Zwei Räder, ein Land. Martin C Roos

Zwei Räder, ein Land - Martin C Roos


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       Martin C Roos

       Zwei Räder, ein Land

       Per Fahrrad durch alle Bundesländer:

       Deutschland in 2451 Kilometern

      Mit 4 Farb- und 14 Schwarzweiß-Fotos, 4 Schaubildern

      sowie Übersichtskarte, Packliste und

      16 Links zu Recherche-Clips.

      Copyright: © 2020 Martin C Roos

      Projektseite: RiffReporter.de/Deutschland

      #RadelnderReporter – in 24 Etappen durch alle Bundesländer

      Reisetipps und Kapitelauszüge (Leseproben): www.tinyurl.com/alle16d

      Umschlag & Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

      Sofern nicht gesondert vermerkt, liegen die Rechte der Fotos und Abbildungen beim Autor.

      Coverfoto: Isabela Pacini

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH

      Halenreie 40-44

      22359 Hamburg

      978-3-7497-9756-1 (Paperback)

      978-3-7497-9757-8 (Hardcover)

      978-3-347-09892-3 (e-Book)

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

       Inhalt

       NORD

       1. Holsteinmisere, Trabileiche, Schussanlage

      Kilometer 14: Tiefkühl von der Stute

       2. Gartenschläger, Ossibäcker, Elbfischer

      Kilometer 126: Ostalgie in Brötchenform

       3. Apfelerbe, Knappmannsdörfer, Lagerstätten

      Kilometer 277: Der Bindebaum von Krentzel

       WEST

       4. Düste, DeepHolz, Dümmer

      Kilometer 423: Ein Hauch von Gebirge

       5. Schadenermessen, Schülerschlüsse, Sauerlandleid

      Kilometer 629: Der Diskriminierte am Skiverleih

       6. Mundorgel, Ostpower, Rheingaulimit

      Kilometer 803 plus 33: Der Limes und das Limit

       SÜD

       7. KreuznachToo, Schwarzrotgold, BliesSlow

      Kilometer 874: Hüffelsheimliche Befreiung

       8. Fundsachen, Obrigkeiten, Schimpftiraden

      Kilometer 1132: Baden und schnell gegangen

       Die unbeantwortete Frage

      Übersichtskarte zu den 24 Deutschland-Etappen

       SÜD

       9. Lunatisch, traumatisch, touristisch

      Kilometer 1322: Ernüchtert nach dem Nachtrausch

       10. Lose, Nässe, Krankenlager

      Kilometer 1586: Wendemarken

       OST

       11. Dorf geteilt, Blau gewählt, Stalin verhöhnt

      Kilometer 1701: Wolff, Wolf, abgesagt

       12. Feine Seen, fiese Biester, flimmernder Rekord

      Kilometer 1899: Mein Wörlitzproblem

       13. Vermauert, verkohlt, verheimatet

      Kilometer 2054: »Ich liebe diese Stadt – trotz allem«

       NORD

       14. Holzapfel, Hauswald, Hauptstadtcredo

      Kilometer 2080: Sprung in die Freiheit

       15. Rückenpflaster, Motorblöcke, Kümmernisse

      Kilometer 2152: Die Simsons von Vietnitz

       16. Schwarze Schale, rotgoldner Tand

      Kilometer 2391: Abstecher nach Südamerika

       Anhang

       Ortsverzeichnisse

       Sach- und Personenverzeichnis

       Holsteinmisere, Trabileiche, Schussanlage

      Berlin hat eine Tankstelle mit Ölkanne und Scheibenspray, aber keinen Supermarkt. Berlin hat einen Potsdamer Platz, aber keinen Späti. Zauberhaftes hässliches Berlin, lungerst klinkerfein zwischen sattgelben Rapshügeln, aber deine Imbissbude ist zu. Als ob spröder Humor satt machte. Kurfürstendamm, Heerstraße, Unter den Linden: Kalorienarme Worthülsen sind das! Einen Monat will ich durch Deutschland radeln. Aber schon nach einer Stunde kämpfe ich mit einer Misere an diesem Maimorgen. Ich brauche Verpflegung, und es gibt: nichts.

      Neun Monate Landeskunde liegen hinter mir: Kultur- und Naturräume vergleichen, Partei- und Industrielandschaften studieren, hineinzoomen ins Straßengewirr zwischen den Metropolen, hunderte Dörfer und Städtchen im Blick, tausendmal ›Zur Route hinzufügen, klick.‹ Mein Reiseplan leidet an bösartigem Streckenwachstum. Auf über 2300 Kilometer bläht sich mein Rundkurs durch die Republik. Also verordnete ich dem Gepäck strengste Diät, ganz naiv rechnend ›Route gebläht, Reisetage fix = Tempo rauf, Gepäckvolumen runter.‹ Ein Packsack mit sechzehn Litern, sinnierte ich: Das passt für die sechzehn Bundesländer; Essbares kaufst du einfach unterwegs. Da hatte ich noch keine Ahnung von Berlin, von der Provinz, vom Heute jenseits der Städte und von all den Hungerlöchern, die ich würde meistern müssen: im Sauerland genauso wie im Havelland, in Anhalt ebenso wie in Schwaben.

      Im Dörfchen Berlin muss ich mich erst daran gewöhnen, wie kleine Miseren sich manchmal ins kleine Glück wenden. Dass ich hinter Berlin so ausgefallen frühstücke wie niemals – Milch von der Stute: So etwas macht mich übermütig, und im Nu ist all die Anspannung des ersten Reisetags verflogen.

      Trotzdem solltest du auch Übermut im Zaum halten. Lass dir von deinem inneren Skeptiker gesagt sein: Du bist zu verbissen und bekommst nur deswegen erst einmal die Berlinkrise, weil du über hochfliegenden Fahrplänen die eigene Sturheit nicht erkennst: Derart jott-we-de beginnst du deine Deutschlandroute! Hauptstadt Berlin wäre der einfache und einleuchtende Startpunkt. Aber dieses winzige Berlin – nicht einmal übernachten lässt sich da.

      DeutschLAND, verstehst du? Mir gehts vorrangig eben nicht um große Städte. Ich will das Land im Kleinen unter die Räder nehmen, über die Dörfer fahren, mit Menschen in winzigen Städten reden. Durch viel Grün soll mich das Rennrad tragen, über kurvige Sträßchen und schrullige Weiler.

      Berlin in Schleswig-Holstein ist erster Stopp auf der Reise, aber losgefahren bin ich in Gießelrade. Schlichte Höfe und Häuser lehnen dort rücklings an einer Waldeshöhe. Am Dorfrand beginnt


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