Swingerclub-Anekdoten. Howard Chance

Swingerclub-Anekdoten - Howard Chance


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stehen kann, dafür gibt es Frauenhäuser, Caritas, Diakonie.«

      »Aber da kriesch ich ja ken Geld dafür«, protestierte der geschäftigstüchtige Verkäufer. »Und mir ist auch egal, wozu Se se benutzen und ich stelle och kene Fragen!«

      »Meine Güte!« Ich fasste mir an den Kopf. Konnte der wirklich echt sein? »Ihr hättet ja auch an einen Perversen aus dem Internet geraten können. Jemanden, der wirklich auf Extremspiele steht … und hier steht ihr ganz unschuldig vor mir, kennt mich gar nicht und wisst auch gar nicht, was ich mit der Gudrun machen würde.«

      »Das wird schon alles sene Richtischket haben. Schließlich führen Sie hier einen schönen, großen Club un so …«

      »Im Grunde sagst Du doch: Gibt mir Geld. Wenn sie hinterher verschwunden ist, ich sag nichts!«, appellierte ich an das Gewissen des Mannes.

      Der strahlte mich ungerührt an. »Genau! Ich nüm ene kleene Abschlagzahlung und kann dann auch nach Hause fahren.«

      »Moment mal …« So langsam ging mir ein Kronleuchter auf. »Erst dann kannst Du nach Hause fahren?«

      »Ja, klor. Benzin is deuer.«

      »Also ich gebe Dir eine Kleinigkeit für die Gudrun, damit Du Benzingeld hast und tanken kannst?«

      »Ja!«

      »Aber ehrlich? Ich will die Gudrun gar nicht kaufen. So etwas machen wir nicht. Wir kaufen und verkaufen keine Menschen. Auch keine Sklaven.«

      Auch keine mit Dachschaden, dachte ich, sprach es aber nicht laut aus. Schließlich hatten auch Sklaven mit Dachschaden Gefühle. Wenn auch nicht unbedingt welche von der nachvollziehbaren Art.

      »Wieso? Es war doch schon alles klar?!« Der Ossi sprang auf und sah mich verzweifelt an. »Wenn et an der Abschlagzahlung liescht. Ich will wirklich nur genug, um nach Hause zu kommen.« Langsam setzte er sich wieder. »Vielleicht könnde ich auch einfach das Geld nehmen, dass die Alde heude im Club verdient?«

      »Die Gudrun verdient aber nichts in unserem Club. Wir nehmen Eintritt und verkaufen keine Frauen!«

      »Aber …« Er sah Gudrun an, als sei die gesamte Situation ihre persönliche Schuld. »Ich dachte, Se begutachten de Ware und wenn die kenen Schaden hat, nehmen Se se. De Tidden sind doch gut. Ken Schaden.«

      Hat sie aber. Genau wie der Verkäufer. Mega-Dachschaden.

      Ich schüttelte abermals den Kopf. »Das ist eine Frau, ein Mensch, keine Ware.«

      »Ja, was soll isch denn jetze machen?«

      »Weißt Du was? Ich gebe Dir fünfzig Euro und Du bringst die Gudrun in das nächste Frauenhaus.«

      Zweifelnd sah mich das seltsame Pärchen an, fügte sich aber meinem Willen. Die ostdeutsche Jammer-Prozession nebst Koffer zog – der Herr sei gepreisen - ihres Weges.

      Kaum waren die beiden gegangen, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Was, wenn der Typ die Gudrun NICHT in ein Frauenhaus brachte. Was, wenn er tatsächlich an einen irren, sadistischen Freak aus dem Internet geriet und dem die arme Frau verkaufte. Auf das sie nie wieder gesehen wurde?

      Verdammt!

      Ich griff zum Telefon.

      Als »mein« Ossi von der Polizei aufgegriffen wurde, war von Gudrun weit und breit keine Spur.

      Der Verhörte gab zu Protokoll, dass er mit DIESEN SMlern nix am Hut habe, aber DIESER Club wollte seine Alte unbedingt kaufen … Jetzt wäre man sich aber nicht handelseinig geworden. Der Typ (ich) hätte Papiere haben wollen, und jetzt doch nicht und bei der Alten hätte er (ich) es sich ja anders überlegt. Total unzuverlässig. Scheiss Wessies!

      Die Gudrun habe er irgendwo in der Pampa ausgesetzt, mit Papp-Koffer natürlich. Zum Glück wurde sie kurz darauf von der Polizei in einer Bahnhofskneipe aufgegriffen und in die Obhut des zuständigen Landeskrankenhauses übergeben.

      »Mein« undankbarer Ossi schaffte es auf diesem Weg ebenfalls problemlos bis in die Psychiatrie und ich war um eine seltsame, denkwürdige Geschichte reicher.

      6. Personal gesucht … Schau mal, wer da klingelt …

      Wir kriegen ständig Bewerbungen. Eingetragen sind wir als Gaststätten-Betrieb und genauso führt uns z.B. auch das Arbeitsamt in seinen Unterlagen. Selbst wenn die Schulen Praktikumswochen haben, kriegen wir Post. Der Wortlaut ist immer ziemlich ähnlich: »Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin XY (irgendetwas unter 18 Jahren) alt und besuche die XY-Schule. Gerne möchte ich bei Ihnen ein Praktikum machen.«

      So etwas kann man ja nicht machen. Lustig ist es natürlich trotzdem.

      Dann gibt es noch die Umschüler vom Arbeitsamt oder die, die das Amt dazu »animiert«, sich bei Gaststätten zu bewerben. Die meisten von den Bewerbern haben natürlich keine Ahnung, wo sie sich eigentlich bewerben.

      Und dann gibt es natürlich diejenigen, die genau wissen, wo sie sich bewerben. Und es lustig finden. Auch von denen haben wir am Tag mindestens eine Bewerbung.

      Solche Leute bewerben sich als Parkplatzwart, Steher (das sind die Leute, die wir fürs »Rumstehen« bezahlen und die den potentiellen Ärger im Vorfeld ersticken sollen) und ähnliches. Fachkräfte, die irgendetwas mit artverwandten Berufen zu tun haben, gibt es eigentlich gar nicht.

      Insgesamt sind 27 bei uns beschäftigt, obwohl wir den ganzen Laden zeitweise auch mit nur 15 gut unterhalten könnten. Wir haben Handwerker, eine Kochbrigade und 10 Steher für besondere Aufgaben. Aber einen neuen Parkplatzwart, den brauchten wir wirklich. Und zwar wirklich, wirklich dringend.

      Als es klingelte, war ich bereits an der Tür, noch bevor der letzte Ton verklang. Das musste die erste Reaktion auf meine Anzeige sein!

      »Guten Abend, Müller mein Name.« Der Mann machte einen adretten Eindruck. Kaum vorstellbar, dass so einer für ein paar Kröten abends am Wochenende in einem Swingerclub arbeiten wollte.

      »Howard Chance.«

      »Wissen Sie, meine Alte fickt gerne. Ich habe sie heute nicht mitgebracht, weil ich erst einmal ein Vorgespräch führen wollte. Aber die macht alles. Anal, spritzen und pissen.«

      Ich zählte stumm bis zehn und schwor mir leise beim nächsten Mal erst die Gegensprechanlage zu konsultieren. Oder gar schriftliche Bewerbungen für die Position des Parkplatzwarts zu fordern. Das würde wenigstens die größten Idioten abschrecken.«

      »Ja, und die hast du nicht mitgebracht?«

      Der Mann schwitzte. Sein Gesicht war leicht gerötet. Ob vor Erregung oder Scham, konnte ich nicht genau einschätzen, hätte aber spontan auf das erste getippt. »Nein, die weiß auch noch nichts davon.«

      »Das ist schlecht.«

      »Wenn wir in den Urlaub wollen, brauchen wir die Kohle. Was würdet ihr denn bezahlen?«

      »Wofür?«

      »Wenn die mal im Club die ganze Runde flachlegt.«

      »Was soll das jetzt werden?«

      Ich nickte meiner Kollegin zu, die pünktlich für den Abend Stellung hinter dem Eingangstresen bezog. Wir beide wussten, dass es diese ominöse Frau gar nicht gab. Die meisten, die es auf diese Art versuchten, wollten sich auf unsere Kosten einen runterholen oder sich wichtig machen.

      »Ich gucke mich dann heute Abend hier mal um, ob das ein gutes Umfeld für meine Gerti ist.« Der Mann machte einen entschlossenen Schritt an unserer Theke vorbei.

      Ich versperrte ihm den Weg. »Das kannst du machen, wenn du die Gerti mitbringst.«

      »Aber ich muss doch erst einmal prüfen, ob der Club in Ordnung ist.«

      »Gerne.


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