Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher


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daß du da bist«, sagte er. »Du weißt gar net, wie sehr ich diesen Augenblick herbeigesehnt hab’!«

      Sie lächelte und lehnte sich an ihn. Ihr Blick glitt hinüber zu den Spitzen der Zwillingsgipfel, deren schneebedeckten Kuppen in den Himmel hineinzuragen schienen.

      »Bist du glücklich?« fragte er.

      »Ja«, antwortete sie. »Sehr, glücklich, Tobias.«

      »Erzähl’ mir von dir«, bat der junge Bauer. »Wie ist es dir ergangen? Ich will alles von dir wissen.«

      »Ach, du lieber Himmel«, rief sie lachend. »Wo soll ich denn da anfangen?«

      »Am besten am Anfang«, meinte er.

      Es dauerte eine Weile, bis sie alles erzählt hatte. Wie sie damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach München gefahren, von der Zeit ihres Studiums und den Gelegenheitsjobs, und von der Chance, die sie bei der Delta GmbH. bekommen hatte.

      »Hier war’s all die Jahre wie immer«, sagte Tobias. »Erst ist der Vater gestorben, zwei Jahr’ später die Mutter. Ich hab’ mich in die Arbeit gestürzt, und ansonsten lief das Leben an mir vorbei.«

      Ein wenig Resignation klang aus seinen Worten, doch er richtete sich gleich wieder auf und sah sie an.

      »Aber jetzt ist alles anders geworden«, fuhr er fort, und seine Augen leuchteten. »Jetzt weiß ich, worauf ich all die Jahre gewartet hab’.«

      Er wollte sie an sich ziehen. Doch sie zog sich zurück.

      »Was ist?« fragte Tobias ein wenig erstaunt, weil er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte.

      »Ich muß dich etwas fragen«, antwortete Brigitte. »Die Frau, mit der du am Samstag im ›Löwen‹ warst…, du hast gesagt, sie sei net deine Freundin…«

      Er erwiderte ihren Blick.

      »Das stimmt auch«, sagte er dann. »Ich geb’ zu, ich hab’ mich in viele Abenteuer gestürzt, und die Franzi war nur eines davon. Aber ich hatte nie ernste Absichten, und das weiß sie auch.«

      Er blickte sie durchdringend an.

      »Du mußt mir glauben, Brigitte, ich bin frei. Frei für dich und eine gemeinsame Zukunft!«

      Sie atmete erleichtert auf.

      »Ich glaube dir«, versicherte sie.

      »Und wie geht’s mit uns weiter?« fragte Tobias. »Wenn deine Arbeit hier fertig ist, wirst dann nach München zurückgehen?«

      »Ich hab’ darüber nachgedacht«, erwiderte Brigitte. »Es ist eine schöne Arbeit, die ich habe. Damals hab’ ich mir nix and’res gewünscht. Doch inzwischen…«

      Sie lächelte.

      »Inzwischen hab’ ich eingesehen, daß man nur wirklich glücklich sein kann, wenn man mit dem Menschen, den man liebt, zusammen ist.«

      »Das hast du sehr schön gesagt«, flüsterte er und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Ich werd’ alles tun, daß du dieses Glück spürst.«

      *

      Am Wochenende gab es für die Leute von der Produktionsfirma nichts mehr zu tun. Alles war vorbereitet, und am Montag konnten die Filmaufnahmen beginnen.

      Das galt allerdings nicht für Brigitte. Gerne hätte sie die beiden Tage mit Tobias verbracht. Sie war, wann immer es ihre Zeit erlaubte, zu ihm gefahren, oder sie hatten sich für einen Moment in St. Johann getroffen, aber am Samstag reisten die wichtigsten Leute des Projekts an. Neben der Filmcrew waren es vor allem die Darsteller. Die Firma hatte eine ganze Reihe hochkarätiger Schauspieler aufgeboten, um ›Rosen und Tränen‹ zu einem Erfolg werden zu lassen, und sie alle wollten umsorgt werden und das Gefühl haben, noch prominenter und wichtiger zu sein, als die Kollegen.

      Zudem waren für diesen Tag die Komparsen ins Hotel bestellt worden. Brigitte wollte mit ihnen noch einmal durchgehen, wann und wo sie zur Verfügung stehen mußten.

      Es war schon später nachmittag, als sie sich müde und abgespannt auf ihrem Stuhl zurücklehnte. Auf dem Tisch vor ihr lag ein Wust Papiere, der Kaffee daneben war längst kalt geworden. Sie trank ihn trotzdem aus und ordnete den Papierkram zu einem Stapel. Gerade wollt sie ihn in ihre Mappe stecken und den Raum verlassen, als jemand hereinkam.

      Zuerst dachte Brigitte, es sei einer der Komparsen, der etwas vergessen habe, doch dann erkannte sie Franziska Brandner, die abwartend an der Tür stand und sie ansah.

      Seit dem Abend auf dem Hof, an dem Tobias ihr versicherte, daß zwischen ihm und dem Madl nichts mehr sei, hatte Brigitte keinen Gedanken mehr an die Bauerntochter verschwendet. Doch als sie dort jetzt stand, mit eisiger Miene, da ahnte sie, daß dieser Besuch nichts Gutes bedeutete.

      Für einen Moment wirkte Franziska verunsichert, doch dann straffte sich ihre Gestalt und sie kam mit hocherhobenem Haupt herüber.

      »Grüß Gott«, nickte Brigitte ihr zu. »Was wünschen Sie?«

      »Daß Sie die Finger von meinem Bräutigam lassen!« antwortete Franzi in scharfem Ton. »Was fällt Ihnen ein, nach sieben Jahre hier wieder aufzutauchen und so zu tun, als wären S’ überhaupt net fortgewesen?«

      Brigitte Granzinger spürte, wie sie rot anlief.

      »Darf ich fragen, was Sie meine Angelegenheiten angehen?« fragte sie und bemühte sich, ihrer Stimme einen sicheren Klang zu geben, obgleich sie innerlich zitterte.

      »Weil’s auch meine Angelegenheit ist, wenn Sie mir den Mann fortnehmen wollen«, stieß die Bauerntochter hervor. »Bevor Sie herkamen, war alles in Ordnung zwischen Tobias und mir. Sie haben alles durcheinandergebracht und setzen nun alles dran, eine wunderbare Liebe zu zerstören!«

      Ihre Augen schleuderten bei diesen Worten Blitze.

      Brigitte schürzte die Lippen.

      »Ich glaub’, Sie verwechseln da was«, sagte sie, betont sachlich. »Soviel mir bekannt ist, hat Tobias die Beziehung zu Ihnen beendet. Und zwar schon, bevor ich hergekommen bin.«

      Franziska Brandner schüttelte vehement den Kopf.

      »Das ist eine Lüge!« rief sie aus. »Erst nachdem Sie vor ihm standen, da fiel ihm plötzlich ein, daß er Sie immer noch liebt. Aber können S’ das mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Sind die Leute beim Fernsehen so und zerstören das Glück andrer Leute?«

      Sie strich sich mit einer zärtlichen Geste über den Bauch.

      »Und das Glück eines Kindes, das noch net einmal geboren ist…«, setzte sie leiser hinzu.

      Dann schlug sie die Hände vor das Gesicht, und ihre Schultern zuckten.

      Brigitte starrte aus aufgerissenen Augen an. Jeder Satz war wie ein Peitschenhieb auf sie niedergefahren, und ganz besonders der letzte.

      »Sie… Sie sind…?«

      »Ja«, erwiderte Franziska eiskalt, »ich trag’ sein Kind unter dem Herzen, und Sie wollen ihm den Vater wegnehmen!«

      »Das hab’ ich net gewußt«, hauchte Brigitte.

      Diese Neuigkeit brachte sie völlig durcheinander. Tobias wurde Vater und er hatte es ihr verschwiegen. Oder ahnte er es gar nicht?

      »Weiß Tobias das überhaupt?« fragte sie.

      »Freilich weiß er es. Sonst hätt’ er mir wohl kaum die Ehe versprochen.«

      Franziska sah sie an, und sie fragte sich, ob diese Frau vielleicht log.

      Aber nein, dachte sie, so schamlos wird sie nicht sein, solch eine Lüge aufzutischen.

      Brigitte Granzinger räusperte sich, während sie versuchte, dieses Gefühl von Abscheu gegenüber Tobias zu unterdrücken.

      »Ich versichere Ihnen, daß ich davon keine Ahnung hatte«, sagte sie. »Und ich kann Ihnen versprechen, daß ich nicht die Absicht habe, Ihnen Tobias fortzunehmen,


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