WIE MAN RIESEN BEKÄMPFT. David Kadel

WIE MAN RIESEN BEKÄMPFT - David Kadel


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mehr kämpfen. Es war so anstrengend. Zu anstrengend. Doch in diesem Moment antwortete mein Vater mit einer festen Stimme: „Nein, wir werden weiter für unsere Tochter beten! Unsere Tochter wird leben!“ Und dann fingen sie an, in einfachen Worten für mich zu beten! Für mich, die so zickig, aggressiv und böse zu ihnen gewesen war. Und in diesem Moment spürte ich das erste Mal nach all den Jahren, dass ich etwas wert sein musste. Ganz egal, wie ich aussehe. Egal, wie meine Diagnose lautet. Ob ich noch 5 Tage oder 50 Jahre zu leben habe. Ich bin wertvoll, so wie ich bin.

      Meine Geschichte hat eine Stimme bekommen, um anderen Mädchen Mut zu machen. Auch Deine Geschichte hat eine Stimme; was wird sie uns erzählen? Und ich kann dir sagen, dass meine Geschichte in Büchern, Vorträgen und Liedern in der Zwischenzeit so viele Leben gerettet und mir damit so viele Momente der Freude bereitet hat. Ich durfte über die Jahre gesund werden, was kein leichter Prozess war – ganz im Gegenteil. Die Ärzte meinten damals auch, ich würde nie ganz gesund werden. Doch ich durfte es ganz anders erleben und komplett heil werden. Doch unabhängig davon, wie es ausgeht, habe ich heute erkannt, dass ein Wunder in jeder Wunde steckt. Und die Frage vielmehr lautet: „Weißt du eigentlich, dass dein Leben kein Fehler ist?!“ Wieso? #weilduwaswertbist

      Déborah Rosenkranz,

      37, Sängerin und Buchautorin, tourt seit Jahren durch verschiedenste Länder der Welt. Sie hat eine Einrichtung für Mädchen mit Essstörungen mit initiiert und gewann hierfür 2016 den Emotion Award für „Soziale Werte“. Ihre Plattform der Musik nutzt sie, um Menschen zu ermutigen und Hoffnung weiterzugeben.

      Höre den Song zu Déborahs Geschichte auf ihrem YouTube Kanal: „Ein Gebet“.

       www.deborah-rosenkranz.com

      Tankstelle der Liebe

       Michael Stahl

      Foto: Anne Rottler

      „Was für eine Herausforderung!“, dachte ich mir, als mein Freund David Kadel mich darum bat, ein Kapitel zu diesem wunderbaren Buch beizusteuern, das zur Ermutigung für Jugendliche dienen soll. Ich dachte an viele wunderbare Kids, die ich in meinem Dienst als Trainer für Selbstbehauptung und als Vortragsredner in vielen Projekten kennenlernen durfte, und ich fühlte mich dieser Aufgabe kaum bis gar nicht gewachsen. Im Gegenteil, ich sagte David, diese Kids sollten für uns ein Buch schreiben, aus dem wir lernen können. Na ja, nun sitze ich hier am PC und ringe mit meinen Gedanken und meinem Herzen.

      Ein Maler wurde mal gefragt, wie er es schafft, Licht in einem Bild zu erzeugen. Seine Antwort darauf war: „Indem ich viele Schatten male!“ Ja, so werde ich Dir nun von ein paar Schatten meines Lebens berichten, in der Hoffnung, dass das Licht dadurch bei Dir mehr und mehr zum Leuchten kommt und damit Hoffnung, Trost und Kraft verbreitet.

      Ich bin Jahrgang 1970, also schon ein ziemlich alter Knochen. Ich wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Ein eigenes Zimmer hatte ich nicht; stattdessen musste ich als kleiner Knirps mit meinem Papa auf Betteltouren gehen, um irgendwie zu überleben. In der Schule hatte ich oft auch nichts zu lachen. Da waren ein paar Jungs, die es auf mich abgesehen hatten, und das über Jahre hinweg. Heute, viele Jahre danach, kenne ich ein Stück der Geschichte von denen, die mir damals wehgetan haben. Ich stellte fest, dass es ihnen selbst nicht gut ging. All die Verletzungen, die Gemeinheiten und die Lieblosigkeiten, die sie mir entgegenbrachten, haben sie selbst davor von anderen Menschen abbekommen. Heute verstehe ich sie sogar, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass es gemein und verletzend war.

      Oh Mann, was hatte ich für eine Kindheit! Der Papa ging jeden Tag in die Kneipe, in der Schule wurde ich nicht selten gejagt und lächerlich gemacht. Doch in all dem gab es einen Ort, an dem ich mich sicher und geborgen fühlte. Es war und ist die kleine Kirche in unserem Dorf. Schon als kleiner Junge erzählte mir meine Oma von Jesus, diesem wunderbaren Mann, welcher der Grund für Weihnachten und Ostern ist. Jesus, der alle Menschen liebt, der für die Armen, Schwachen und Ausgestoßenen da war. Ja, all das passte auch zu mir. Wenn also Menschen mir mal wieder was Schlimmes antaten, dann rannte ich in diese kleine Kirche und erzählte ihm, der da am Kreuz hing, meine Sorgen und mein ganzes Leid.

      Wenn man mich geschlagen hat, sprach ich es vor ihm aus: „Jesus, heute haben sie mich geschlagen!“, und mir war, als würde er sagen: „Ich weiß, wie sich das anfühlt, auch mich haben sie geschlagen.“ Wenn ich mich als Jugendlicher von allen verlassen und gedemütigt fühlte, sprach ich das auch aus, und wieder war mir, als würde er mir antworten: „Auch das kenne ich, Michael!“

      Ich fühlte mich dadurch oft verstanden und nicht mehr ganz so allein. Damals lernte ich bereits, dass es für vieles oft keine schnelle Antwort gibt, aber wie wertvoll es ist, wenn einer einfach da ist, zuhört und versteht. Daher berührt es mich verstehen zu dürfen, dass der Name Gottes „Jahwe“ wörtlich übersetzt „Ich bin für Dich da“ bedeutet. Genau dies erlebte ich als junger Kerl und darf es auch heute als Erwachsener immer wieder neu erfahren.

      Diese kleine Kirche wurde zu einer Art „Tankstelle“ meines Lebens. Genau genommen nicht die Kirche, sondern der, mit dem ich mich dort traf, nämlich dieser Jesus.

      In den Jahren danach lernte ich, dass er überall ist, dass er mit mir sogar in die Schule ging. Oh, wie oft hatte ich Angst, dieses große graue Gebäude zu betreten. Heute bin ich seit fast 27 Jahren mit Mut machenden Projekten an unzähligen Schulen gewesen. Jesus war bei mir, als ich mit 18 Jahren obdachlos war – heute darf ich mit Obdachlosen arbeiten. Ich betrieb intensiv Kampfsport, weil mein Leben wohl oft ein Kampf war und ich einen Ort brauchte, bei dem ich all meiner Wut und meinen Schmerzen freien Lauf lassen konnte. Ich ging in den Sicherheitsdienst, wohl nur aus dem Grund, weil ich so große Sehnsucht nach „Sicherheit“ hatte. In meiner Wut und all dem Schmerz verletzte ich viele Menschen, was mir heute unbeschreiblich leid tut. Doch irgendwann durfte ich nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen verstehen, dass Jesus mit seinem Leben für all das bezahlt hat, was Menschen mir angetan haben und auch für das, was ich anderen an Kummer und Schmerz bereitet habe. Mit dieser Erkenntnis fühlte ich mich Stück für Stück freier und konnte viele Menschen auch um Verzeihung bitten und ihnen gegenüber Liebe aussprechen.

      Jesus wurde zum größten Geschenk meines Lebens. Dieses Geschenk brachte mir Hoffnung und Freiheit. Ich weiß: Was immer auch kommt, ich bin nie allein, weil „Ich bin für Dich da“ immer für mich da ist.

      Am 23.10.2010 hatten meine Frau und meine Tochter einen schrecklichen Autounfall. Ich kann meine Gefühle, die ich damals hatte, kaum beschreiben, aber „Ich bin für Dich da“ war da. Am 21.2.2018 erlitt ich einen Herzinfarkt. Während ich nackt in der Notaufnahme lag und die Ärzte um mein Leben kämpften, spürte ich auch hier: „Ich bin für Dich da“ war und ist immer da. Auf viele Fragen habe ich gar keine Antworten. In meinem Beruf begegnen mir so viel Leid, soviel Wut, soviel Hass, ja auch so viel Böses. Aber einst hörte ich, dass Kälte nur die Abwesenheit von Wärme ist, dass Dunkelheit nur die Abwesenheit von Licht ist und dass das Böse nur die Abwesenheit von Liebe ist.

      Es geht also um Liebe. Gott ist die Liebe. Letztendlich ist „Liebe“ unser aller Sehnsucht. Deshalb rannte ich Tag für Tag in die kleine Kirche. Deshalb hatte ich Wut und betrieb intensiv Kampfsport, weil ich nach dieser Liebe jagte, und deshalb ging ich in den Sicherheitsdienst, um tief im Inneren nach dieser Liebe und somit nach Sicherheit zu suchen.

      Die Tankstelle der Liebe trage ich nun in meinem Herzen, ja, Jesus selbst. Im Sicherheitsdienst bin ich nicht mehr. Kampfsport betreibe ich nur noch, weil es mir Spaß macht, mich auszutoben. Den Beruf des Personenschützers übe ich nicht mehr aus, aber genau genommen bin ich es immer noch und werde es immer bleiben, weil wir alle Personenschützer sind – für uns und unsere Mitmenschen. Weil es so kostbar und wunderbar ist, wenn wir aufeinander aufpassen. Manchmal werden wir selbst somit sogar zur „Tankstelle


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