Glücklicher als gedacht. Antoine Laurain

Glücklicher als gedacht - Antoine Laurain


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in den unglaublichsten Formen und Farben, Kalender und Poster mit halb nackten Mädchen und Männern. An allen Ständen wurde eifrig Werbung gemacht. Ich schnappte einzelne Sätze auf: »Er vibriert besonders sanft«, »Sie ist der kommende Star«, »Wir filmen Sie gern bei sich zu Hause«, »Das ist unsere Website«.

      An einer Kreuzung zweier Gänge gab es Gedränge, die Blitzlichter der Digitalkameras trafen eine schöne, sehr stark geschminkte Brünette. Sie signierte einen Stapel DVDs unter der bunten Statue eines riesigen Tukans, dem Emblem des Standes.

      »Das ist Mila Fievra«, erklärte mir Jacquier. »Eine Italienerin, die zur Zeit bei Dorcel sehr gut läuft.«

      Wer waren diese Männer, die sich mit einer DVD in der Hand um sie drängten und sie nicht aus den Augen ließen? Kranke? Widerwärtige Perverse ohne jedes Schamgefühl, die sich mit entblößtem Gesicht auf dieser Messe zeigten und auf eine Widmung hofften? Ich hatte immer geglaubt, dass Männer nur heimlich Pornos sahen und selbst unter Folter niemals gestanden hätten, dass sie so etwas mochten. Nichts davon war zu merken. Einige Männer, die auf ihre Widmung warteten, hatten zwar etwas Zwielichtiges in ihrem starren Blick, aber das war bei weitem nicht die Mehrheit. Die meisten wirkten völlig normal. Eine Porno-Schauspielerin um eine Widmung zu bitten war lustig und offenbarte für sie keineswegs eine verdorbene oder, noch schlimmer, eine nicht vorhandene Sexualität. Es gab sogar ein Paar um die dreißig, das sich bei der Hand hielt. Gerade waren sie an der Reihe.

      »Wir lieben Ihre Filme«, erklärte die junge Frau.

      »Danke, das ist lieb, ihr seid so süß«, antwortete Mila Fievra mit einem Lächeln, das sein Strahlen sicher irgendwelchen Zahnbleichern verdankte.

      Um sie herum hatten andere Besucher nach den Handys gegriffen und fotografierten sie. Sie erhob sich von ihrem Stuhl, um dem Paar ein Küsschen zu geben, und ließ sich dann von einem Mann um die vierzig die DVD reichen.

      »Das ist der schönste Tag meines Lebens!«, rief er begeistert.

      »Wenn du willst, stelle ich sie dir vor«, bot mir Jacquier an und zog mich weiter. »Das ist ein tolles Mädchen. Sie hat eine komplizierte Familiengeschichte, der Film gibt ihr Halt.«

      »Das ist schön für sie«, antwortete ich, ohne allzu sehr über die Familiengeschichte von Mila Fievra nachdenken zu wollen, die vermutlich einen Cocktail aus alkoholkranker Mutter, prügelndem Vater, Flucht mit vierzehn Jahren und ähnlichen Dramen enthielt. »Sie haben wohl alle eine schwierige Vergangenheit«, fügte ich hinzu, während ich an einem riesigen lilafarbenen Plakat vorbeiging, auf dem in weißen Lettern stand: »Die Nutten am Strand, Vintage-Porno, der Charme der Siebziger auf DVD«.

      »Da irrst du dich! Sie sind nicht alle Opfer von Inzest und anderen Traumata. Viele machen es für Geld und um sich zu amüsieren. Gwendy, das Mädchen auf den Rollschuhen, ist Wäscheverkäuferin in einem Warenhaus in der Provinz. Keine Cosette, ihre Eltern haben ein Reisebüro, sie hat zwei Brüder, in der Familie verstehen sich alle miteinander. Nichts Auffälliges.«

      »Wissen sie, was sie macht?«

      »Ja.«

      »Und das stört sie nicht?«

      »Nein, jedenfalls sagen sie nichts, schließlich ist sie volljährig.«

      Ich stellte mir vor, Amélie würde uns mitteilen, dass sie Pornos dreht, und Sylvie und ich würden im Chor antworten: »Was für eine originelle Idee, mein Schatz, mach, was dir gefällt, schließlich bist du erwachsen.«

      Undenkbar, nicht mal im Traum.

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