Toter Kerl. Tim Herden

Toter Kerl - Tim Herden


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ohne zu fragen Schneider Tür und Tor geöffnet“, warf Rieder ein. „Das glauben Sie doch selbst nicht, oder? Die Staatssicherheit wird ihn doch überprüft haben?“

      „Darüber kann ich nichts sagen“, erklärte Riel. „Jedenfalls wurden durch das Landesinnenministerium nie Recherchen bei der Stasiunterlagenbehörde über Schneider angestellt.“

      „Und das soll ich Ihnen glauben?“, bohrte Rieder weiter. „Seine Vergangenheit ist Ihnen bekannt, der Minister kommt zu seiner Preisverleihung und Sie wollen nicht nachgefragt haben, ob Schneider nicht ein paar Leichen im Keller hatte, vielleicht sogar Zuträger der Staatssicherheit gewesen war?“ Doch er erntete nur ein vielsagendes Schweigen der beiden Beamten.

      „Aber wieso stand Schneider unter Ihrem Schutz? Und warum waren seine Daten nicht zugänglich? Ich denke, er fiel nicht unter das Zeugenschutzprogramm?“, fragte Behm.

      „Schneider wandte sich nach der Enttarnung der RAF-Aussteiger in der damaligen DDR an die Behörden in Niedersachsen. Da sein Wohnsitz nun in Mecklenburg war, wurde die Angelegenheit an uns weitergeleitet. Es gab ein Gespräch Schneiders mit dem damaligen Referatsleiter. Er bat ihn um einen gewissen Schutz, vielleicht auch um Unterstützung, das Land zu verlassen. Versprochen wurde ihm aber nur, seine Daten vor fremdem Zugriff zu schützen.“

      „… und uns dann zu kümmern, wenn es wirklich mal Probleme geben sollte“, ergänzte Kubicki.

      „Hat er Sie denn nochmals um Ihre Hilfe gebeten?“, fragte Rieder nach. „Vielleicht in der letzten Zeit.“ Er dachte dabei an den anonymen Brief mit dem Bibelzitat, das auf den Verrat Schneiders hinweisen könnte.

      „Hat er nicht“, antwortete Riel. „Außerdem hatte er sich äußerlich so verändert, dass kaum noch eine Ähnlichkeit mit Bildern aus seiner Studentenzeit zu erkennen war.“

      Zum Beweis zog Kubicki diensteifrig Fotos aus der Mappe und reichte sie herum. „Das sind Bilder von Schneider aus den späten Siebziger-, frühen Achtzigerjahren.“

      „Und auch seine Legende, dass er in Lateinamerika aufwuchs, war gut. Seine Eltern sind tot. Es gibt keine Verwandten. Wenn da einer graben würde, wäre wenig zu finden“, fügte Riel hinzu.

      Die Polizisten beugten sich über die Bilder. Der Mann darauf schien keine Ähnlichkeit mit Schneider zu haben. Volles langes Haar, das sich in Locken bis auf die Schultern wellte. Vollbart. Der Mann war nicht dick, aber schon etwas übergewichtig. Kein Vergleich mit dem schmalen, hageren Schneider, den Rieder kennengelernt hatte.

      „Das wäre alles, was wir Ihnen zu sagen haben“, meinte Riel und Kubicki schlug die Mappe zu.

      Rieder zweifelte weiter. „Und das haben Sie alles gestern Nachmittag recherchiert? Zufällig lag auch die Akte Schneider obenauf im Archiv des Ministeriums. Sie mussten nur hingehen und zugreifen.“

      „Herr Rieder, ich kann Ihnen nicht vorschreiben, was Sie denken“, erklärte Riel, „ich kann Ihnen nur Informationen geben.“

      „Tja, meine Herren“, mischte sich Bökemüller ein, der einen Streit zwischen Rieder und den Beamten befürchtete, „vielleicht ergeben sich damit für uns ein paar Ermittlungsansätze.“

      „Für uns?“, fragte Behm ungläubig. „Das ist doch wohl eher ein Fall für das LKA oder BKA.“

      Bökemüller gestikulierte sofort mit den Händen, als wollte er den Chef der Stralsunder Spurensicherung bitten, leiser zu reden. Doch bevor er etwas sagen konnte, erklärte Riel: „Wir wären weiter sehr daran interessiert, die Angelegenheit um Schneiders Vergangenheit nicht an die große Glocke zu hängen. Sie können uns sicher verstehen, da bleibt, wenn es bekannt werden würde, immer etwas hängen.“

      „Deshalb haben wir“, Bökemüller bezog mit einer Handbewegung Riel und Kubicki mit ein, „natürlich nicht ohne Rücksprache mit dem Minister entschieden, dass nur eine kleine Ermittlungsgruppe den Tod von Pfarrer Schneider untersuchen sollte. Denn wenn jetzt hier auf der Insel ein Haufen LKA-Beamte anrücken, Fragen stellen und Staub aufwirbeln, können schnell Dinge an die Oberfläche kommen …“

      „… die die beiden Herren lieber weiter vertuschen wollen“, ergänzte Rieder.

      „Ich wüsste nicht, was es zu vertuschen gäbe“, widersprach ­Kubicki aufgeregt.

      „Mensch Rieder“, echauffierte sich dessen Chef nun doch lautstark, „seien Sie doch nicht naiv!“ Sofort senkte er wieder die Stimme. „Außerdem ist es noch gar nicht geklärt, ob Schneider einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist oder nur durch einen tragischen Unfall zu Tode kam.“

      „Da sprechen aber der anonyme Brief und die beiden frischen Einschüsse in sein Boot eine andere Sprache“, unterstützte nun Behm die Einwände seines Kollegen von der Insel. „Das riecht doch alles, wenn ich den Inhalt des Briefes richtig deute, sehr nach Rache seiner alten Kumpane. Die werden doch nicht mehr hinter Schloss und Riegel sitzen, über ein Vierteljahrhundert nach diesem ominösen Banküberfall?“

      Riel zuckte mit den Schultern. „Das müssen Sie herausfinden.“

      „Ich möchte jedenfalls, dass eine kleine Ermittlungsgruppe erst mal die Fakten sammelt“, beharrte Bökemüller. „Sie drei, Rieder, Damp und Behm, werden an dem Fall arbeiten. Gebauer mit seinem Boot und seiner Mannschaft überlasse ich Ihnen zur logistischen Unterstützung. Neue Informationen nur an mich, face to face.“ Bökemüllers Ton ließ eigentlich keinen Widerspruch zu. Überraschend kam er von Damp, der zuletzt mit halb gesenkten Lidern und vor der Brust verschränkten Armen dem Bericht der Herren vom Ministerium und den Anweisungen seines Chefs zugehört hatte. „Ich bin nicht zuständig für die Jagd auf Terroristen, und darum könnte es doch gehen, oder?“ Alle drehten sich zu ihm um. Im gleichen Moment stand Damp auf, zwängte sich um den Tisch, verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Bökemüller blickte dem Inselpolizisten mit offenem Mund hinterher.

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