SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek
"Es macht Ihnen nichts aus, so eng mit einer Maschine verbunden zu sein?"
"Nein."
"Ich kann es mir kaum vorstellen."
Israt N'Gaba lächelte matt.
"In kürze werden Sie es kennenlernen."
"Meinen Sie?" In seinen Worten klang etwas mit, das Israt irritierte. Ein Unterton, eine Andeutung. Etwas, das nicht genau zu bezeichnen war. Er begrüßt die Zukunft nicht, dachte Israt. Aber er weiß vermutlich, daß sie unvermeidbar ist und es im Moment keine Macht des Universums gibt, die das, was geschehen wird, aufhalten könnte. Und selbst er, der es geschafft hat, direkt am „Hebel der Verhinderung“ zu sitzen, wird alles nur verzögern, aber nicht wirklich aufhalten... Dafür werde ich sorgen. Warte es ab. Meine Zeit wird schon noch kommen, und ich werde den richtigen ZEITPUNKT KEINESWEGS VERPASSEN.
LeCarré hob die Augenbrauen.
"Für Sie ist die Zukunft beinahe schon Vergangenheit, nicht wahr, N'Gaba?"
Israt nickte. "Der GalaxyNet-Bereich wird sich sehr bald über die Rand-Föderation hinweg ausdehnen. Ein paar Jahre noch, vielleicht Jahrzehnte und niemand hier wird sich ein Leben ohne CyberSensor vorstellen können."
"Ich fürchte, Sie haben recht." LeCarré lächelte auf einmal geheimnisvoll und fügte hinzu, während sein Blick scheinbar in weite Ferne gerichtet war: „Was natürlich nicht heißen soll, daß Sie auch wirklich... recht haben!“
*
Sie befanden sich irgendwo in einem der unzähligen saalartigen Räume von LeCarrés riesigem Haus.
Israt war erst seit 1,9 Standardeinheiten (das entsprach etwa einem tasnerianischen Tag) Gast des Ersten Repräsentanten und konnte daher noch keinesfalls erwarten, sich in diesem ausgedehnten Gebäude zurechtzufinden.
Gleich, als sie diesen Raum betreten hatten, waren Israt die verschiedenen Schwerter an den Wänden aufgefallen. Eigentlich schien ihm sein Gastgeber nicht der Typ des romantischen Sammlers archaischer Reliquien zu sein. Die Klingen blitzten und schienen aus hochwertigem, modernen Stahl zu sein; gerade so, als würden sie von ihrem Besitzer noch zu anderen als dekorativen Zwecken gebraucht. Aber das war natürlich absurd.
Ist LeCarré ein Nostalgie-Freak? ging es Israt durch den Kopf. Auf der Erde gibt es eine ganze Subkultur, deren Anhänger sich der Prä-Weltraum-Ära der Menschheit verschrieben haben und solche antiken Reliquien sammeln.
Aber hier - in der Rand-Föderation?
Israt war auch darüber überrascht.
"Sie haben mich nach Daten gefragt, N'Gaba...", fuhr der Erste Repräsentant jetzt fort.
"Das ist richtig. Bevor sich unsere Firma zu einer größeren Investition entschließt, werden im Allgemeinen die nötigen Daten eingeholt, um das Risiko auf ein Minimum zu senken."
LeCarré nickte verständnisvoll.
Er wandte seinem Gast den Rücken zu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Die Sache ist nur die", sagte der Erste Repräsentant dann sehr langsam und akzentuiert, "daß ich Ihnen, selbst wenn ich es wollte, nicht unmittelbar helfen kann."
Israt runzelte die Stirn.
"Was soll das heißen?"
Er drohte tatsächlich, seine Selbstsicherheit und Gelassenheit zu verlieren. Rasch genug, um schlimmere Entgleisungen zu verhüten, gelang es ihm jedoch, sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
Eigentlich darf mir so etwas nicht passieren, dachte er. Als Wirtschaftsmanager hatte er natürlich entsprechendes PsychoConditioning mitgemacht.
"Ich dachte", setzte er dann (inzwischen wieder wesentlich ruhiger) ein zweites Mal an, "Sie wären hier die maßgebliche Instanz, LeCarré. Etwa nicht?"
LeCarré wandte sich wieder zu ihm um und lächelte müde.
"Was heißt schon maßgeblich? Ich bin kein Alleinherrscher oder Diktator, das scheinen Sie zu vergessen: Bei uns gibt es eine Gewaltenteilung: Gerichtsbarkeit - Administration - Datenwesen. Sie verstehen?"
"Sicher."
"Es hat sich im Lauf unserer Geschichte als vernünftig erwiesen und als vorteilhaft für den einzelnen Bürger, diese drei Bereiche strikt voneinander zu trennen und die entsprechenden Verantwortlichkeiten in verschiedene Hände zu legen. Ich bin der Chef der Administration und kann ohne die Genehmigung des Obersten Datenkontrolleurs nichts herausgeben. Verstehen Sie das bitte nicht als Schikane gegen Sie. So ist es nun einmal, unser Gesetz, und an dieses bin auch ich gebunden, ob Ihnen oder mir das nun paßt oder nicht. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, daß dieses Gesetz sehr wohl seinen Sinn hat, denn mit den Computerdaten kann - wie Sie sicherlich auch zugeben werden - viel Unfug getrieben werden."
Israt seufzte.
Wieder fiel sein Blick auf die Schwerter an der Wand.
Waffen für barbarische Wilde...
Im Ganzen waren es fünf Klingen unterschiedlicher Länge und Schwere.
Das größte von ihnen war zweischneidig und ungebogen.
Der lange Griff deutete darauf hin, daß es sich um einen Beidhänder handelte.
"Interessieren Sie sich für Waffen, N'Gaba?" fragte LeCarré, der das aufkeimende Interesse seines Gesprächspartners bemerkt hatte.
"Oh... Nein, nicht besonders..."
"Und doch können Sie den Blick nicht von den Klingen wenden."
Israt hob die Augenbrauen.
"Warum hängen diese Mordwerkzeuge hier?"
LeCarré zeigte seinem Gast ein etwas verkrampft geratenes Grinsen. "Wo sollte ich sie sonst hin hängen? Ich habe so viele davon... Soll ich Ihnen eines herunternehmen?"
"Nein, danke. Sind das historische Stücke?"
"Nein, natürlich nicht. Sie sind zum Gebrauchen da, wozu sonst? Aber bleiben wir bei der Frage der Datenbeschaffung. Das Amt des Obersten Datenkontrolleurs hat zur Zeit Alana Susstu-Garlis inne. Sie ist zwar eine ausgesprochen charmante und liebenswürdige Person, aber durchaus keine Heilige."
"Was meinen Sie damit?"
"Daß man sie möglicherweise kaufen kann. Sie ist korrupt und zielstrebig. Vielleicht hat sie eine große Karriere vor sich. Ich werde Sie mit ihr zusammenbringen - bei Gelegenheit!"
"Bei Gelegenheit?"
"Ich verstehe durchaus, daß Sie ungeduldig sind, N'Gaba, aber bei uns verläuft die Zeit anders als bei Ihnen, auf den Inneren Planeten. Hier geht alles wesentlich langsamer und alles bedarf wohlüberlegter Vorbereitung. Wenn ich Sie mit Alana zusammenbringe, dann werde ich den Boden zu ihren Füßen bereits teilweise beackert haben, um eine Entscheidung in gewünschtem Sinne zu forcieren."
"Und Sie meinen, es gibt keine 'einwandfreie' Möglichkeit, an diese Frau heranzutreten?"
"'Einwandfrei'? Sie meinen, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen?"
"Ja, so kann man es auch ausdrücken."
LeCarré lächelte nachsichtig und schüttelte bedächtig den Kopf. "Natürlich können Sie diese Sache auch auf 'einwandfreie' Art und Weise erledigen. Sie können zu ihr hingehen und sie um die notwendigen Daten bitten. Und sie wird sie Ihnen sogar geben - geben müssen, denn sie ist verpflichtet dazu. Aber das, was Sie da bekamen würden, wäre nicht besonders viel - und nebenbei bemerkt auch nicht besonders brauchbar -‚ da unsere Datenschutzgesetze sehr streng sind. Ich denke zum Beispiel, daß sie auch Individualdaten, detaillierte Angaben zur Person haben wollen, nicht wahr?"
"Ja, selbstverständlich."
Man konnte einfach das Risiko nicht eingehen, ein Produkt zu machen, das niemand kaufte. Man mußte bereits im voraus wissen, wer es unter welchen Umständen abnehmen würde (was umfangreiches Datenmaterial über