Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis. Antje Ippensen

Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis - Antje Ippensen


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auf ihre Geräte zu werfen, denn genau das hatte sie schon vor wenigen Sekunden routinemäßig getan und die blinkenden Anzeigen überprüft. Der Energieschirm, der den Kugelraumer vor jeder terranischen Ortungstechnik bewahrte, war tadellos in Schuss.

      Sie flogen verdunkelt – und zwar bereits seit dem Start.

      Von Anfang an hatte man Marge Kimazu und ihren Mitarbeitern eingeschärft, wie wichtig es war, dass der Schirm nicht einmal für eine Nanosekunde ausfiel. Sie fanden es alle reichlich überflüssig, dass sie zusätzlich auch noch von der Kommandantin persönlich pausenlos darauf hingewiesen wurden. Marge Kimazus drei Untergebene rollten jedes Mal heimlich mit den Augen, wenn die scharfe Frage kam. Sie selbst konnte besser damit umgehen – dabei half ihr auch ihre asiatische Mentalität – obwohl sie auch hoffte, dass die Kommandantin etwas mehr Vertrauen in ihre Leute zeigen würde. Die Crew war schließlich sorgfältig ausgesucht worden. Gesiebt und nochmals gesiebt. Loyalitätstests und Persönlichkeitsüberprüfungen hatten praktisch nicht mehr aufgehört in der Vorbereitungsphase der Mission.

      Und trotzdem, das wusste Marge, gab es immer ein paar Leute, die sich durch alle Tests durchmogelten und später – absichtlich oder unabsichtlich – für Probleme sorgten.

      Absolute Sicherheit existierte nun einmal nicht. Der Mensch ist und bleibt die größte Schwachstelle ... wer hatte das noch gesagt?

      Und sie hatten noch ein gutes Stück Arbeit vor sich – die Mission würde mehrere Monate in Anspruch nehmen. Sie hatten noch nicht einmal ein Drittel der Strecke zurückgelegt, und schon waren Unmut und Irritation unter der Besatzung derart stark angewachsen, dass die Möglichkeit einer Meuterei nicht ganz so abwegig war.

      Die Halbjapanerin konnte das teilweise nachvollziehen. Wer für die Corporation arbeitete, war zwar daran gewöhnt zu gehorchen – aber auf keinen Fall ganz tumb und ohne sich Gedanken zu machen. Als Soldaten, die einfach nur blinde Befehle ausführten, sah sich das Personal keinesfalls – dafür war man durchweg zu hochqualifiziert und hatte Denken gelernt.

      Und nun ein solcher Auftrag, der der gesamten bisherigen Corporation-Politik krass widersprach! Die Besatzungsmitglieder hatten nichts dagegen, Geheimnisträger zu sein, das war es nicht – und sie waren lange darauf vorbereitet worden, dass dies eine Top Secret Mission war –, aber sie wollten gern die Zusammenhänge durchschauen und den Hintergrund verstehen. Dass dies hier nicht gegeben war, verringerte die allgemeine Motivation und steigerte den Unmut.

      Vielleicht wäre es besser gewesen, ging es Marge durch den Kopf, wenn die Chefs uns irgendeine erfundene Geschichte aufgetischt hätten, damit wir das Ganze hier besser schlucken ... Wahrscheinlich würden sie alle zur rechten Zeit das Wesentliche erfahren.

      Zur Zeit verlief der Unterlichtflug des Kugelraumers ruhig und ohne Zwischenfälle, und Captain da Locca widmete sich schweigend ihren Berechnungen, deren Inhalt sie zweifellos auch unter Verschluss halten würde. Ganz zu Anfang hatte es ein paar Schwierigkeiten mit dem nachträglich eingebauten DaCern-Triebwerk gegeben, die jetzt aber zum Glück beseitigt waren.

      Von seinem weiter vorn gelegenen Platz in der Kommandozentrale zwinkerte Ben Silverman seiner Kollegin Marge, die er sehr schätzte, zu. Sie wusste, was das bedeutete: Gleich endete ihrer beider Schicht, sie wurden gemeinsam abgelöst, so dass sie zusammen essen konnten – was nicht oft vorkam.

      *

      IN DER RÖTLICH LEUCHTENDEN Kantine, deren Wände so wie überall an Bord metallisch waren, befand sich etwa ein Dutzend Crewmitglieder, und es ging hoch her. Hitzige Diskussionen waren im Gange, und erregte Wortfetzen flogen durch den Raum.

      Marge und Ben verständigten sich mit einem Blick und setzten sich dann zu einer Vierergruppe, in der ein untersetzter, rotgesichtiger Triebwerkstechniker Brandreden schwang; an diesem Tisch herrschte der Geist beginnenden Aufruhrs, das war deutlich spürbar.

      »... also, wenn ihr mich fragt, dann ist hier was oberfaul!«, sagte der Untersetzte.

      »Was meinst du damit?«, erkundigte sich Ben.

      »Würde ich auch gern wissen«, brummte Marge.

      »Also«, ereiferte sich der Mann sogleich, während sich alle Gesichter zu den beiden Neuankömmlingen herumdrehten, »es kann einfach nicht sein, dass der ganze Abschirmungszirkus nur deshalb betrieben wird, weil wir unentdeckt bleiben sollen! Da steckt doch mehr dahinter! Wenn ihr mich fragt ...«

      »Nun, wir fragen dich tatsächlich«, unterbrach Ben Silverman den Querulanten trocken. »Karten auf den Tisch, Joe.«

      Joe Cindar starrte ihn aus leicht hervorquellenden Augen noch genauer an, blickte auch Marge schärfer ins Auge.

      »Gerade ihr müsst euch das doch auch schon gedacht haben!«

      »Ja, ihr ... Kommandoschätzchen!«, tönte es zustimmend von weiter hinten.

      Marge und Ben beschlossen, diese respektlose Bemerkung zu ignorieren, und konzentrierten sich stattdessen ganz auf den erregten Wortführer, dessen Gesicht jetzt wahrhaftig in dem gleichen Rotton glühte wie die Metallwände ringsum.

      »Nun«, fuhr Joe Cindar fort, »es liegt doch klar auf der Hand, dass man da oben nicht nur eine Ortung unseres Raumers befürchtet, sondern einen Angriff auf ihn! Deshalb die ununterbrochene Aktivierung und Überwachung des KSS, wie ich gehört habe – stimmt doch, Marge?«

      Die junge Frau nickte sehr kühl. Von ihr hatte er das jedenfalls nicht erfahren – da hatte also einer ihrer Kollegen nicht dichtgehalten. Sie hatte keine Ahnung, welcher der drei es gewesen war. Sie entschied, mit jedem einzelnen ein ernstes Wörtchen zu reden ... Joe Cindar wurde ihr immer unsympathischer. Vor allem mochte sie es nicht, wenn man sie derart plump-vertraulich anredete.

      Frostig sagte sie: »Sie dürften – wenn Sie schon so gut informiert sind – ebenfalls wissen, dass der KSS einem hochenergetischen, lang andauernden Strahlbeschuss nicht standhalten könnte. Und ein Notsprungprogramm haben wir nicht. Meinen Sie nicht, dass man, gesetzt den Fall, es gäbe eine solche Bedrohung, wie Sie sie andeuten, effektivere Schutzmaßnahmen ergriffen hätte?«

      »Ja, aber trotzdem ...«

      »Du hast sicher recht, Marge«, mischte sich Ben ruhig ein, »aber bringen wir die Sache mal auf den Punkt: Unser Freund Cindar hier befürchtet also, dass wir auf dem besten Wege sind, mitten in einen erbarmungslosen Handelskrieg hineinzuschlittern, weil uns die Konkurrenz die Beute abjagen möchte.«

      Von einigen Männern und Frauen kam beifälliges Gelächter, weil Ben Silverman wieder einmal übertrieb, und das mit einem ironischen Augenaufschlag und einem Ton wie ein Theaterschauspieler auf der Bühne.

      »Wer weiß«, spottete Ben weiter, »vielleicht hatte Cindar ja kürzlich Kontakt zu den Visionitern, von denen man ja weiß, dass sie die Zukunft vorhersehen können! Eine mögliche Zukunft, wohlgemerkt, auf die wir noch Einfluss nehmen können ...«

      Noch mehr Gelächter.

      »Handelskrieg – na ja, ganz so dramatisch will ich die Sache jetzt auch nicht sehen«, schränkte der untersetzte Techniker nun ein, »aber wollt ihr beide etwa abstreiten, dass dieser höchst riskante Auftrag, den da Locca da übernommen hat, zumindest einen bewaffneten Konflikt auslösen könnte?!«

      »Auch das halte ich für pure Schwarzmalerei«, hielt Marge dem Mann entgegen. »Wenn ein unverhältnismäßig großes Risiko bestünde, hätte sich unser Captain geweigert, den Flug zu unternehmen. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt.«

      »Genau!«, bekräftigte Ben, ihr treuer Freund und Helfer. »Ein Himmelfahrtskommando ist nichts für da Locca!«

      »Ihr redet so, als wärt ihr in alles eingeweiht. Tatsache ist doch, dass sich die Kommandantin seit Beginn der Reise schroff und wortkarg zeigt – wieso entspannt sie sich nicht, wenn das hier bloß ein Routineauftrag ist?«

      »Ich habe nie gesagt, dass es Routine ...«, begann Marge, aber man ließ


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