Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett

Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018 - Pete Hackett


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konnte:

      „Ich werde die Pferde bereitstellen, Dan. Also dann bis Mitternacht.“

      Bevor Dan antworten konnte, hörte er an dem Geräusch hinter sich, dass sie sich bereits entfernt

      hatte. Er blieb lang ausgestreckt liegen und schaute zum Nachthimmel hinauf, an dem ungezählte Sterne leuchteten. Ringsum war das träge Leben der Rohhäuter im Gange. Ihre struppigen Hunde hatten sich zu einem Rudel vereint und machten irgendwo in der Gegend mit lautem Gebell Jagd auf einen Hasen.

      Ich befinde mich in ähnlicher Lage wie der Hase, dachte Dan und hockte sich auf. Er lauschte auf das Treiben ringsum, prüfte den Sitz seines Colts, dann schob er sich langsam durch die Wagenplane an der dem Feuer abgewandten Seite. Etwas später stand er neben dem Planwagen, der ihm für einige Jahre eine Art Heimat gewesen war. Er zuckte zusammen, als er Paul Millards Stimme hinter sich hörte.

      „Kleiner, du bist vernünftiger als wir dachten. Hinter dem Rundhügel am Bach steht ein gesatteltes Pferd mit einer aufgelegten Provianttasche. Also los denn und — so long!“

      Dan Flemming bewegte sich nicht, die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Eine Hand legte sich schwer auf seine rechte Schulter.

      „Sie ist wirklich betörend, diese schwarzhaarige Hexe, die alle Männer, wenn sie es nur wollte, verzaubern könnte. Du stehst in ihrem Bann, Kleiner. Alles ist schwer wie Blei, nicht wahr?“

      „Ich glaube schon, Paul.“

      „Ich will für dich hoffen, dass es nur eine leidenschaftliche Aufwallung war, die sich bald legen wird. Vielleicht ist es nur eine Art Panikstimmung, die Ann kopflos macht, denn sollte es tiefer in ihr sitzen, wirst du sie niemals abhängen können.“

      „Paul — ich gehe jetzt.“

      „Nur zu und bewege dich vorsichtig, denn nie zuvor hast du es nötiger gehabt.“

      Es gab einen letzten Händedruck, dann bewegte sich Dan wie ein Schatten in die Dunkelheit hinein, lautlos wie ein Indianer, der ein feindliches Lager beschleicht. Von Paul und Lee hatte er gelernt, wie man vorgehen musste, wenn es kein Rascheln des Laubwerks oder Knacken von dürren Zweigen unter den Fußsohlen geben sollte. Die beiden Brüder waren ihm gute Lehrmeister gewesen. Jetzt machte es sich bezahlt, dass er immer lernbegierig gewesen war. Er atmete tief, als das Bachuferstrauchwerk sich hinter ihm schloss. Jetzt lag das Graswurzelkochfeuer hinter ihm und somit auch die Menschen, die das Camp bevölkerten.

      Dan überquerte den Bach und bewegte sich auf den Rundhügel zu. Bevor er ihn überquerte, gewahrte er im letzten Augenblick den Schatten, der wuchtig auf ihn zusprang. Im schwachen Mondlicht schimmerte die gezückte Klinge eines zum Stoß bereiten Messers auf. Er duckte blitzschnell ab und fing den Arm mit dem Messer ab und riss so heftig an dem Arm, dass ein Stöhnen aus dem Munde des Mannes kam, der über ihn hinweg sauste. Im nächsten Augenblick ließ er den schlaff gewordenen Arm los, riss den Colt heraus und schlug mit dem Kolben zu. Er traf genau. Der Gegner streckte sich ohnmächtig geworden lautlos im Gras aus. Erst jetzt beugte Dan sich über den Mann und zuckte zurück, denn vor ihm im Gras lag der Oldman und Anführer der Rohhäuter, Ann Palmers Gatte.

      Es war jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Dan nahm das Messer an sich, erhob sich und rannte um sein Leben. Das laute Stöhnen des Alten war gewiss bis zum Camp hin gehört worden. Das dort aufbrandende Wutgeheul verkündete nichts Gutes. Jetzt konnte nur noch die Schnelligkeit entscheiden. Einen Augenblick lang wollte Panik in Dan aufkommen. Was würde sein, wenn die Brüder kein Pferd bereitgestellt hatten?

      Er rannte weiter. Der Schweiß brannte ihm in den Augen. Endlich machte er das angebundene Pferd aus. Er warf sich in den Sattel und kappte die Leine, die das Pferd am Ast festhielt mit dem Messer. Im nächsten Augenblick jagte er in die Nacht hinein.

      2.

      Diesmal war es bedeutend leichter, die Verfolger abzuschütteln als vor Jahren, da er den Gegner seines Vaters getötet hatte. Damals hatte ihn das Aufgebot fast zu Tode hetzen können. Er ritt jetzt auf den nur eine Meile weit im Süden gelegenen Waldgürtel zu. Dort angekommen, hielt er an und zog den Rappen in dichtes Buschwerk hinein.

      Die Millards hatten ihm ein gutes, hoch gebautes Pferd zur Flucht bereitgestellt. Dan war erfahren genug, um den Rappwallach beurteilen zu können. Er fragte sich, woher das Tier stammen mochte, denn vor seiner Flucht hatte er das Tier bei den Rohhäutern nicht gesehen. Sicherlich fehlte das Pferd jetzt einem Rancher oder Siedler in der Gegend. Das würde auch den Leuten in der Gegend nicht lange verborgen bleiben, denn niemand verkaufte einen solchen Wallach, der hoch gebaut war, einen trockenen Kopf hatte und große, klarblickende Augen. Die geaderte Haut ließ einen Vollblüter erkennen. Ein solches schnelles und ausdauerndes Tier, dessen Fell glänzte und dessen Muskeln unentwegt unter der Haut tanzten und spielten, war in diesem Land wie eine Lebensversicherung.

      Die Millards hatten den Rappen für Dan geholt. Sie wollten, dass er ein gutes Pferd für die Flucht haben sollte, aber sie wussten auch, dass er mit einem solchen Reittier gleichzeitig dazu verurteilt war, allen Menschen dieses Landes aus dem Wege zu reiten. Sollte man ihn mit dem Pferd erblicken, würde man ihn für einen Pferdedieb halten, und auf Pferdediebstahl stand die Todesstrafe. Alles konnte man hierzulande verzeihen, dass man Rinder stahl oder eine Kugel auf jemand abfeuerte, aber zwei Dinge nicht, dass man die Frau eines anderen nahm oder sich ein Pferd aneignete, das einem nicht gehörte. Die Millards hatten also nicht vor einem Pferdediebstahl zurückgescheut, um Dan zu helfen. dass sie ihm mit einem gestohlenen Pferd eine weitere Last aufbürdeten, war ihnen wohl nicht in den Sinn gekommen. Dan aber musste jetzt daran denken, nachdem er einige Zeit im Gebüsch verharrt hatte und sich dann zum Weiterritt entschloss, als nichts Verdächtiges zu bemerken war.

      Dan Flemming musste daran denken, was man ihm nun alles anhängen würde: einen Mord, Rinderdiebstahl, die Frechheit, einer verheirateten Frau den Kopf zu verwirren und jetzt auch noch Pferdediebstahl. Jede einzelne Tat war ein Verbrechen und ließ Dan in einem zweifelhaften Licht erscheinen. Die Kehle zog sich ihm eng, seine Fäuste schlossen sich fester um die Zügel, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervorschimmerten. Immer tiefer war er in Schuld verstrickt worden und so zu einem Gezeichneten geworden, ein Mann, der vogelfrei war und in allen Staaten gejagt würde, sobald die Vergangenheit ihn eingeholt hatte. Dabei fühlte er sich nicht einmal schuldig. Tief in seinem Innern wusste er, dass er nicht zu den Verlorenen zählte, die alle Hemmungen abgelegt hatten und keine Skrupel mehr kannten. Nein, so war er nicht, so würde er niemals werden. In seinem Kern sträubte sich alles dagegen. Beim Gedanken daran wurde ihm schier übel. Das Schicksal schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Er ritt nahe am Abgrund und konnte jeden Augenblick den Halt verlieren und in die bodenlose Tiefe stürzen.

      So jung er noch war, so hatte er doch eins bereits erkannt, dass man sich nämlich nicht gehen lassen durfte, dass man all seinen Willen zusammennehmen musste, um sich nicht treiben zu lassen.

      Um Mitternacht scheuchte er eine kleine Gruppe von Mavericks auf, die sich am Unterholz gelagert hatte und bei der Annäherung des Reiters aufstob und flüchtete. So dunkel es auch war, so konnte er doch erkennen, dass er ungebrannte Jungrinder vor sich hatte, Färsen, Jungstiere und einige Kälber. Über ein Dutzend Tiere waren es, genau die Zahl, die man im Rohhäutercamp benötigte, um der Proviantsorgen für die nächsten Wochen ledig zu sein. Mit Leichtigkeit hätte man sie einfangen und ins Camp treiben können. Das war aber für ihn nun endgültig vorbei.

      Das Gefühl, ganz allein


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