Vermailt. Anja Nititzki

Vermailt - Anja Nititzki


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       Betreff: Re: Rückzieher und Rückzug

      Datum: 22. 08. 2012, 10 : 12:12

      In Bonn reißt der Himmel auf. Nur ein Stück, aber das wenige Licht lässt die Hoffnung auf einen Sommer am Leben. Ich dachte schon, ich hätte Dich für alle Zeit verloren.

      Ich vermisse Dich.

       ***

       Betreff: Signal

      Datum: 23. 08. 2012, 11 : 11:12

      Mein verehrter, weit entfernter, virtueller Mann!

      Du fehlst mir auch. Es macht mir Spaß, Dir zu schreiben. Wir haben beide eine blühende Vorstellungskraft. Es ist nicht schlimm, dass Du kneifst. Plötzliche Skrupel? So etwas darf jeder Mann genau einmal mit mir machen. Was mich beschäftigt, ist ein anderes eindeutiges Signal, das ich zwischen den Zeilen vernommen habe. Es zeigt, welche doch recht geringe Wertigkeit Du unserem „Chemiebaukasten“ beimisst. Ich weiß, er ist nur ein Spielzeug, aber man kann damit viel anrichten. Du hast keinen neuen Terminvorschlag geschickt, hast mich nur auf Deine „Vielleicht-und-Irgendwann“-Liste gesetzt. Das ist kein Kompliment für mich, eher eine Beleidigung. Und eigentlich verbietet mir nun mein Stolz, Dir noch zu begegnen, auch wenn ich mir nichts mehr wünsche als das. Sag mir, dass meine Interpretation falsch ist! Aber lüg nicht!

       Betreff: Re: Signal

      Datum: 23. 08. 2012, 14 : 16:10

      Meine liebe Anna, zwischen den Zeilen stand nichts dergleichen. Ich schätze Dich über die Maßen, es liegt mir vollkommen fern, Dich beleidigen zu wollen. Verzeih mir, wenn das so angekommen ist. Du hast natürlich recht, ich habe keinen neuen Termin vorgeschlagen. Ich weiß es einfach noch nicht, weil ich mit Arbeit bis unters Dach voll bin. Ohne diese Entfernung hätte ich doch schon längst unter Deinem Fenster gesungen. Klar, vielleicht glaubst Du, ich wäre nur an der Tastatur ein Held, der vom Schreibtisch aus alles Mögliche behauptet und verspricht. In dieser Woche kann ich Dir leider nicht das Gegenteil beweisen und einen neuen Termin kann ich noch nicht versprechen. Denn wenn der platzt, platzt auch der Traum vom Picknick. Es war keine Ausrede, kein Kneifen. Ich muss Abgabetermine einhalten und kann meinen Kollegen nicht hängen lassen. Ach, keine Ahnung, ich bin traurig, glaub mir oder schieß mich auf den Mond.

       ***

       Betreff: Chemiebaukasten

      Datum: 24. 08. 2012, 09 : 06:10

      Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Ich bin aber immer noch für Dich da, obwohl ich finde, dass Du meine Geduld schon arg strapaziert hast. Aber dank meines Mitbewohners habe ich Nerven wie Drahtseile entwickelt. Nun was soll ich sagen? Mond klingt nicht schlecht, er ist aber noch weiter weg als Bonn! Ist seine Atmosphäre so beschaffen, dass ich Dich dort singen hören könnte?

      Ich stelle mir lieber vor, dass ich Dich umarme und ganz fest zudrücke, meine Lippen an Deinen Hals presse und kurz hineinbeiße. Ich darf Deine Armhaare streicheln und Dir ins Gesicht sehen, bevor ich Dich küsse. Es misslingt erst, weil ich so lachen muss. Aber beim zweiten Anlauf klappt es. Ich darf mit meinen Händen unter Dein T-Shirt fahren und erkunden, was ich finde, und es fühlt sich alles bestens an und ich habe Käfer im Bauch. Ich will einfach nur nach hinten umfallen und unseren Chemiebaukasten aufmachen und alles ausbreiten, was darin für uns bereitliegt.

      Anna

       Betreff: Re: Chemiebaukasten

      Datum: 24. 08. 2012, 11 : 26:16

      Nur kurz, weil unterwegs. Du machst mich glücklich!

      Anna, ich bin in Gedanken bei Dir.

      Mitbewohner?

       Betreff: Betreutes Wohnen

      Datum: 24. 08. 2012, 13 : 21:19

      Ja, es gibt einen Mann in meinem Leben, der mir die Nerven raubt. Du kennst ihn. Er heißt Klaus Kleemann. Er hat Dich gefilmt, der Mann hinter der Kamera. Wir waren über fünf Jahre lang ein Paar. Kurz bevor Du aus Deinem Urlaub zurückkamst, habe ich mich von ihm getrennt. Du warst der Anlass dafür, nicht der Grund. Wir waren schon seit Jahren „nur“ Freunde. Ich habe Lust, ihm seine Umzugskisten zu packen. Er hat es nicht eilig damit. Aber er weiß auch nicht, dass ich Männer schlage.

       Betreff: Re: Betreutes Wohnen

      Datum: 24. 08. 2012, 13 : 29:15

      Ja, ich erinnere mich gut an Deinen Kameramann. Er war mir sympathisch. Eher der zurückhaltende Typ, oder? Bei Deinem Temperament ist das keine schlechte Kombination.

      Die Wohnsituation ist natürlich anstrengend. Hast Du ihn denn schon in aller Deutlichkeit darum gebeten auszuziehen? Männer verstehen in solchen Dingen nur Klartext. Ich schließe mich da ein. Ist eure Trennung denn endgültig? Wenn Dir das zu intim ist, dann streich diese Fragen einfach aus Deinem Gedächtnis. Es ist eine Sache, erotische SMS zu verschicken – Du solltest einen sinnlichen Roman schreiben, bitte! Und die andere Sache ist es, über echte Gefühle zu schreiben, sich wirklich zu öffnen. Du warst schon sehr offen zu mir, ich danke Dir für Dein Vertrauen.

       Betreff: Aw: Betreutes Wohnen

      Datum: 24. 08. 2012, 13 : 32:19

      Was für eine Frage! Natürlich ist die Trennung endgültig. Was denkst Du von mir? Ich kann meine Gunst nur einem schenken. Der bist Du. Alles andere wäre für mich Betrug. Und für mich sind meine erotischen SMS an meine Gefühle für Dich geknüpft. Ich trenne nicht zwischen ihnen und dem Vertrauen, was ich Dir entgegenbringe. So wie es dort geschrieben steht, wird’s am Ende gemacht, das sind nicht bloß unmögliche Fantasien für mich.

      In diesem Sinne! Dein Familienwochenende steht bevor. Ich ziehe meine Fühler ein und mich selbst in mein Häuschen zurück. Bis Montag!

       ***

       Betreff: Ausritt

      Datum: 27. 08. 2012, 09 : 33:16

      Guten Morgen, Du Schöne, heute Morgen im Dämmerzustand zwischen Traum und Erwachen habe ich Dich zum Reiten begleitet. Du hattest mir auf unserem Drehtag erzählt, dass Du ein Pferd hast.

      Die Sonne schien in Leipzig genauso wie heute in Bonn. Wir redeten nicht viel, ich war zufrieden, an Deiner Seite zu sein, Dich im Profil zu beobachten, wie Du Deinen Wagen zum Ziel lenkst.

      Du gehst sehr liebevoll und souverän mit Deinem Pferd um. Vorsichtig führst Du es aus seiner Box, streichelst über seinen Hals und steigst in flüssigen Bewegungen auf seinen Rücken. Bewundernd blicke ich zu Dir hinauf, Du schenkst mir ein kurzes Lächeln, dann reitest Du aufrecht davon. Es ist schön, Dir einfach nur zuzusehen.

       Betreff: Hallo?

      Datum:


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