Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen. Pete Hackett

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finden Sie es fair, wenn man einen Toten auf die Anklagebank setzt?“

      „Wenn ich Sie richtig verstehe, hat Oliver Carr sich der Firma gegenüber nicht korrekt verhalten?“

      „Er hat Unterschlagungen begangen. Die Schadenshöhe hält sich in Grenzen, aber dieser Umstand entschuldigt in keiner Weise, was Carr getan hat.“

      „Können Sie nicht genauer werden?“

      „Er arbeitete in der Computerabteilung. Es ist ihm gelungen, unseren Kontrollsystemen ein Schnippchen zu schlagen. Er hat fiktive Rechnungssummen auf ein Konto überweisen lassen, zu dem nur er Zugang hatte.“

      „Wissen Sie genau, wie viel er auf diese Weise an sich zu bringen vermochte?“

      „Meine Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Alles deutet darauf hin, dass er sich um schätzungsweise fünfzehntausend Dollar bereichert hat. Ich hatte vor, ihn zur Rede zu stellen und aus der Firma zu werfen, aber dann kam sein jähes Ende dazwischen.“

      „Haben Carr und Miss Lark sich gekannt?“

      „Das müssen Sie Miss Lark fragen. Ich habe die beiden niemals zusammen gesehen.“ Dissinger erhob sich. Er trat hinter seinen Schreibtisch, schob ein Bild von der Wand und legte damit eine quadratisch geformte Tresortür frei. Er öffnete ihr Kombinationsschloss und nahm eine Dose aus dem Safe. „Kaffee“, sagte er und wandte sich um. „Ich bin gewarnt. Ich mache mir meinen Kaffee jetzt selbst. Ich habe keine Lust, das Schicksal von Carr und meiner Sekretärin zu teilen. Gedulden Sie sich einen Moment, bitte. Ich setze nur rasch das Wasser auf.“ Er verschwand hinter der Tür seines Waschraumes und tauchte eine Minute später wieder auf. „Ich hoffe“, sagte er, „sie leisten mir beim Kaffeetrinken Gesellschaft.“

      „Brauchen Sie jemand, der ihn abschmeckt?“, spottete Bount.

      „Ich bin ganz schön verunsichert, das dürfen Sie mir glauben“, sagte Dissinger.

      „Haben Sie schon mal den Namen Ronny gehört?“

      „Kann schon sein. In welchem Zusammenhang wollen Sie ihn gebracht sehen?“

      „Der Mann, der Gringer hieß, Nikolaus Gringer, trägt in Wahrheit den Namen Ronny. Ich wüsste gern, wie der Zuname beschaffen ist.“

      „Du lieber Himmel, warum fragen Sie mich? Ich habe keine Ahnung“, versicherte Dissinger.

      „Sie waren gestern in Pittsburgh?“

      „So ist es. Ich wurde telefonisch von dem in Kenntnis gesetzt, was meiner Sekretärin widerfahren ist.“ Er blickte auf seine Uhr. „Ich habe die Absicht, sie nach dem Essen im Krankenhaus zu besuchen.“ Er stand auf, verschwand im Waschraum und kehrte zwei Minuten später mit einem Tablett zurück, auf dem er eine Kanne und zwei Tassen balancierte. „Wenn Sie Angst vor dem Kaffee haben, brauchen Sie ihn nicht zu trinken“, meinte Dissinger und stellte das Tablett auf dem Tisch ab.

      Bount sah zu, wie der Finanzdirektor die Tassen füllte. Seine Hand zitterte kaum merklich. „Ist es nicht eher so, dass Sie Angst haben?“, fragte Bount.

      Dissinger stellte die Kanne hart ab. „Ja, ich habe Angst“, bekannte er. „Ist das ein Wunder?“

      „Nein.“

      „Nehmen Sie Sahne?“, fragte Dissinger und erhob sich, ohne Bounts Antwort abzuwarten. Dissinger holte eine Dose aus dem Schreibtisch und stellte sie auf den Tisch. Sie war geöffnet. „Die“, warnte Bount, „könnte vergiftet sein.“

      „Machen Sie Witze?“, murmelte Dissinger konsterniert.

      „Welchen Sinn hat es, den Kaffee in den Safe zu stellen und die Sahne nicht zu sichern?“

      „Sie haben recht. Wir rühren das Zeug besser gar nicht erst an“, meinte Dissinger und schob die Dose beiseite. „Lieber Himmel, dieser Giftmischer bringt den ganzen Laden durcheinander. Sie sind Privatdetektiv, haben Sie keine Erklärung für das abstruse Geschehen?“

      „Ich könnte mir denken, dass Miss Larks Vergiftung nur simuliert wurde.“

      „He?“

      „Wenn meine Hypothese zutrifft, dann ist Miss Lark auf irgendeine Weise in die begangenen Verbrechen verwickelt. Um jeden so gearteten Verdacht auszuschalten, kam sie auf die Idee, sich selbst zu vergiften. Sie nahm eine Dosis, die ihr nicht ernsthaft schaden konnte.“

      Dissinger riss die Augen weit auf. „Das glauben Sie?“, murmelte er.

      „Es ist eine durchaus wahrscheinlich anmutende These, nicht wahr?“

      „Sie kennen Jill nicht. Miss Lark, meine ich. Sie wäre einfach nicht fähig, ein Verbrechen zu begehen. Weshalb hätte sie, um bei Ihrer absurden Theorie zu bleiben, einen Mann wie diesen Oliver Carr umbringen sollen, einfach vergiften? Sie hat ihn nicht einmal gekannt.“

      „Doch, sie hat ihn gekannt. Er arbeitete in ihrer Firma“, sagte Bount.

      „Natürlich wusste sie, wer er war, aber das bedeutet doch nicht, dass sie intime Beziehungen zu ihm unterhielt!“

      „Es wird Sie interessieren, zu erfahren, dass ich mich vor allem deshalb für den Fall interessierte, weil ich zufällig zugegen war, als dieser Ronny seine letzten Worte äußerte. Er starb in meinen Armen. Dabei fiel der Name Jill.“

      „Es gibt viele Jills, allein in dieser Stadt mindestens einhunderttausend, würde ich sagen.“

      „Richtig, aber wie viele Jills mag es wohl geben, die in Giftanschläge verwickelt wurden, bei denen Cyanid eine Rolle spielte?“, fragte Bount. „Setzen wir einmal den Fall, dass Jill Oliver Carr besser gekannt hat, als Sie es sich träumen lassen. Vielleicht hat er das Geld für Sie unterschlagen. Sie wollte möglicherweise mehr, immer mehr. Er wollte aussteigen und sich zu den Unterschlagungen bekennen. Um dem zuvorzukommen, brachte die in Zugzwang geratene Jill ihren Liebhaber um.“

      „Das ist eine verrückte These. Sie kann nur von einem Mann kommen, der Jill, pardon, Miss Lark, nicht kennt.“

      „Finden Sie?“

      „Es ist leicht, Jill Lark und Oliver Carr in Verbindung zu bringen, schließlich arbeiten sie in einer Firma, aber wie und wo kommt dieser Nikolaus Gringer ins Spiel?“

      „Er war reich. Es kann sein, dass das Geld, für das sein Mörder sich interessierte, aus Mafiaquellen oder anderen illegalen Kanälen stammte, aber das steht auf einem anderen Blatt, Was den Mörder vordringlich gereizt und was er an sich gebracht hat, war Gringers Geld. Ronnys Geld. Ich weiß, dass Jill Ronny gekannt hat. Sie stellt es nicht einmal in Abrede.“

      „Oh“, hauchte Dissinger.

      Bount trank seinen Kaffee, verabschiedete sich und ging. Aus der nächsten Telefonzelle telefonierte er mit seinem Office. June gab ihm Wilkie Lenning an die Strippe. „Schnapp dir einen weißen Pflegerkittel und dringe unter einem Vorwand in Miss Larks Krankenzimmer ein“, bat Bount. „Zaubere eine Wanze in den Raum und zeichne auf, was zwischen Jill Lark und ihrem Boss, Lyonel Dissinger, gesprochen wird. Dir bleibt nicht viel Zeit. Er wird sie in schätzungsweise zwei Stunden mit seinem Besuch beehren.“

      13

      Jill sah blass aus, aber sie lächelte, als Lyonel Dissinger mit einem großen Blumenstrauß das Krankenzimmer betrat. Sie waren allein.

      „Wie geht es dir?“, fragte er und legte den in Zellophanpapier verpackten Strauß auf dem Nachtschränkchen ab.

      „Großartig. Ich fühle mich noch ein wenig schwach, aber die Rekonvaleszenz macht Fortschritte. Ich wusste nicht, wie toll es ist, von anderen umsorgt zu werden.“ Sie griff nach einem Papierblatt, das sie unter dem Kopfkissen liegen hatte und überreichte es Dissinger. Es war in Blockbuchstaben mit einem grünen Filzschreiber beschriftet. Der Inhalt lautete:

      VORSICHT! UNTER FENSTERBRETT KLEBT WANZE!

      Dissinger


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