Commerzbank hundertfünfzig Jahre. Detlef Krause
Hamburg · 1870–1919
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Depositenkassen
Depositenkassen waren Zweigstellen der Banken. Ihr ursprünglicher aaa
Zweck war, durch die räumliche Nähe zur Kundschaft verstärkt Einlagen aaa
entgegenzunehmen. Im Laufe der Zeit erweiterte sich ihr Angebot um an- aaa
dere Zweige des Bankgeschäfts. In Deutschland wurden Depositenkassen aaa
seit den 1870er Jahren nach englischem Vorbild eingeführt. Der Ausbau aaa
des Depositenkassennetzes bei der Commerz- und Disconto-Bank wird vor aaa
allem Gustav Pilster zugeschrieben. Pilster kam 1899, als 34-Jähriger, vom aaa
Düsseldorfer Bankverein in den Vorstand der Commerz- und Disconto- aaa
Bank. Im Mai 1904 wechselte er nach Berlin. Hier eröffnete die Commerz- aaa
und Disconto-Bank bis zum Ersten Weltkrieg insgesamt 44 Depositen- aaa
kassen womit sie über eines der dichtesten Zweigstellennetze unter den aaa
Berliner Banken verfügte.
1900
Auch am Gründungsort entstehen Zweigstellen: Die erste Depo- aaa
sitenkasse in Hamburg wird im Mai in St. Pauli, Reeperbahn 162, aaa
eröffnet. Bis 1914 entstehen im Raum Hamburg insgesamt 13 aaa
Depositenkassen der Bank.
Im Gebäude der Zentrale in Hamburg werden Kundenhalle und aaa
Büroräume nach den Plänen von Martin Haller und Hermann aaa
Geißler vergrößert.
1901
Die Commerz- und Disconto-Bank wird in das bedeutende Reichs- aaa
bzw. Preußenanleihekonsortium aufgenommen, dem die führen- aaa
den deutschen Banken angehören. Ihre Konsortialquote beträgt aaa
bis zum Ersten Weltkrieg rund 3 Prozent.
Von der wirtschaftliche Krise des Jahres 1901 ist die Commerz- aaa
und Disconto-Bank nur in geringem Umfang betroffen.
1902
Der Standort Berlin wird aufgewertet: Die Niederlassung verfügt aaa
nunmehr über eine Kapitalausstattung von 15 Mio. Mark, während aaa
die Dotation Hamburgs auf 27 Mio. Mark ermäßigt wird; auf die aaa
Frankfurter Niederlassung entfallen 8 Mio. Mark. Das gesamte aaa
Aktienkapital der Bank beträgt unverändert 50 Mio. Mark.
1904
Commerz- und Disconto-Bank und Dresdner Bankverein nehmen aaa
freundschaftliche Beziehungen auf. Der Dresdner Bankverein, der aaa
Commerzbank 1870–2020
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Die Kundenhalle im
Hamburger Bank-
gebäude, um 1904
Die Depositenkasse
Hamburg-Blankenese
wurde 1910 eröffnet.
Depositenkasse in Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 79-80, um 1907
Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919
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nicht in Abhängigkeit zur Dresdner Bank geraten wollte, verfügte aaa
auch über enge Kontakte zur Löbauer Bank und zur Credit- und aaa
Spar-Bank AG in Leipzig. Um die Kooperation zu vertiefen, aaa
erwirbt die Commerz- und Disconto-Bank einen rund 7%igen aaa
Anteil am Aktienkapital von 18 Mio. Mark.
1905
Die Berliner Bank wird übernommen. Beide Institute pflegen ins- aaa
besondere das Kontokorrentgeschäft „mit dem mittleren Handels- aaa
stand“ und ergänzen sich daher. Zu diesem Zweck erhöht die Com- aaa
merz- und Disconto-Bank ihr Kapital um 35 Mio. auf 85 Mio. aaa
Mark. Dadurch rückt die Commerz- und Disconto-Bank auf den aaa
siebten Rang unter den großen deutschen Bankinstituten vor.
Das Gebäude der Hauptverwaltung in Berlin befand sich seit 1905 in der Behrenstraße,
Ecke Charlottenstraße.
Der geschäftliche Schwerpunkt verlagert sich nun immer stärker aaa
von Hamburg nach Berlin. Das Gebäude der Berliner Bank in der aaa
Behrenstraße 46, Ecke Charlottenstraße 47 wird neuer Sitz der aaa
Berliner Niederlassung. Hinzu kommen 14 Depositenkassen der aaa
Berliner Bank.
In Kiel eröffnet die Bank im Januar eine „Abteilung“, die zwei aaa
Jahre später zu einer „Filiale“ erhoben wird. Im November wird aaa
außerdem ein neues, repräsentatives Bankgebäude in der Holsten- aaa
straße eingeweiht.
Commerzbank 1870–2020
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Die Berliner Bank
Vorläufer der Berliner Bank war die 1878 entstandene Berliner Handels- aaa
bank e. G. Nach der Liquidation dieser Genossenschaftsbank entstand da- aaa
raufhin 1889 die Berliner Bank in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. aaa
Seit etwa 1897 expandierte die Berliner Bank sehr stark, insbesondere beim aaa
Kontokorrentgeschäft sowie durch Gründung von Depositenkassen. Das aaa
Aktienkapital stieg rasch auf 42 Mio. Mark an. Die geschäftlichen Schwer- aaa
punkte lagen im Maschinen- und Eisenbahnbau, in der Elektro- und aaa
Zementindustrie sowie im Terraingeschäft. Allerdings wurde das Institut aaa
von der Krise des Jahres 1901 erheblich betroffen. Trotz der 1902 ein- aaa
setzenden Konjunkturerholung sah die Berliner Bank wohl keine Zukunft aaa
mehr als selbstständiges Institut und erklärte sich zu Fusionsverhandlungen aaa
bereit. Die Aktionäre erhielten für nominal 5 000 Mark Aktien je 4 000 aaa
Mark neue Aktien der Commerz- und Disconto-Bank mit Dividenden- aaa
berechtigung ab dem 1. Januar 1905.
1907
Im Februar genehmigt der Aufsichtsrat, durch Übernahme des aaa
Bankhauses B. Magnus „in Hannover unter der Firma ,Commerz- aaa
und Disconto-Bank, Filiale Hannover‘ eine Zweigniederlassung aaa