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erledigt.
Herausgekommen war nicht viel dabei. Ebenso wenig wie bei den Ermittlungen des Capital Crime Departments in der „Chicago Art Gallery“. Profis waren am Werk gewesen, die Insiderinformationen gehabt hatten. Sie hatten sich bestens ausgekannt, den Nachtwächter kaltblütig umgebracht, den Job in kürzester Zeit eiskalt und präzise erledigt und keine Spuren hinterlassen.
Bis auf einen Ultraschallsender, dessen Herkunft aber noch unklar war und wohl auch bleiben würde.
Kurz vor 23.00 Uhr steuerte Cantrell seinen Chevrolet Chevelle Malibu durch die Einfahrt des Grundstückes in der Clinton Street. Er parkte den Wagen in der Tiefgarage und ging nach oben in den großen L-förmigen Bungalow, in dem das gesamte Cantrell-Team wohnte.
Silk kam aus Cantrells Arbeitszimmer, als der Anwalt in den Korridor trat. Eigentlich hieß Silk Morton Philby, aber seine Vorliebe für seidene Krawatten und Halstücher hatte ihm seinen Spitznamen eingetragen.
Silk war ein mittelgroßer, drahtiger Mann Anfang vierzig, Elektronikspezialist, der Techniker und Bastler des Cantrell-Teams. Er wirkte sensibel, auf den ersten Blick konnte man ihn für einen Künstler halten.
Aber er konnte stahlhart sein, wenn es darauf ankam.
„Ein Besucher erwartet dich, Chef“, sagte er.
Silks Gesichtsausdruck entnahm Cantrell, dass es kein angenehmer Besuch war.
„Wer?“
„Dixie Stone von der Insurance Company 1902. Wenn du mich fragst, ist er bis unter die Haarwurzeln voll Rauschgift. Ich wundere mich, weshalb Wheeler ihn noch nicht rausgeworfen hat. Er ist doch sonst so streng.“
„Stone war einmal ein verdammt guter Mann. Vielleicht hofft man bei der 1902, dass er sich wieder fängt.“
„Ach was. Wer richtig süchtig ist, der fängt sich nicht mehr, es sei denn unter der Erde. Stone hatte Erfolge, gewiss, aber wie hat er sie errungen? Jede Menge Verweise und Beschwerden, Anzeigen wegen Körperverletzung und so weiter. Einmal kam er nur mit viel Glück um eine Anklage wegen Totschlags herum. Das ist ein ganz brutaler und rücksichtsloser Kerl, und das Rauschgift hat ihn nicht besser gemacht. Bei der Versicherungsgesellschaft halten sie ihn sicher nur noch, um die Dreckarbeiten zu machen, bevor er ganz untergeht.“
„Vielleicht hast du recht. Was will er denn?“
„Dich sprechen. Weiter hat er nichts gesagt. Bist du in der Gemäldesache weitergekommen?“
„Nicht viel. Ich habe die Galeriebesitzer und die Angestellten überprüft. Die Galerie ist hoch verschuldet. Aber bisher gibt es noch keinen Anhaltspunkt, dass die Galerieleute die Hände im Spiel hatten. Auch bei Jason Goldstein habe ich nachgeforscht. Immerhin war er ebenfalls über die Alarmanlagen und die Gebäuderäumlichkeiten informiert. Er hatte sich sehr dafür interessiert und alles genau überprüft, bevor er seine wertvollen Gemälde der Galerie zur Verfügung stellte.“
„Und?“
Cantrell winkte ab.
„Wenn der unangenehmste Amerikaner des Jahres gewählt würde, hätte Goldstein alle Aussichten, den Titel zu gewinnen. Der Kerl ist ein personifiziertes Ekel. Aber es sieht nicht so aus, als sei aus seiner Umgebung etwas durchgesickert. Nur er selbst hatte Zugang zu den Unterlagen. Und wenn er zehn Millionen gebraucht hätte, hätte er sie von einer Bank leihen oder seine Gemälde verkaufen können.“
„Gibt es sonst noch etwas?“, fragte Silk.
„Die Gemälderäuber waren auf jeden Fall Profis“, sagte Cantrell. „Wir müssen die einschlägigen Kreise in der Chicagoer Unterwelt im Auge behalten, Spitzel befragen und unsere V-Leute ansetzen. Ich habe schon einiges veranlasst.“
„Klar, Chef, wir bleiben am Ball. Ich informiere auch Butch.“
„In Ordnung. Wo wartet Stone?“
„Im Besucherzimmer.“
Cantrell begab sich ohne ein weiteres Wort ins Besucherzimmer. Carol, seine bildhübsche honigblonde Ehefrau, wollte er später begrüßen.
Dixie Stone hatte die Füße auf einen Stuhl gelegt. Er rauchte eine Zigarette, die ihm im Mundwinkel hing. Als Cantrell eintrat, wandte er den Kopf.
„Hallo, Cantrell.“
Cantrell sah seine glänzenden Augen mit den starren Pupillen, den seltsamen Gesichtsausdruck und wusste Bescheid. Silk hatte nicht übertrieben.
„Hallo, Mr. Stone. Was führt Sie zu so später Stunde noch zu uns?“
Dixie Stone lachte. Er hatte die karierte dünne Sommerjacke geöffnet, und Cantrell sah die Schulterholster unter seiner Achsel.
„Ich dachte mir, dass ich Sie um diese Zeit zu Hause antreffe, Cantrell. Sie sind doch ’ne solide Type. Immer bei der Mutti im Bettchen und so.“
Cantrell setzte sich nicht. Dieses Gespräch sollte nicht lange dauern.
„Wenn Sie jetzt vielleicht zur Sache kommen, Mr. Stone“, sagte er kalt.
Stone behielt die Füße auf dem Stuhl.
„Es geht um den Gemälderaub, die Zehn-Millionen-Dollar-Sache. Die Versicherungsgesellschaft hat mir den Fall übertragen. Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber die Versicherungsgesellschaft hat eine hohe Wiederbeschaffungsprämie ausgesetzt. Fünf Prozent vom Versicherungswert, also eine halbe Million Dollar. Auch Angestellte können kassieren. Außer mir arbeiten noch ein paar Leute von der Insurance Company 1902 an dem Fall. Ich gehe solo vor und habe alle Vollmachten.“
„Weshalb erzählen Sie mir das alles?“
„Damit Sie mir nicht in die Quere kommen, Cantrell.“ Stone lachte wieder. „Die anderen sind alle Stümper, aber Sie und Ihre Leute, Sie wissen, wo es langgeht. Ich will die Prämie haben, und ich dulde keine Konkurrenz, ist das klar?“
Cantrell dachte sich, dass das Rauschgift Stones Gehirn schwer geschadet haben musste. Er konnte den Versicherungsdetektiv nicht mehr ganz für voll nehmen.
„Wollen Sie mir vielleicht nahelegen, mich aus dem Fall zurückzuziehen, Mr. Stone?“
„Allerdings, Cantrell.“ Stone stand auf. Der breitschultrige, bärenstarke Versicherungsdetektiv baute sich vor Cantrell auf, der gegen ihn wie ein schmales Handtuch wirkte. „Wenn Sie oder einer Ihrer Leute mir in die Quere kommen, reiße ich euch den Arsch auf bis zum Stehkragen.“
„Dazu gehören immer zwei, Mrs Stone“, antwortete Cantrell ruhig. „Einer der reißt, und einer der ihn sich reißen lässt. Sie können gehen. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann machen Sie eine Entziehungskur und denken Sie mal über sich nach. Guten Abend, Mr. Stone.“ Dixie Stones Rechte kam wie ein Vorschlaghammer. Aber Cantrell verfügte über ausgezeichnete Reflexe. Er nahm den Kopf zur Seite. Stones Faust zischte an seiner Wange vorbei. Cantrell blockte seinen Leberhaken ab und konterte. Er trieb Dixie Stone mit ein paar knochenharten Schlägen zurück. Stone stürmte sofort wieder vor wie ein Büffel. Vom Rauschgift aufgeputscht, registrierte er Cantrells Treffer überhaupt nicht, die einen anderen auf den Boden gelegt hätten.
Cantrell fing einen Schlag gegen die Rippen ein, der ihm alle Luft aus der Lunge trieb. In die Defensive durfte er nicht gehen, sonst erledigte ihn Dixie Stone, überrannte ihn glatt und zertrampelte ihn am Boden.
Cantrell machte etwas, was er sonst nicht getan hätte. Er steppte vor und rammte Stone die Karatefaust gegen den Solarplexus. Es war ein Schlag, der ernste Folgen haben konnte. Stone blieb stehen, als sei er voll in ein Magnumgeschoss gerannt. Als er zusammenknickte, traf ihn Cantrell mit dem Ellbogen seitlich am Kopf und hieb ihm die Handkante ins Genick.
Es waren zwei Schläge wie mit einem Schlachtbeil. Stone fiel und rührte sich nicht mehr. Mit weichen Knien ging Cantrell zu einem Stuhl und setzte sich darauf. Seine Rippen waren noch heil, aber er würde ein paar Tage Schmerzen haben.
Silk schaute hinein,