For that Moment. Nena Muck
zugewendet. Sie scheinen echt nicht wählerisch zu sein, oder sonderlich interessiert daran, wo ihr heißgeliebter Vince ist.
Ist er gegangen?
Gut, wahrscheinlich hat er es ihnen gesagt, aber ich denke nicht im Traum daran, sie zu fragen.
Ich weiß nur, dass der Rauch, der Alkohol, der warme Atem von Alex und sein Gewicht, das auf mir lastet, mir mit einem Mal zu viel werden. Ganz zu schweigen von dem Gesichtsausdruck von Hailee.
Ich winde mich aus seiner Umarmung und sage Hailee, dass ich kurz frische Luft schnappe. Sie nickt emotionslos und macht keine Anstalten mitzukommen. Sie ist sauer! Na Klasse.
Ich laufe einmal quer durch den Raum, zur Terrasse. Es ist immer noch so warm, dass ich nicht friere. Aber die frische Luft tut auf jeden Fall gut. Ich laufe ein Stück weg von dem Lärm und den betrunkenen Leuten, die irgendwelche Parolen in die Sommernacht schreien.
Es führt eine kleine Steintreppe die Terrasse herunter, von der man zu einem Zaun kommt, der aus gedrechseltem Holz besteht.
In der Mitte hat er eine Eingangstür, die ich überraschenderweise öffnen kann. Hinter dem Club kommt ein großes Einkaufscenter, das um diese Zeit natürlich geschlossen ist. Der leere Parkplatz ist mit Schranken abgesperrt, umso mehr wundert es mich, dass mitten darauf ein Wagen steht.
Haben sie jemanden aus Versehen in der Mall eingesperrt?
Ich muss instinktiv lächeln, denn das war früher einer meiner ultimativen Wunschträume.
Als ich näherkomme, sehe ich, dass es ein schwarzer Audi ist, ein älteres Modell. Keine Ahnung, welches Baujahr oder welche Zahl nach dem A kommt. Ich verstehe nichts von Autos und ich hasse es, wenn Männer stundenlang darüber reden.
Auf jeden Fall ist es ein schönes Auto, eines, das auch noch aussieht wie ein Auto und nicht wie ein hypermodernes Raumschiff.
Ich sehe mich um, der ganze Parkplatz ist umzäunt und die Schranken sind unten, wie ist es da reingekommen?
Ich kann mich nicht daran hindern, mich unter den Schranken hindurchzubücken und nach einer einfachen Erklärung dafür zu suchen.
Als ich dem Auto näherkomme, höre ich Musik. Ich mache noch ein paar Schritte darauf zu. Jap, sie kommt eindeutig von dem Wagen.
Ich bekomme ein flaues Gefühl im Magen, als mir bewusst wird, dass ich hier so ganz allein, mitten in der Nacht, mit einem Geisterauto auf einem leeren Parkplatz stehe. Ganz zu schweigen davon, dass es völlig unklar ist, wie es hierhergekommen sein soll.
Der perfekte Anfang für einen Horrorfilm. Sehr gut Emmi.
Doch dann sehe ich über dem Auto Rauch aufsteigen und schließlich besiegt meine Neugier die Angst und ich gehe noch ein paar Meter um das Auto herum.
Da liegt jemand auf der Motorhaube, ich kann seine Beine sehen.
Okay, es ist schon mal kein Geisterauto, aber macht es das jetzt besser oder schlechter? Ich sollte aufhören, mir diese Gruselfilme anzusehen und schleunigst von hier verschwinden. Also mache ich auf der Hacke kehrt. Doch leider etwas zu schnell, denn der Wodka schwappt aus dem Becher und ich lasse ihn reflexartig fallen.
Da es kein Glas ist, klingt es nicht so katastrophal, wie ich angenommen hab, aber es war definitiv nicht zu überhören.
Ich kneife die Augen zusammen und wünschte, ich wäre unsichtbar, als ich höre, wie der Typ sich abrupt aufsetzt.
»Das ist ein Witz, oder?«
Diese Stimme.
Das kann definitiv nur ein Witz sein!
Ich bin sicher, dass Vince dort auf dem Auto sitzt, doch ich hab zu viel Schiss mich umzudrehen, da fängt er auch schon an zu brüllen.
»Was bist du? Ein beschissener Stalker?« WAS?
Jetzt schnelle ich doch rum. »Wie bitte?«
Ich hebe amüsiert die Augenbrauen. »Woher sollte ich denn wissen, dass du hier draußen trübsinnig und allein auf einem Auto liegst?«
»Du bist also rein zufällig einmal um das ganze Karree auf einen abgesperrten Parkplatz, zu einem alleinstehenden Auto gelaufen? Ohne zu wissen, wem es gehört?« Er schnaubt ungläubig und ich frage mich, ob es wirklich schon die ein oder andere Frau gab, die so einen kranken Stalkermist mit ihm abgezogen hat? Aber ich gehöre ganz bestimmt nicht dazu, auch wenn das hier gerade nicht besonders gut für mich aussieht.
»Also?« Er zuckt belustigt mit den Schultern. »Bist du eine Stalkerin?«
Dann legt er den Kopf schief, »Oder hast du einfach nur das Leben satt? Ich hätte schließlich auch ein Axtmörder sein können.«
Er legt sich wieder auf die Motorhaube.
»Stimmt, dieses Risiko besteht natürlich immer.«, scherze ich und frage mich im zweiten Moment wieso?
»Was kümmert es dich?«, füge ich noch trotzig hinzu und er lacht abschätzig. »Tut es nicht.«
Ach was?
Ich spüre förmlich sein boshaftes Grinsen im Rücken, als ich mich abwende. »Gute Nacht, Maria.«
Nicht umdrehen! Er will dich nur ärgern, geh einfach weiter!
Doch dann hör ich mich keifen. »Was ist dein Problem?«
Ich klinge wie eine Furie. Und meine innere Stimme kippt theatralisch stöhnend nach hinten.
Amüsiert darüber, dass ich wieder darauf angesprungen bin, zuckt er übertrieben gleichgültig mit den Schultern. »Ich habe kein Problem. Ich kann dich nur nicht ausstehen.« Er nickt in meine Richtung, als wäre ich ein verlauster, entlaufener Hund. »Also verpiss dich!«
Ich atme hörbar aus. »Glaub mir, ich würde mir lieber einen Nagel ins Knie hauen, als noch eine Sekunde länger die gleiche Luft zu atmen wie du.«
»Autsch«, spottet er. »Na wir sind aber bissig.«
Der treibt mich echt zur Weißglut.
»Entschuldige, ich hab vergessen, dass bissige Kommentare dein Ding sind.«
Er stöhnt genervt. »Du bist ja immer noch hier. Hat der Rest da drin etwa auch schon genug von dir?«
Er lehnt sich wieder auf die Ellbogen und atmet bitterböse aus.
»Gibt es überhaupt irgendjemanden auf dieser Welt, der dich länger als fünf Minuten erträgt?«
»Ja, stell dir vor. Ich habe Freunde, ganz im Gegensatz zu dir.«
Mein Tonfall ist giftig. Das Spiel kann man auch zu zweit spielen.
»Und in welchem Bezirk von OZ leben die genau, Dorothy? Sag es mir, dann schick ich ne Kondolenzkarte.«
Hat er gerade eine bissige Bemerkung über den Zauberer von OZ gemacht? Ich hätte nicht gedacht, dass er überhaupt lesen kann!
»Wie wäre es, wenn du stattdessen den Zauberer fragst, ob er dir ein Herz besorgt und aufhörst, dich wie ein Ungeheuer zu benehmen?«
Jetzt sieht er mich an und für den Bruchteil einer Sekunde hat es den Anschein, als würde ein kleines Lächeln seine Mundwinkel umspielen.
Ich wende mich zum Gehen und dieses Mal ruft er mir keinen boshaften Kommentar mehr hinterher.
Kapitel 5
»Wann möchtest du denn gehen?«, frage ich Hailee vorsichtig, als sie vollkommen dicht über der Theke hängt.
»Was? Die Nacht ist doch noch jung.«
Ich halte zwei Finger hoch. »Wie viele Finger?«
Sie kneift ein Auge zusammen. »Vier?«
»Ich denke die Nacht ist vorbei.«,