Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman - Günter Dönges


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die ein gewisser Wind so kalt pfeift!«

      Sie parodierte Parkers Ausdrucksweise und war froh, daß sie die Fahrt hinter sich gebracht hatte. Sie hatte während der ganzen Zeit an den Mord an Ugalla und an die Tarzan-Brothers denken müssen. Ein Kriminalfall in Afrika war doch etwas anderes als ein Mordfall in den Steindschungeln einer Großstadt! Hier in den Weiten und in der Einsamkeit der Savanne kam sie sich hilflos und wie ausgeliefert vor.

      Tabora Lodge hatte eine neue Reisegesellschaft erhalten. Es handelte sich um die Mitglieder einer Jagdsafari, die sehr viel Geld dafür bezahlt hatten, um aus sicherer Entfernung ein paar Stück Großwild abzuschießen.

      Die Mitglieder dieser Jagdsafari – es handelte sich um etwa fünfzehn Personen – saßen im großen Aufenthaltssaal des Buschhotels und wirkten leicht angetrunken. Es handelte sich ausschließlich um Männer, die durchweg wohlbeleibt waren.

      Sie wurden von den Boys im wahrsten Sinn des Wortes laufend mit harten Getränken versorgt und übertrafen sich gegenseitig in der Schilderung ihrer verwegenen Jagdabenteuer. Falls sie nicht gerade sangen und sich fragten, was es wohl zu bedeuten habe, daß sie im Moment so traurig seien.

      Rander, Parker und Sue Weston verzichteten darauf, sich in dieser feuchten Runde sehen zu lassen. Als sie hinüber zu ihren Rundhäusern gehen wollten, kam ihnen Joan Christie entgegen.

      »Ich soll Grüße von Mister Maudling ausrichten«, sagte sie, »er läßt sich entschuldigen. Er mußte dringend wegfliegen. Nach National Lodge, ein neues Buschhotel bei Kisumu.«

      »Darf man erfahren, wo das hegt?« erkundigte sich Rander.

      »Am östlichen Zipfel des Victoria-Sees«, antwortete Joan Christie.

      »Und wann, wenn ich jetzt eine Frage stellen darf, begab sich Mister Maudling auf den Weg?« stellte Parker seine angekündigte Frage.

      »Er flog etwa eine Stunde nach Ihrer Abfahrt los«, lautete Joans Antwort. »Mister Maudling hofft, in zwei Tagen wieder zurück zu sein.«

      »Und er hat plötzlich keine Angst mehr, daß man ihn ermorden könnte?« wunderte sich Rander.

      »Ich habe zumindest keine Angst«, gestand Joan Christie, »und Mister Maudling bestimmt auch … Aber es war derart dringend, daß er auf Sie nicht warten konnte.«

      »Er flog nach Kisumu?« erkundigte sich Parker sicherheitshalber noch mal.

      »Mit seiner Privatmaschine«, bestätigte Joan Christie, »er ließ sie von Nairobi kommen.«

      »Darf man sich nach den Herren Patterson und Ron Maudling erkundigen?« Parker sah Joan aufmerksam und höflich an.

      »Sind längst wieder weg«, sagte Joan Christie, »und ich bin froh darüber.«

      »Warum?« wollte Rander wissen.

      »Ich … Ich habe Angst vor Ron«, sagte Jean, »er ist so ganz anders geworden, seitdem er sich mit Patterson zusammengetan hat. Ich glaube, Patterson übt einen schlechten Einfluß auf Ron aus!«

      »Sie kennen Patterson, Miß Christie?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Ich weiß, was man von ihm redet«, gab sie ausweichend zurück, »und das genügt mir vollkommen. Fragen Sie ihn selbst, was er in den vergangenen Jahren getan hat! Ich möchte mir nicht den Mund verbrennen.«

      Sie nickte Rander, Parker und Sue Weston zu und ging hinüber zum Steinhaus.

      »Ob er wirklich weggeflogen ist?« fragte Rander nachdenklich.

      »Diese Fragestellung, Sir, halte ich für ungemein wichtig und richtig«, sagte Parker gemessen, »dieser Frage an sich sollte man einige Aufmerksamkeit schenken, wenn ich mir diesen bescheidenen Vorschlag erlauben darf.«

      *

      Die Jagdgesellschaft war ruhig geworden, nachdem sie ausgiebig gewisse landschaftliche Schönheiten ihrer Heimat ausgiebig besungen hatte.

      Parker hatte sein kleines Rundhaus verlassen und lustwandelte durch die Dunkelheit. Sein Interesse galt dem Steinhaus, in dem sich die Räume von Paul Maudling und Joan Christie befanden. Parker wollte sich ein wenig um die junge Dame kümmern. Natürlich aus seiner gewohnten Distanz heraus. Er wollte endlich herausfinden, welche Rolle sie spielte.

      Unten vom kleinen See her waren die Nachttiere zu hören. Ansonsten schien alles seine Ordnung zu haben, bis Parker plötzlich eine leise, krächzende Stimme hörte.

      Sie kam aus dem Zimmer, in dem Joan Christie wohnte. Entweder hatte sie Besuch, hörte Radio oder unterhielt sich per Sprechfunk.

      Parker pirschte sich ans Fenster heran und lauschte. Er hatte keine Gewissensbisse. Immerhin waren er und Mike Rander ja nach Kenia gebeten worden, um einen Mord zu verhindern.

      Durch einen Spalt im Vorhang konnte der Butler erfreulicherweise sogar ins Zimmer sehen. Es handelte sich um einen mittelgroßen Wohnraum, der mit den üblichen Hotelmöbeln eingerichtet war.

      Vor einem Wandtisch saß Joan Christie. Sie trug einen leichten Bademantel, hatte nackte Füße und sprach gerade in ein kleines Handmikrofon, das zu einem tragbaren Funksprechgerät modernster Bauart gehörte.

      Was sie allerdings sagte, konnte der Butler leider nicht so recht verstehen.

      Was verständlich war, denn ein ungemein harter Schlag trieb ihm die Melone über die Ohren und machte ihn für einige Zeit unfähig, sich an dem weiteren Geschehen zu beteiligen.

      *

      Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schreckte Anwalt Mike Rander aus dem Schlaf hoch.

      Er war sofort hellwach, verzichtete aber instinktsicher darauf, das Licht einzuschalten. Er atmete unbefangen weiter, als schlafe er tief und fest, und versuchte in der Dunkelheit seines Rundbungalows etwas zu erkennen und ausfindig zu machen.

      Nach einigen Sekunden war er sich klar darüber, daß er sich getäuscht hatte. Im Zimmer bewegte sich nichts. Ein Alpdruck schien ihn aus dem Schlaf gerissen zu haben.

      Rander wollte sich auf die andere Seite drehen und versuchen weiterzuschlafen, als er plötzlich aus nächster Nähe ein feines Zischen hörte.

      Und dieses Geräusch war es, das sein Blut zu Eis werden ließ.

      Eine Schlange!

      Rander hielt nun doch unwillkürlich den Atem an. Vor Reptilien grauste ihm. Darin machte er gegenüber dem normalen Durchschnitt keine Ausnahme.

      Eine Schlange!

      Wo war sie? Und wie war sie in den Rundbungalow hineingeraten? Daß es sich nur um eine Giftschlange handelte, war ihm vollkommen klar.

      Wenn er nur etwas hätte sehen können.

      Der Anwalt wagte sich nicht zu rühren. Die Schlange mußte sich ganz in seiner Nähe befinden. Wahrscheinlich nahm sie bereits Maß, um ihre Giftzähne in seinen Körper unterzubringen.

      Das gefrorene Blut in seinen Adern verwandelte sich inzwischen blitzschnell in flüssiges, heißes Blei. Rander schwitzte Blut und Wasser, wie es so treffend heißt. Er dachte an einschlägige Abenteuerfilme, in denen der Held mit solchen Situationen leicht fertig wird. Er bedauerte nur, daß er weder die Kraft noch den Mut hatte, es diesen Filmhelden gleichzutun. Er wagte nicht sich zu rühren. Er atmete so flach und vorsichtig wie möglich und spürte dann auf seinen Oberschenkeln einen leichten Druck.

      Dieser Druck verschob sich in Richtung Unterbauch. Die Belastung war durch die leichte Zudecke jetzt deutlich zu spüren. Das mußte die Giftschlange sein, die jetzt langsam hochkroch und sich wahrscheinlich an seinem warmen Atem orientierte.

      Rander sehnte sich nach seinem Butler. Er versuchte sich auszurechnen, wie Parker wohl mit dieser Schlange fertig werden würde. Wo blieb Parker nur?

      Das Gewicht auf der leichten Zudecke wanderte weiter nach oben und hatte bereits Randers Bauchnabel erreicht. Es konnte nur noch eine Frage von Sekunden sein, bis das Reptil zuschnappte.

      *

      Als


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