Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis". Dr. Helmut Bode

Der lange Weg in die Freiheit! Deckname


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Aufgabe/Zielstellung:

       Erarbeitung von Hinweisen auf Vorbereitungshandlungen zum ungesetzlichen Verlassen der DDR und deren Verhinderung

       Mittel/Methoden:

       Instruierung der IM/GMS, um Vorbereitungshandlungen zu erkennen«

      Sechster Komplex:

       »Das Ehepaar Bode lehnt es bisher ab, den Antrag auf Übersiedlung in die BRD zurückzuziehen und bezeichnet den Antrag als endgültig.

       Aufgabe/Zielstellung:

       offensive Beeinflussung zur Rückgewinnung

       Mittel/Methoden:

       Abstimmung mit der staatlichen Leitung der Technischen Hochschule Magdeburg«

      Aus dem o.a. ist zu erkennen, welche Lawine von „Aufgaben“ eine Antragstellung auf ständige Ausreise aus der DDR bei den Genossen und Genossinnen des MfS auslöste!

      Dass die unter »Aufgaben/Zielstellungen« sowie »Mittel/Methoden« aufgeführten Aktionen und Aktivitäten im krassen Widerspruch zu den in der Verfassung der DDR verbrieften Rechten jedes Bürgers standen, sei hier nur erwähnt.

      Welch eine Anmaßung von Menschen mit einem derartigen Defizit an moralischen Grundsätzen über uns zu urteilen!

      Nachfolgend ein „Sachstandsbericht“ der Auskunft über die nicht erlahmenden Bemühungen der Mitarbeiter der DDR-Überwachungsorgane im Kampf gegen den Klassenfeind gibt. [1.]106

       »ZPDB speicherpflichtig

Bezirksverwaltung MagdeburgMagdeburg, 21. 3. 1985
Abteilung TransitüberwachungM 121/85
örtliche Übergabe

       Sachstandsbericht

       Am 17. 3. 1985 wurde am Rasthof Börde im Bezirk Magdeburg durch Insassen des DDR–PKW Wartburg 353, rot MU 58 – 48

       zu den Insassen des PKW aus Berlin (West)

       --------107

       Kontakt aufgenommen. Halter des DDR-PKW ist der Antragsteller auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR,

       Dr. Bode, Helmut …

       Die Kontaktaufnahme erfolgte im einzelnen wie folgt:

       Der PKW aus Berlin (West) parkte am Rasthof Börde vor dem Intershop. Die Insassen, bei denen es sich um eine weibliche und eine männliche Person handelte, saßen im PKW und aßen und tranken.

       Gegen 15.15 Uhr fuhr der DDR-PKW auf den Parkplatz und hielt neben dem PKW aus Berlin (West). Im Wartburg saßen eine männliche und zwei weibliche Personen. Eine weibliche Person nahm vom Rücksitz aus durch das Fenster zu den Insassen des WB108 Kontakt auf und sprach mit diesen. Der Fahrer des WB stieg dann aus seinem PKW und lehnte sich an das heruntergelassene Fenster des Wartburg [sic!].

       Offensichtlich wurde ein intensives Gespräch geführt.

       Um 15.20 Uhr ----------------------- beide Kfz. fuhren unmittelbar hintereinander vom Parkplatz in Richtung Berlin. Während der WB seine Fahrt in Richtung Berlin fortsetzte, fuhr der Wartburg ohne Halt über den Parkplatz am km 90,0 und verließ am km 88,3 die Autobahn in Richtung Magdeburg.

       Im Ergebnis dazu durchgeführter Überprüfungen wurde folgendes bekannt:

       Der DDR-Bürger Bode war von 1979 - 1982 in der VR109 Mocambique tätig und wurde von seiner Ehefrau begleitet. Am: 6. 6. 1984 stellte er gemeinsam mit seiner Ehefrau den Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR. Bis zu dieser Antragstellung beantragte er mehrfach besuchsweise Einreisen für die in der Anlage beigefügten BRD-Bürger.

       Weitere Angaben zur Ehefrau … sind ebenfalls in der Anlage enthalten.

       Die genannten Personen liegen nicht in der Zentralkartei ein. …

       M----

       Hauptkommissar

       Abteilungsleiter«

      Dem o.a. Sachstandsbericht wurde nun noch ein „Feststellungs-/Erfassungsbeleg TU“ beigelegt, wo alles nochmals aufgeführt wurde, was bereits im Sachstandsbericht stand. Hier noch ein Auszug:

       »B-Bericht: LI/Rö/Krü

       15.12 -------------------

       15.15 befuhr der Wartburg diesen PP. Und parkte neben dem WB. Die Mitfahrerin des Wartburg, welche auf dem Rücksitz saß, begann durch die heruntergelassene Fensterscheibe des Wartburg ein Gespräch mit den Insassen des WB --------------------. Es folgte eine intensive Unterhaltung zwischen allen Insassen beider PKW.

       15.20 ----------------------

       15.21 verließen beide PKWs ohne sichtbare Verabschiedung den RH Börde in Richtung Berlin.

       15.28 befuhr der Wartburg den PP km 9o,o [sic!] ohne jedoch zu halten, fuhr der Wartburg mit unverändertem Tempo wieder auf die A11 ----------.

       15.30 verließ der Wartburg an der AAST km 88,3 die A11 und setzte seine Fahrt in Richtung Süden fort. -----------------------. Observation in Abstimmung FLO beendet.

       Da die Insassen des Wartburg [sic!] das Kfz nicht verlassen hatten ist keine Beschreibung der Personen sowie die Möglichkeit deren Identifizierung möglich bzw. gegeben.«

      Bemerkt sei, dass ich für diesen Sonntag, den 17. März, in meinem Tagebuch die kurze Eintragung:

      »Mit T.L., R. und L. zum Wartberg und Rasthof Börde, schlechtes Wetter.«

      verzeichnet habe.

      Wir hatten zu dieser Zeit Rosemaries Tante aus Nürnberg zu Besuch. Im PKW saßen somit vier und nicht, wie angegeben, drei Personen. Wenn das Gespräch mit den Insassen des PKWs aus Berlin (West) so wichtig für uns gewesen wäre, hätte ich es sicher in meinem Tagebuch vermerkt!

      Diese Angelegenheit war damit aber noch nicht abgeschlossen, denn am 29. März wurde folgendes Schreiben[1.]110 verfasst:

       »Ausnahme

       BV Magdeburg, Abteilung XX/8/Dob

       MfS Berlin, Hauptabteilung VI/Abt. Speicherführung

       Magdeburg 29. 03. 85

       Kfz-Überprüfung

       Die in der OPK "Walpurgis" unserer Diensteinheit bearbeitete Person traf sich am 17. 03. 1985 an der Transitstrecke Drewitz – Marienborn mit einer männlichen und einer weiblichen Person.

       -----------------

       Wir bitten um Prüfung, ob die Daten der PKW-Benutzer in Ihren Speichern einliegen und um dringende Rückantwort bis zum 02. 04. 1985. Der Trefftermin wurde uns heute bekannt.

Reif/OSLDallmann/Oberst«

      Wie wichtig muss doch diese zufällige Begegnung, wo die beiden PKWs höchsten fünf bis sechs Minuten nebeneinanderstanden, gewesen sein, dass dieses Schreiben von einem Oberstleutnant und von dem Oberst Dallmann, Vertreter des Leiters der Bezirksverwaltung des MfS Magdeburg [9.], unterschrieben wurde!

      In einer Hausmitteilung des Direktors der Sektion 9 an das Direktorat für Kader [1.]111 vom 20. März wird mitgeteilt:

       »Am 20.03.85 habe ich mit Herrn Dr. Bode ein Gespräch geführt,


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