Life-Dog-Balance. Kristina Ziemer-Falke
zu machen, empfiehlt sich ein solider Trainingsplan. Aber bitte nicht nach dem Motto: »höher – schneller – weiter«.
Tipp
Es gibt immer Mischformen
Von allen Hunden, die wir vorstellen, gibt es Mischformen. So können ängstliche Hunde dennoch neugierig in anderen Kontexten sein oder sehr aktive Hunde genügend Ruhephasen genießen. Überlegen Sie sich, zu wie viel Prozent die Eigenschaften auf Ihren Hund zutreffen. Übrigens gehen wir hier von gesunden Hunden aus. Haben Sie etwa den Eindruck, dass Ihr Hund nicht einfach nur aktiv, sondern hyperaktiv ist, lassen Sie das von einem Tierarzt überprüfen.
Was erwartet Sie im Umgang?
Sie werden als Partner eines aktiven Hundes wahrscheinlich mehr unterwegs sein und mehr gefordert werden als mit einem Couch-Potato. Meistens sind aktive Hunde auch kleine oder große Workaholics, die stets nach Beschäftigung suchen. Ist eine Aufgabe erledigt, langweilen sich solche Vierbeiner jedoch schnell. Dann müssen Sie als Hundehalter kreativ sein, um den Hund langfristig auszulasten. Finden Sie die passende Balance zwischen körperlicher und geistiger (kognitiver) Auslastung, erwartet Sie trotz seiner Aktivität ein ausgeglichener Hund. Ist er in einem dieser beiden Bereiche unausgeglichen, wird er sich ein eigenständiges, meist selbstbelohnendes Hobby suchen. Dies entspricht oft nicht unseren Wunschvorstellungen, wie etwa das Buddeln im Blumenbeet oder das ständige Anpöbeln des Nachbarhundes.
So gehen Sie am besten damit um
Sorgen Sie für konsequente Ruhephasen. Diese können Sie selbst trainieren und sowohl gemeinsam als auch alleine einfordern. Seien Sie der ruhige Gegenpol. Je aktiver ein Hund ist, desto ruhiger wird er durch einen Halter, der ihn selbst ruhig lenkt. Lassen Sie sich nicht anstecken, sondern machen Sie es umgekehrt und übertragen Sie Ihre gelassene Art auf den Hund. Übrigens hilft es bei flotten Hunden immer wieder, wenn man Bewegungen, wie etwa das Anziehen des Geschirrs, in Zeitlupe umsetzt. Ihr Hund lässt sich nach einiger Zeit darauf ein und wird ruhiger. Also: In der Ruhe liegt die Kraft.
Sportliche Hunde können oft stundenlang aktiv sein, ohne die Freude an der Bewegung zu verlieren.
Manche Hunde lieben es ruhiger. Da locken auch die tollsten Spielzeuge nicht.
Ihr Hund ist (zu) ruhig bis lethargisch
Es gibt Hunde mit einem sehr ruhigen Gemüt. Ihnen tun wir keinen Gefallen, wenn wir sie bereits morgens um sechs mit zum Joggen nehmen. Der Tag wäre für einen solchen Vierbeiner gelaufen – im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist dankbar für Strukturen, an denen er sich orientieren kann und somit seinen Tag gestalten. Dennoch darf und sollte der Hund gefördert werden, da ihm auch das guttut. Kleine kognitive Einheiten, die das Köpfchen fit halten, wie etwa ein Suchspiel, oder die eine oder andere sportliche Aktivität, wie Schnüffelarbeit, Zughundesport oder einfach nur der gemeinsame Besuch in der Hundeschule mit dem Halter, peppen seinen Alltag auf. Die Dosierung ist wichtig. Alle Übungen sollten an Erfolge geknüpft sein, da diese Hunde schneller die Lust verlieren, wenn sich das Verhalten nicht lohnt.
So gehen Sie am besten damit um
Es kann ein wenig dauern, bis man diesen Hundetyp zum Mitmachen bewegen kann, er die Übung verstanden hat oder man ihn positioniert hat. Oft sind größere Hunde ruhiger veranlagt, die zum Leidwesen mancher Halter auch recht viel Raum einnehmen. Scheinbar wirkt vieles demotivierend auf solch einen gemütlichen Vierbeiner, was einen Halter leicht nervös machen kann und an sich selbst zweifeln lässt. Aber: Sie haben einen treuen Hund an Ihrer Seite, der vielleicht einfach nur zufrieden ist, wenn Sie in seiner Nähe sind, und sich über die eine oder andere Streicheleinheit freut.
Was erwartet Sie im Umgang?
Genießen Sie Ihren gemütlichen Hund und bleiben Sie auch dann ruhig, wenn andere Hunde in der Hundeschule Übungen schneller ausführen als Ihrer. Gestalten Sie Übungen leicht für Ihren vierbeinigen Freund und akzeptieren Sie sein Tempo.
Sie werden einen ruhigen Hund besser abholen können, wenn Sie die Trainingsschritte in kleinere Einheiten aufteilen. Dennoch planen Sie Übungen ein, in denen Sie Ihren Hund fordern, sowohl geistig, etwa durch Clickertraining, als auch körperlich. Besuchen Sie einen Rally-Obedience-Kurs oder eine Spielgruppe. Wollen Sie Ihren Vierbeiner motivieren, seien Sie ein Vorbild und machen ihm durch Ihre gute Stimmung klar, dass es sensationell ist, dass Sie und er nun gemeinsam auf der Trainingsfläche stehen.
Tipp
Beziehungsprobleme
Es ist nicht untypisch, dass sich Paare streiten, wenn es um das Thema Hundetraining geht. Vielen ist das unangenehm, denn gerade rund um den Hund möchte man alles richtig machen. Lassen Sie sich nicht zu sehr von Ihren Emotionen beeinflussen. Suchen Sie besser das sachliche Gespräch mit Ihrem Partner und nach einer gemeinsamen Lösung. Vereinbaren Sie einen konkreten »Gesprächstermin«, um das strittige Thema in Ruhe zu diskutieren.
Natürlich gibt es auch »Normalos«
Keine Sorge, es gibt auch Hunde, die lassen sich nicht nach den vorher beschriebenen Eigenschaften klassifizieren. Eine große Anzahl hält sich glücklicherweise im gesunden Mittelfeld auf, zeigt also kein besonders auffälliges Verhalten. Genießen Sie Ihren »Normalo«.
Das Füttern aus der Hand baut Vertrauen auf. Der Hund sollte jedoch nicht stets eine Gegenleistung dafür erbringen müssen. Er darf auch mal »nur« verwöhnt werden.
Frauen und Männer im Hundetraining
Aber nicht nur Hunde zeigen spezielle Verhaltensweisen – auch wir Menschen tun das. Schauen wir uns allein nur einmal die Unterschiede zwischen Mann und Frau im Hundetraining an, wird klar, dass sich auch Hunde bei Herrchen oder Frauchen oft unterschiedlich verhalten.
Die Frau als »Spaßbremse« und der Mann als »Spaß-Papa« – so wird das Bild oft präsentiert. Aber es geht natürlich auch andersherum. Fakt ist aber, wenn es um den Erziehungsstil des Hundes geht, wird so mancher Ehestreit ausgelöst.
Hunde sind anpassungsfähig
Schauen wir, wie wir Ihr Leben an dieser Stelle (wieder) in Balance bringen können. Als Hundehalter möchte man alles richtig machen, aber oft mit unterschiedlichen Bedürfnissen: Frauen freuen sich über den Hund als Familienmitglied, und der Hund hat zudem eine beschützende Funktion. Männern hingegen ist der Beschützer oft nicht so wichtig, sondern eher der Kumpel oder Teamplayer im Sport- und Freizeitbereich. Hier geht der Spagat schon los, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Glücklicherweise stellt es für den Hund in vielen Fällen nicht wirklich ein Problem dar, den »Wünschen« seiner Menschen gerecht zu werden – eher für uns Hundehalter.
Unser Hund hat hervorragend gelernt, sich sekündlich und individuell auf uns Menschen einzustellen, und reagiert passend. Beispiel: Erlaubt der Mann dem Hund, auf die Couch zu springen, wird der Hund in seiner Logik nachfragen, ob er in Zukunft auf die Couch darf.
Weiß er dagegen, dass sein Frauchen lieber allein auf der Couch liegt, wird der Hund sein Bettelverhalten, um damit doch noch auf die Couch zu kommen, einstellen, wenn er konsequent auf Ablehnung stößt. Schnell ist dem Vierbeiner klar, welches Verhalten sich bei wem lohnt.
Nicht immer sind sich Paare über den Umgang