Todesspiel ohne Skrupel - Zwei Thriller. A. F. Morland

Todesspiel ohne Skrupel - Zwei Thriller - A. F. Morland


Скачать книгу

      Einen Augenblick lang zögerte er, dann rannte er davon.

      Er lief einfach drauflos, quer über die Straße.

      Ich fluchte ärgerlich vor mich hin.

      Ich hasste es, eine Waffe auf halbe Kinder richten zu müssen. Andererseits durfte man sich durch die Jugend nicht täuschen lassen. Die Zahl der Kollegen, die das mit dem Leben bezahlt hatten, wuchs stetig.

      Hier gab es Killer, die nicht mal volljährig waren.

      Und das Crack-Geld sorgte dafür, dass auch ein steter Nachschub an Waffen floss.

      Ich setzte zu einem kleinen Spurt an.

      Aber der Lockenkopf war schnell. Zu schnell.

      Er hatte bereits die andere Straßenseite erreicht und strebte in geduckter Haltung auf die Bauruine zu. Ihn dort aufzutreiben war schier unmöglich. Jedenfalls, wenn man nur zu zweit war, wie Milo und ich. Ich atmete tief durch.

      Vielleicht war es mein Instinkt, der mich die Waffe nicht zurück ins Gürtelholster stecken ließ.

      Milo hatte den Wagen ebenfalls erreicht und musterte das gute Stück.

      "Scheint nichts zu fehlen!", stellte er fest. "Vielleicht hatte wir Glück und es mit einem Anfänger in der Autoknackerbranche zu tun, Jesse!"

      "In dem Alter?" Ich schüttelte den Kopf. "Die sind entweder perfekt oder schon so vollgedröhnt, dass sie ein Stück Draht schon gar nicht mit ruhiger Hand in ein Türschloss hineinbekommen würden..."

      "Steigen wir ein", sagte Milo.

      An einem der Fenster in der großen Bauruine sah ich eine Bewegung.

      Mir fiel im gleichen Moment ein, dass ich den Lockenkopf vorne, im Bereich der Motorhaube gesehen hatte.

      Er wollte unseren Wagen überhaupt nicht knacken, wurde es mir einen Sekundenbruchteil später siedendheiß klar.

      Dann hörte ich das tickende Geräusch...

      "Deckung! Milo!", rief ich und hechtete seitwärts.

      Milo begriff sofort und sprang zur Seite.

      Ich kam hart auf dem Boden auf und rollte herum. Im selben Augenblick gab es einen ohenbetäubenden Knall. Der Wagen flog in die Luft. Eine enorme Flamme schoss in die Luft. Die Hitzewelle war mörderisch.

      Unser Wagen war nach wenigen Sekunden nichts weiter, als ein Haufen verkohltes Blech.

      Ich drehte mich herum und versuchte mich wieder hochzurappeln. Ich sah zu Milo hinüber, der nicht ernsthaft verletzt zu sein schien.

      Und dann sah ich den roten Punkt auf meiner Schulter.

      Ein roter Lichtpunkt, der unruhig hin und her wanderte.

      Ich wusste nur zu gut, worum es sich handelte.

      Der Laser-Pointer eines hochmodernen Sturmgewehrs, mit dem sich punktgenau zielen ließ.

      Der Schütze musste in irgend einem der Fensterlöcher auf der anderen Straßenseite lauern.

      Ich warf mich blitzartig zur Seite. Der Schuss streifte meinen Mantel und zerfetzte das Schulterpolster. Ich verschanzte mich hinter zwei überquellenden Mülltonnen, aus denen ein bestialischer Gestank drang. Kurz hintereinander wurden weitere Schüsse auf Milo und mich abgefeuert. Und die Mülltonen waren kein wirklicher Schutz. Die Projektile gingen so glatt durch das Blech, dass man hinterher vielleicht den Eindruck haben konnte, als hätte die Tonne versehentlich unter einer Stanzmaschine gelegen.

      Ich feuerte zurück.

      16 Schuss konnte man mit der P 226, der offiziellen Dienstwaffe des FBI verschießen.

      Mit dem Visier ließ sich sehr gut zielen.

      In einem der Fensterlöcher sah ich Mündungsfeuer aufblitzen und schoss dorthin. Milo feuerte auch.

      Ein Feuerstoß folgte.

      Zwanzig Schüsse innerhalb von zwei Sekunden. Ich presste mich an den Boden, während die Kugeln über mir durch den Mülleimer hindurchfetzten. Der Deckel tanzte auf der Tonne und ging dann scheppernd zu Boden.

      Milo befand sich in einer etwas besseren Lage.

      Er hatte Deckung hinter einem der parkenden Wagen gefunden.

      Und der fing jedenfalls den Großteil des Bleiregens ab.

      Milo feuerte einen Schuss nach dem anderen.

      Auf der anderen Seite verebbte der Geschosshagel.

      Wahrscheinlich nur für kurze Zeit. Bis ein Magazin ausgewechselt war oder der Schütze sich in eine bessere Schussposition gebracht hatte.

      Ich zögerte nicht lange.

      Milo blickte zu mir hinüber.

      "Los!", rief er.

      Aber da war ich längst auf den Beinen. Ich hatte mich aufgerappelt und stürmte in geduckter Haltung los.

      Die erste Etappe ging bis zur Nische einer Haustür, dann zielte ich kurz und feuerte dorthin, wo ich den Schützen zuletzt gesehen hatte. Die Antwort kam postwendend. Die Kugeln kratzten am Putz und ließen mehr als zwei Hände voll davon zu Boden rieseln.

      Ich nutzte die Gelegenheit, mein Magazin nachzuladen.

      Dann feuerte ich erneut.

      Ein Schrei war aus dem Fensterloch heraus zu hören. Er war ziemlich laut und hallte in dem leeren Gebäude wider.

      Es kam kein Schuss mehr.

      Ich duckte mich und lief zu Milo.

      "Da hat es jemanden erwischt", meinte er.

      "Scheint, als würde irgend jemand unseren Besuch hier nicht besonders schätzen", erwiderte ich.

      "Fragt sich nur, ob die Brüder uns mit ihrer Konkurrenz verwechselt haben, oder ganz gezielt uns vertreiben wollen."

      "Das werden wir vielleicht nie erfahren..."

      Milo griff zum Handy und rief die Zentrale an, deren Nummer er im Menue des Geräts einprogrammiert hatte. Er forderte Verstärkung an.

      Dann klappte er das Gerät wieder zu.

      "Unsere Leute sind unterwegs", erklärte er.

      Ich sah ihn an.

      "Gib mir Feuerschutz", verlangte ich.

      "Was?"

      "Ich will wissen, wer das war."

      "Jesse, das ist Wahnsinn!"

      "Komm schon! Wir stochern doch hier bislang nur im Nebel herum... Und wenn wir in dieser Sache nicht bald einen gewaltigen Fortschritt machen, dann eskaliert hier die Situation..."

      Ich wartete Milos Antwort nicht ab.

      Statt dessen erhob ich mich und spurtete los.

      Ich rannte die Straße entlang. Durch die parkenden Wagen hatte ich zumindest etwas Deckung. Und Milo passte auf. Er beobachtete, ob sich auf der anderen Seite etwas tat und würde sofort feuern, wenn das der Fall war. Aber natürlich konnte man nicht alle Fenster der Ruine auf einmal im Auge behalten. Das war unmöglich.

      Ein gewisses Risiko war also dabei.

      Ich versuchte auf das rote Leuchten eines Laserpointers zu achten. Unser Gegner war verdammt gut ausgerüstet.

      Ich rannte bis auf die Höhe eines Grundstücks, auf dem Feuer brannte.

      Die Männer, die zuvor um das Feuer gestanden hatten, hatten sich verzogen. Aus sicherer Entfernung beobachteten sie jetzt vermutlich, was weiter vor sich ging. Ich überquerte die Straße. Einen weiten Bogen hatte ich um die Ruine geschlagen.

      Das war meine einzige Chance.

      Ich


Скачать книгу