Commerzbank hundertfünfzig Jahre. Detlef Krause
Heise“, die vor allem den Handel aaa
mit Westindien und Südamerika betrieb.
Commerzbank 1870–2020
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Eine besondere Gruppe bildeten in Hamburg die Merchantbanker, die so- aaa
wohl als Kaufleute als auch als Bankiers arbeiteten. Zu ihnen zählte aaa
Conrad Hinrich Donner (1844–1911), Inhaber der gleichnamigen Firma aaa
„Conrad Hinrich Donner“ aus Altona. Beteiligt war ferner die Firma aaa
„Hesse Newman & Co.“, die durch ihren Mitinhaber Georg Heinrich aaa
Hesse (1815–1907) vertreten wurde. Ein weiterer Merchantbanker war aaa
Jacques Emile Louis Alexandre Nölting (1812–1899) von der Firma „Emile aaa
Nölting & Co.“, die auch über eine Niederlassung auf Haiti verfügte. In aaa
New York war schließlich die Firma „L. E. Amsinck & Co.“ ansässig. Ihr aaa
Inhaber Ludwig Erdwin Amsinck (1826–1897) stammte aus einer der ange- aaa
sehensten Hamburger Familien.
Die an der Gründung beteiligten Privatbankiers trugen dazu bei, dass aaa
die Aktien des neuen Bankinstituts erfolgreich platziert wurden. Als Auf- aaa
sichtratsmitglieder vermittelten sie zudem wichtige Geschäfte, wie etwa das aaa
Bankhaus M. M. Warburg & Co. Dem Aufsichtsrat der Commerz- und aaa
Disconto-Bank gehörte zunächst Siegmund Warburg (1835–1889) und – aaa
ihm folgend – sein Bruder Moritz Warburg (1838–1910) an. Ebenfalls aus aaa
Hamburg stammte der Privatbankier Leopold Lieben, Inhaber des Bank- aaa
hauses Lieben Königswarter. Ihren Verbindungen dürfte es zu verdanken aaa
sein, dass sich auch das Frankfurter Bankhaus B. H. Goldschmidt, vertreten aaa
von Adolph B. H. Goldschmidt, an der Gründung beteiligte. Am Finanz- aaa
platz Berlin konnte schließlich das bedeutende Privatbankhaus Mendels- aaa
sohn & Co. zur Mitwirkung gewonnen werden.
1871
Als neue Direktoren werden Sally Werner und August Fedisch aaa
eingestellt.
Im Juli sind die Aktionäre aufgerufen, weitere 20 Prozent auf aaa
die Aktien einzuzahlen. Das eingezahlte Kapital erhöht sich auf aaa
9 Mio. Mark.
Die Commerz- und Disconto-Bank gehört zu den Begründern der aaa
Mecklenburg-Schwerin’schen Boden-Kredit-Aktiengesellschaft.
Im November wird die Hamburg-Brasilianische Dampfschiffahrts- aaa
Gesellschaft unter Mitwirkung der Commerz- und Disconto-Bank aaa
in die Aktiengesellschaft Hamburg-Südamerikanische Dampf- aaa
schiffahrts-Gesellschaft („Hamburg-Süd“) umgewandelt. Die Bank aaa
übernimmt vom Kapital in Höhe von 1,25 Mio. Tlr. den Betrag aaa
von 815 000 Mio. Tlr. zur Platzierung auf dem Kapitalmarkt.
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1872
Die Commerz- und Disconto-Bank beteiligt sich an der Umwand- aaa
lung der Chemischen Fabriken Harburg-Staßfurt vorm. Thörl & aaa
Heidtmann in Harburg und Staßfurt (bei Magdeburg) in eine aaa
Aktiengesellschaft. Am Kapital in Höhe von 1,08 Mio. Mark hält aaa
die Bank zunächst einen Anteil von rund 48 Prozent.
Das Aktienkapital der Bank erhöht sich durch weitere Einzahlun- aaa
gen auf 15 Mio. Mark.
Eine Wechselstube für den An- und Verkauf von Wertpapieren aaa
und fremden Währungen wird eingerichtet. Nach spekulativen aaa
Verlusten sowie einem Betrugsfall wird die Einrichtung Anfang aaa
1874 wieder geschlossen.
1873
Das Aktienkapital steigt durch eine Aktienemission auf 20 Mio. aaa
Mark.
Die Commerz- und Disconto-Bank gründet gemeinsam mit eng- aaa
lischen Partnern die London and Hanseatic Bank in London. aaa
Damit gehört sie zu den ersten deutschen Kreditinstituten, die in aaa
Großbritannien präsent sind. Die Dresdner Bank folgt 1895 mit aaa
einer Filiale in London.
Aktie der Commerz- und Disconto-Bank von Mai 1872 über 200 Mark Banco,
eine Hamburger Verrechnungswährung
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Die London and Hanseatic Bank war vor allem in der Handels- aaa
finanzierung, im Kreditgeschäft wie auch im Wertpapiergeschäft aaa
tätig. Für die Commerz- und Disconto-Bank, deren Anteil am aaa
Kapital zwischen 48 und 60 Prozent schwankte, stellte diese Toch- aaa
tergesellschaft bis zum Ersten Weltkrieg die größte dauernde Be- aaa
teiligung dar. Nach Kriegsbeginn wurde die London and Hanseatic aaa
Bank wie alle deutschen und österreichischen Bankniederlassungen aaa
vom britischen Staat entschädigungslos geschlossen.
In der sogenannten „Gründerkrise“ des Deutschen Kaiserreichs aaa
kann die Commerz- und Disconto-Bank für das Geschäftsjahr aaa
1873 zwar einen Gewinn erzielen, verzichtet aber auf die Zahlung aaa
einer Dividende.
Die Tochtergesellschaft
London and Hanseatic
Bank nahm 1873 ihre
Tätigkeit auf.
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Das Stammhaus am Neß wurde von dem bekannten Architekten
Martin Haller entworfen (Foto aus dem Jahr 1886).
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