Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland


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sollte die Wirkung des Schusses abklingen und ihn in sein mieses Leben als unterbezahlter Versicherungsschnüffler bei der Insurance Company 1902 zurückstoßen.

      Als das Telefon klingelte, hörte er es zuerst gar nicht. Aber dann griff er nach dem Hörer auf dem Nachttisch und nahm ab. Die Vermittlungsdame der Versicherungsgesellschaft, für die er arbeitete, meldete sich.

      „Ich verbinde mit Mr. Wheeler, Mr. Stone“, flötete sie.

      Einen Augenblick später vernahm Dixie Stone Edward Wheelers kühle, geschäftsmäßige Stimme.

      „Wir haben da einen dicken Fall am Hals, Robert“, sagte Wheeler. „Vielleicht haben Sie es in den Nachrichten schon gehört. Jason Goldsteins Gemälde sind aus der 'Chicago Art Gallery' gestohlen worden. Sie waren zum vollen Wert versichert, und wenn sie nicht wieder auftauchen, müssen wir zahlen. Die Galerie hat gegen keine von den Sicherheitsauflagen verstoßen. Wir müssen zur Kasse.“

      Bedauern klang aus seiner Stimme. Ed Wheeler war der Chef der Ermittlungsabteilung der Versicherung, Dixie Stones unmittelbarer Vorgesetzter. Praktisch auch sein einziger, denn Wheeler arbeitete schon lange und erfolgreich für die Insurance Company 1902. Ihm redete niemand etwas in seine Arbeit hinein.

      Wenn die Gesellschaft eine hohe Summe ausspucken musste, weil seine Abteilung wirklich kein Haar in der Suppe finden konnte, war das immer ein herber Schlag für Ed Wheeler. Er stellte sich an, als werde ihm das Herzblut abgezapft.

      „Sie werden sich um diese Sache kümmern“, fuhr Wheeler fort. „Sie haben eine Menge Verbindungen in der Unterwelt und waren mal einer unserer tüchtigsten Leute.“

      „Ich bin krankgeschrieben“, grunzte Dixie Stone.

      „Sie waren im letzten halben Jahr verdammt oft krankgeschrieben.“ Wheelers Stimme wurde scharf. „Erheben Sie sich gefälligst von Ihrem Arsch, Robert. Mit Ihnen hat es in der letzten Zeit nichts als Ärger gegeben, Pfuschereien, Beschwerden, Unregelmäßigkeiten. Das ist die letzte Chance, die ich Ihnen gebe. Die Bilder sind zehn Millionen wert. Sehen Sie zu, dass Sie den Fall im Interesse unserer Gesellschaft regeln. Wie Sie das machen, ist mir egal, aber übertreiben Sie es nicht mit Ihren Methoden. Wenn Sie versagen, nun, dann werden sich unsere Wege trennen. Haben Sie das klar verstanden?“

      Dixie Stone grinste. In seinem aufgekratzten Zustand konnte ihn nicht einmal Ed Wheeler erschüttern. Die Aussicht, auf die Straße gesetzt zu werden, erheiterte ihn nur. Solange dieser wunderbare Schuss anhielt, konnte ihm nichts etwas anhaben.

      Er bemühte sich, seine Stimme normal klingen zu lassen.

      „Ja, Mr. Wheeler.“

      „Dann will ich Sie in einer halben Stunde im Büro sehen, damit ich Ihnen die notwendigen Informationen und Ihre Instruktionen geben kann.“ Wheeler legte auf, wie immer grußlos und ohne sich abzumelden. Dixie Stone blieb noch eine Weile liegen. Dann stand er auf, duschte und trank eine Tasse Kaffee mit Whisky, um seinen Kreislauf anzukurbeln. Er lutschte Pfefferminzbonbons, damit man den Alkohol in seinem Atem nicht riechen konnte.

      Dixie Stone zog sich gemächlich an und pfiff vor sich hin. Ihm war es, als ginge er auf einem rosaroten Teppich. Er, Dixie Stone, war der Größte. Ein Gedanke, der im Hintergrund seines heroinumnebelten Gehirns aufgekeimt war, entwickelte sich weiter.

      Zehn Millionen Dollar sollten die Bilder Jason Goldsteins wert sein. Wenn Dixie Stone sie sich unter den Nagel riss, hatte er ausgesorgt und konnte ungestört fixen bis zum Ende seiner Tage.

      Er steckte sein Spritzbesteck und ein Gramm Heroin ein, ehe er die Wohnung verließ. Im Hof in der Garage stand der Ford Mustang, den er von der Versicherung als Firmenwagen erhalten hatte. Dixie Stone kurvte durch den Feierabendverkehr wie ein Kamikazeflieger.

      Eine knappe halbe Stunde später hielt er vor dem Beton und Glaspalast der Versicherung in der City. Dixie Stone wollte den gleichen Fall übernehmen, den auch das Cantrell-Team bearbeitete. Für ihn ging es um zehn Millionen Dollar, um alles oder nichts.

      Auf Konkurrenten würde er ebenso wenig Rücksicht nehmen wie auf die Gangster, die er jagte.

      4

      Pete Webber erwachte am Nachmittag, denn nach dem großen Coup war er erst gegen acht Uhr morgens eingeschlafen. Er befand sich sofort wieder in einer Hochstimmung, als er an den Gemälderaub dachte.

      Zum Teufel, zehn Millionen Dollar zu rauben, das sollte ihm erst mal einer nachmachen. Webber bewohnte ein heruntergekommenes Apartment in der Nähe des O’Hare Airports, direkt in der Einflugschneise.

      Trotz aller Schallisolierungsmaßnahmen gab es immer noch genug Lärm. Wenn ein Jet herunterkam, klirrten bei Pete Webber die Tassen und Gläser im Schrank. Er hatte sich an den Krach gewöhnt, und er ertrug ihn, weil er ein so billiges Zimmer nie wieder finden würde.

      Pete Webber war zufrieden. Er schlug sich Eier in die Pfanne, legte Speckscheiben dazu und kochte Kaffee. Während des Essens überlegte er sich, was er mit dem Geld anstellen sollte, das er für diesen Coup erhielt.

      Drei Millionen Dollar wollte der Mann für die Bilder zahlen, der ihn und Larry Quint für den Job angeheuert hatte. Das waren anderthalb Millionen für jeden. Webber kam zu dem Schluss, dass man auf jeden Fall versuchen sollte, noch etwas mehr herauszuholen.

      Darüber musste er mit Larry Quint sprechen, wenn er ihn am Abend traf.

      Aber selbst wenn nur anderthalb Millionen für jeden abfielen, war das immer noch verdammt viel. Pete Webber hatte eine Schwäche für Frauen, besonders für Exotinnen. Er war verrückt nach ihnen. Mit anderthalb Millionen in der Tasche konnte er jede haben, überlegte er sich, Weiber in Scharen, die auf ihn und auf sein Geld flogen.

      Ein Frauentyp war Pete Webber nie gewesen, mit seiner langen, dürren Bohnenstangenfigur, dem fliehenden Kinn und den abstehenden Ohren. Er hatte schon immer kräftig mit Geld nachhelfen müssen, um Eroberungen zu machen.

      Als er gegessen hatte, wischte er sich den Mund und ging zum Telefon. Aus einem zerfledderten Notizbuch suchte er eine Nummer heraus. Beim ersten Mal ließ er es läuten, bis das Besetztzeichen sich einschaltete.

      Dann versuchte er es wieder. Beim zweiten Anruf, beim zehnten Läuten, nahm am anderen Ende endlich jemand ab. Aus dem Radio drang Schlagermusik, und Webber wiegte sich im Takt mit.

      Er machte eine Figur wie ein Bandwurm beim Twisten.

      „Hallo, Susan“, sagte er. „Bist du es, Darling? Hier ist Pete, dein alter Freund und Verehrer.“

      Die Antwort klang knurrig und gelangweilt.

      „Nun sei doch nicht so, Darling“, sagte Pete Webber. „Was ich dir jetzt sage, wird dir unter die Haut gehen. Ich habe ein ganz großes Ding gelandet, einen Supercoup. Jetzt stinke ich nur so vor Geld. Was meinst du, wenn ich gleich mal bei dir vorbeikomme und für’s Erste tausend muntere Bucks mitbringe?“

      Er lauschte Susan Acostas Antwort, die jetzt schon wesentlich interessierter klang. Larry Quint hatte ihm fünfzehnhundert Dollar als Vorschuss gegeben. Sie juckten Pete Webber in der Tasche. Er schlug Quints Warnungen in den Wind, nicht viel Geld auszugeben und auf keinen Fall aufzufallen.

      „Am Telefon kann ich dir nichts Näheres erzählen, Darling“, sagte Webber nun. „Ich komme zu dir, wie wäre es? Wie, du erwartest einen Kunden?


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