Das AK-Steiger-Prinzip. Anna Katharina Steiger
gaben grünes Licht und so planten wir einen stufenweisen Übergang von der alten Software-Firma hin zu einer neuen Software-Firma.
Leider wurden wir damals vermutlich von einem anderen Vertriebspartner angeschwärzt und so kam es, dass an einem Dienstagmorgen ein Mitarbeiter des Mutterkonzerns vor der Tür stand und uns die fristlose Kündigung persönlich überbrachte. Ich kann mich noch gut an diesen Moment erinnern, als ich das Wort Kündigung las. Von einem auf den anderen Moment war uns unsere finanzielle Grundlage entzogen. Wir hatten kein Vertriebsgebiet, keine Bestandskunden mehr und keine regelmäßigen Einkünfte durch Pflegeverträge mehr. Da wir laut unseren Anwälten alles korrekt abgewickelt hatten, wehrten wir uns gegen diese Behandlung und zogen vor Gericht. Leider verloren wir unseren Prozess, doch das Schlimmste stand uns noch bevor:
Der Mutterkonzern ließ aufgrund des Urteils und der daraus resultierenden zu leistenden Zahlung unser Konto sperren. Wir konnten keine Rechnungen mehr zahlen und unser privat investiertes Geld war ebenfalls verloren, sodass wir Insolvenz anmelden mussten. Ich machte mir damals sehr große Vorwürfe und hatte Schuldgefühle. Trotzdem hielten mein Mann und ich zusammen und wir überstanden die Situation zwar mit Blessuren und trotzdem gemeinsam. Wir standen vor dem Nichts und mussten uns überlegen, wie es weitergehen sollte.
Viele schlaflose Nächte folgten. In einer dieser Nächte war für mich auf einmal klar: Auch das stehen wir durch, jetzt erst recht! In dieser Zeit entstand ein Teil des AK-STEIGER-Prinzips. Ich stellte zusammen, wo wir standen, legte fest, was die nächsten Schritte sein müssen und da uns die bisherige Geschäftsgrundlage entzogen war, war die Richtung wie es weitergehen sollte, plötzlich auch klar: Wir verkleinern das alte Team in der neuen GmbH, um Kosten zu sparen und vertreiben die neue Software weiter. Ich nehme mich heraus und ziehe mein Coaching-Business parallel hoch.
Ungeplanter Urlaubsausgang
Um neue Kraft für den Neustart zu schöpfen, planten mein Mann und ich ein paar Tage Urlaub. Wir brauchten Abstand, eine Auszeit, wollten etwas anderes sehen und ich als Sonnenanbeter freute mich auf die Sonne. Mein 50ster Geburtstag stand ebenfalls bevor und ich hatte mir für den Urlaub Dubai gewünscht.
Wir verbrachten einige wunderbare Tage mit Sonne, Strand und guten Gesprächen. Kaum aus Dubai zurück, ging es meinem Mann auf einmal nicht gut. Er war kraftlos, das kannte ich von ihm sonst gar nicht. Ich vereinbarte also zügig einen Arzttermin für ihn, um ihn durchchecken zu lassen. Es ging ihm jedoch von Stunde zu Stunde schlechter und noch in der Arztpraxis hatte er einen schweren Herzinfarkt. Erneut zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Im Krankenhaus wurde er ins Koma gelegt, da durch den Infarkt neben seinem Herz auch seine Lunge in Mitleidenschaft gezogen war. Ein langer Krankenhaus- und Rehaklinikaufenthalt schloss sich an. Ich war also plötzlich mit allen Problemen auf mich allein gestellt.
Doch ich hatte einen Plan und ich wusste, was zu tun ist. Die neue Firma musste weiterlaufen, die Mitarbeiter bei der Stange gehalten werden. Da war keine Zeit für Selbstmitleid. Also krempelte ich die Ärmel hoch und machte das Beste aus der Situation.
In dieser schweren Zeit halfen mir Gespräche mit Anderen sehr. Ich erzählte unterschiedlichsten Menschen aus meinem Umfeld von meinen Herausforderungen und Problemen. Durch den intensiven Austausch konnten sich die Gedanken in meinem Kopf sortieren und neue Ideen entstehen. Ich wollte damals gar keine Ratschläge, sondern einfach nur ein paar offene Ohren, die ich glücklicherweise auch bekam. Deshalb hier schon einmal meine Empfehlung (auf die ich später im Buch noch mal eingehe): Sprich in Krisensituationen oder in Situationen, in denen Du glaubst, nicht weiterzuwissen oder auf der Stelle zu treten mit Menschen, denen Du vertraust, ein Vertrauter in der Verwandtschaft, ein Arbeitskollege, ein/e Vorgesetzte/r – kurzum ein Mensch, der so etwas wie ein Mentor für Dich sein kann.
Lasse in solchen Gesprächen Deinen Gedanken freien Lauf und bitte Dein Gegenüber ausdrücklich nicht um Ratschläge. Häufig entstehen durch diesen Austausch neue Ideen und Perspektiven – und dann kommst Du wieder ins Handeln!
Die Situation, in der ich mich plötzlich befand, sah anfangs aussichtslos aus. Mit einem insolventen Unternehmen, mein Mann schwer krank, trug ich von einem Tag auf den anderen eine Menge Last auf meinen Schultern. Andererseits entwickelte ich eine enorme Energie, denn ich musste in dieser Situation kreativ werden und neue Lösungsansätze finden.
Ich überlegte also gründlich, was ich die kommenden Jahre machen wollte und wie meine Zukunft aussehen sollte. In dieser Situation schaffte ich es mit unermüdlicher Arbeit an mir selbst, meine negativen Glaubenssätze ein für alle Mal aufzulösen. Ich wandelte den Satz „Du bist die Falsche“ um in den neuen Glaubenssatz: „Du bist das größte Geschenk unter der Sonne.“
Wie ich das geschafft habe? Hierzu gibt es eine Technik im Neurolinguistischen Programmieren (auch NLP genannt), die ich angewandt habe. Durch diese Technik konnte ich den alten Glaubenssatz langfristig durch den neuen Glaubenssatz ersetzen. Wie diese Technik funktioniert, erfährst Du später.
Veränderung
Es brauchte eine tiefgreifende Veränderung in meinem Leben, um mich dorthin zu bringen, wo ich heute bin. Meine intensive Auseinandersetzung mit Persönlichkeitsentwicklung und mit meiner Zukunft führte letztendlich zur Erkenntnis, dass ich auch andere Menschen befähigen wollte, ihre Glaubenssätze aufzubrechen und ihre Ziele zu erreichen. Ich wollte das Dynamit sein, das Felsbrocken - alte Glaubenssätze, Werte, Konventionen - wegsprengt. Ich wollte sehen, wie unter dem alten Gestein und dem Schmutz der Zeit bei Menschen die inneren Diamanten zum Vorschein kommen, wie sie in all ihrer Schönheit und Einzigartigkeit zu strahlen und zu funkeln beginnen und ihr Leuchten in die Welt tragen.
Durch eine glückliche Fügung erhielt ich damals das Angebot, als Honorardozentin bei einem großen Bildungsträger Bewerbungsmanagement und Kommunikation zu unterrichten. Anfangs war ich noch unsicher, ob ich dieser Herausforderung gewachsen sei, doch es stellte sich heraus, dass die Aufgabe wie für mich gemacht war.
So stand ich mit meinem Mann die Insolvenz und seine Krankheit durch und es fügten sich viele Dinge in meinem Leben auf einmal in die richtige Richtung. Die neue Firma allerdings war für meine neue, tatsächliche Aufgabe, nämlich Menschen zu unterstützen, nicht brauchbar. Das Tätigkeitsfeld hatte nichts mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun, sondern es ging nur um Software, Schulung und EDV-Installation. Ohne mein offensichtliches Zutun (gleichwohl habe ich die entsprechende Energie dazu wohl ausgestrahlt) kam es zu Ereignissen, die auch dieses Projekt scheitern ließen. Unser Technikleiter bekam kalte Füße und verließ nicht nur die Firma, sondern auch die Gesellschaft. Ohne Technik nutzte der beste Vertrieb nichts und wir mussten meine rechte Hand und Vertrieblerin kündigen.
So übernahm ich beide Positionen zunächst alleine und führte die GmbH mit meinem Mann weiter. Vertrieb, Technik und Support waren jedoch für eine Person nicht leistbar, da ich ja auch noch meine Beschäftigung als Honorardozentin hatte.
Die logische, und aus meiner Sicht auch einzige Konsequenz: Ich lagerte die Aufgaben an andere Firmen aus und widmete mich mehr und mehr meinem Herzensthema.
Mein neuer Weg
Heute bin ich Trainerin, Hypnose-Coach und Dozentin für Bewerbungsmanagement und Kommunikation. Ich bin die Potential-STEIGERin und bin dort angekommen, wo ich hinwollte. Trotz aller Widerstände, Fallstricke und Begrenzungen, die mich festhalten wollten, habe ich meinen Weg verfolgt, ohne aufzugeben. Keiner sollte und würde mich mehr am Boden halten.
Aus der anfangs aussichtslosen Krise erwuchs also letztendlich meine wunderbare Chance, einen völlig neuen Weg zu gehen und meiner Berufung zu folgen. Daher bin ich heute auch der festen Überzeugung, dass es nie zu spät ist, seinem Herzen zu folgen und neue Herausforderungen anzunehmen – ich bin der beste Beweis dafür, dass es funktioniert.
Natürlich gab es auch auf meinem neuen Weg Höhen und Tiefen, jedoch ich hatte mein Ziel, mit Menschen zu arbeiten, immer vor Augen, egal, was passierte.
Mittlerweile blicke ich voller Dankbarkeit auf diese Zeit zurück. Die Insolvenz und die sich daraus ergebenden Konsequenzen waren schmerzhaft und brachten finanzielle Verluste mit sich, doch ich bin überzeugt, sie war das Beste, was mir