G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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Gesicht ist gelbbraun, und seine schmalen, geschlitzten Lider verraten seinen indianischen Einschlag. Er zeigt seine Zähne: schöne weiße Beißerchen. Er hat sogar einen Bart, einen dünnen Schnurrbart, dessen Enden an jeder Seite des Kinns mindestens sechs Zoll herabbaumeln.

      Das Kinn dieses Mannes ist spitz, seine Nase gebogen wie der Schnabel eines Adlers. Und die Weste zeigt zwei Reihen von blinkenden Patronen in zwei Gurten, die er über das Hemd geschnallt hat und die unter der auseinanderklaffenden Weste sichtbar werden. Er hat eine braune Hose an, einen einfachen geflochtenen Leibriemen, in dem ein Revolver steckt. Der Mann trägt den Revolver vor dem Bauch und hat kein Halfter.

      »Guten Tag«, sagt er so breit und so verzerrt, wie es ein radebrechender Mexikaner gerade fertigbringt. »Habt ihr nicht gehört? Amigos, macht hoch die Hände, sonst drück’ ich ab, und ihr sterbt hier. Nicht schön, gar nicht schön, so jung zu sterben! He, seht euch um, ehe ihr macht krumme Geschichten. Bekommt euch nicht, wenn man muß reiten mit drei Pfund Blei in Bauch und kann nicht, hehehe! Nu, was ich sage – umsehen, pronto!«

      Rechts tacken Hufe; ein anderer Mann kommt, hinten klickern Steine, und oben schnaubt ein Pferd, genau oben auf der rechten Schluchtwand.

      Jim Bennet sieht den anderen Mexikaner kommen, der fast zu gelangweilt sein Gewehr auf ihn richtet.

      Dann wendet er langsam den Kopf und kann den einen oben auf der Schlucht erkennen. Der andere kommt mit noch so einem schäbigen Strolch bedächtig hinter den Felsen heraus und ist in ihrem Rücken. Zwei vorn, zwei hinten, einer oben! Der Mann oben schießt sie von den Pferden, wenn sie irgendwelchen Widerstand leisten.

      »Nu? Hände hoch, pronto! Schnell, schnell!«

      Der kleine Johns sagt gar nichts, er sperrt nur den Mund weit auf und betrachtet die beiden Männer vorn. Sie sehen sicher nicht nur wie Banditen aus, sie sind bis an die Zähne bewaffnet und haben nicht einmal Masken vor den Gesichtern. Mitten in den Bergen, ganz allein; weit und breit keine Seele. Wo kommen diese Banditen her?

      Sie sind da; sie kommen langsam näher und grinsen. Sie betrachten die drei Männer und die vielen Pferde.

      »Was?« fragt Henry Plumo entgeistert und sieht mitten in das Gewehr des einen Mexikaners. »Was soll das, hombre? Was habt ihr vor?«

      Er kennt sie, er hat ihre Sorte oft genug in der Gegend von El Paso und weiter südlicher gesehen. Gegen diese Sorte ist er nichts; ein blasser Narr, der sich keine Chance mehr ausrechnen kann.

      »Buenas dias«, sagt der schmierige Kerl vor ihm noch einmal und grinst wie ein Hai mit seinen spitzen Zähnen. »Nimm hoch die Arme, Amigo, ich schieße dich sonst kaputt!«

      Jetzt spricht auch er spanisch, und Plumo läuft trotz der Wärme eine Gänsehaut den Rücken herab.

      »Damnato«, flucht Plumo. »Was willst du, Mensch?«

      »Nimmst du Arme hoch?«

      Der Ton macht es; der Ton läßt Plumo die Arme hochnehmen – schön hoch, sehr hoch.

      Die Augen des Mexikaners vor ihm glitzern kalt wie der Wasserspiegel der Laguna de Guzman bei ruhigem Winterwetter.

      Das Gewehr ist genau auf Plumos Brust gerichtet. Und der Mann kommt näher – langsam, aber stetig.

      »Schöne Wetter heute?« sagt hinten einer der anderen höhnisch und rammt Bennet das Gewehr in die Seite. »Schönes Sonne, si? Du nehmen Arme ganz hoch, Americano!«

      »Verflucht, wenn ich…«

      Das Gewehr ruckt vor. Bennet wird es warm… heiß.

      »Du nicht bist meine Freund, du nicht willst machen, was ich sage? Besser machen, viel sehr besser machen, was ich sage! Hoch, hoch Arme, ganz still auf Pferd… schöne Pferd, schöne Pferd!«

      »Ja«, sagt Bennet und hat einen dicken Kloß im Hals. »Schon gut, ich nehme die Arme hoch! Henry, Henry, sag ihnen, daß wir friedliche Leute sind und nichts Böses im Sinn haben, sag ihnen…«

      »Du sein still… sofort!«

      Er sieht Henry Plumo an und erkennt dessen wachsbleiches Gesicht.

      »Macht nichts… macht nichts«, sagt Plumo keuchend. »Sie schießen uns zusammen, wenn wir etwas tun! Gehorcht… um Gottes willen, gehorcht!«

      »Äh… du schlau, was?« fragt ihn der mit dem spitzen Kinn und den kalten Augen. »Du nicht sterben, was… ihr alle nicht, hä?«

      »Nein«, würgt Plumo heraus. »Wir alle nicht. Aber sag uns, was wollt ihr?«

      »Wirst du sehen, wirst du sehen! Jetzt ganz still sitzen, kommt Compadre und nimmt dir Revolver weg – ganz still, sonst…«

      Er braucht gar nicht zu sagen, was sonst sein wird – Plumo weiß es. Einige Schüsse, einige Geier – jemand, der nachsehen kommt, sobald er die Geier sieht. Dieser Jemand wird dann drei Männer finden, drei nackte Männer im Sand… und Geier!

      Er sieht aus den Augenwinkeln den einen der Burschen von der Seite kommen und spürt den Druck einer Waffe in der Seite.

      Dann ruckt etwas an seinem Revolver, das Halfter hebt sich und wird leicht.

      Er blickt in das Gewehr, die Angst ist da und läßt seinen Mund trocken werden.

      »Du noch eine Revolver, eh?«

      »Nnnneinnn!«

      »Du lügen, dann tot, escapito?«

      »Escapito, hombre!«

      »Du nicht meine hombre, verstehen?«

      Er kann nur nicken, es würgt ihn zu sehr im Hals.

      »Absteigen… schnell!«

      Er sagt nicht schnell, er sagt es mit dem üblichen Zungenschlag des ungebildeten Mexikaners. Er sagt »snell«.

      Plumo denkt an sein Gewehr, der Winchester nimmt es in der Schußfolge mit einem Revolver glatt auf.

      »Keine Dummheiten, si?«

      Er nickt wieder und steigt ab.

      »Gehen nach links, legen dich auf Gesicht… auf Bauch, verstehen?«

      »Ja!«

      Er kann nur noch lallen, er taumelt weiter.

      »Hinlegen, snell!«

      Da liegt er. Und der Sand ist so heiß, und die kleinen spitzen Steine im Sand drücken heftig. Er liegt auf dem Bauch, er kann nicht mehr atmen; es ist auf dem Sand so heiß, die Luft ist schwer.

      Atmen, denkt Plumo und hört den Kerl schon wieder reden. Wie der redet, dieser verfluchte Halunke!

      Schritte kommen, Bennet sinkt in den Sand neben ihn.

      Sie sehen sich an; aus ihrer Bauchlage blicken sie sich in die Augen.

      »Verdammt, verdammt«, sagt Bennet zwischen den Zähnen.

      »Halten Maul, du!«

      Von oben kracht Bennet ein Gewehrkolben zwischen die Schulterblätter.

      Bennet spürt den Schmerz und stöhnt einmal heiser.

      Dann fällt Johns neben ihm hin und hat die Augen geschlossen. Blut rinnt über das linke Ohr von Johns in den Sand. Der Schatten eines herumwandernden Gewehrs schwebt über den Boden hinweg.

      Die Sonne scheint sie fast von hinten an.

      Und der Mann mit den überkreuzten Patronengurten lacht leise und glucksend hinter ihnen.

      »Gut, jetzt, alle hinsetzen… hinsetzen, ich sage!«

      Bennet rollt sich herum und sitzt gleich darauf am Boden. Sie blicken in die Gewehre, sehen die Mexikaner grinsend auf den Pferden hocken.

      »Der eine Pferd zu schlächt«, sagt der mit dem spitzen Kinn abfällig und deutet mit dem Daumen auf Johns Gaul. »Taugt nichts mehr, alte Pferd, eh? Nicht gut mehr für Reiter. Verkaufen an Pferdeschinder,


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