Die Lichtschreiberin. Almut Adler

Die Lichtschreiberin - Almut Adler


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      Almut Adler

      Die Lichtschreiberin

      Wie Fotografieren mein Leben veränderte

      IMPRESSUM

      © 2020 Almut Adler

      Herausgeber: Almut Adler

      Autor: Almut Adler

      Umschlaggestaltung & Illustrationen: Almut Adler

      Illustration S. 60 © Klett Verlag

      Fotos: Almut Adler

      weitere Fotos: Jutta Groß, Andrea Kaminski, Sepp Kugelmann, Carla Schroer,

      Rüdiger Trautsch, Manfred Wehrmann, Roger Wrenn, Elli Zenner

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      ISBN Softcover: 978-3-347-04527-9 | eBook: 978-3-347-04529-3

      ISBN Hardcover: 978-3-347-05503-2

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

      Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

      http://dnb.d-nb.de abrufbar

      AUTORIN

      Foto: Claudia Klemm

      Almut Adler studierte nach ihrer Fotografenausbildung in Oldenburg Grafikdesign in München und arbeitete einige Jahre als freischaffende Grafikerin in Agenturen und Verlagen. 1977 absolvierte sie eine Zusatzausbildung in Retusche und Airbrush-Technik. Sie unternahm mit ihrer Kamera viele Reisen durch Afrika, Amerika, Asien, Europa und startete 1980 eine 10-monatige Solo-Weltreise. Von 1982-1985 lebte sie in SomaliasHauptstadt Mogadishu und war dort u.a. für die UNESCO tätig. Eine wahre Herausforderung für die Fotografin war 2007 der 800 km lange Jakobsweg - alleine ohne Kamera. Seit 2008 veranstaltet sie Fotoworkshops in Spanien und schreibt Fotoartikel. Almut Adler lebt als freie Fotografin und Autorin in Andalusien.

      www.fotovisuelle.de

      Fotografieren ist

      wie schreiben mit Licht,

      wie musizieren mit Farbtönen,

      wie malen mit Zeit

      und sehen mit Liebe

      Almut Adler

      INHALT

      INHALT

      VORWORT

      PROLOG

      KAPITEL 1 REISEFIEBER 1966-1975

      KAPITEL 2 FREIHEIT DIE ICH MEINE 1975-1980

      KAPITEL 3 AMIGOS 1980

      KAPITEL 4 IMAGINE 1980-1983

      KAPITEL 5 JAMBO - HIER UND DA IN AFRIKA 1984-1985

      KAPITEL 6 DAS ERBE 1992-2006

      KAPITEL 7 BUEN CAMINO – DER JAKOBSWEG 2007

      KAPITEL 8 DER TRAUM 2007-2008

      KAPITEL 9 DAS WEIBLICHE AUGE 2009-2011

      KAPITEL 10 KOMPETENZEN 2011-2013

      KAPITEL 11 REZEPTE, DIE DAS LEBEN SCHREIBT 2013-2017

      ZEITSPLITTER 1951-2017

      FOTOS

      NACHWORT

      VORWORT

      Das Wort Photographie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie schreiben oder zeichnen mit Licht. Um auch Fotolaien die wunderbare Lichtschreiberei näher zu bringen habe ich mich bemüht, Fachliches möglichst verständlich zu erklären – wie in meinen Foto-Grundkursen.

      Meine Reisen würden heute sicher anders aussehen, denn die Welt hat sich zwischenzeitlich sehr verändert. Selbst Landkarten wurden im Laufe der Jahre korrigiert. Aus Jugoslavien wurde, Bosnien Herzegowina, Serbien, Kroatien, Slowenien, Montenegro und Mazedonien. Aus Bombay wurde Mumbai, aus Benares Varanasi, aus Rhodesien Simbabwe, aus Obervolta Bokina Faso, Ceylon heißt nun Sri Lanka, Burma ist jetzt Myanmar und aus Karl-Marx-Stadt wurde Chemnitz.

      Nichts ist so beständig wie der Wandel und nichts ist so lehrreich wie das Reisen. Dabei wurde mir das schönste Geschenk zuteil – Reisen war das einzig Gekaufte was mich reicher machte - ich wurde bescheiden.

      PROLOG

      Die spätherbstliche Nachmittagssonne bündelte ihre letzten Strahlen und reflektierte ein warmes Licht durch die Wohnzimmerfenster unseres Einfamilienhauses. Ich liebte diese Lichtstimmung und genoss die Wärme der neuen Ölheizung. Es war still, nur das Ticken der Schrankuhr und das regelmäßige Klicken von Stricknadeln konnte ich hören. Meine Mutter saß in ihrem Sessel am Fenster und strickte an einem Pullover. Lang ausgestreckt lag ich auf dem Sofa und starrte gebannt in ein Buch, von dessen Foto ich mich nicht lösen konnte. Die Ruhe hatte etwas Andächtiges, meine Mutter summte leise ein Lied vor sich hin, wie immer, wenn sie den Text vergaß. Sie sah nicht einmal hoch, denn sie wusste welches Buch ich in den Händen hielt und welches Bild ich mit meinem Blick fixierte. Ich hatte mir die Schwarzweißaufnahme schon mehrmals angesehen und meine Mutter jedes Mal aufs Neue gefragt, ob der Hund wirklich tot sei, oder ob er nur schlief. Das Foto zeigte einen Jungen der mit der mit offener Hand sein schmerzverzerrtes Gesicht verdeckte, er weinte. Auf seinem Schoß lag ein Hund mit einem leicht geöffneten Maul, seine Augen blickten seltsam verdreht nach oben. Jedes Mal vergaß ich zu atmen, ich fühlte mich, als säße ich direkt daneben. Insgeheim hoffte ich dass der Hund wieder lebendig wird. Und wieder kämpfte ich mit den Tränen. Meine Mutter sah mich an und sagte nur: „Och Muckel!“

       Foto: Roger Wrenn

      Der Junge schien in etwa so alt wie ich damals, fünf Jahre. Dieses Foto berührte mich ungemein. Es war so prägend dass ich es mir wie heute detailgetreu vor Augen führen kann. Der Name des Fotografen sagte mir nichts, es zählte nur die Kraft des Bildes, die Wucht seiner auslösenden Emotion. Nach dem Tod meiner Eltern, nahm ich diesen Bildband aus dem Bücherregal mit. Kein anderes Fotobuch hat mich jemals wieder so berührt, wie das 1958 erschienene “Kinder aus aller Welt” und keines hat mich visuell dermaßen geprägt. Es waren aus dem Leben gegriffene Aufnahmen. Bilder die so real waren wie die Momente in denen sie entstanden. Darin lag für mich die Faszination dieses Buches, ich konnte mich in das Gesehene hinein versetzen und mich mit dem Jungen identifizieren. Sicher beeinflusste dieser Fotoband meine visuelle Wahrnehmung und prägte den späteren Bildstil. Und ganz be–stimmt entwickelte sich daraus meine Liebe zur Fotografie – explizit meine Vorliebe für die Schwarzweiß-Fotografie.

       1967 – Meine. Eltern an der französischen Atlanikküste

      KAPITEL 1

      REISEFIEBER 1966-1975

       Fotografie ist eine Illusion von Realität,

       mit der wir unsere eigene kleine Welt erschaffen.

       Arnulf Newman

      Als Wunschkind und Atheistin brauchte ich mir nie die Frage zu stellen, ob ich ein Resultat des Zufalls bin oder durch Gottes Willen das Licht der Welt erblickte. Aber eines könnte sich bewahrheiten; ich bin das Abziehbild meiner Mutter, welches fotografisch


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