SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek
habe ich Sie aus einem ganz bestimmten Grund hergerufen, N'Gaba."
Israt nickte.
"Es geht um Alana Susstu-Garlis."
"Die Oberste Datenkontrolleurin?"
"Genau." Xa LeCarré setzte ein wichtiges Gesicht auf, sah Israt jedoch nicht direkt an. "In einigen Tagen werde ich in meinem Haus eine Art Party geben."
"Diese Susstu-Garlis wird ebenfalls anwesend sein?"
"Sie haben es erraten, N'Gaba. Aber nicht nur sie, sondern darüber hinaus die gesamte Creme der tasnerianischen Gesellschaft. Eine gute Gelegenheit, um verschiedene Dinge zu regeln. Sowohl für Sie, als auch für mich."
"Nun...", meinte Israt, sichtlich von Unsicherheit heimgesucht.
"Keine Sorge, ich habe den Boden bereits 'beackert'. Sie verstehen? Susstu-Garlis kennt Ihr Problem, ich habe bereits mit ihr gesprochen."
"Und?"
"Ich denke, daß die Chancen nicht schlecht stehen, daß Sie Ihr Anliegen erfüllt bekommen."
"Das ist gut", murmelte Israt mehr zu sich selbst als zu seinem Gastgeber. "Das ist wirklich gut..."
"Ah, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, N'Gaba. Haben Sie gehört?"
*
Israt N'Gaba hatte diese Party (was immer auch darunter verstanden wurde), von Anfang an mit einem unguten Gefühl erwartet, das zwar mit der Zeit nachgelassen hatte, aber auch jetzt noch nicht gänzlich verflogen war. Alles schien schrecklich 'zivilisiert' zuzugehen, jedes Zucken der Augenbrauen, jede Regung der Mundwinkel schien abgewogen und bedacht zu sein und mit einer genau definierten Bedeutung befrachtet. Was für einen Kontrast lieferten dem gegenüber LeCarrés Schwerter...!
"Es macht nichts, wenn Sie die überaus feinen Spielregeln und Konventionen dieser Gesellschaft nicht einhalten, beziehungsweise ihre Symbolik nicht entschlüsseln können. Man wird Ihnen das verzeihen, wenn bemerkbar ist, daß Sie sich Mühe geben", hatte LeCarré Israt zuvor erklärt.
Als erstes wurde er einem Mann von Am-Abgrund vorgestellt, dessen Rand-Lingua sehr akzentschwer war.
Er war ein Beauftragter der Förderalen Aufsichtsbehörde. Dann war da ein Handelsvertreter von Alpha Centauri, Oswaldo Heinrichs mit Namen, dessen Aufgabenstellung ähnlich war wie Israts eigene – als Handelsvertreter nämlich - nur, daß sie für verschiedene Firmen arbeiteten. Später lernte Israt dann noch Galnak Ion Tuy kennen, den Obersten Richter der Stadt Val-Duun - im übrigen ein Mann, den auf die eigene Seite zu ziehen sich in jedem Fall lohnte, wie LeCarré versicherte.
Als er schließlich mit Alana Susstu-Garlis, der Obersten Datenkontrolleurin, zusammentraf, war bereits fast eine Stunde vergangen.
"Das ist Israt N'Gaba", stellte LeCarré den Nigerianer einfach vor. "Sie werden sich erinnern, Alana: Der Mann von der Saretto-Yilmaz-Gerland-Canpany. Wir haben uns ja bereits über sein Problem unterhalten..." LeCarré wechselte einen kurzen Blick mit Susstu-Garlis, deren Augen für diesen Moment ein seltsames Funkeln annahmen.
Es war gewiß eine Frage des Geschmacks, ob man die Oberste Datenkontrolleurin 'schön' nennen konnte.
Ihre blauen Haare fielen in fettigen Strähnen herab auf ihre schmalen Schultern; ihr längliches Gesicht war ein wenig zu knochig und der Zug um ihre Mundwinkel zu verkrampft, um Liebenswürdigkeit auszustrahlen. Als sie Israt ansah, lockerte sich ihr Gesicht ein wenig, und sie versuchte zu lächeln. Ob das eine Bedeutung hatte? Er hatte sich zuvor von LeCarré belehren lassen, daß zu Anlässen wie diesem alles eine Bedeutung hatte.
Sie reichte Israt die Hand.
"Ich freue mich, Sie begrüßen zu dürfen, Herr N'Gaba", sagte sie; sehr leise zwar, aber sie hatte eine Stimme, die auch jetzt noch gut zu verstehen war. Ihr Rand-Lingua war zwar nicht akzentfrei, aber sie sprach es trotz allem mit großer Deutlichkeit und guter Artikulation.
"Tasner braucht Investitionen der Saretto-Yilmaz-Gerland-Company", erklärte LeCarré. "Tasner hat unübersehbare Entwicklungsrückstände, die wir nur mit Hilfe von außen beseitigen können."
Susstu-Garlis wandte sich wieder dem Ersten Repräsentanten zu, wobei in ihrem Gesicht eine geringfügige Veränderung vor sich ging. "Es steht mir zwar kaum zu, zu solchen Fragen Stellung zu nehmen, Erster Repräsentant, da diese Dinge nicht in meinen Kompetenzbereich fallen und ich nichts davon verstehe, aber in diesem Fall liegt die Situation so eindeutig vor uns, daß sie sogar ein Einfacher von der Straße erkennen kann. Ich kann Ihnen nur zustimmen, LeCarré."
An Israt N'Gaba gewandt, meinte sie dann noch: "Vielleicht begegnen wir uns im Laufe dieser Party wieder?“
"Ich würde mich freuen."
Sie begann für einen Moment zu schmunzeln. Offenbar hatte Israt etwas Verkehrtes gesagt.
Als Susstu-Garlis mit dem Bemühen um Grazie davonstolzierte, sandte LeCarré ihr einen schwer zu deutenden Blick nach.
"Was meinen Sie?" fragte Israt etwas ungeduldig.
"Wie?" Der Gastgeber wandte sich um.
"Wie stehen die Aktien, Erster Repräsentant?"
LeCarré lächelte.
"Gut, N'Gaba. Ausgezeichnet sogar."
"Aber warum ist sie dann davongegangen? Warum haben wir nicht gleich hier die Modalitäten ausgehandelt? Es wäre doch ganz einfach gewesen, wo wir uns doch im Prinzip einig sind. Statt dessen: Nicht einmal ein konkretes Angebot, nicht einmal eine Zahl!"
"Man sieht, daß Sie noch eine ganze Menge über die hier geltenden Konventionen zu lernen haben, N'Gaba. Nein, solche Dinge werden später abgehandelt. Es wäre unfein gewesen, wenn sie gleich auf die Details gekommen wäre."
LeCarré wirkte gelöst.
Das Zusammentreffen zwischen Israt und der obersten Datenkontrolleurin schien zu seiner Zufriedenheit verlaufen zu sein.
"Glauben Sie mir", meinte er, "Sie werden bald von ihr hören!"
*
Es war ein eigentümliches Fest; alles ging seltsam steif und gezwungen zu, jeder schien sich absolut in der Gewalt zu haben und selbst die kleinste Regung der Gesichtsmuskulatur zu kontrollieren. Nachdem LeCarré sich mit Hinweis auf seine anderen Gäste entschuldigt hatte, irrte Israt N'Gaba zunächst etwas verloren zwischen all diesen um straffe Haltung bemühten Männern und Frauen herum.
Es herrschte eine faszinierende Atmosphäre von Disziplin und Beherrschung, die gleichzeitig auch sehr bedrückend war. Israt gelang es nicht, sich wohlzufühlen, und fast hatte er den Verdacht, daß Partys dieser Art auch nicht diesem Zweck dienten.
Einer der herumeilenden menschlichen Kellner (daran hatte Israt sich noch immer nicht vollständig gewöhnt - im Bereich der Inneren Planeten war das gastronomische Gewerbe zumindest auf der Service-Seite vollkommen in robotischer Hand) nahm ihm sein leeres Glas aus der Hand und ersetzte es durch ein Gefülltes.
Einige Minuten später traf er nochmals auf Oswaldo Heinrichs, den Handelsvertreter, der ihm bereits vorgestellt worden war. Auch er schien sich hier ganz offensichtlich nicht wohlzufühlen; das war ihm deutlich anzumerken.
Dennoch versuchte er zu verhindern, daß sein Unbehagen und Mißfallen allzu deutlich in den Zügen seines Gesichtes standen.
Sie waren beide fremd hier, und so kamen sie fast unweigerlich miteinander ins Gespräch:
Der Terraforming-Konzern, für den Heinrichs arbeitete, versuchte davon zu profitieren, daß man Tasner gezwungenermaßen 'halbfertig' gelassen hatte.
Aber die Sache war nicht ganz so einfach gewesen, wie der Mann aus Alpha Centauri ursprünglich gedacht hatte. Der Erste Repräsentant wollte nicht, daß einfach die ursprünglichen Pläne aus der Schublade gezogen und vollendet wurden. Schließlich seien diese Entwürfe bereits über fünfhundert Jahre alt.
"Na und?" fragte