For that Moment. Nena Muck

For that Moment - Nena Muck


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zunächst mal, hast du mich ja gerade praktisch angefleht hierzubleiben.« Er zieht selbstverliebt die Augenbrauen hoch.

      »Oh, da ist er ja wieder.«, unterbreche ich ihn, während ich trotzig ein Stück wegrutsche. »Und ich hab mir schon Sorgen gemacht.«

      Er schaut belustigt auf den Platz, der nun zwischen uns entstanden ist und rückt ohne mit der Wimper zu zucken nach.

      »Dir ist doch klar, dass das hier mein Stein ist. Und du wirst hier lediglich geduldet. Also schlage ich vor, dass du lieber etwas netter zu mir bist.« Er kratzt sich übertrieben am Kinn.

      »Dein Stein?«, frage ich belustigt.

      Er nickt und deutet auf die untere Stelle des Steins. Ich fasse es nicht, dort sind tatsächlich seine Initialen eingeritzt.

      V. K

      »Oh mein Gott.«, fange ich an zu lachen.

      Er hebt zufrieden die Schultern und lacht ebenfalls. Es ist kein böses, gehässiges Lachen, sondern ein echtes? Ist es echt?

      »Wieso bist du auf einmal so nett zu mir?« Ich muss es einfach fragen.

      »Weil du gerade mal keine sture Zicke bist.« Er stößt mir leicht den Ellenbogen in die Seite.

      »Mmhh.«, brumme ich.

      »Du bist also öfter hier?« Ich deute auf die Gravur, doch er zuckt nur vage mit den Schultern, während er weiter geradeaus schaut.

      Nach ein paar Sekunden sieht er mich an.

      »Müsstest du um diese Zeit nicht längst im Bettchen sein, Maria? Ich meine, alkoholische Getränke und durchzechte Nächte mit wildfremden Männern.« Er schüttelt übertrieben den Kopf. »Das sieht Daddy bestimmt gar nicht gern.«

      Er will mich herausfordern, aber ich bin zu müde und erschöpft.

      »Könntest du das lassen?«

      »Was denn, Maria?«, neckt er mich.

      »Genau das. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich so nennst.«

      Er grinst vor sich hin. »Dann war dir Maria-Magdalena lieber?«

      Er beißt sich auf die Unterlippe, um nicht lachen zu müssen.

       Er kann es nicht lassen.

      »Vergiss es einfach.«

      Ich stehe so ruckartig auf, dass es mich selbst überrascht, aber nicht halb so sehr, wie die Tatsache, dass er mich am Handgelenk zurückhält. Seine Berührung jagt ein Kribbeln über meinen gesamten Arm.

      Als er zu mir nach oben sieht, blitzt etwas in seinen Augen auf, was ich nicht deuten kann und er lässt sofort los.

      »Es tut mir leid.«, murmelt er kaum hörbar.

      »Na, wie schmeckt denn dieser Satz aus deinem Mund?«, frage ich stichelnd.

      »Wie Essig.«, gibt er spöttisch zurück und haut auf die Stelle neben sich, um mir damit zu sagen, dass ich wieder Platz nehmen soll.

      Und auch wenn es eine Million Gründe gibt, warum ich genau das nicht tun sollte, setze ich mich.

      Wir beobachten gemeinsam die aufgehende Sonne, deren Anblick von Sekunde zu Sekunde atemberaubender wird, als plötzlich mein Magen knurrt. Und zwar mehr als hörbar.

       Peinlich.

      »Verdammt, was war das?«, setzt er sich lachend auf.

      »Mein Magen.«, antworte ich verlegen.

      »Dein Magen?«, zieht er mich auf. »Großer Gott, das klang, als würde jede Sekunde ein wütender Grizzly aus der Böschung springen.«

      Und er fängt wieder an, herzhaft zu lachen.

      Es ist echt und beinahe kindlich. Es klingt wirklich wunderschön.

       Kapitel 7

      »Na, komm.« Er nickt in Richtung der Böschung.

      »Wohin?«, frage ich verwirrt und er verdreht die Augen.

      »Erstens ist dir arschkalt. Zweitens hab ich Schiss, dass du mit deinem Magenknurren irgendwelche Tiere anlockst und da du drittens die Angewohnheit hast mir an allem die Schuld zugeben, denke ich, dass es besser ist, wenn wir jetzt gehen.«

      »Okay.«, murmele ich verwirrt.

      Als ich aufstehe, zucke ich zusammen, weil das Knie, das ich mir vorhin angeschlagen habe, bitterböse schmerzt.

      Er ist mit einem großen Schritt bei mir und greift vorsichtig nach meinem Arm. »Was ist los?« Sein Gesichtsausdruck ist besorgt?

      »Nichts, ich hab mich nur gestoßen, als du mich vorhin erschreckt hast.«

      »Siehst du.« Er deutet auf mich. »Genau das habe ich gemeint.«

      Er klingt höhnisch, als sein Blick auf mein Handy fällt, das auf dem Stein liegt und Billie Eilish in Dauerschleife spielt.

      »Ganz schön melancholisch, oder?« Er zieht die Augenbrauen zusammen und mir fällt auf, dass er sogar Fremdwörter benutzt, wenn er nicht gerade flucht.

      »Ich mag einfach ihre Stimme.«, sage ich kurz und knapp, als ich ihm das Handy aus der Hand nehme und wir seitlich entlang der Mauer zurück zum Wohnheim gehen.

      Wir laufen bis zum Ende der Mauer, wo sich ein Tor befindet, das man problemlos öffnen kann. Das hätte ich vorhin wissen müssen.

      Als wir den Eingang zu seinem Wohnheim erreichen, läuft er wider Erwarten daran vorbei.

      »Mein Auto steht an der Bar, das Stück kann ich …«, doch er unterbricht mich, indem er per Fernbedienung sein Auto öffnet.

      »Dachte ich mir schon.«, antwortet er und nickt zu seinem Auto, als wäre es selbstverständlich. Ich bin total verwirrt, was man mir wahrscheinlich ansieht, denn als ich einsteige, sagt er:

      »Wenn du nicht aufhörst, immer so verbissen über alles nachzudenken, hast du bald einen Krater wie den Grand Canyon auf der Stirn.«

      Schlagartig entspanne ich mein Gesicht. »Es ist nur …«

      »Nur was?« Er schaut mich an.

      »Ich versteh es nicht. Mal ganz ehrlich. Vorhin hättest du mich wahrscheinlich noch in einem Wald voller Wölfe ausgesetzt…«

      »Was?«, schnaubt er lachend.

      »Ja und danach genüsslich auf einem Aussichtsturm beobachtet, wie das Schauspiel seinen Lauf nimmt.«

      Er schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.

      »Das ist aber ganz schön hart.«, lacht er, während ich aus dem Fenster sehe und bemerke, dass wir gar nicht in Richtung der Bar fahren.

      »Du fährst in die falsche Richtung.«, sage ich erschrocken.

      »Tu ich nicht.«, erwidert er belustigt.

      »Doch ganz sicher.«

      Er schnalzt genervt mit der Zunge. »Verflucht. Woher willst du das denn wissen, wenn du gar nicht weißt, wohin wir fahren.«

      Ich sehe ihn eindringlich an, während ich die folgenden Worte betone. »Wir fahren zu meinem Auto.«

      »Nein tun wir nicht.«, antwortet er auf dieselbe Art und dann beschleicht mich ein komisches Gefühl. Wie bescheuert bin ich eigentlich?

      Ich steige in das Auto eines Wildfremden, der aus seiner Abscheu zu mir noch nicht einmal einen Hehl macht. Warum?

      Weil er mal zwei Minuten lang kein Ekelpaket war?

       Was ist los mit mir?

      Er scheint meine innere Unruhe zu bemerken. »Alter, reg dich ab. Ich werde dich in keinem Wald voller Wölfe aussetzen.« Dann breitet sich


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