Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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das Hotel.

      Es war ein heißer Tag. In der Empfangshalle surrte ein großer Ventilator. Er schien aber das einzige zu sein, das sich in dem großen Haus bewegte. Forster trat an die Rezeption und schlug die Hand auf die Platte.

      Es blieb still. Doch als Forster noch einmal aufschlagen wollte, waren schlurfende Schritte zu hören. Ein alter weißhaariger Mexikaner erschien und rieb sich verschlafen die Augen.

      „Sie wünschen, Sir?“, murmelte er benommen. „Sie müssen schon entschuldigen, wir halten alle Siesta.“

      „Ich möchte ein Zimmer mieten!“, antwortete Forster, während er sich schnell und spähend umsah. „Sie haben doch so etwas?“

      „Aber natürlich, Sir“, lächelte der alte Mexikaner freundlich. „Das ist doch unser Geschäft.“

      Forster verzog das Gesicht. „Und wie gehen die Geschäfte?“

      „Ach wissen Sie, mal ’rauf und mal ’runter!“, griente der Mexikaner und legte das Anmeldebuch aufs Pult. „Tragen Sie sich hier ein! Wie lange möchten Sie bleiben, Sir?“

      „Gehört dir das Hotel?“

      „Aber nein, Sir! Ich bin hier nur der Hausknecht“, antwortete der Mexikaner.

      „Ich möchte den Besitzer sprechen!“, verlangte Forster barsch.

      „Das Hotel gehört einer Frau, Sir. Sie ist nicht da.“

      „Aber du weißt doch Bescheid?“

      „Natürlich, Sir!“, lächelte der alte Mann. „Ich bin zwar noch nicht lange hier. Aber wenden Sie sich getrost ...“

      Er verstummte. Forster hatte blitzschnell den Revolver gezogen und richtete ihn auf den alten Mexikaner. Im gleichen Augenblick kam Hackett von draußen herein. Auch er nahm den Colt in die Faust, sah sich rasch um, einen gespannten Ausdruck im Blick.

      „Wohin geht es dort?“, wollte er wissen und wies auf eine Tür.

      „Zum Saloon!“, krächzte der Mexikaner. „Mr. O’Hagan ist dort drüben. Wenn Sie ihn sprechen wollen ...“

      „Wir wollen niemand sprechen, wir wollen etwas sehen!“, belehrte Forster den alten Mann. „Geld! — Hast du kapiert?“

      Er trat schnell um das Pult, stieß den alten Mann gegen die Wand und zog nacheinander sämtliche Schubladen auf, durchwühlte sie oberflächlich und sah den Alten an, dem er die ganze Zeit den Colt in die Seite hielt.

      Der weißhaarige Mexikaner zitterte und schwitzte vor Angst.

      „Ihr habt Geld im Haus!“, zischte Forster. „Wo ist es?“

      Die Augen des alten Mannes weiteten sich.

      Forster hielt ihm den Revolver vor das Gesicht. „Mach dein Maul auf, verdammt!“, bellte er.

      „Nimm’s Messen. Pinky!“, rief Hackett.

      „Quatsch!“, fauchte Forster. „Der weiß auch so, was es geschlagen hat. — Habe ich recht. Alter? Rede, oder es wird dir leid tun! Es ist doch nicht dein Geld, verdammt noch einmal!“

      „Oben!“, krächzte der Oldtimer. „Das Geld liegt oben in Mrs. O’Hagans Zimmer.“

      Hackett und Forster sahen sich an, packten den alten Mann und schoben ihn zur Treppe, lauschten einen Moment gebannt und stießen ihn die Stufen empor. Als sie mit ihm den Flur im oberen Stockwerk entlang gingen, knarrte unten eine Tür, und jemand rief laut nach einem Alcoy.

      Sie hielten an, packten den Oldtimer fester, und Hackett hielt ihm die Coltmündung direkt an den Mund. Der alte Mexikaner seufzte und verdrehte vor Schreck die Augen.

      Die Tür krachte ins Schloss. Danach war es wieder still in dem großen Haus. Sie lauschten noch eine Weile.

      „Alcoy!“, flüsterte Forster. „Bist du das?“

      Der alte Mann nickte.

      „Weiter!“, raunte Hackett.

      Der alte Mexikaner wies auf eine der Türen. Hackett ging drauf zu.

      „Abgeschlossen!“, schimpfte er.

      Forster lächelte dünn und spannte den Revolver. Der Alte schluckte. Er musste vor Angst husten, griff aber in die Tasche und nahm den Schlüssel heraus.

      Hackett riss ihm den Schlüssel aus der Hand, schloss auf und öffnete die Tür. Sie traten ein. Forster machte die Tür zu und drückte dem Mexikaner den Colt in den Rücken.

      „Da drüben!“, schnaufte der alte Mann und wies auf einen Rollschrank.

      Es war ein kleines Zimmer, das den O’Hagans vermutlich als Büro diente. Schränke standen an der einen Wand. Vor dem Fenster befand sich ein Tisch, auf dem Akten lagen. Es roch muffig und nach kaltem Rauch.

      Hackett trat an den Rollschrank und versuchte ihn zu öffnen; schlug dann kurzerhand mit der Faust auf die Platte, so dass die Rollwand hinabsauste, so schnell, dass er sie nicht mehr auffangen konnte. Es krachte laut.

      „Idiot!“, zischte Forster und trat an die Tür, um zu lauschen.

      Hackett ging ein Stück in die Knie, um in die Fächer schauen zu können, erspähte eine Kassette und holte sie heraus. Er stellte sie auf den Schrank, zog das Fangmesser aus dem Stiefelschaft und öffnete das Schloss mit Gewalt.

      Er pfiff, als der Deckel aufsprang. Forster trat mit dem Alten näher. Die Kassette war voller Geldscheine. Gepresst voll!

      „Da sieht man, wer’s hat“, grinste Hackett. „Ich habe dir doch gleich gesagt, dass wir in dem Laden etwas finden, Pinky!“

      Forster lachte. „Gut, Pinky! Das sind mindestens achttausend.“

      Hackett begann sich die Taschen vollzustopfen. Forster zog indessen den Stuhl vom Tisch und gebot dem Alten, Platz zu nehmen.

      „Was machen wir mit ihm?“, raunte Hackett, nachdem er die leere Kassette zurückgestellt hatte.

      „Ich sage kein Wort!“, krächzte der weißhaarige Mann. „Ich rühre mich überhaupt nicht vom Fleck.“ Voll Todesangst schaute er von einem zum anderen. „Ich schwöre es euch!“

      Forster verzog das Gesicht. Dann schlug er zu. Als der alte Mann nach vorn kippte, versetzte ihm auch Hackett einen Hieb mit dem Colt. Sie fingen den Bewusstlosen auf und ließen ihn zu Boden gleiten.

      „So, und jetzt nichts wie weg von hier, Pinky!“, grinste Hackett.

      Forster warf noch einen Blick auf Hacketts prallgefüllte Jackentaschen, dann ging er zur Tür. Hackett stieg über den Oldtimer hinweg und folgte ihm.

      Sie traten hinaus in den Flur, lauschten und gingen zur Treppe. Dort warteten sie abermals. Doch nicht einmal der Hauch von einem Luftzug schien durch das Haus zu streifen. Sie nickten sich zu und stiegen vorsichtig, und ohne das geringste Geräusch zu verursachen, die Stufen hinab, durchquerten rasch die Halle und liefen auf die Straße hinaus. Draußen sahen sie sich noch einmal um, stiegen dann gelassen auf die Pferde und ritten langsam weg.

      „Wache ich, oder träume ich?“, grinste Hackett, als sie die letzten Mexikanerhütten von Tucson passiert hatten und der Straße folgten. „Ich habe die Taschen voller Geld, und dabei ist überhaupt nichts passiert, Pinky!“

      Forster lachte und fasste sich an den Kopf. „Aber jetzt sollten wir den Pferden die Sporen geben, Pinky! Der Alte wird in dem Zimmer nicht lange träumen. Wir bleiben am besten auf der Straße. Da werden sie es schwer haben, unseren Spuren zu folgen.“

      „Führt die Straße nicht zu weit nach Süden?“, meinte Hackett.

      „Ja!“, erwiderte Forster. „Aber die Marek-Ranch dürfte gut und gern noch zwei Tagesritte von hier entfernt sein. Wenn wir morgen früh einschwenken, müssten wir genau auf den richtigen Weg kommen.“


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