Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher


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sie ohnehin mit dem Auto zurücklegen. Aber sie wollte die Tour auf die Alm ausgeruht antreten.

      Dennoch lag sie lange wach. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, einzuschlafen.

      Tobias – die letzten Tage hatte sie kaum an ihn gedacht, weil sie ohnehin nicht wußte, wo ihr der Kopf stand. Doch jetzt, als sie im Bett lag und Ruhe hatte, da sah sie ihn vor sich. Ruhelos warf sie sich hin und her und versuchte, das Bild wieder loszuwerden. Doch er war hartnäckig, stand vor ihr, redete und dann…, dann nahm er sie in die Arme und küßte sie.

      Durch das Klingeln des Weckers aufgeschreckt, fuhr Brigitte hoch.

      Ein Traum, dachte sie, es war nur ein Traum.

      Aber so intensiv, daß sie glaubte, immer noch seinen Mund auf ihren Lippen zu spüren.

      Einen Moment blieb sie noch liegen und dachte darüber nach, was dieser Traum bedeuten könnte, dann warf sie die Decke ab und lief ins Bad.

      Die Dusche weckte ihre Lebensgeister. Als sie zwanzig Minuten später die Treppe herunterkam, begrüßte sie verführerischer Kaffeeduft. Tommy hatte frische Semmeln besorgt, und der Tisch war mit allerhand Leckereien gedeckt.

      »Kümmerst du dich nachher um die Zimmerliste«, bat sie den Kollegen. »Ich möcht’ net, daß es Schwierigkeiten gibt, weil der Hofer net die Suite bekommt, von der er meint, daß sie ihm zusteht.«

      »Geht klar«, nickte er. »Ich kann ja dafür sorgen, daß die Rieser gleich neben ihm wohnt…«

      Er grinste dabei.

      »Von mir aus«, zuckte sie die Schultern. »Aber ich glaub’, die ist inzwischen mit dem Dings da…, na, wie heißt er noch gleich, der Nebendarsteller?«

      »Du meinst Hansi Berger?«

      »Ja, genau den. Mit dem ist sie, glaub’ ich, liiert.«

      »Himmel, geht das bei euch zu«, schüttelte Rosel den Kopf. »Wenn man das so hört, dann könnt’ man denken, das stimmt doch alles, was in den Klatschspalten steht.«

      Tommy beugte sich über den Tisch und gab ihr einen Kuß.

      »Ganz so schlimm ist es nicht«, meinte er. »Von dem, was die Zeitungen schreiben, stimmt nur die Hälfte, und davon ist das meiste auch noch gelogen.«

      »Ich muß los«, unterbrach Brigitte den Plausch.

      Sie packte ihre Brotzeit in einen Rucksack und gab ihrer Schwester einen Kuß auf die Wange.

      »Bis heut’ abend, ihr zwei«, sagte. »Wenn was ist, ruf’ mich auf dem Handy an.«

      Es war herrliches Wetter. Sie hatte eine nicht mehr neue Jeans angezogen und über die Bluse einen leichten Pulli gestreift. Den Anorak würde sie später getrost ausziehen können. Neben ihr auf dem Beifahrersitz lag ein Hut gegen die Sonne.

      Brigitte fuhr in Richtung Engelsbach. Sich der Nähe zum Rauchingerhof bewußt, mußte sie wieder an den seltsamen Traum denken. Sie war wohl eingeschlafen, während Tobias ihr noch im Kopf herumspukte.

      Es war schön gewesen, als sie tatsächlich geglaubt hatte, er würde sie küssen. Allerdings wußte sie auch, daß es nur ein Traum bleiben würde.

      Zur Brachneralmhütte führte ein kurviger Wirtschaftsweg hinauf. Brigitte hatte sich vorgenommen, das Auto irgendwann stehen zu lassen und das letzte Drittel zu Fuß zurückzulegen. Vielleicht kam sie an der frischen Luft auf andere Gedanken.

      Immer wieder schaute sie sich um. Eine schöne Gegend war das hier. Berge, Almwiese, Ziegen und Kühe, die sich das saftige Gras und aromatische Kräuter schmecken ließen.

      Ein richtiges Bergidyll.

      An einer Stelle, an der sie das Auto abstellen konnte, hielt sie an und schaute auf die Karte. Ihre Berechnung war wohl richtig gewesen, bis zur Hütte konnte sie es in einer knappen Stunde geschafft haben.

      Sie stieg aus, schnallte den Rucksack um und band den Anorak um die Hüfte. Dann schloß sie den Wagen ab und marschierte los.

      *

      Georg Hirchlacher lebte schon seit einigen Jahren auf der Brachnerhütte. Früher war er als Knecht auf einem Bauernhof angestellt gewesen, als dann die Stelle hier oben frei wurde, hatte er sofort zugegriffen. Er war geschickt im Umgang mit den Tieren, und das Käsen erlernte er von einem Kollegen, der drüben, auf der anderen Seite des Tales als Senner arbeitete – Franz Thurecker.

      Mittlerweile waren es an die zwanzig Jahre, die Georg nun schon jede Saison alleine, nur in Gesellschaft einiger Kühe, Ziegen und eines Hütehundes verbrachte. Aber das Leben gefiel ihm. Der Fünfzigjährige, dem man den Senner aufgrund seines Aussehens sofort abnahm, war genügsam. Was ihm vielleicht gefehlt hätte, wäre eine Frau, aber nicht jede war für die Arbeit und die Einsamkeit hier oben geschaffen, und so hatte es sich nie ergeben, daß sich eine fand.

      Der Senner kontrollierte das Feuer unter dem Kessel, in dem die Milch vorsichtig und langsam erhitzt wurde. Im Gegensatz zu anderen Hütten, wurde auf der Brachneralm ausschließlich Sennenwirtschaft betrieben. Sie war kein ausgewiesenes Wanderziel, wie etwa die Kandereralm oder andere im Wachnertal. Indes kam es schon mal vor, daß sich Wanderer hierher verirrten und dann natürlich auch beköstigt wurden. Sie mußten mit dem vorliebnehmen, was Georg für sich zubereitet hatte, und wenn es gar nichts Warmes gab, servierte er eben eine zünftige Brotzeit mit kernigem Speck und Rauchwurst.

      Das schmeckte immer!

      Nachdem er die Temperatur der Milch geprüft hatte, nickte er zufrieden und ging in das Reifelager. Hier standen Regale, hoch bis unter die Decke, in denen die Käselaibe ruhten und geduldig gepflegt wurden. Das bedeutete, der Senner nahm sie einzeln heraus, überwachte den Grad ihrer Reife und bürstete sie mit Salzlake gewissenhaft ab.

      Georg stutzte, als er draußen eine Stimme hörte. Er ging hinaus und sah eine junge Frau, die vor der Hütte stand und sich neugierig umschaute.

      »Grüß Gott«, sagte er und schritt auf sie zu.

      Er war ein wenig verwundert, zu so früher Stunde schon Besuch zu bekommen. Die Wanderer kamen – wenn überhaupt – erst am späten Mittag.

      »Grüß Gott, Herr Hirchlacher«, erwiderte die Frau.

      Und wieder wunderte sich Georg. Diesmal darüber, daß sie seinen Namen kannte.

      »Brigitte Granzinger von der Delta-Filmproduktion«, stellte sie sich vor.

      Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

      Richtig, der Bauer hatte ihm davon erzählt, als er das letzte Mal heraufgekommen war, um den fertigen Käse abzuholen.

      Jemand habe ihm geschrieben, hatte er gesagt, ob er die Erlaubnis geben würde, hier oben zu drehen.

      Georg war zwar nicht davon begeistert, aber die Alm gehörte dem Huberbauern, und so konnte er nichts dagegen einwenden.

      »Schön haben Sie’s hier oben«, sagte die Frau und schaute in die Runde.

      Dann lächelte sie ihn an.

      »Tja, ich bin heraufgekommen, um mit Ihnen über die Dreharbeiten zu sprechen«, erklärte sie. »Wir sind in St. Johann stationiert, und in der nächsten Woche soll es losgehen. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, mich vorher mit Ihnen zu unterhalten.«

      Sie hob entschuldigend die Hände.

      »Wir werden versuchen, Ihren Tagesablauf so wenig wie möglich zu stören«, setzte Brigitte hinzu.

      »Hauptsache, Sie stören die Viecher net«, brummte der Senner. »Sonst geben s’ am End’ keine Milch mehr.«

      Oha, dachte sie, begeistert ist er ja net grad…

      »Lieber Herr Hirchlacher«, lächelte sie, »bitte, es liegt wirklich net in uns’rem Interesse, Ihren Rhyth­mus durcheinander zu bringen. Gerad’ deswegen bin ich heraufgekommen, um Sie über alles zu informieren, damit Sie Bescheid wissen, was auf Sie zukommt.«

      »Schon


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