G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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Hut – das ist ein Sieb für jemanden, der Nuggets aus dem Staub lesen will.

      Henry Pluto nimmt also seinen Hut ab und läßt seine drei Igel sehen. Der vorderste Igel streckt seine Stacheln so weit nach vorn, daß die Mittagssonne dem Gesicht Schatten verleiht.

      Dann legen sich die Finger von Plumos linker Hand in diesen Wirbel. Und nun beginnt Plumo die Zähne zu fletschen wie der Gorilla aus Lakewoods Affenparadies. Er krault sich intensiv die Igelborsten vorn und starrt mit ungemeinem Interesse auf den Boden.

      Zwischen dem feinen Geröll liegt eine Menge Staub. Zwei Männer bringen ihn durch Arm- und Beinstöße in Bewegung. Aus dem Staub tauchen Arme, Beine und Körperteile auf.

      Immerhin ist der kleine Johns ein flinker Bursche. Und immerhin ist Bennet besonders lang. Aus dem Staubschleier taucht mal hier, mal da ein Gesicht auf. Durch den Staub hört man auch Johns wie eine Wühlmaus quieken, die ein andalusischer Kater gepackt hat.

      Dieser Kater aber miaut nicht etwa, der knurrt grollend.

      Es ist ein wunderliches und erschütterndes Konzert mit Knuffbegleitung.

      Der heimliche Gegensatz der beiden Männer macht sich in einer ziemlich wilden Prügelei Luft.

      Für Bat Doan ist es weniger spaßig, dem Konzert von Maus und Kater zu lauschen – es ist eher aufregend, Plumos Gesicht von der Seite zu betrachten. Da sind zuerst die Ohren, die so weit abstehen, daß man bei scharfem Wind ein leises Säuseln deutlich vernehmen kann. Die Nase Plumos ist unten dick und oben schmal. Plumo sagt, ein verdammtes Wildpferd hätte ihm eins auf den Kolben gegeben.

      Bennet aber sagt, Plumo hätte einmal als Rausschmeißer gearbeitet und eines Tages jemanden getroffen, der den Rausschmeißer rausschmiß.

      Plumos Nasenflügel blähen sich. Sein Mund, ein breiter Froschmund mit aufgestülpten Lippen, der Bat auf Plumos Gefühle gegenüber Ladies schließen läßt, öffnet sich schnappend. Dabei ziehen sich die Wangenmuskeln zusammen oder erschlaffen. Und deshalb wackelt Henry Plumo mit den Ohren. Mit der Hand, die unablässig in den vorderen Igelborsten wühlt, bietet Plumos Gesicht einen so zwerchfellerschütternden Anblick, daß Bat erst grinsen und dann lachen muß.

      Plumo stellt seine kraulende Tätigkeit jäh ein und starrt Bat mit aufgesperrtem Mund an.

      Seine Hand sinkt langsam über die unrasierte und stopplige Wange herab. Er zeigt Bat Doan jetzt seine Finger. Und diese Finger… Bat fragt sich, ob sich Plumo nicht den Kopf waschen muß, weil er ihn mit seinen Fingern berührt hat.

      Bat, den froschmäuligen Plumo vor Augen, kann nicht aufhören zu lachen. Der offene Mund, die eng zusammenstehenden Augen Henry Plumos und deren dummes Glotzen sind einfach zu lächerlich.

      Auf einmal kommt die Wut in Plumos Augen auf. Niemand braucht Plumo zu sagen, daß Bat über ihn lacht. Und genau das verträgt Plumo nicht.

      »Lachst du etwa über mich?« fragt Plumo fluchend. »Elender Wurm, bin ich nicht gutmütig zu dir gewesen? Habe ich dich nicht mitgenommen, verdammter Bursche? Lachst du über mich?«

      »Mensch, wie du aussiehst.«

      »Was? Wie sehe ich aus?«

      »Wie jemand, der am liebsten die Prügelei mitmachen würde!«

      »Würde ich auch, hä! Und du lachst über mich? Sehe dir wohl nicht vornehm genug aus, was? So ein Kerl wie du, der hat nicht viel für Leute wie uns übrig, wie? Mann, gleich kannst du was erleben!«

      Jetzt wird auch Bat ernst. Er erkennt den wütenden Zorn Plumos und ahnt die Unbeherrschtheit dieses Mannes.

      »Hör mal, es ist keine Herabsetzung, wenn ich über dich lachen muß – klar, Plumo? Du hast nur jedes Geschrei von Johns mit einem neuen Ausdruck quittiert. Darüber mußte ich lachen.«

      »Weil ich so’n dämliches Gesicht habe, wie?«

      »Mensch, was redest du da zusammen? Du bildest dir bloß Dinge ein, die nicht zutreffen.«

      »Ich bilde mir also was ein, he?«

      Plumo schließt die Lider und zieht sein mageres Pferd etwas herum, um Bat die Brust des Pferdes zu bieten. Seine Hand kriecht unmerklich an den Revolver heran – eine Bewegung, die Bat nicht entgeht.

      In Plumos Augen lauert derartige Verschlagenheit und Brutalität, daß Bat erst jetzt den Mann ganz kennt. In einem Augenblick bedauert er es, daß er mit ihm geritten ist. Aber er weiß genau: Diese Erkenntnis kommt zu spät.

      »Plumo, suchst du Krach?«

      Am Boden kreischt Johns in diesem Augenblick laut – und Bennet sagt grimmig etwas, was nicht zu verstehen ist.

      »Ich bin hier der Boß, über mich wird nicht gelacht«, sagt Plumo wild. »Du hast nicht über mich zu lachen, du feiner Pinkel. Ich werde dir mal zeigen, wie man sich Respekt verschafft. Da…«

      Diese Sache mußte anscheinend früher oder später kommen. Bis jetzt hat Bat die Richtung bestimmt, die die vier Männer eingehalten haben. Jedesmal aber, wenn er etwas sagte, hat ihn Plumo seltsam schief angesehen und leise geknurrt.

      In diesem Augenblick packt Plumo die Wut. Über ihn zu lachen – das ist mehr, als er vertragen kann.

      Er drückt seinem Pferd jäh die Hacken ein und läßt den Gaul springen.

      Allerdings weiß er zu wenig von Bat Doan. Bat, der als Aushilfszureiter auf der Evans-Ranch beschäftigt gewesen ist, weil sich der Ranch-Zureiter ein Bein gebrochen hatte, kennt jeden Trick, den ein Mann zu Pferd anwenden kann.

      Evans nun, der Bat heimlich und oft beobachtet hatte, hatte Bat ungern gehen lassen, mußte es aber aus Treue zu seinem alten Zureiter einfach tun.

      Die drei anderen Männer – Plumo, Bennet und Johns – sind als Satteltramps auf die Ranch gekommen und haben dort für ein Essen gearbeitet. Angeblich wollen sie in der CooksRanges Pferde fangen. Es soll dort massenhaft Wildpferde geben. Und dazu brauchen sie, weil sie nach Plumos Worten nicht viel vom Pferdefang verstehen, einen guten Mann… Bat Doan.

      Doan sieht kaum die Bewegung von Plumos rechtem Knie, als er auch schon handelt. Er ist sicher, daß Plumo seinen Revolver im Sprung des Pferdes ziehen und versuchen wird, ihn von seinem Tier zu schlagen.

      Und er irrt sich nicht.

      Er drückt seinem Braunen den linken Hacken ein, muß es allerdings schnell tun und duckt sich zugleich.

      In Plumos linker Hand – Plumo ist Linkshänder – taucht auch schon der Revolver auf. Plumos Pferd springt links an Doan vorbei, der Revolver fliegt hoch und blinkt in der stechenden Sonnenglut.

      Am Boden geht die Meinungsverschiedenheit zwischen Bennet und Johns ihrem Ende entgegen.

      Jetzt ist der Revolver oben, das Pferd kurz vor Doans linkem Bein. Doan duckt sich mit blitzartiger Geschwindigkeit auf den Sattel herab, dreht sich dabei aber in der Hüfte und reißt beide Hände, den Braunen nur mit den Hacken lenkend, zu einer Mulde nach oben.

      In der nächsten Sekunde prallt Plumos Unterarm, den Plumo nicht mehr zurückreißen kann, mit Gewalt auf die offenen Handflächen von Bat.

      Der schließt nun beide Hände um den Unterarm von Plumo und drückt gleichzeitig beide Hacken an. Es ist ein unheimlich harter Griff, mit dem Doan festhält. Die andere Sache ist das Vorbeistürmen beider Pferde.

      Und dann geht alles so schnell, daß Plumo es nicht begreifen kann. Die Hebelwirkung tritt in der Sekunde ein, in der beide Pferde weit genug aneinander vorbei sind. Diese Wirkung hebt Plumo nach links und im weiten Bogen aus dem Sattel. Doan aber läßt sofort los, als er den Erfolg merkt.

      Plumo verliert beim Fallen den Revolver. Er muß den Colt loslassen und ist nicht in der Lage, seinen Sturz gut zu beenden. Er prallt hart auf den seichten Hang aus Geröll, an dem sie gehalten haben, und stößt auf die kleinen Steine mit heftigem Krach auf.

      Das Geröll, auf das er prallt, setzt sich jäh in Bewegung; es beginnt unter ihm zu rollen und läßt ihn keinen Halt finden.


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