin geht es um Mord.“

      „Ich bezahle Sie nicht, um mich von Ihnen beleidigen zu lassen“, meinte Jill giftig.

      „Erstens haben Sie mich noch nicht bezahlt, und zweitens bin ich zwar bezahlbar, aber nicht käuflich. Mit anderen Worten: Wenn sich herausstellen sollte, dass Sie bei unserer Zusammenarbeit die Prinzipien von Treu und Glauben verletzt haben, können Sie nicht erwarten, dass ich loyal zu Ihnen stehe. Sie wären nicht der erste Klient, der im Laufe der Ermittlungen zu meinem Gegner wurde.“

      „Sie haben wirklich eine reizende Art mit Ihren Klienten umzuspringen“, nörgelte Jill und holte das Scheckbuch aus ihrer Tasche. „Sie bekommen Eintausend als Anzahlung“, entschied sie und griff nach dem Kugelschreiber. Ehe sie das Scheckformular ausfüllte, nahm sie einen weiteren Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Ich bekomme doch das zu viel Bezahlte zurück, falls sie schon morgen oder übermorgen fündig werden sollten?“, fragte sie.

      „Das versteht sich von selbst.“

      Jill unterschrieb den Scheck, löste das Formular aus dem Heft und überließ es Bount.

      „Danke“, sagte er und steckte es ein.

      Jill legte den Kugelschreiber aus der Hand, Sie starrte ins Leere. Es schien, als husche ein Schatten über ihre Gesichtszüge. „Mein Gott“, flüsterte sie.

      „Was ist?“, fragte Bount.

      „Mein Magen. Mir ist auf einmal ganz schlecht. Sollte was mit dem Kaffee...?“

      Sie führte den Satz nicht zu Ende. Bount nahm die Tasse an sich. Er roch daran, ohne etwas Verdächtiges wahrzunehmen. Jill Lark erhob sich. Sie schwankte ein wenig und begann plötzlich zu zittern.

      „Einen Arzt“, stammelte sie. „Rasch einen Arzt!“

      Sie wäre zusammengebrochen, wenn Bount nicht blitzschnell reagiert hätte. Er rannte um den Schreibtisch und fing das in den Knien einknickende Mädchen auf. Er bettete es kurzerhand auf die Schreibtischplatte, griff nach dem Telefon und wählte den Notruf.

      11

      „Für die Bank“, sagte Bount, als er das Vorzimmer seines Offices betrat und den Scheck auf Junes Schreibtisch legte. June spitzte die Lippen. „Ein Hoch unserem super tüchtigen Chef“, sagte sie.

      „Freu’ dich nicht zu früh“, riet Bount. „Kann sein, dass wir das Geld zurückgeben müssen. Ich gehöre nämlich zu den altmodischen Leuten, die von Mörderinnen kein Bares annehmen.“

      „Es ist kein Bares. Es ist ein Scheck.“

      „Weibliche Logik“, sagte Bount und ließ sich auf einen der Besucherstühle fallen. „Damit komme ich nicht zurecht.“

      „Es ist Geschäftslogik“, widersprach June. „Wenn du sie vernachlässigst, wirst du eines nicht mehr allzu fernen Tages pleite machen.“

      „Jill Lark ist im Krankenhaus gelandet. Eine Vergiftung. Wenn nicht alles täuscht, hat ihr jemand eine Portion Cyanid in den Kaffee gekippt.“

      „Erst Gringer, dann Oliver Carr, jetzt Jill Lark“, fasste June zusammen. „Ergibt das einen Zusammenhang?“

      „Ganz bestimmt, nur bin ich leider außerstande, ihn zu sehen“, meinte Bount.

      „Du bist auch schon besser gewesen“, stichelte June.

      „Mit leerem Magen denkt sich’s schlecht“, sagte Bount und erhob sich. „Ich gehe erst mal was essen. Bist du so gut und suchst mir Ed Skormanskys Adresse heraus?“

      „Um Himmels willen, wer ist denn das?“

      „Cobellis rechte Hand, der Mann, der die Schläger und Killer des Syndikats befehligt. Blacky war einer seiner Leute. Du findest Ed im Telefonbuch, nehme ich an. Zwei Leute seines Namens dürfte es in dieser schönen Stadt kaum geben.“

      June war schon am Blättern. Sie stieß ihren Zeigefinger auf einen Namen,


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