Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien. Walter G. Pfaus

Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien - Walter G. Pfaus


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es bringt nicht viel, sie im Moment noch einmal zu befragen. Ich habe sie in die Ambulanz geschickt, nachdem meine Kollegin Sergeant Anderson das Wichtigste aufgenommen hatte.“ Davis seufzte schwer und fuhr sich mit einer fahrigen Handbewegung durch das krause Haar. Wir haben noch Glück gehabt. Eine Blutlache hatte das Laken voll gesogen - andernfalls hätte das Zimmermädchen vielleicht gar keinen Verdacht geschöpft.“

      „Was hatte es überhaupt in dem Zimmer zu suchen, solange Dennister noch drin war?“, hakte Milo nach.

      „Ein Versehen. Die junge Frau hat nicht damit gerechnet, dass Dennister noch da ist – und es war weder abgeschlossen, noch war das Schild ‚Bitte nicht stören’ nach draußen gehängt.“

      In diesem Moment wurde gerade der Metallsarg mit Dennisters sterblichen Überresten durch das Foyer getragen.

      Der Gerichtsmediziner Dr. Brent Claus von der Scientific Research Division, folgte mit an den Körper gepresstem Arztkoffer den Trägern. Er begrüßte uns knapp. Wir kannten ihn gut.

      Schließlich hatten wir mit Dr. Claus Brent bereits in Dutzenden von Fällen gut zusammengearbeitet.

      „Tut mir leid für den Kollegen“, sagte Dr. Claus. „Für die Obduktion brauche ich zweieinhalb bis drei Stunden.“

      23

      Clive und Orry erreichten eine Farm bei Warrington, einem kleinen Ort nördlich der Stadt Paterson in New Jersey.

      „Das soll eine Art Pferdehof sein, auf dem New Yorker, die sich das leisten können, ihr Pferd unterstellen, mit dem sie dann übers Wochenende mal ausreiten“, meinte Orry.

      „So fern sie dazu überhaupt Zeit haben“, gab Clive zurück.

      Sie parkten den Wagen – einen unscheinbaren Chevy – direkt vor der Haustür des Haupthauses.

      Die beiden G-men stiegen aus.

      Orry ging mit seinen guten Schuhen wie ein Storch durch den aufgeweichten Boden. Unser indianischer Kollege galt als bestangezogendster G-man des Field Office New York – aber hier draußen hatte er definitiv nicht das Richtige an den Füßen.

      „Etwas overdressed, würde ich sagen“, meinte Clive.

      „Hauptsache, wir sind nicht umsonst hier raus gefahren.“

      Sie gingen zur Tür des Haupthauses. Es gab keine Klingel. Clive klopfte heftig. Es dauerte ein paar Minuten, ehe sich innen etwas regte. Wenig später öffnete ein großer, kräftiger Mann in einem karierten Hemd und musterte Clive und Orry von oben bis unten.

      Clive hielt ihm seine ID-Card entgegen.

      „Clive Dillagio, FBI. Dies ist mein Kollege Agent Medina. Sind Sie Mister Ronald Kavanaugh?“

      Der Mann im karierten Hemd verschränkte die Arme. „Der bin ich. Was wollen Sie?“

      „Sie waren doch vor ein paar Jahren mit einer gewissen Svetlana Bykov verheiratet.“

      „Das liegt Jahre zurück. Wollen Sie mir jetzt die Rechnung präsentieren und mir doch noch nachweisen, dass es sich um eine Scheinehe handelte? Hören Sie, wir sind damals deswegen angeklagt worden und es kam zu einem Freispruch. Und soweit ich weiß, kann man wegen desselben Delikts nicht zweimal vor Gericht gebracht werden.“

      „Darum geht es auch nicht, Mister Kavanaugh. Können wir vielleicht kurz hereinkommen?“

      Kavanaughs Körperhaltung entspannte sich etwas. Ein paar Augenblicke schien er mit sich zu ringen, dann nickte er.

      „Okay, kommen Sie!“

      „Danke“, sagte Clive.

      Kavanaugh führte Clive und Orry in die Wohnküche.

      „Wollen Sie Kaffee?“

      „Nein danke“, sagte Clive. „Sie müssen zugeben, dass der Verdacht, dass Sie mit Svetlana Bykov eine Scheinehe führten, nicht ganz von der Hand zu weisen war. Ich meine, jetzt könnten Sie es doch gefahrlos zugeben.“

      Kavanaugh grinste. „Ich habe zwanzigtausend Dollar von einem reichen Kerl bekommen. Es war ihr Bruder – Vladimir Bykov. Dafür habe ich Svetlana geheiratet, damit sie die US-Staatsbürgerschaft schneller bekommen konnte.“ Kavanaugh zuckte mit den Schultern. „Hat sich für und beide gelohnt, würde ich sagen! Aber ich bin schon seit Jahren von meiner Frau geschieden und habe nicht die geringste Ahnung, was Sie von mir wollen!“

      „Wir suchen Svetlana“, erklärte Orry.

      „Tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Und damit, würde ich sagen, ist das Gespräch zu Ende. Ich muss mich um die Pferde kümmern. Es bezahlen ein paar reiche Pinkel aus dem Big Apple schließlich ein Heidengeld dafür, dass ich mich um ihre edlen Reittiere kümmere!“

      „Wir müssen Ihre Ex-Frau unbedingt finden“, sagte Orry. „Ihr Bruder ist verschwunden. Wir haben eine Blutspur gefunden und brauchen Svetlana Bykovs DNA, um mit Sicherheit sagen zu könne, ob der Verschwundene einem Verbrechen zum Opfer fiel. Also helfen Sie uns bitte.“

      Kavanaugh runzelte die Stirn. „Wie kommen Sie darauf, dass ich noch Kontakt zu meiner Ex-Frau habe?“, empörte er sich.

      „Sie sind einfach unser einzige Ansatzpunkt. Svetlana Bykov alias Svetlana Kavanaugh ist nämlich anscheinend untergetaucht. Sie hat keine Sozialversicherungsnummer, keine uns bekannte Adresse und keine Kreditkarte.“

      „Zumindest nicht unter diesem Namen“, ergänzte Clive.

      Kavanaugh kratzte sich am Hinterkopf. Er trat zum Fenster, wandte uns den Rücken zu und blicke nachdenklich ins Freie. „Ich habe mich mit Svetlana immer gut verstanden, trotz allem. Nach unserer Scheidung hat sie eine ganze Weile in Paterson gewohnt und eine Boutique betrieben.“

      „Das wissen wir. Aber es gibt weder die Boutique, noch ist sie unter ihrer alten Adresse in Paterson zu erreichen“, stellte Clive fest.

      „Am besten, Sie lassen sie einfach in Ruhe“, meinte Ronald Kavanaugh. „Sie hatte schon während unserer Ehe etwas dagegen, wenn sich ihr Bruder eingemischt hat...“

      „Ich fürchte, Mister Bykov ist im Moment gar nicht in der Lage, sich noch irgendwo einzumischen“, erwiderte Clive etwas gereizt. „Und die Leute, die ihn möglicherweise auf dem Gewissen oder entführt haben, könnten vielleicht auch nach seiner Schwester suchen.“

      Kavanaugh machte eine ruckartige Bewegung. „Ich habe Svetlana eigentlich versprochen, nichts zu verraten.“

      „Wolle Sie sie auf dem Gewissen haben?“

      Kavanaugh schluckte. „Sie nennt sich jetzt Jane Benson und wohnt in Jersey City. Und jetzt wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie verschwinden könnten. Ich habe nämlich vor kurzem wieder geheiratet und möchte mir eigentlich ersparen, meiner Frau von den alten Geschichten erzählen zu müssen!“

      Clive langte in die Innentasche seiner Jacke und reichte ihm erst einen Notizblock und anschließend einen Kugelschreiber.

      „Scheiben Sie uns die Adresse auf, Mister Kavanaugh!“, verlangte der flachsblonde Italoamerikaner.

      „Die kenne ich nicht. Wir hatten nur zwischenzeitlich einmal Telefonkontakt, als sie mich


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