Kurz angebunden. Peter Franz Schmitt
dazu kommen lässt, hat sich aufgegeben und wird zum Entertainmentclown, der sich allenthalben Hoffnungen machen darf auf die zumindest zeitweilige Laufbahn eines gut dotierten Festangestellten des Gewerbes.
Zum Thema staatlicher Kontrolle: Das genormte Denken von Beamten in einem Staat voller Sicherheitsapparat-Beamter, Sicherheitsbeamtenschaftsanwärter, Möchtegernbeamter und Hilfssheriffs überschreitet allerdings fallweise die Grenzen des Verfassungsnormativen dort, wo letztere durchaus Sympathien gegenüber der konterrevolutionären Aktion hegen, die ja ebenfalls das Handwerk des Sinnzerstörerischen im Repertoire hat, allerdings in dezidiert gegenaufklärerischer Intention. Im Zweifel stehen Beamtenschaft und Hilfsentourage erfahrungsgemäß mehrheitlich immer rechts. Wäre es anders, hätte der Staat das Berufsbeamtentum längst sang- und klanglos abgeschafft.
Satire hat immer einen Bezug zu radikal ergebnisoffener Dystopie, in der Erwartung, sie hoffentlich nicht eintreffen zu sehen. Schauen wir uns beispielsweise den Zweibeiner an, nach offizieller Lesart die Krone der Schöpfung (also was mich betrifft, stimmt das). Der männliche Teil dieser Spezies ist auf dem besten Wege, in wenigen hundert Jahren zum Dreibeiner zu mutieren. Die unter dem Druck der Pharma- und Lusterfüllungsindustrie sich stets weiter ausbreitende Manie der Penisverlängerung wird dieses Glied immer weiter nach unten sich auswachsen lassen, bis es den Boden erreicht, woraufhin die Evolution den Rest erledigt und das Teil zur exakten Beinform mutieren lässt. Fertig ist der Dreibeiner. Wegen der gestiegenen Anforderungen an die höchst komplizierte Koordination der Extremitäten aber muss das Gehirn seine Kapazität erweitern. D. h. die Hirnschale und der Kopf dehnen sich nicht unbeträchtlich aus, was folglich den Hals überlastet und zur Verdickung und Verkürzung zwingt. Mit anderen Worten: Männer schauen bald alle so aus wie einst Franz-Josef Strauß. Um dies Desaster zu verhindern, muss unbedingt das Ruder herumgerissen und zur Penisverkürzung aufgerufen werden. JETZT! WENN’S SEIN MUSS HUMORLOS!
Elegie des Vorworts
Ein Vorwort wohnte einst in einem Vorort. Es führte dort ein zurückgezogenes Leben und ging nur selten aus dem Haus, höchstens um einige Besorgungen zu machen. Näher in Richtung Innenstadt zu ziehen kam ihm nicht in den Sinn, denn dort wohnten die Hauptkapitel, die schon ihrer Wichtigkeit wegen den ihnen zustehenden Lebensraum besetzt hielten. Sie flanierten dort über die Boulevards, traten auf Lesungen auf und ließen sich von namhaften Kritikern ihre Aufwartung machen. Manche machten auf Buchmessen von sich reden, wovon das arme Vorwort nicht einmal träumen konnte. Wohl gehörte es in stilistisch anspruchsvolleren Werken zum guten Ton, auf das Vorwort nicht zu verzichten, so wie man das Sandwich nicht ohne Serviette über die Verkaufstheke reicht. Was aber seine Beiläufigkeit nur unterstreicht. Bei Tisch würde doch auch kaum jemandem auffallen, wenn man die Petersilie weglässt. Was aber am meisten an seinem Selbstbewusstsein nagte, dass selbst der Klappentext entschieden mehr Beachtung fand. Es gab dazu zwar noch keine repräsentative Leserumfrage, aber allein die aufreizende Platzierung und der anmacherische Jargon des Klappentextes gaben zu größter Besorgnis Anlass. Wo waren sie nur geblieben, die Glanzzeiten des Vorworts, als es nicht selten bedeutungsschwer hieß: Zweites Vorwort zur dritten Auflage, oder drittes Vorwort zur sechsten Auflage. Darunter manchmal sogar ein Datum und der Ort, an dem es geschrieben wurde. Wo sonst als im Vorwort erhielt man erschöpfend Auskunft darüber, ob und weshalb ein Werk ggf. erweitert, überarbeitet oder gar neu editiert worden war. Kurzum: Ob dem Vorwort je nochmals eine neue Blütezeit zuteil wird, steht mit dem Anbruch der E-Book Verflachung sehr in Frage. Worauf denn auch der Satz beruht: Ein Vorwort hat es selten gut.
Götterspeise
Man hört gerüchteweise, Götter äßen löffelweise Götterspeise, obwohl es ihnen längst nicht mehr zusteht, dafür mit Verlaub sammle ich Beweise.
Ernstzunehmen daran ist das menschliche Distanzbedürfnis, verursacht durch ein tiefes Zerwürfnis. Die Götter, nach der Aufklärung kaum aus der Vordertür verwiesen, versuchen sie ständig, zur Hintertür wieder hereinzuschlüpfen, weshalb es unsereins geradezu in den Fingern juckt, sie alle ein für allemal aus dem Verkehr zu ziehen. Als Interimskommissar ließe ich sie einsperren, einen nach dem andern in Untersuchungshaft stecken, allen voran den bocksfüßigen Pan. Und dieser Bacchus bekäme keinen Tropfen mehr, ohne jeden Pardon. Aphrodite wiederum, so sehr sie auch flehte, ihre Reizwäsche behalten zu dürfen, müsste sich dreinschicken, einen grauen Schlabberkittel zu tragen. Juno würde ich den Eierlikör wegnehmen, und Zeus selbst hätte nichts zu lachen, bei Lidl an der Kasse ließe ich ihn eine lange Resozialisierungsstrafe absitzen. Für jene Kandidaten der Spätzeit wiederum, den dreifaltigen Jesus, den vierschrötigen Allah und vor allem den Abgott des Konsums muss ich mir noch eine passende Sonderbehandlung ausdenken. Wozu es wohl ratsam sein dürfte, für eine gewisse Zeit Personenschutz zu beantragen.
Die Vorwürfe lauten u. a. auf Mummenschanz, groben Unfug (Wasser in Wein, geht’s noch?) , permanenten Verstoß gegen den Datenschutz (von wegen der liebe Gott sieht alles) und nicht zuletzt auf philosophische Anmaßung. Im Wesentlichen aber wäre ihr historisch durchgängiges Versagen vor einen Richterstuhl zu bringen. Das Versagen der Götter, welch ein Jahrtausendflop. Eine majestätische Versammlung, auf die der Begriff Charakter noch nie anwendbar war. Die Performance war einfach zu schwach über die Jahrtausende. Am wenigsten haben sie der fortschreitenden Entzauberung der Welt Einhalt gebieten können.
Was bleibt am Ende? Ob es nun Götter gibt oder nicht, ob falsche oder echte, ich fürchte, unsere Verstrickung sitzt tief, und wir sind und bleiben noch eine ganze Weile ihre Knechte. – Was mich die Sache angeht? Als freiberuflicher Beiträger des Instituts zur Untersuchung von Staats- und Autoritätsverdrossenheit (IUSUA) fällt mir Aufgabe eines Chronisten zu, diesbezüglich den Finger am Puls der Befindlichkeiten und das allgegenwärtige Kameraauge jederzeit offen zu halten, um allzu rückfällige Tendenzen rechtzeitig wahrzunehmen.
- Ob ich mich nicht doch insgeheim vor der Rache der Götter sorgen müsse? Ach wissen Sie, ich persönlich bin da absolut furchtlos, schließlich habe ich schon mit etlichen Pastorentöchtern nackt gebadet, ohne dass mich je der Blitz geblendet hätte. Und wie Sie sicher schon längst bemerkt haben werden, spricht aus meinen Worten der Leibhaftige, und der hat bekanntlich Narrenfreiheit.
Urgroßvaters Selbstgespräche
Wenn das der Führer wüsste, wie dilettantisch der Kübelwagenkonzern die Abgase fälscht….. Macht sich nicht gut im Ausland, wo man noch weiß, wie wir damals Zyklon B als normale Atemluft verkauft haben.
Höre ich richtig? Bruno Ganz hat sich das Bärtchen nicht einfach nur angeklebt und beim Zubettgehen wieder abgemacht? Nein, er hat sich selber solch ein Hitlerbärtchen wachsen lassen! Dass der Mann so durchdreht, wundert einen nicht, denn Hitlers Endsieg am Kiosk, im TV und nunmehr authentisch an der Oberlippe wiederholt sich seit Jahrzehnten Jahr für Jahr in allen Variationen.
Ob allerdings dies Breittreten dem angemessenen historischen Gedächtnis adäquat ist, möchte zu bezweifeln sein. Wenn ich sehe, wie die heutigen Konsum-Kleinbürger gänsehäutig begierig nach diesem Kitzel schmachten und noch immer das Gleiche wollen, nämlich am liebsten ihren Verstand, wie wenig das auch ist, an der Garderobe abgeben, muss ich an der in Aussicht gestellten qualifizierten Wiedererweckung des Reichsgedankens zweifeln. Skepsis überfällt mich, zu beobachten, wie sie nach diesem psychodelischen Popstar und Strohmann des militärindustriellen Komplexes geradezu lechzen und von dessen Physiognomie als Verführer geradezu schwärmen. Wie? Tun sie nicht? Tut nur das Knopp-Fernsehen? Bin mir da nicht so sicher. Verständlich aber, dass man sich da am liebsten so naturalistisch perfekt wie möglich in die GröFaZ-Rolle hineinversetzen möchte, und Bruno Ganz muss aufpassen, dass er seine Performance am Ende nicht besser macht als der Sie-wissen-schonwen-ich-meine. Mich überkommen jedenfalls gemischte Gefühle, wenn ich sehe, wie dem illustren Kinopublikum und nicht wenigen von den Rezensenten geradezu das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn man deren unbedarften Sabber so nennen darf.
Überhaupt dieser Schicklgruber, war ja mit seiner Hitler-Selbstdarstellung so beschäftigt, dass er gar nicht gemerkt hat, wie auf einmal Krieg war. Und wie er’s gemerkt hat, fiel ihm nichts Besseres ein, als den Dünkirchen-Vormarschbefehl des Generalstabs zu stoppen. Wer jetzt? Hitler als Erretter Englands? Oder der Bruno Ganz? Wie soll man das noch auseinanderhalten? Sie, ich kann Ihnen sagen, wenn schon die Kinder einem erzählen, Ulbricht hätte die