Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
wir vor dem Apartmenthaus, in dem Gary Bento jetzt wohnte. Sein Name war bei den Klingeln nicht zu finden. Offenbar lief die Wohnung unter dem Namen seiner Freundin.
Maria Delgado wohnte im achten Stock. Ich klingelte an einem der anderen Namen. Ein Mann meldete sich über die Sprechanlage.
„Wer ist da?“, fragte eine weibliche Stimme.
„FBI. Machen Sie bitte die Tür auf.“
„Wir wollen nicht zu Ihnen, sondern zu jemand anderem im Haus“, ergänzte Milo.
Die Tür wurde geöffnet. Wir begaben uns in den achten Stock. Der Fahrstuhl funktionierte glücklicherweise.
Milo klingelte an der Wohnungstür von Maria Delgado.
Eine junge Frau mit dunklen Haaren öffnete uns nur einen Spalt weit. Eine Vorhängekette ließ sie jedoch noch in ihrer Halterung.
Ich hielt ihr meinen Ausweis hin. „Miss Maria Delgado? Wir haben ein paar Fragen an Sie. Öffnen Sie bitte die Tür.“
„Einen Moment!“
„Nein, sofort!“
Sie sah sich um und schien aus den Augenwinkeln heraus zu jemand anderem im Raum zu blicken. Dann schloss sie die Tür. Als sie dann wieder öffnete, drängte ich sie mit der Waffe in der Hand zur Seite.
„Was fällt Ihnen ein?“, rief sie.
„Wir suchen Mister Gary Bento!“, sagte ich.
„Er ist nicht hier!“, behauptete sie. „Wie kommen Sie überhaupt dazu, in meine Wohnung einzudringen, haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?“
„Den brauchen wir in diesem Fall nicht!“, sagte Milo.
Ein Geräusch drang aus dem Nebenraum. Mit der Waffe in der Hand stürmte ich durch den kleinen Eingangsraum ins Wohnzimmer. Ich sah gerade noch, wie sich jemand über die Brüstung des zur Rückfront ausgerichteten Balkons schwang.
Ich setzte nach, erreichte einen Moment später die halb offen stehende Balkontür und rannte hinaus. Mit der Dienstwaffe in beiden Händen beugte ich mich über die Brüstung.
Gary Bento war durch seinen Sprung auf einem Absatz der Feuertreppe gelandet.
„FBI! Stehen bleiben und keine Bewegung!“, rief ich.
Bentos Griff ging unter seine aufgeplusterte Steppjacke, wo der Griff einer Pistole aus dem Hosenbund herausschaute.
„Versuchen Sie das nicht!“, warnte ich ihn.
Wie erstarrt stand er da, die Hand am Pistolengriff.
Er zögerte und begriff erst nach ein paar endlos langen Augenblicken, dass sein Spiel aus war. Er hatte keine Chance, die Waffe herauszureißen, bevor ich abdrückte. Und darauf zu hoffen, dass ich daneben traf, war angesichts der geringen Entfernung auch nicht gerade viel versprechend.
Bento atmete tief durch und hob schließlich die Hände.
„Okay, Sie haben gewonnen!“, sagte er.
13
Ein paar Minuten später saß er in Handschellen in Maria Delgados Wohnzimmer und wartete darauf, von unseren Kollegen zum Field Office gebracht zu werden.
„Sie haben das Recht zu schweigen, Mister Bento“, belehrte ich ihn. „Falls Sie von diesem Recht keinen Gebrauch machen, kann alles, was Sir von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“
„Sie können mich mal!“, fauchte er. „Ich habe meine Strafe abgesessen und alle Bewährungsauflagen erfüllt!“
„Ja, das mag sein. Aber gestern starb Ihr Bekannter Brad Mendoza. Ein Wagen drängte ihn mit seinem Motorrad von der Fahrbahn ab. Er blieb schwer verletzt liegen und wurde anschließend mit einem Baseballschläger traktiert, bis er starb.“
Gary schluckte.
„Was habe ich damit zu tun?“
„Wir haben das Tatfahrzeug bei Ihrem Onkel sichergestellt und er hat angegeben, dass Sie gestern damit gefahren sind!“, mischte sich Milo ein.
„Ist das wahr?“, fragte jetzt Maria Delgado. Ihre Augen wurden schmal. „Es verdad?“, wiederholte sie aufgebracht.
„Sprechen Sie jetzt bitte nicht Spanisch!“, wies ich sie an.
Maria Delgado atmete tief durch. „Mit Mord will ich nichts zu tun haben, Gary, hörst Du? Nada!“
„Ich habe niemanden umgebracht!“, zeterte Gary.
„Wir haben den Wagen und den Baseballschläger. Unsere Kollegen von der Scientific Research Division arbeiten daran. Sie sichern Spuren, Fingerabdrücke, Blutspuren, die so winzig sind, dass kein Mensch die mit bloßem Auge erkennen könnte; außerdem Lackreste des Motorrads und so weiter und so fort“, erläuterte ich. „Sie können davon ausgehen, dass wir am Ende ganz genau wissen, was sich abgespielt hat und falls Sie etwas gestehen wollen und dadurch auf Strafnachlass hoffen, dann sollten Sie das zu einem Zeitpunkt tun, da Sie uns noch etwas Neues anbieten können und nicht erst dann, wenn wir ohnehin schon alles wissen!“
„Vielleicht es tatsächlich besser, er spricht erst mit einem Anwalt“, sagte Milo. „Ich meine, wenn wir ihn nicht überzeugen können, wird er ja vielleicht seinem Rechtsbeistand glauben.“
„Du hast mir gesagt, es sei nur um irgendein kleines Geschäft gegangen!“, meinte Maria vorwurfsvoll.
Gary Bento schüttelte den Kopf. Er wirkte verzweifelt.
„Ich habe niemanden getötet, das musst du mir glauben!“, rief er. „Hörst du, Maria!“
„Aber Sie waren gestern mit dem Geländewagen Ihres Onkels auf der Küstenstraße Richtung Stamford, Connecticut unterwegs!“, stellte ich fest. „Kommen Sie, muss man Ihnen alles aus der Nase ziehen? Sie haben garantiert Spuren im Wagen hinterlassen. Wir werden es Ihnen haarklein beweisen können! Sie waren im Wagen und der Wagen war am Tatort. Was brauchen die Geschworenen mehr?“
„Das ist dich nicht Ihr Ernst!“, zeterte Bento.
„Doch das ist es!“, widersprach ich.
„Aber Mendoza lebte noch nach dem Unfall, den Sie vorsätzlich verursacht haben“, ergänzte Milo. „Sie gingen zu ihm hin und schlugen ihn tot!“
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Gary Bento stierte uns fassungslos an.
Er schluckte.
„Das war ich nicht!“, beteuerte er schließlich. „Da war Rick!“
„Wie heißt dieser Rick weiter?“, fragte ich.
„Rick Chaves. Er arbeitet im Latin Pop als Türsteher! Manchmal hat er auch einen kleinen Job für mich.“
„Was für Jobs?“, fragte ich.
„Na, Geschäfte halt. Kleine Deals oder Aufträge.“
„Von Murray Zarranoga?“
„Ja, auch von dem!“
Ich setze mich in einen der Sessel. „Trägt dieser Rick Chaves zufälligerweise eine Mütze mit der Aufschrift WINNER?“
Gary Bento nickte. „Ja, die trägt er! Ich schwöre – er hat mit dem Baseballschläger Brad Mendoza den Rest gegeben.“
„Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, Mendoza zu folgen?“, fragte ich.
„Rick sagte, dass Mister Zarranoga das so wollte. Sein Wagen war in der Werkstatt, deswegen wollte er, dass wir den von meinem Onkel nehmen.“
„Sie haben Mendoza verfolgt – bis zu dem Parkplatz, wo er sich mit uns getroffen hat.“
Gary Bento zögerte mit seiner Antwort. Er schien langsam