Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker

Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane - Alfred Bekker


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das Madel nicht davonziehen lassen.

      "Wart noch!", rief er und sie hörte auf ihn."Wir müssen miteinander reden!"

      Aber das Madel schüttelte energisch den Kopf.

      "Es gibt nix mehr zu reden zwischen uns, Toni! Sieh endlich ein, dass ich dich net lieb'!"

      "Ich bin vielleicht etwas heftig gewesen, als ich da des nachts zu euch auf den Hof gekommen bin...", knirschte der Toni dann zwischen den Lippen hindurch.

      "Ich trag dir nix nach!", versicherte die Marianne.

      "Ich könnt mir das gut vorstellen: Wir zwei als Bauern auf dem größten Hof weit und breit...", murmelte er dann versonnen. "Naja, bis zum Frühjahr hast ja noch Zeit, dir die Sache endgültig zu überlegen, net wahr?"

      "Ach, Toni...", seufzte die Marianne. "Mach's mir doch net so schwer! Du bist sicher ein netter Kerl und wirst auch mal ein vorzüglicher Bauer - aber die wahre Liebe ist es eben net. Und auch du solltest dich mal ehrlich fragen, ob du eigentlich in erster Linie hinter mir her bist, oder hinter der Erbin des Bernmayer-Hofs!"

      Der Toni hob die Arme.

      "Madel, wie kannst du so etwas nur denken!", meinte er dann fast empört.

      Aber die Marianne blieb dabei. "So abwegig find ich den Gedanken gar net, Toni", meinte sie.

      "Wie auch immer", meinte der Toni. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen für ein lautes Auftreten. Und ansonsten weißt ja, wie ich zu dir stehe..."

      Er reichte ihr die Hand.

      Und die Marianne nahm sie nach kurzem Zögern. Immerhin klang der Toni heute schon viel vernünftiger, als bei ihrem letzten Zusammentreffen.

      9

      Eine Gestalt näherte sich in schnellem Schritt und die Marianne zog augenblicklich ihre Hand zurück.

      Es war ihr geliebter Max, der da des Weges kam. Sie sah es schon an seinem grünen Jägerzeug. Flinte und Jagdtasche trug er über den Rücken gegürtet.

      Er kam schnell näher.

      "Max!", rief die Marianne, aber sie sah seinem Gesicht bereits an, dass er die Situation vollkommen missdeutete.

      "Du und der Toni...", murmelte er. "Ich hab's erst net glauben wollen, Marianne!"

      Sie schüttelte den Kopf. "Es ist auch net so, wie du denkst, Max!"

      "Ich hab doch Augen im Kopf!", meinte er. "Net genug, dass du den Toni des nachts freundlich empfängst, auch noch zum Stelldichein beim Heustadel lässt du es kommen!"

      "Nein, Max!"

      Die Marianne war verzweifelt. Wie sollte sie ihrem geliebten Jäger nur klarmachen, das das Ganze doch nichts weiter als ein dummer Zufall war und sie mit dem Toni gar nichts im Sinn hatte?

      "Vielleicht sollte ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass ich euch hier in eurer Zweisamkeit gestört hab!"

      "Es war Zufall!", beteuert die Marianne. "Ich war bei der Sägemühle vom Pflügler und auf dem Rückweg..."

      "Spar dir deine Entschuldigungen!", schimpfte Max ziemlich ungehalten.

      Das Madel wandte sich in ihrer Verzweiflung an den Toni und forderte: "Erkläre du ihm doch, wie die Sach' wirklich ist, Toni!"

      Der Toni verzog das Gesicht.

      "Ich?", fragte er scheinheilig.

      "Ja, du!", rief Marianne. "Dir muss er doch glauben!"

      Jetzt funkelte es in den Augen vom Toni böse. "Ich sag' nix", erklärte er.

      "Aber Toni!", rief die Marianne.

      "In euren Streit misch' ich mich net ein!", brummte er und wandte sich um.

      Während Toni dann zurück zum Heustadel ging, sagte der Max bitter: "Er braucht auch gar nix mehr zu sagen! Für mich ist jetzt alles klar!"

      "Max!", rief die Marianne. "Hast denn gar kein Vertrauen zu mir?"

      "Ha!", machte der Jäger. "Vertrauen! Fang du auch gerade an, von Vertrauen zu reden!" Er atmete tief durch und sah sie traurig an. "Aber ehrlich hättest du wenigstens zu mir sein können!", setzte er dann noch hinzu. "Und ich hab' geglaubt, wir wär'n uns einig!"

      "Aber, Max!"

      "Vielleicht hat aber auch alles sein Gutes! So weiß ich jetzt wenigstens, woran ich mit dir bin, Madel!"

      Und damit drehte der junge Jäger sich um und ging davon.

      Er lief ziemlich schnell, fast noch eiliger, als er gekommen war.

      "Max, so wart' doch!", rief ihm die Marianne hinterher. Sie wollte ihm zunächst folgen, aber dann wurde ihr klar, dass sie wohl im Moment nichts bei ihm ausrichten konnte.

      Wie ein Stier läuft er dahin!, dachte sie wütend und traurig zugleich, während ihr ein paar Tränen über die Wangen rannen.

      "Warum hast du denn nix gesagt, du Lump!", rief sie dann zum Toni hinüber.

      Der zuckte nur die Schultern.

      "Was hätt' ich denn schon sagen sollen?", meinte er.

      "Das weißt du ganz genau!", behauptete sie.

      "So wie mein Bruder und ich im Moment zueinander stehen, hätte er mir sowieso net ein einziges Wort geglaubt!", gab der Toni zurück. "Außerdem - wenn er dich wirklich lieben würde, der Max, dann hätte auch net solche Zweifel an dir? Oder habe ich da net recht?"

      "Schmarrn!", schimpfte die Marianne.

      Aber in Wahrheit war ihr bereits derselbe Gedanke gekommen.

      Schließlich kann das ja auch net die wahre Liebe sein, wenn man einander net wenigstes ein bisserl vertraut!, ging es ihr traurig durch den Kopf.

      10

      Als Max Krainacher später noch ins Dorf ging und beim Laden des alten Surbacher vorbeischaute, wollte der gerade schon für heute zumachen.

      "Grüß dich, Max! Ist lang her, dass du mal bei mir was zu besorgen gehabt hättest!", meinte der Surbacher und lächelte dabei. Er war schon weit in den Siebzigern, machte aber noch immer einen unverwüstlichen Eindruck, auch wenn sein Bart inzwischen schlohweiß geworden war.

      Ein anderer hätte sicher daran gedacht, sich aufs Altenteil zurückzuziehen.

      Nicht so der Surbacher.

      Der kleine Laden


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