Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
Eine schematische Darstellung erschien jetzt in einem Teilfenster des Hauptbildschirms. Die Positionen der Fulirr-Schiffe waren darauf ebenso verzeichnet wie die georteten Space Army Corps Einheiten. Immer wieder verschwanden Einheiten von dieser Darstellung. Meistens handelte es sich um Space Army Corps Schiffe.
»Kaum die Hälfte des ursprünglich hier stationierten Verbandes ist noch übrig, Sir!«, fasste Waffenoffizierin Celine Al-Malik die ziemlich aussichtslose Lage zusammen.
»Woran hat es Ihrer Meinung nach gelegen, dass die Fulirr-Schiffe diesmal nicht gleich beim Austritt aus dem Sandström-Raum aufgehalten werden konnten?«, fragte Wong.
»Sir, ich würde sagen, das lag an der puren Übermacht. Sie sind einfach durchgebrochen«, erklärte Celine Al-Malik ihre taktische Analyse. »Einfacher gesagt: Es waren zu wenig Verteidiger hier. Man hat offensichtlich nicht damit gerechnet, dass der Entlastungsangriff der Fulirr auf Picus Major mit so großer Übermacht durchgeführt würde!«
»Captain, mehrere Einheiten treten aus dem Sandström-Raum aus!«, meldete Batista. »Aber es handelt sich nicht um Fulirr, sondern um Naarash. Sie setzen ihre Drohnenschwärme aus…«
*
»Wir sind keine Söldner«, stellte Sunfrost klar. »Aber vielleicht können wir dazu beitragen, eine Lösung zu finden, um ihren Konflikt mit den Dabsokaar zu lösen.«
»Es gibt keine Lösung«, erklärte Geralgar. »Die 5-D-Impulse haben offenbar eine verheerende Wirkung auf die Gehirne der Dabsokaar. Sie befinden sich dann in einem Ausnahmezustand.
Wir haben auf Dauer nicht die Möglichkeiten, uns gegen sie zu wehren. Dazu kommt, dass die Impulse bei ihnen eine immer geringere Wirkung erzielen und sie daher sehr viel aggressiver geworden sind. Wenn ihr uns nicht helft, so bedeutet das unser Todesurteil.«
»Ich schlage vor, dass wir zunächst einmal ihre Gegenleistung begutachten«, mischte sich Lurdre Traanlak ein.
»Natürlich«, sagte Geralgar. »Ihr könnt das Datenmaterial, soweit es zugänglich ist, gerne untersuchen. Wir verstehen nicht sehr viel von der alten Technik. Das Wissen, um die Bedeutung der Zeichen ist weitgehend verloren gegangen. Und manche Speicher lassen sich nicht mehr aufrufen. Folgt mir!«
Geralgar führte sie zu einem Heptaeder, der aus unzähligen siebeneckigen Flächen bestand, die in unterschiedliche Farben leuchteten. »Dies ist der Zugang zu den Speichern.«
»Wie aktiviert man ihn?«, fragte Erixon.
»Durch berühren der Felder. Früher gab es Rodanag, die Meister in der Handhabung der Berührungsfelder waren. Heute sind wir alle sehr unbeholfen darin. Eigentlich müsste er durch Befehle an einen zweiten Rechnerkomplex, den wir den KOORDINATOR nennen, zu bedienen sein, aber das funktioniert nur sporadisch.«
»Ich werde lieber versuchen, über mein Modul einen Zugang zu finden«, erklärte Erixon. Da die Facettenaugen des LI ausschließlich zur Infrarotsicht fähig waren, war er ohnehin ständig darauf angewiesen, ein spezielles Display zur Hand zu haben, dessen Anzeige nicht auf der Basis von Lichtunterschieden arbeitete, sondern stattdessen Temperaturunterschiede abbildete.
»Ich habe einen Zugang zum System gefunden«, stieß Erixon fast sofort hervor. »Fähnrich Gomes, legen Sie ein weiteres Übertragungsmodul an.«
»Ja, Sir«, bestätigte Gomes und befestigte ein Übertragungsmodul auf einer der siebeneckigen Flächen. Der Heptaeder begann aufzuleuchten. Diese Lichterscheinung pulsierte. Eine Holografie erschien. Sie zeigte eine Gestalt, die von weiten Gewändern verdeckt wurde.
Teilweise schienen Abbildungsfehler aufzutreten. Ein verschwommener Fleck breitete sich vom Kopf manchmal bis zur Körpermitte aus.
»Ich bin ein virtueller Archivar, geschaffen nach dem Ebenbild von Reigor, aus dem Volk der Basir, das den Göttern half und von ihnen belohnt wurde«, sagte die Holografie.
Die Wand hinter dem Heptaeder wurde erleuchtet und wenig später erschienen darauf Bilder wie auf einer gewaltigen Leinwand. »Wir, die Basir und die Etnord führen Krieg gegen die Krabbler zu Recht, denn diese haben sich dem Willen der Erhabenen entgegensetzt, denen wir dienen und denen wir alles verdanken.«
Auf den Bildern waren zunächst Raumschiffe zu sehen, dann Scharen insektoider Wesen. Es handelte sich zweifellos um Ontiden.
»Unsere Feinde sind widerspenstiger, als wir ahnten und haben bereits mehrere der Siebeneckigen Sternentore zerstört. Aber es ist der unumstößliche Beschluss der Erhabenen, dass wir die Ausbreitung dieser Plage Einhalt gebieten werden! Die Überlebenden werden sich kaum über den Stand von Tieren erheben, so lautet der Befehl der Erhabenen. Dass eine Reihe primitiver Völker durch die Auswirkungen dieses Kampfs in Mitleidenschaft gezogen wurde, nehmen die Erhabenen in Kauf.«
Bilder einer erdähnlichen Welt erschienen nun. Horden von K'aradan, die mit Hieb- und Stichwaffen auf reptilienartiges Wild Jagd machten, waren zu sehen.
»Das muss während des Dunklen Zeitalters gewesen sein, das vor 2600 Jahren begann«, meinte Lurdre Traanlak.
»Offenbar sind das Bilder einer jener K'aradan-Welten, die in die Barbarei zurückfielen.« Er wandte sich an Erixon.
»Halten Sie die Vorführung an!«
»Ich habe keinen Einfluss darauf«, erklärte Erixon. »Auf meine Befehle reagiert das System im Moment nicht. Es treten außerdem immer wieder Fehlfunktonen auf.«
Graue Flecken tanzten auf den Bildern, die immer größer wurden. Das Hologramm des Basir äußerte immer sinnlosere Sätze. Schließlich gab es nur noch unzusammenhängende Begriffe von sich. Plötzlich blieb die Aufzeichnung stehen. Sowohl die Bilder als auch die Holografie erstarrten.
»Tut mir Leid, da kann ich nichts machen«, sagte Erixon.
»Du brauchst auch nichts zu tun«, meldete sich Geralgar zu Wort. »Manchmal geschieht das einfach. Wir können es nicht beeinflussen, aber nach einiger Zeit verblassen die Bilder. Dasselbe gilt für die Holografie. Sie verschwinden einfach und irgendwann lässt sich das System wieder starten, wenn man eines der Siebenecke berührt…«
»Ich habe einen kleinen Teil der Daten aufzeichnen können«, sagte Erixon. »Aber der Speicher meines Moduls ist begrenzt. Wir müssten eine Übertragung auf den Bordrechner der STERNENKRIEGER durchführen.«
»Die Oberfläche der Dunkelwelten ist immer sehr stark abschirmend«, ergänzte Gomes. »Aber wenn wir die L-1 als Relaisstation nehmen, müsste es klappen.«
In diesem Augenblick meldete sich Bogdan.
»Captain, die STERNENKRIEGER wird angegriffen! Mehrere Dabsokaar-Schiffe feuern auf uns!«
»So haben Sie nun die Möglichkeit, sich das Recht auf eine Datenübertragung zu erwerben!«, kommentierte dies Geralgar, dessen eigener Translator offenbar von höchster Qualität war, denn er hatte verstanden, worum es in Sunfrosts Gespräch mit Bogdan ging.
*
»Commodore! Wir haben die gesamte Jägerstaffel verloren!«, meldete Joline Pranavindraman. Die Ortungsoffizierin des Dreadnoughts LIBERTY musste sich im nächsten Moment festhalten, da eine starke Erschütterung durch das Schiff ging.
Die künstliche Gravitation funktionierte nicht mehr einwandfrei. Von Manövern mit größerer Beschleunigung musste das Schlachtschiff Abstand nehmen.
Mehrere Treffer wurden auf verschiedenen Decks gemeldet.
Die Kontrolle über die Schiffsteuerung lag bei Commander Pel Damano, dem Waffenoffizier. Die LIBERTY feuerte ihre Breitseite ab, so wie die anderen Space Army Corps Schiffe, mit denen zusammen sie eine zentrale Kampfformation bildete.
Commodore Soldo wusste, dass die Lage mehr als aussichtslos war. Über Stunden hinweg war es den Space Army Corps Schiffen gelungen, die vereinigten Fulirr und Naarash schon beim Austritt aus dem Sandström-Raum abzufangen. Einen wesentlichen Beitrag leistete dabei das K'aradan-Kontingent, dessen Tellerschiffe sich in einem wirren Umkreis um das Alpha Picus