5 lange und 7 kurze Krimis. A. F. Morland

5 lange und 7 kurze Krimis - A. F. Morland


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dort noch auftauchen.“

      „Und der Sekretär?“

      „Den halten wir im Auge. Wo der hingeht, da sind sie dann. Aber der Bursche ist schlau, sage ich Ihnen. Der sieht zwar aus wie ein Eierkopf, aber seit er weiß, dass wir auf ihn aufpassen, hat er uns schon dreimal abgehängt und ganz schön getäuscht.“

      Zlanabitnik war ans Fenster getreten. Draußen goss es in Strömen.

      „Ich wollte, sie wären alle tot!“, murmelte er. „Wenn die Kommission noch einmal anfängt, das alles auszugraben, wenn sie uns womöglich die Geschichten anhängt, die mit der Presse passiert sind, mit der und den anderen, dann kriegen wir auch die Pressenstraße im neuen Lastwagenwerk von General Motors nicht. Dann steckt Schüller das ein, und wir sind im Eimer.“

      „Im Eimer?“

      „Na klar! In Deutschland werden auch zwei Werke gebaut. Hochmodern. Und die Leute dort orientieren sich daran, was hierzulande so einer wie GM tut. Die kaufen dann auch nicht mehr bei uns. Das ist ein Riesenauftrag, der uns da durch die Lappen geht. Und das macht Schule. — Jancton, es geht hier um viele Millionen. Wir haben es nicht hart machen wollen. Der Irrenschein für diese Teflin hätte uns genügt. Aber jetzt, Jancton, jetzt wäre mir schon ihr Begräbnis lieber. Wenn die irgendwo aussagen kann, und sei es vor einem Konsulatsbeamten, dann sind wir fertig. Und Sie mit, Jancton. Was Sie bei uns verdienen, zahlt Ihnen kein Mensch.“

      „Schöne Aussichten!“, knurrte Jancton. Dann ging er. Draußen prallte er fast mit einem seiner Männer zusammen, der hastig angerannt kam. Etwas außer Atem sagte der junge Mann: „Jim, die neueste Meldung. Wegen des Orkans, der mit Südrichtung von Kanada her auf Montana zu vorankommt, ist die Suchaktion nach der Convair abgebrochen worden. Es heißt, dass der Luftwarndienst ein Flugobjekt weit westlich von den Königin Charlotte Inseln gesehen haben will, aber man nimmt nicht mehr an, dass es die CV war. — Jim. ich denke, wir können einpacken. Da läuft nichts mehr. Der Orkan soll in Kanada ziemliche Verwüstungen angerichtet haben und dort, wo er hinkommt, noch anrichten. Da fliegt die CV schon lange nicht mehr.“

      „Dein Wort möge stimmen, mein Junge. Aber so richtig glaube ich es dennoch nicht. Dieser Strehlitz, von dem habe ich irgendwo schon mal gehört. Wir bleiben wachsam!“

      18

      Es war eine Kette von Verhängnissen, und der perfekteste Plan, wie ihn Robert ausgearbeitet hatte, war ein Nichts, denn mit des Geschickes Mächten ist, wie Schiller sagte, kein ewiger Bund zu flechten.

      Als Horell durch die Wolken stieß, um auf Sicht zu fliegen, merkte er, dass sein Höhenleitwerk auch nicht mehr genau funktionierte. Zudem war es unterhalb der Wolkendecke unerhört stürmisch.

      Trotzdem schien alles gut zu gehen. Sie sahen unten Berge, riesige Wälder. Das musste ungefähr die Gegend von Seattle sein, wie sich der Baron sagte, als er hinabblickte. Weiter links, also westlich, erstreckte sich grauschwarz das Meer. Der Pazifik. Er wirkte wie eine düstere Drohung. Zwischen dem Meer und den Bergen lagen Fjorde, so jedenfalls sahen diese Einkerbungen in die Küste aus, die zum Teil durch hohe Berge eingerahmt wurden. Und dann erreichten sie im Tiefflug eine Bucht, die weit nach Osten ins Land einschnitt.

      „Die Einfahrt von Seattle!“, rief Horell. und es klang wie ein Schrei der Erleichterung. „Wir kriegen Vancouver!“

      Es war ein Irrtum. Zwar war seine geographische Bestimmung richtig, aber das Seitenleitwerk muckte wieder, und er bekam die Maschine nicht auf Kurs, musste sie wieder hochziehen, flog eine Schleife weit über dem Meer, und als er dort endlich das Leitwerk wieder richtig bedienen konnte, sagte er: „Wir fliegen Seattle an. Dort landen wir glatter. Jetzt geht es ums Leben, Mr. Strehlitz, und daran hänge ich so wie Sie!“

      „Zumal ziemlich viel zu Bruch gegangen ist“, sagte Bradley, der sich den Schaden ja angesehen hatte.

      Der Baron widersprach nicht. Erst einmal heil herunterkommen, das war jetzt alles.

      Aber auch Seattle wurde zum Reinfall. Über der Stadt und dem Flugfeld besonders lagen dicke Nebelfelder.

      „Also doch Vancouver.“ Horell zog wieder höher. Der Sturm, der in mittlerer Höhe herrschte, hatte völlig aufgehört. Aber das Bordbarometer stand auf Tief.

      Sie flogen landwärts, hatten die Gipfel des Kaskadengebirges unter sich, die weiß von Schnee heraufleuchteten.

      „Neuschnee!“, sagte Mores. „Da oben möchte ich nicht sein. Da friert einem der Hintern an.“

      Die anderen schwiegen, aber es ahnte keiner, wieviel Schnee sie noch sehen würden.

      Da sagte Horell: „Ich habe eine gute Idee. Westlich von Victoria ist ein Sportflughafen. Da ist um diese Zeit nie jemand. Wir könnten dort auch sehr sauber herunterkommen, weil keine Berge uns in Schwierigkeiten bringen werden. Also, was meinen Sie, Mr. Strehlitz?“

      „Okay, das wäre ja auch Kanada.“

      „Eben, und man setzt dort sogar mit so einem Hauruckleitwerk auf, ohne die Felsen mitzunehmen. Versuchen wir’s!“

      Unten tauchte die riesige Insel auf, die so dicht am Festland lag, dass man sie gar nicht so leicht als Insel gedeutet hätte.

      Horell, der ohne Funkhilfe flog, hielt sich tief, um auf Sicht zu bleiben. Sie rasten über einen schier endlosen Wald hinweg, dann kam Ackerland, eine Fabrik, ein Dorf, wieder Felder, die schon abgeerntet schienen. Auf einem fuhren drei Traktoren mit Scheibenpflügen. Deutlich war alles zu erkennen. Weiter. Dann wieder Grasland, endlos. Plötzlich eine Stadt. Eine Dunstwolke schwebte über ihr. Straßen, die auf die Stadt zu liefen. Rechts wieder Wasser. Wie ein riesiger Fluß sah es aus, aber es war ein Meerarm, der die Insel vom Festland trennte.

      „Victoria!“, sagte Bradley. „Und wo ist der Sportflughafen?“

      „Links, dort, da ist er!“, rief Horell und zog mit viel Mühe den Vogel herum. Eine weite Schleife. Alles klappte. Dann über den Platz ...

      „Na, der sieht ja prächtig aus. Das dürfte klappen“, meinte der Baron.

      „Ja, gut, dass ich das hier alles kenne, was?“ Horell zog den Vogel wieder herum, dann Anflug zur Landung, Fahrwerk heraus!

      „Verdammt! Was ist mit diesem Scheißfahrwerk?“ Er versuchte immer wieder, die Automatik zu bedienen, aber das Fahrwerk blieb drinnen, nur das Bugrad kam.

      „Lass mich mal, Roy!“, sagte Bradley.

      Horell musste die CV wieder hochziehen. Erneuter Anflug. Aber das Fahrwerk kam nicht.

      „Scheiße! Bugrad wieder ’rein, Charles!“

      Sie drehten noch einen Kreis, aber alle Versuche, das Fahrwerk herauszubekommen, scheiterten.

      „Das hängt doch niemals mit dem Rammstoß zusammen“, sagte der Baron.

      Horell sah ihn an.

      „Nein. Aber so ist das, wenn man mit verrottetem Mist fliegt. So eine Anlage muss regelmäßig gewartet werden. Aber bei uns schert sich keine Sau darum. — Charles, versuch es noch einmal!“

      Nichts. Mores kam vor, versuchte die Notanlage. Nichts.

      Horell trug es weniger erregt als die anderen.

      „Gut“, sagte er, „Murks bleibt Murks! Wieviel Sprit haben wir noch?“

      „Der Sekretär von Baron Strehlitz hat das Tanken bezahlt“, sagte Mores. „Wir waren voll.“

      „Gut, dann haben wir noch bis Alberta. — Mike, was steht in deiner Wettermeldung, wo die Schneegrenze zur Zeit ist?“

      Mores suchte seine Unterlagen heraus.

      „Neuschnee bis südlich von Fort Vermillion. Und oberhalb von dreitausend Fuß.“

      „Und das im Spätsommer. Aber unser Glück. Bis Vermillion kommen wir.“ Horell sah den Baron an.


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