Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis. Antje Ippensen
beharrte der Oberleutnant auf seiner Meinung.
»Wohl eher so etwas«, lachte Alanna.
»Und wie soll das aussehen, deiner Meinung nach?«
»Das werden wir noch herausfinden«, versprach Damian. »Ich hätte nicht gedacht, dass ihr nach der langen Zeit hier auf Katta noch so ungeduldig sein könnt. Lasst uns einfach mal weitergehen. Ich bin auf jeden Fall sicher, dass sich der Ursprungsort der Impulse nicht weit von hier befindet.«
»Wir könnten auch die Abkürzung nehmen«, sagte Andres.
Noch bevor ihn einer der anderen daran hindern konnte, drückte er einen großen auffälligen Schalter. Ein kreischendes Geräusch erklang für einen Moment, entsetzt hielten sich alle die Ohren zu, dann wurde es aber wieder ruhig, und zu ihrem großen Erstaunen setzten sich die Förderbänder in Bewegung.
»Bist du verrückt geworden?«, fuhr Ewald Martell den Kybernetiker an. »Du hättest eine Art Selbstvernichtungsanlage auslösen können. Willst du uns alle umbringen?«
»Hier? Eher unwahrscheinlich«, grinste der Skandinavier. Er verfolgte aufmerksam, wie die Transportbänder lautlos ihren Weg durch die Halle nahmen. Eines davon führte tiefer in das Gebäude hinein, während sich das andere, das herauskam, in verschiedene Wege teilte. Wenn man einer gewissen Logik folgte, handelte es sich dabei um einen Verteiler, der ankommende Güter an verschiedene Stationen weiterleitete. Also war es für die Terraner interessant herauszufinden, woher die Güter kamen, die hier transportiert und verteilt wurden. Die Richtung deckte sich auch mit den Ausmaßen des Wartesaals, der sich ebenfalls weiter in das Gebäude hinein erstreckte.
»Du erwartest jetzt aber nicht, dass wir uns auf das Band setzen, nein?«, spottete Alanna. »Ich habe nämlich keine große Lust, am Ende womöglich von einem Greifarm irgendwo hineingesteckt zu werden.«
Andres Anderson grinste wieder. »Das liegt mir auch nicht besonders. Gehen wir zu Fuß. Und ich bin ziemlich sicher, dass wir am Ende eine Überraschung erleben werden. Auf jeden Fall dürften der Wartesaal und das Förderband irgendwo aufeinandertreffen.«
»Was vermutest du eigentlich?«, fragte Alanna jetzt geradewegs.
»Ich will mich nicht blamieren, indem ich Hoffnungen in die Welt setze«, wehrte er ab.
»Quatsch, wir sitzen alle in einem Boot. Also, sag schon.«
Andres kratzte sich am Kopf, dann nickte er nachdenklich. »Ich halte es für möglich, dass wir auf einen Transmitter treffen. Die Energiemengen würden dem entsprechen, was so ein Gerät in der Ruhephase benötigt – und diese ganze Anlage hier deutet einfach darauf hin.«
Ewald Martell schnappte nach Luft. »Ein Transmitter? Und wer sollte den installiert haben? Das ist jetzt wirklich eine total verrückte Theorie.«
»Aber nicht von der Hand zu weisen.«
Alanna wollte nicht erst eine lange Diskussion aufkommen lassen. Schließlich konnten sie nicht weit entfernt von dem Transmitter sein, wenn es denn einer war. Ewald Martell zuckte die Schultern. »Lassen wir uns überraschen. Solltest du recht haben, wäre das wirklich eine Sensation.«
»Vielleicht lässt er sich ja sogar Richtung Terra einjustieren«, mutmaßte Damian.
»Langsam, Freunde, warten es doch erst einmal ab.«
Die vier Terraner folgten weiterhin dem Förderband, und in Sichtweite blieb der Wartesaal.
»Wie viele Wesen müssen dann hier gewartet haben?«, fragte Alanna nachdenklich, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. »Wenn es nur ein Gerät gibt, dann ist vermutlich ein steter Wechsel zwischen Empfang und Sendung gewesen. Und natürlich müssen die Endgeräte jeweils justiert worden sein.«
Plötzlich standen sie vor einer Wand; das Förderband verschwand durch einen schmalen Schlitz, aber ein Schott darüber zeigte an, dass bei Bedarf auch größere Güter transportiert werden konnten. Etwa fünfzig Meter entfernt endete auch der Wartebereich vor einem Schott.
»Wir versuchen es da drüben«, entschied Ewald Martell. »Hier besteht noch immer die Möglichkeit, dass Maschinen die Güter auf dem Band unsanft befördern.«
Das Schott besaß keinen Öffnungsmechanismus, und etwas ratlos standen die Terraner zunächst davor. Damian Helfgert holte schließlich einen automatischen Codegeber hervor.
»Ein kleines Spielzeug, das uns aber gute Dienste leisten kann«, erklärte er.
Das Gerät gab innerhalb einer Sekunde mehr als eine Million Impulsfolgen ab, es musste einfach eine darunter sein, die das Schott dazu brachte, sich zu öffnen. Es dauerte dennoch fast fünfzehn Sekunden, bis ein leises Zischen anzeigte, dass sich etwas tat. Zögernd fuhr das Schott beiseite, und die Spannung in den Wissenschaftlern erreichte ihren Höhepunkt.
»Ich hatte recht«, murmelte Andres Anderson, als könnte er es selbst kaum glauben.
Der Raum hinter dem Schott wurde von einer Art Käfig ausgefüllt. In diesem befand sich, auf einem Podest etwas erhöht, ein Transmitter. Das Förderband reichte bis an das Gerät heran, und an der Stirnseite befanden sich in einer Kabine die Kontrollen, mit denen das Gerät gesteuert wurde.
»Es ist nicht zu glauben«, staunte Alanna. Sie ging zu den Kontrollen hinüber, doch noch bevor sie die Kabine betreten konnte, zuckte ihr ein Energieblitz entgegen. Gleichzeitig glühte im Innern des Transmitters ein Abstrahlpol auf. Offensichtlich versuchte sich dieses Gerät selbst zu aktivieren.
»Nichts anfassen«, warnte Ewald Martell. »Wenn wir das Gerät jetzt ohne Vorbereitung aktivieren, kann es zu einer Katastrophe kommen.«
»Ach, sieh mal an, diese Idee kam mir auch gerade«, spottete Alanna sanft. Doch in ihren Augen leuchtete die Freude über die Entdeckung. »Ich möchte nur wirklich wissen, wer den Transmitter hier installiert hat. Diese Technik beherrscht schließlich nicht jeder. Und wenn die Kattaer selbst diese Geräte entwickelt hätten, dann wären sicher noch mehr Stationen in der Stadt zu finden gewesen.«
»Vielleicht waren es Kosmoter«, mutmaßte Damian.
»Klar, und morgen kommt der Weihnachtsmann zu Besuch«, wehrte Ewald Martell hab. »Die Kosmoter können auch nicht überall ihre Finger im Spiel haben.«
»Das kannst du nicht wissen, und ich auch nicht. Erst einmal sollten wir die Neuigkeit unserer Entdeckung verbreiten, alles weitere wird sich im Laufe der Zeit finden.«
Es stellte sich nach einiger Zeit heraus, dass von diesem Transmitter aus die Erde zu erreichen war, wenn auch der Transport für Menschen über diese große Entfernung nicht sehr gesund war. Doch Waren konnten transportiert werden, und so verfügte die Erde über den unschätzbaren Vorteil, benötigte Güter über den kurzen Weg schicken zu können.
*
DIE ENTDECKUNG DES Transmitters schlug im Camp ein wie eine Bombe, und endlich hatten die Wissenschaftler etwas Handfestes, mit dem sie experimentieren konnten.
Ewald Martell und Alanna Waycroft aber eilte nun der Ruf voraus, eine besondere Spürnase für das Ungewöhnliche zu besitzen, und die beiden waren einig darin, diesen Ruf etwas auszunutzen.
Es hatte zu verschiedenen Zeiten immer wieder aufs Neue das Auftreten der stellaren Impulse gegeben, mit denen niemand so recht etwas anfangen konnte. Dieses Rätsel aber beschäftigte die beiden ungemein. So baten sie schließlich darum, beim nächsten Auftreten der Impulse mit der CARMEN DIAZ folgen zu dürfen. Das Schiff war immerhin mit allen möglichen nützlichen Instrumenten ausgestattet, um der Sache auf den Grund zu gehen. In der HFL kannte man dieses Phänomen schon eine ganze Zeit, und alle Daten, die man mittlerweile hatte ermitteln können, waren in der Zentraltronic gespeichert. Man wusste durch die Informationen, die Peter Lorre mit der PLUTO II auf dem Planeten Troy erhalten hatte, dass die stellaren Impulse für ein weiteres, noch unbekanntes Volk der Galaxis lebenswichtig gewesen waren – oder