Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Gangstern! Er hat sich hier in Las Vegas eingenistet und zieht die Fäden, wie er will. Nehmen Sie einen guten Rat an, Rander, vergessen Sie, daß ich Ihr Klient war! Setzen Sie sich schleunigst in den Wagen oder in das nächste Flugzeug und verschwinden Sie! Nur so haben Sie eine echte Chance, mit dem Leben davonzukommen.“

      „Wie mein Butler habe auch ich etwas gegen Gangster“, antwortete der junge Anwalt. „Haben Sie doch Vertrauen, Harris. Sie werden an Kendall verkaufen können. Lassen Sie uns nur machen.“

      „Sie sind größenwahnsinnig“, stellte Harris verzweifelt fest, „gegen Clemetti ist kein Kraut gewachsen. Ich kenne mich hier in Las Vegas aus, ich weiß genau, wer Clemetti ist!“

      Während er noch sprach, war er aufgestanden und absichtslos ans Fenster gegangen. Genauso absichtslos schaute er auch auf die Straße hinunter. Er zuckte plötzlich zusammen und wandte sich zu Rander um.

      „Da sind sie schon“, sagte Harris dann mit heiserer Stimme, „Ronny und Ray, zwei ganz harte Burschen von Clemetti! Sie steigen gerade aus ihrem Wagen … Glauben Sie, die würden mir Blumen bringen wollen?! Verschwinden Sie, Rander, solange noch Zeit ist. Ich werde den angeblichen Kaufvertrag auf jeden Fall unterschreiben. Falls ich überhaupt noch darf!“

      „Okay“, sagte Rander und drückte seine Zigarette aus. „Ich kann Sie nicht zwingen, hart zu bleiben. Viel Glück! Ich warte unten in der Hotelbar auf Sie. Harris.“

      Er nickte Harris zu und verließ den Salon der Suite. Er schloß die Tür zu dem kleinen Vorkorridor hinter sich und ließ anschließend die eigentliche Haupttür laut und deutlich ins Schloß fallen.

      Doch er blieb in der Suite.

      Mike Rander wollte gewissen Leuten die Suppe versalzen!

      *

      Die Sonne war schon nicht mehr zu sehen. Es wurde schnell dunkel. Die eben noch unerträgliche Hitze kühlte sich rapide ab. Hinter den Bergen der Wüste war nur noch ein violetter Lichtschimmer zu sehen. Parker liebte diese Tageszeit und genoß sie. Er fuhr relativ langsam zurück nach Las Vegas und achtete kaum auf den großen Cadillac, der ihm entgegenkam.

      Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er sich für die Insassen dieses Wagens interessiert hätte. Diese Insassen hatten ihn nämlich sehr gut erkannt. Und sie wußten, mit wem sie es zu tun hatten.

      *

      „Das war er!“ stieß Steven Crane wie elektrisiert hervor und richtete sich in seinem Sitz auf, „bestimmt, Boß, das ist er gewesen. Ich habe ihn genau erkannt! Und dann dieser Wagen. So was vergißt man nicht!“

      Privatsekretär und Quartiermacher Crane saß neben seinem Boß Hartley im Fond des Wagens. Der Cadillac wurde gefahren von einem gewissen Freddy, der zusammen mit drei Partnern eine peinliche Niederlage in einem Wüsten-Schnellimbiß hatte hinnehmen müssen. Man war auf dem Weg zu Clemetti.

      „Das ist Parker gewesen“, sagte Big Boß Hartley, ein schlanker, gut aussehender Mann von etwa 50 Jahren. Er sah aus wie ein weltgewandter Sportsmann, der auf allen Golfplätzen der Welt zu Hause ist. Golf war tatsächlich sein privates Hobby. Dieses Hobby pflegte er, wenn er nicht gerade dabei war, sein Gangster-Imperium weiter auszubauen.

      „Parker?!“ fragte Crane nachdenklich zurück. „Diesen Namen habe ich schon mal gehört!“

      „Und ob Sie ihn schon mal gehört haben, Crane“, sagte Hartley lächelnd und überlegen, „ein Detektiv-Amateur. Aber vielleicht auch mehr. Es heißt, er würde zusammen mit seinem Chef hin und wieder für die Zentrale arbeiten. Und was das bedeutet, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen.“

      „Richtig … Parker … Mein Gott, daß ich nicht daran gedacht habe!“

      „Als mein Privatsekretär denken Sie eigentlich sehr wenig“, tadelte Hartley. Er liebte den verbindlichen Ton und pflegte ihn geradezu. Er wollte mehr sein als nur ein großer Gangsterboß. Doch wenn es darauf ankam, konnte er brutal und primitiv sein wie ein Steinzeitmensch. Wenn es galt, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, ging er keinem Mord aus dem Weg …

      „Sollen wir ihn hochnehmen?“ fragte Crane hastig. Kritik von seinem Boß, mochte sie auch noch so beiläufig oder harmlos vorgebracht werden oder klingen, konnte tödlich sein.

      Statt zu antworten, griff Hartley nach dem Hörer des Funktelefons und drückte die Kontakttaste ein. Jetzt konnte er direkt mit einem Begleitwagen sprechen, der eine knappe Meile hinter dem Cadillac herfuhr.

      „Stoppt einen hochbeinigen Wagen! Sieht aus wie ein altes Taxi. Ich möchte den Fahrer sprechen!“

      Mehr brauchte Hartley nicht zu sagen. Er wußte, daß er sich auf seine Mitarbeiter verlassen konnte. Er wußte allerdings nicht, daß diese Mitarbeiter den Butler bereits kannten. Es waren jene Männer, die im Schnellimbiß mit einem Regenschirm Bekanntschaft gemacht hatten. Crane und Freddy hatten die Begegnung mit Parker verständlicherweise in den rosigsten Farben geschildert und keineswegs zugegeben, daß sie von Parker nachdrücklich abserviert worden waren.

      Crane, der dies im Gegensatz zu seinem Boß alles sehr gut wußte, biß sich auf die Lippen. Er ahnte, daß es bald einen Riesenärger geben würde. Hoffentlich ließen die drei Mitarbeiter — Freddy steuerte den Cadillac und zählte jetzt nicht — sich nicht ein zweites Mal ausschalten.

      „Wo mag dieser Parker nur gewesen sein?“ Hartley dachte laut und schien trotz seiner Beherrschtheit irritiert. „Er kam aus der Richtung des Ranchhauses. Na, Clemetti wird uns vielleicht mehr sagen können!“

      „Natürlich, Boß“, antwortete Crane hastig.

      „Solange wir Parker und seinen jungen Chef nicht ausgeschaltet haben, dürfte die Dreierkonferenz nicht gerade friedlich verlaufen“, dachte Hartley jetzt laut. „Ich möchte nur wissen, was ihn in diese Gegend gebracht hat.“

      „Könnte ja Zufall gewesen sein, Boß. „Unsinn“, erwiderte Hartley ungnädig. „Bei Parker und Rander ist niemals etwas zufällig. Ob durchgesickert ist, daß wir Portlands Erbe aufteilen wollen?“ „Wie denn, Boß?“

      „Dies frage ich mich auch, Crane. Vance ist dicht wie ein Tresor. Er würde niemals reden oder mit Andeutungen um sich werfen. Bei Clemetti ist das anders. Der redet gern und oft.“

      „Darf ich mal eine Frage stellen, Boß?“

      „Sie dürfen, aber nennen Sie mich nicht immer Boß. Ich heiße Hartley. Also, was wollen Sie fragen?“

      „Warum wollen Sie Portlands Erbe eigentlich mit Vance und Clemetti teilen … Haben Sie das nötig?“

      „Eigentlich nicht.“ Hartley lächelte etwas arrogant. „Vergessen wir aber nicht, daß Vance und Clemetti starke Organisationen besitzen. Wir können uns keinen Streit leisten. So etwas würde ohne Schießereien niemals klappen. Sind Sie scharf darauf, die Behörden aufmerksam zu machen?“

      „Natürlich, nicht, Boß … äh, ich meine, Mr. Hartley.“

      „Sehen Sie, Crane, aus diesem Grund wollen wir uns friedlich einigen und unsere Interessengrenzen neu abstecken. Ich frage mich nur, warum dieser Parker sich in der Gegend herumtreibt … Na, das werden wir ja gleich wissen. Meine Mitarbeiter werden ihn mir ja in ein paar Minuten präsentieren …!“

      Hoffentlich, dachte Crane und seufzte. Er mußte wieder an die Szene im Schnellimbiß denken. Freddy und drei weitere harte und routinierte Mitarbeiter hatten schließlich schlafend auf dem Boden des Lokals gelegen und einen ziemlich mitgenommenen Eindruck gemacht …

      *

      Parker hatte das Licht seines hochbeinigen Monstrums bereits eingeschaltet und näherte sich Las Vegas. Schon von weitem sah er einen quer zur Fahrbahn stehenden Wagen, der offensichtlich eine Reifenpanne hatte. Hilfsbereit wie er war, minderte er das an sich bereits geringe Tempo und rollte an den querstehenden Wagen heran. Im Licht der Scheinwerfer machte er einen Mann aus, der dabei war, eine Radkappe zu lösen.

      Genau in diesem Moment, als der Butler seinen Wagen bereits verlassen wollte, schrillte seine


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