Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett

Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019 - Pete Hackett


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in den Kopf gesetzt hat.« Cutler drehte sich um und ging in den Saloon zurück.

      Sheila folgte ihm. Der Keeper war wieder aufgetaucht und betrachtete missmutig den Schaden. Die drei Mädchen wagten sich zum Tresen herüber.

      Hilfssheriff Winter und die Leute der Stadt betraten nach und nach den Saloon.

      »Wer sind Sie denn nun?«, fragte der Hilfssheriff barsch.

      »John Cutler. Sagte ich doch schon.«

      »Und wer schickt Sie?«

      Cutler dachte an seine Auftraggeber, die genau genommen in der Regierung saßen. Aber sie legten größten Wert auf Diskretion, weil sie in die Kompetenzen der Bundesstaaten und -territorien hinsichtlich deren Polizeihoheit gar nicht eingreifen durften.

      Dennoch taten sie es über einige geheime Organisationen, die man dort einsetzte, wo die Instanzen der einzelnen Bundesstaaten ganz offensichtlich versagten. So wie hier, wo der County Sheriff und die Texas Rangers vergebens Jagd auf eine beinahe lächerlich kleine Bande machten, die ihnen regelmäßig durch die Finger schlüpfte, und die schon in anderen Bundesstaaten ihr Unwesen trieb.

      »Sie müssen verdammt lange überlegen«, sagte der Sheriff grollend. »Sind am Ende doch nur ein Kopfgeldjäger.«

      »Denken Sie, was Sie wollen, Sheriff.« Cutler drehte sich um, weil er die Debatte ohne Erklärung beenden musste.

      Winter blickte auf die anderen Männer um sich herum. Sie zuckten mit den Schultern.

      Der Stallmann drängte sich neben Cutler. »Bleiben Sie heute hier, oder ziehen Sie auch gleich wieder ab?«

      »Wann waren die Banditen hier?«

      »Vor fünf Tagen, Mister.«

      Cutler schaute hinaus. Die Schatten der gegenüberliegenden Häuser reichten bereits weit auf die Straße hinaus.

      »Es wird bald dunkel«, sagte Sheila und berührte seinen Arm. »Viel Zeit kannst du bis morgen früh nicht verpassen.«

      »Die Brasada erreichen Sie sowieso nicht, Mister«, drängte der Stallmann. »Und ich nehme den Gaul mit zu mir hinüber und füttere ihn ordentlich. Kostet Sie nur einen halben Dollar.«

      Cutler drückte dem Mann das geforderte Geld in die Hand. Dann schaute er den Keeper an. »Also was Gutes zu essen, einen Whisky und ein Zimmer.«

      »Aus dem holst du nichts heraus, Sheriff«, brummte der Schmied.

      *

      Cutler wandte sich ab und suchte einen Tisch im Hintergrund neben dem Orchestrion auf, halbwegs schon von der nach oben führenden Treppe verdeckt.

      Sheila kam ihm nach. »Ist es dir recht, wenn ich mich zu dir setze? Du kannst natürlich auch allein bleiben oder dir eins der anderen Mädchen aussuchen.«

      Cutler rückte den Stuhl an der Seite etwas weg.

      Sheila setzte sich.

      »Wie war das, als die Banditen hier aufkreuzten?«, fragte Cutler.

      Sheila erzählte, was sie wusste. Zuletzt sagte sie: »Meine drei Gefährtinnen sind um die herumgesprungen wie verrückt. Die haben das Geld in den Taschen der Kerle förmlich gerochen.«

      »Und was riechst du bei mir?« Er lächelte sie an.

      »Ärger mit McCleef«, erwiderte sie offen.

      Cutler lehnte sich zurück.

      Die Männer vom Tresen blickten zu ihm, verließen aber einer nach dem anderen schon den Saloon.

      »Ärger mit McCleef«, wiederholte Cutler gedehnt. »Was gefällt dir denn daran?«

      »Ich hasse ihn. Das heißt, ich habe ihn früher gehasst und wurde plötzlich daran erinnert, als er hier auftauchte.«

      Cutler wartete. Der Keeper brachte den Whisky und für Sheila unaufgefordert einen roten Likör in einem langen, dafür sicher nicht bestimmten Glas. Er zog sich wieder zurück und sagte zu den Leuten am Tresen: »Wer nichts mehr verzehrt, soll sich hier nicht die Beine in den Bauch stehen!«

      Da zogen auch die letzten ab, und mit ihnen Hilfssheriff Winter.

      »Prost!« Sheila stieß mit Cutler an und trank.

      Er beobachtete sie auch während er das große Glas anhob. Sie war auffallend hübsch. Eigentlich seltsam hübsch für diese Stadt, die mitten in der Wildnis wie am Ende der Welt lag. Sie schien obendrein auch noch intelligent zu sein, was man nicht von allen Saloonmädchen behaupten konnte.

      »Was hast du?« Sie drehte das Glas immer noch in der Hand.

      »Auf dein Wohl, Sheila!« Cutler trank das Glas zur Hälfte leer und stellte es ab.

      Das Mädchen nippte nur an dem Likör.

      »Ist er sehr stark?«

      »Nein. Aber so süß, dass man andauernd befürchten muss, die Lippen würden zusammenkleben.« Sheila stellte das Glas ab. »Es war vor sechs Jahren in Julesburg. Dort lernte ich McCleef kennen. Er schien damals ziemlich abgebrannt zu sein. Ich spielte an einem von mir gemieteten Tisch. Damals war ich zweiundzwanzig und dachte, in ein oder zwei Jahren würde ich genügend Geld beisammen haben, um was ganz anderes anzufangen.«

      Für einen Moment lächelte das Mädchen bei dem Gedanken, einmal weit oben gewesen zu sein. Dann verfinsterte sich ihr Gesicht jäh.

      Cutler schaute sie an und schwieg ab wartend.

      »Dann kam McCleef, setzte sich zu mir und wollte pokern. Innerhalb von drei Stunden nahm er mir alles ab. Ich war. schon blank, als ich bemerkte, wie er eine Karte aus dem Ärmel zog. Daraufhin schlug ich Alarm. Der Marshal tauchte auch sofort auf. McCleef wurde durchsucht und hatte keine versteckten Karten mehr bei sich. Sie waren ihm schon ausgegangen. Ich hatte es zu spät bemerkt.«

      Cutler lehnte sich zurück. »Und weiter?«

      »Ich konnte nichts gegen ihn werden. Niemand außer mir sah, wie er die letzte Karte hervorzauberte. Er nahm mein Geld und verschwand. Ich wurde für die angeblich falsche Behauptung erst einmal zwei Tage eingelocht. Danach musste ich mir Geld verdienen. Für Bahnfahrten und so. Ich kam mit zwei Wochen Verspätung nach Bear River City und erfuhr, dass McCleef dort an einen Spieler geraten sein sollte, der noch raffinierter war als er selbst. Mein Geld hatte den Besitzer indessen wieder gewechselt. Und der Mann, der es nun besaß, wusste bereits, dass mir kein Saloonwirt noch einmal einen Tisch vermieten würde. Er wusste aber bestimmt auch, dass McCleef ein Falschspieler war. Nur, darüber sprach er nicht.«

      »Vielleicht handelte es sich bei diesem Mann um einen noch besseren Falschspieler.«

      »Kann durchaus sein.« Sheila drehte das lange Glas auf dem Tisch spielerisch zwischen den Händen.

      »Und dann?«

      »Ich gab es auf und begnügte mich damit, McCleef dafür zu hassen und in die Hölle zu wünschen. Und irgendwann vergaß ich ihn. Bis er auftauchte. Aber er konnte sich an diese kurze Episode längst nicht mehr erinnern.«

      »Tut mir leid, dass du den so greifbar erschienenen Absprung damals nicht geschafft hast, Sheila.«

      Das Mädchen winkte ab. »Ich habe mich an den Job gewöhnt und finde ihn so schlecht auch wieder nicht. Leute, die den ganzen Tag herumrackern, sind übler dran. Und jetzt möchte ich von McCleef nicht mehr reden.«

      *

      Als sich die Tür öffnete, fiel diffuses Licht von der Galerie in das einfache, schmale Zimmer.

      Cutler hatte wie automatisch nach dem Stuhl neben dem Bett gegriffen und den dort liegenden Colt erfasst. Er ließ ihn jedoch sofort wieder los, als er das Mädchen mit den blonden Locken erkannte.

      »Ich bin es, Sheila. Schläfst du schon?«

      Sie schien nicht sehen zu können, dass er sich bewegte.

      »Nein.«

      Sheila


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