Life-Dog-Balance. Kristina Ziemer-Falke
auch nicht einfach erklären. Manche Hunde stecken diese Flexibilität einfach weg, für andere entsteht eine Belastung sowohl für den Hund als auch für den Halter. Daher erstellen Sie auch eine Pro- und Kontraliste für den Freizeitbereich.
In den folgenden Kapiteln beschreiben wir verschiedene Situationen, in denen Sie und Ihr Hund sich befinden können. Wenn dem so ist, dürfen Sie natürlich auch an diesen Stellen Listen erstellen. Sie sammeln zwar so zu Beginn Listen, aber Sie werden merken, dass Hunde sehr kontextbezogen, also im gleichen Zusammenhang lernen und sich verhalten. Hinter einem nervösen Bellen, weil der Nachbar das Grundstück betritt, steht oft eine andere Emotion als hinter einem Bellen, wenn Sie gerade die Kiste mit den Leckerchen – aus Sicht Ihres Hundes – zu lange in der Hand halten und ihm endlich die Kekse geben sollten. Folglich gehen wir alle Probleme individuell an, da Sie trotz ähnlichem Verhalten oft eine unterschiedliche Trainingstechnik benötigen.
Ihre Mühen werden belohnt, denn Sie lernen nicht nur die Situation besser kennen, sondern verstehen auch die Beweggründe Ihres Hundes oder gar Ihre eigenen besser.
Die Dinge positiv sehen
Auch wenn bestimmte Dinge keine Probleme auslösen, haben wir Sie gebeten, sich zu vermerken, was Ihnen an Ihrem Hund und Ihrem gemeinsamen Alltag gefällt. Keine Sorge, daran rütteln wir nicht. Alles, was in Ordnung ist, darf beibehalten werden. Wir wünschen uns lediglich, dass Sie das Positive in Ihrer Mensch-Hund Beziehung wertschätzen und sich daran erfreuen können. Je stressiger Ihr gemeinsamer Alltag ist, desto häufiger vergisst man, die guten Seiten in sich und seinem Hund. Erinnern Sie sich gern immer wieder, wie gut viele Dinge schon laufen, und verlagern Sie Ihre Gedanken auf die positiven Erfolge und die Freude, die Ihnen Ihr Hund macht. Dies ist für Sie und Ihren Hund angenehmer und fördert Ihre Bindung mehr, als wenn Sie lange über störende Dinge grübeln und sich aufregen. Seien Sie auch dankbar, denn nichts ist selbstverständlich. Sie beide haben sich alles gemeinsam erarbeitet – sowohl die guten als auch die zu verbessernden Angewohnheiten in Ihrem Leben. Und Sie dürfen entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Bevor wir nun gleich ans Eingemachte gehen, um zu sehen, was Ihnen und Ihrem Hund den Alltag erleichtern kann, hier einige Sofortmaßnahmen, die unabhängig von der jeweiligen Situation prinzipiell immer gut für Sie und Ihren Hund sind.
Partner Hund. Ein gemeinsames Hobby, etwa die regelmäßige Joggingrunde, verbindet.
Die Situation verlassen
Sie und Ihr Hund laufen beim Spaziergang auf ein Hund-Halter-Team zu, das Sie beide nicht mögen – was können Sie tun?
Verlassen Sie mit Ihrem Hund die Situation. Sie müssen den Weg nicht fortsetzen und auf das Team – aus Sicht Ihres Hundes auf die Katastrophe – zusteuern. Wählen Sie einen Umweg, solange Sie noch keinen Trainingsplan entwickelt haben. Ihr Hund merkt sofort, ob Sie einen Plan haben oder nicht. Ist dies eher nicht der Fall, wird sich der Hund sonst schnell einen überlegen, der allerdings meist Stress für Sie beide bedeutet. Gehen Sie kommentarlos mit dem Hund einen Umweg und bestätigen ihn, wenn er von sich aus Blickkontakt zu Ihnen aufgenommen hat. Auch, wenn das kein Training ist, haben Sie die Situation nicht noch verschlimmert. Der Stresspegel geht eher runter, wenn Ihr Hund weiß, dass Sie ihn zumindest schon einmal aus der Nummer herausführen. Übrigens, Rückzug hat nichts mit »feige sein« zu tun.
Kraft tanken durch liebevolle Berührungen. Wer kann da schon widerstehen?
Erstellen Sie eine Top-Belohnungsliste
Sie möchten Ihren Hund bestätigen. Die Frage ist, womit. Vielleicht glauben Sie, Ihr Hund freut sich über einen Ball zum Spielen, müssen aber feststellen, dass er gar keine Bälle mag. Jetzt haben Sie beide ein kleines Problem. Der Hund freut sich nicht über die Belohnung für eine gute Leistung, die er erbracht hat, und Sie sind frustriert, weil der Hund keinen Spaß an der Belohnung und im späteren Verlauf auch nicht mehr an der Übung hat. Ihre neue Strategie: Die Belohnung soll Ihrem Hund Spaß machen! Er hat schließlich eine bombastische Leistung vollbracht. Fertigen Sie eine Rankingliste an. Halten Sie immer genügend Belohnungen parat und griffbereit. Diese können Sie im Training und im Alltag einsetzen – je nach Situation. Und so erstellen Sie die Belohnungsliste: Halten Sie mehrere Belohnungsarten parat, wie etwa Leckerchen (verschiedene Sorten), Spielzeuge, Kuscheltiere, Massage, stimmliches Lob usw. Bieten Sie Ihrem Hund in einer Hand ein Leckerchen und in der anderen Spielzeug an. Für was entscheidet er sich? Wählt er das Leckerchen, so steht das nun auf Platz 1, das Spielzeug auf Platz 2. Nun testen Sie alle Belohnungsvorschläge Ihrerseits durch, und am Ende steht Ihre Liste.
Dabei sein ist alles! Die meisten Hunde lieben es, mitten im Geschehen zu sein. Herrlich gemütlich, wenn Frauchen entspannt mit ihrer Freundin plauscht. Da kann auch Hund so richtig die Seele baumeln lassen …
Das Training gut vorbereiten
Selbstverständlich macht es Spaß, »mal eben« mit dem Hund zu trainieren. Wenn man selbst Lust dazu hat, ist die Stimmung für das Training meist auch besonders gut.
Aber die gute Stimmung hält nur so lange, wie das Training klappt und Sie vorbereitet sind. Fällt Ihnen ein, dass Sie Hilfsmittel nicht dabeihaben, Schleppleinen verknotet sind, Leckerchen sich als ungenießbar erweisen, dann schwindet die Freude meist recht schnell. Sie sind rasch genervt – verständlich, aber Ihr Hund weiß nicht, warum. Besser: Alles hat seinen Platz – ganz wichtig, nicht einen, sondern seinen Platz. Zudem starten Sie immer vorbereitet ins Training. Dazu gehört, dass Sie sich zu Beginn stets fragen, ob Sie wirklich Lust haben, Ihrem Hund eine neue Aufgabe oder ein neues Ritual zu zeigen. Wichtig ist auch ein Plan, sodass Sie wissen, was Sie trainieren möchten, also, was Ihr Trainingskriterium ist und was genau Sie belohnen wollen. Solche Vorbereitungen nehmen viel Druck!
Training muss nicht immer sein
Noch immer hält sich die Behauptung, dass es Hunderassen gibt, die permanent durch den Halter ausgelastet sein müssen. Das ist jedoch jeweils sowohl von der Genetik als auch von der Persönlichkeit des Hundes abhängig. Es gibt aber Tage, da ist man nicht in der Lage, mit dem Hund zu trainieren. Sie fühlen sich nicht gut, der Chef nervt, die Zeit sitzt im Nacken, die Kinder haben die Hausaufgaben noch nicht gemacht, oder die Katze muss spontan zum Tierarzt – bevorzugt am Wochenende in den Notdienst … Dennoch möchten Sie alles richtig machen, gehen das Training an und – nichts klappt. Besser: Lassen Sie an, einem solchen Tag das Training sein! Sie dürfen das! Geben Sie sich die Erlaubnis!
Wenn Sie ein Training anstrengt, merkt das auch der Hund. Der wundert sich, warum Sie nicht bei der Sache sind, und wenn Sie das nicht sind, warum sollte er das sein? Ein Teufelskreis beginnt – lassen Sie den gar nicht zu! Heute gibt es eben kein Training. Ausruhen ist angesagt. Nur, wenn Sie und Ihr Hund gesund sind und Spaß haben, etwas zu machen, wird es erfolgreich sein.
Gut gemeinte Ratschläge
Sie brauchen höchstens zwei Menschen, von denen Sie sich gern, freiwillig und wertschätzend anhören, wie Sie die Beziehung zu Ihrem Hund verbessern können. Alle anderen »gut gemeinten« Ratschläge, ungewollte Kommentare von Hundehaltern auf der Hundewiese usw. lassen Sie ab jetzt an sich abprallen! Weg damit! Das verwirrt nämlich mehr, als es hilft. Haben Sie keine vertraute Person gefunden, müssen Sie nicht danach suchen. Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl – das betrügt Sie nicht.
Tipp
Welche Ziele haben Sie mit Ihrem Hund für die Zukunft?
Führen Sie eine Liste, auf der Sie festhalten, welche Ziele Sie mit Ihrem Hund demnächst erreichen möchten. Beachten Sie zudem die