Die Weltenbummler in Indien. Gerhard Moser
Füßen nieder. Als sie anfing, an meinem großen Zeh zu kauen, scheuchte ich sie weg.
Nach dem Frühstück ging es dann zum Strand. Gut eingecremt und das Auge mit doppelten Tropfen verwöhnt, liefen wir los. Einfach toll. Es war recht ruhig am Strand. Nur da, wo auch Lokale waren, liefen einige Touristen im Wasser herum. So liefen wir bis hoch zum Asham Beach, rund 5 bis 6 Km. Dort setzten wir uns ins „Schwarze Pferd“ und bestellten einen Mango Saft und eine Flasche Wasser (zusammen 160 INR = 2 €). Zwei Inder hatten sich in traditionelle Kleidung aus Rajasthan geworfen, eine heilige Kuh mit bunten Bändern und Tüchern behängt und zogen, eine Art Holzklarinette und eine dreisaitige Gitarre spielend, durch die Reihen der Liegen. Wenn Touristen dann Fotos machen wollten, mussten sie eine „Kleinigkeit“ bezahlen. Auch eine Art, die „Heilige Kuh“ zu melken. Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, gingen wir zurück zum Hotel, wo wir gegen 15 Uhr ankamen. Unterwegs schwamm ein kleiner indischer Junge in einem kleinen Teich, der sich neben den Felsen gebildet hatte. Als er uns kommen sah, fing er an, kleine Kunststücke zu machen. Er schlug Purzelbaum, stand auf dem Kopf und bewegte seine Beine in alle Richtungen. Supertalent „á la India“. Mehr als drei Stunden strammes Gehen brachten meinen Zucker vom Morgen wieder unter Kontrolle. Während ich am Vormittag 235 mg% hatte, waren es jetzt nur noch 116. Damit konnte ich zufrieden sein. Das Obst, anstelle des Mittagessens, schmeckte toll. Die Stunde Mittagsschlaf tat mir dann richtig gut. Danach erledigten wir verschiedene Apps und machten uns auf den Weg zum Pool. Während Achim für eine gute Stunde seine Runden im Pool schwamm, arbeitete ich am Tagebuch. Als Junian kam, bestellten wir einen Mochito und eine Flasche Wasser. Für heute hatten wir uns vorgenommen, zum Abendessen im Hotel zu bleiben und nach halb acht den Tandoori zu genießen.
Als wir abends an den Pool kamen, waren die Tische feierlich eingedeckt. Auf jedem der Tische brannte ein kleines Teelicht, allerdings nur elektrisch betrieben, da der Wind normale Kerzen immer wieder gelöscht hätte. Außerdem wäre die Brandgefahr zu hoch gewesen. Eine hellbraune Tischdecke zog sich bis zum Boden und ein dunkelgrünes Stoffband gab den farblichen Kontrast. Junian brachte uns die Karte und gab uns verschiedene Empfehlungen.
So bestellten wir von allem etwas. Auf den Fisch waren wir besonders gespannt. Alles, was geliefert wurde war köstlich. Besonders das Knoblauchbrot, frisch aus dem Tandoori, war einmalig. Junian brachte uns zweimal Salat als Vorspeise aufs Haus und Papadam dazu. Die vegetarischen Gemüsebratlinge mit Minze-Soße waren geschmacklich fantastisch und hätten uns schon als Mahlzeit genügt. Zum Glück war dann der Fisch nicht die Menge, die Junian angekündigt hatte. Statt viermal Handteller groß, waren die Stücke des „Kingfish“ nur knapp die Hälfte. Es genügte uns aber völlig. Die vier Katzen, die sich mittlerweile als Zaungäste eingefunden hatten, freuten sich über die dicken Mittelknochen, die dezent bei ihnen unter dem Tisch landeten. Immer, wenn ein neues Stück unterm Tisch ankam, ging ein Fauchen und Knurren los. Unser Tisch stand zwischen Pool und Garten. Die Kokospalmen waren alle von Lichterketten in grün und blau umschlungen. Insgesamt eine sehr romantische Stimmung. Hinter der Bar, die neben dem Haus aufgebaut war, hatten die, in verschiedenen Höhen angebrachten Weinkisten verschiedenfarbige Lampen zum Inhalt. Die aus der Box schallende Musik war das Einzige, was störte. Bei unserer Ankunft wurde diese jedoch sofort etwas leiser gedreht. Wie immer drehte aber die nächste Bedienung, die in die Nähe der Musikanlage kam, wieder auf. Zwei Pärchen setzten sich an den Tisch neben uns, lehnten jedoch ab, als Junian etwas bringen wollte. Zehn Minuten später standen sie auf und gingen. Würden wir uns zu Hause in das Restaurant eines Hotels setzen, ohne die Absicht, etwas zu bestellen? Immer wieder kamen verschiedene Leute vom Personal und fragten uns, ob alles in Ordnung sei, ob das Essen nach unseren Vorstellungen gewesen sei und, und, und…
Gegen neun bezahlten wir und gingen aufs Zimmer. So waren sieben Leute vom Personal den ganzen Abend fast nur für uns da. Es waren zwar noch einzelne Gäste im Lokal und verschiedene Essen wurden auch auf die Zimmer geliefert, aber zu Hause hätte diese Arbeit eine einzige Bedienung und einer in der Küche erledigt. Da die Personalkosten bei rund 120 € im Monat/ pro Person lagen, konnte man sich diese Kosten vermutlich leisten.
Nachdem wir den Schmutz des Tages abgeduscht hatten und noch etwas lasen, löschten wir heute erst gegen 23 Uhr die Lichter. Man konnte merken, dass die Temperaturen sich langsam in höhere Grade bewegten.
22.01.20, Mittwoch
Dem ein oder anderen fällt vielleicht auf, dass ein Tag dazwischen fehlt. Der Dienstag war ein richtiger „Urlaubstag“. Er verlief, wie alle Tage zuvor und wie viele Tage, die noch folgen sollten. So machten wir über vier Stunden einen Spaziergang am Meer und unternahmen sonst nichts Außergewöhnliches. Das Abendessen verbrachten wir im Tanvi Café und unterhielten uns danach im Hotel noch mit dem Personal, da im Restaurant nichts los war. Im Pool tobte ein halbes Dutzend Inder, „die später noch zum Essen kommen“, wie Junian erklärte. „Inder essen abends nie vor neun Uhr.“
Heute ließen wir es nun sehr ruhig angehen, da es unser letzter Tag im Red Fox war. Nach dem Frühstück – die Terrasse war gestern mit dem Hochdruckreiniger geputzt worden, was man heute jedoch nicht mehr sehen konnte – wollten wir zur Bank und Geld über die Master Card abheben. Die zwei Tische auf der Terrasse waren heute zur Frühstückszeit sehr gefragt. Immer wieder streckten Gäste den Kopf aus der Tür, ob wohl ein Tisch zu ergattern sei. Als das indische Paar sich am Büfett bediente, rief ein russisches Paar die Bedienung herbei und wollte den Tisch räumen lassen. Da der gedeckte Tisch nicht „bewacht“ war, holte sich eine Krähe direkt einen halben Pfannkuchen und flog davon. Die Inder kamen noch rechtzeitig, um ihren Sitzplatz zu verteidigen. Daraufhin zogen sich die Russen notgedrungen ins Lokal zurück.
Der Manager erzählte uns, dass er nächsten Monat für einige Tage nach Bangkok fliegen wollte, um dort Urlaub zu machen. Er hörte gespannt zu, als wir von unseren Reisen nach Phuket und Bangkok erzählten. Der Pool Boy brachte uns kurz darauf einen größeren Papierfetzen, auf welchem er den Weg zur Bank aufgezeichnet hatte. „Ist aber ein langer Weg. Ihr braucht bestimmt 20 Minuten.“ „Wir gehen täglich Stunden am Strand spazieren, da bringen uns die 20 Minuten nicht um“, erklärte Achim. „Ich würde ein Taxi nehmen oder ein Moped mieten, ist doch viel zu weit.“ Er wollte nicht verstehen, wie jemand freiwillig solch eine Tortur auf sich nehmen konnte.
Gegenüber dem Hotel fragten wir die dort sitzenden Taxifahrer nach der Fahrt am morgigen Tag nach Calangute Beach, unserer nächsten Station. Sie wollten sich keinen Preis aus der Nase ziehen lassen. „Kommt doch morgen einfach mit dem Gepäck, dann können wir über den Preis reden“, meinte einer der zehn Fahrer. Wir drehten uns um und ließen sie sitzen. „800 Rupees“, rief uns einer nach. Wir gingen einfach weiter.
Tatsächlich war die Strecke zur Bank weiter als 20 Minuten. Unterwegs machten wir einen Stopp an der Magic Pharmacy. Die anwesende Apothekerin empfahl mir ein anderes Medikament für das rote Auge. Zehn Ampullen kosteten auch heute wieder 20 INR. Schließlich kamen wir bei der Bank an. Zehn Meter vor dem Ziel fragten wir einem älteren Herrn nach der Bank, da wir sie (um die Kurve liegend,) nicht sehen konnten. Dieser schüttelte nur den Kopf, da er kein Englisch sprach. In der Bank angekommen, schüttelte wiederum der Angestellte den Kopf, als wir nach Geldabheben fragten. Er zeigte auf eine Bank, die auf der Straßenseite gegenüber lag. Auch da wurden wir ins nächste Gebäude geschickt, wo aber nur ein ATM (Geldautomat) stand, Maximalbetrag rund 120 €. Da wir 500 € abheben wollten (und dies bei unserem Letzten Urlaub in Indien auch konnten), gaben wir uns damit nicht zufrieden. Da konnten wir auch Bares beim Geldwechsler am Hotel tauschen. So liefen wir die halbe Stunde zurück und versuchten in der Wechselstube Geld über die Master Card zu holen. Die Gebühren waren allerdings auch hier viel zu hoch. So tauschten wir 500 € in Bar und waren vorerst zufrieden.
An einem der unzähligen „Supermarkets“ versuchten wir ein neues Messer zum Obstschneiden zu erstehen. Wir standen in der Reihe, wurden aber immer wieder von Indern übergangen, die zwar nach uns kamen, sich aber einfach vor uns einreihten. Schließlich gaben wir auf und gingen zum nächsten Shop weiter. Für 30 INR (ca. 39 Cent) bekamen wir ein stabil aussehendes Messer. Diese Sorte verwendete die Verkäuferin, nach eigener Aussage „selbst seit Jahren in ihrem Haushalt.“ Im Tanvi bestellten wir ein Taxi für morgen, da er vor