For that Moment. Nena Muck

For that Moment - Nena Muck


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ist cremefarben und mit kleinen bunten Blumen bestickt.

      Das eingearbeitete Bustier und der Neckholderverschluss lässt es wie ein Kleid aus den Fünfzigern erscheinen.

      Danach wende ich mich meinem Bücherregal zu. Es ist wild gemischt und beherbergt sowohl Klassiker wie Moby Dick als auch neuere Werke von Jojo Moyes und Nicholas Sparks, doch meine Hand greift, wie üblich, zu meinem Lieblingsbuch.

      Die Schönen und Verdammten von F. Scott Fitzgerald.

      Als ich gedankenverloren über das Buch streiche, fällt mein Blick auf den Zauberer von OZ. Ich sehe es zwei Sekunden unentschlossen an, bevor ich es gemeinsam mit F. Scott Fitzgerald in meinen Rucksack packe.

      Es ist ein wunderschöner Tag, deshalb beschließe ich, mich meiner Lieblingsbeschäftigung an der frischen Luft zu widmen.

      Ich packe noch ein paar Kekse und eine Decke in meinen Rucksack, wobei mir auffällt, dass die Decke viel zu groß für diesen kleinen Rucksack ist. Er ist rosa und hat an seinem Reißverschluss einen dieser Fellanhänger, die aussehen wie eine Hasenpfote, er ist eher schön als praktisch.

      Er war ein Geschenk. Ich persönlich hätte mich sicher für ein anderes Modell entschieden, doch einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.

      Ich klemme mir die Decke also kurzerhand unter den Arm und werfe noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel.

      Ich sehe bei Weitem besser aus als noch vor ein paar Stunden.

      Oder gestern. Oder aber das gesamte letzte Jahr.

      Ich überlege, welcher Ort wohl am geeignetsten wäre, und mir kommt die Stelle hinter dem Wohnheim in den Sinn, woran ich jedoch sofort einen virtuellen Haken mache.

      Doch dann denke ich an den Weg, den ich damals ging, dort stand eine alte aber wunderschöne Holzbank, die an einigen Stellen schon Moos angesetzt hatte. Sie war zwischen zwei Bäumen versteckt, wodurch die Sonne auf die Wildblumen am Fuße der Bank schien.

      An diese Stelle hab ich schon so oft gedacht.

      Sie ist perfekt.

       Kapitel 9

      Ich stelle mein Auto in der Nähe des Krankenhauses ab und spaziere durch den Besucherpark.

      Nach einer Weile entdecke ich den kleinen Trampelpfad, der zu der Bank führt. Als ich unbewusst nach links und rechts schaue, komme ich mir vor wie Mary Lennox, die unauffällig ihren geheimen Garten betritt. Was blödsinnig ist, da diese Bank nun ganz und gar nicht geheim ist, aber manchmal finde ich es schön, mir einfach vorzustellen, dass solche besonderen Orte nur für mich bestimmt sind.

      Sie sieht noch genauso aus wie in meiner Erinnerung.

      Ab und zu kommen ein paar Besucher mit Patienten vorbei, die sich nicht akkurat an den vorgegebenen Pfad halten, was sie mir auf Anhieb sympathisch macht.

      Ich breite meine schlammfarbene Decke auf der Bank aus und mache es mir gemütlich. Über mir rascheln die Blätter des Ahornbaums im Sommerwind und der Geruch der Glockenblumengewächse und der Kamille am Rand des Pfads steigt mir in die Nase.

      Es duftet nach Sommer.

      Ich atme einmal tief durch und entspanne mich, bevor ich mich den Abenteuern von Dorothy und ihren Freunden widme.

      Da hätten wir die Vogelscheuche ohne Verstand, den Löwen ohne Mut und den Blechmann ohne Herz.

      Ich bin völlig vertieft und merke deshalb leider erst zu spät, dass mein Nacken sich versteift hat. Ich schließe die Augen und wiege meinen Kopf hin und her. Als ich die Augen wieder öffne, zucke ich vor Schreck zusammen. Schräg gegenüber lehnt jemand an einem Baum und als ich sehe, wer es ist, setzt mein Herz einen Schlag lang aus.

       Vince.

      Ich starre ihn fassungslos an, während er sich von dem Baum abstößt und mit seinem typischen verschmitzten Lächeln einen Meter vor mir zum Stehen kommt.

      »Ich weiß nicht, was ich trauriger finde.«, fängt er an. »Die Tatsache, dass du freiwillig in einem Krankenhauspark sitzt oder dass du ein Kinderbuch liest.« Er gibt ein Geräusch von sich, das kurz wie ein Kichern klingt, während ich versuche das Gefühlschaos, das in diesem Moment über mich hereinbricht, zu ordnen.

      »Ich finde, diese Art der Begegnung sollte aufhören.«, wiederhole ich seine Bemerkung von Freitagabend und er nickt amüsiert.

      Er hat die Hände in seiner tiefsitzenden Jogginghose vergraben.

      Als er die Schultern hebt, rutscht sein weißes Shirt nach oben und seine Boxershorts blitzt hervor. Die und dieser Muskel.

      Dieser verdammte Muskel, der aus klugen Frauen dumme Frauen macht. Ich schaue einen Moment zu lang auf diesen Bereich seines Körpers, denn als ich ihm wieder in sein Gesicht sehe, hat er dieses schmutzige, vor Arroganz triefende Lächeln aufgesetzt.

      »Es sieht fast so aus, als hättest du gar nichts gegen eine Begegnung.«

      Als er diese Worte ausspricht, dehnt er sich übertrieben dramatisch nach hinten. Ich versuche wegzusehen, schaffe es aber nicht.

      Attraktiv ist nur der Vorname dieses Mannes und das weiß er ganz genau. Ich reiße mich los und sehe ihm ins Gesicht, was nicht weniger schön anzusehen ist. Doch diesmal ist da etwas in seinen Augen, das ich noch nicht kenne, etwas, das ein Kribbeln von meinem kleinen Zeh bis zu meiner Kopfhaut jagt.

      Er kommt einen Schritt auf mich zu und seine Augen brennen sich geradezu in meine, während er seinen Oberkörper in einer quälend langsamen Geschwindigkeit zu mir nach unten lehnt.

      Sein Blick ist wie der einer Schlange und ich bin das hypnotisierte Kaninchen, das sich nicht rühren kann. Sein Gesicht ist so nah, dass ich seinen Atem spüre, als er sagt:

      »Wenn du eine Privatshow willst, musst du nur fragen.«

      Er meint es sarkastisch, das weiß ich, aber seine Stimme ist nicht so überheblich wie sonst. Sie ist rau und unglaublich sinnlich.

      Ich habe das Gefühl, mein Körper schmilzt unter seinem Blick und ich kann ihn nicht lösen.

      Hast du den Verstand verloren?, brüllt mich meine innere Stimme an und ich schaffe es zu blinzeln.

      Gott, ich hasse es, dass er diese Macht über mich hat.

      Ich versuche, das Schiff rumzureißen, indem ich so emotionslos wie nur möglich sage: »Danke. Kein Bedarf.«

      »Du bist ne beschissene Lügnerin.«, stellt er grinsend fest, während ich mich ein Stück zurücklehne und die Augenbrauen hebe.

      »Bist du fertig?«

      Mit einem selbstgefälligen Lächeln löst er den Blick von meinem Gesicht und richtet ihn auf meinen Rucksack. »Ist ja herzallerliebst.«

      Ehe ich reagieren kann, hat er ihn ergriffen und lehnt sich wieder auf.

      Ich überlege, ob ich aufstehen und ihm meinen Rucksack aus den Armen reißen soll, aber ich entscheide mich dagegen.

      Denn genau das will er.

      Er grapscht hinein und holt zwei Kekse heraus, bevor er sich einen davon in den Mund steckt.

      Selbst das macht mich an. Was ist nur los mit mir?

      »Wir stehen wohl sehr auf Wörter?«, fragt er, als er die Schönen und Verdammten aus meinem Rucksack zieht.

      »Ja. Ganz genau so, wie es sich für eine Jungfrau Maria gehört.«, antworte ich schnippisch und stehe auf. »Gib mir den Rucksack.«

      Ich mache einen Schritt auf ihn zu und er streckt den Arm mit meinem Rucksack nach oben. Im Ernst?

      »Wie alt bist du, acht?«, frage ich genervt.

      »Im Innern, ja.«, lacht er und jetzt wirkt es wirklich kindlich.

      Ich stöhne erschöpft. »Wie du willst. Behalt


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