G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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auf?« fragt er breitmäulig. »Er sich gestoßen ein wenig die Kopf, äh? Na, lassen liegen, bleiben liegen. Du gute Gewehr, eh?«

      »Ja«, sagt Plumo und ahnt die Fürchterlichkeit, die ihnen begegnet ist. »Was… willst du… mit meinem Gewehr?«

      »Serrrr gut, äh? Du brauchen doch keine Gewehr, schenken es mir… deine Freund, äh?«

      »Ihr raubt uns aus… ihr raubt uns…«

      »Du nicht zufrieden? Du noch leben… nicht genug? Nu bist du besser tot?«

      Nackter, offener Hohn. Der Mexikaner mit dem spitzen Kinn grinst sogar.

      »Mann, die Pferde, ihr könnt doch nicht unsere Pferde mitnehmen«, sagt Bennet stöhnend. »Das ist doch Raub, hier auf amerikanischem Boden raubt ihr mit einer Frechheit, die…«

      »Wer ist frech… äh? Du sagen, wer hier frech? Dir geht zu gut?«

      »Wenn sie euch erwischen, dann werden sie euch hängen!«

      »Hast du gesagt… hängen? Willst du hängen, äh? Da hinten sein Baum, schönes Baum, feines Ast! Was hast du – dir ist schlecht, was? Siehst du, kleines Tausch, Freund. Tausch Leben gegen Sachen, ganz einfach Sachen für uns, verstehen? Du froh, daß du leben; wir froh, daß Pferde und gute Waffen!«

      »Halt den Mund, Bennet, er will dich nur reizen«, sagt Plumo unterdrückt. »Er schießt dich tot, wenn du etwas versuchen solltest. Sei bloß still, sonst schießt er!«

      »Verdammt, hier in den Staaten soll ich mich von…«

      »Mensch, sei still!«

      Bennet schweigt, der Mexikaner grinst und klopft an den Revolver – Bennets Revolver, den er im Gürtel stecken hat.

      »Du gehen, immer Süden, gehen – schön!«

      Er lacht und zieht den Revolver, sieht sich um, blickt zu den Wänden hoch und auf die Sonne, die über dem tiefhängenden Rand eines Felsens oben ihre Strahlen in die Schlucht schickt.

      »Manuel«, sagt einer seiner Leute heiser. »Vielleicht nicht schießen, zu nahe; könnte jemand hören, si?«

      Der mit dem spitzen Kinn, der den Revolver schon hinter das Ohr von Johns Pferd gelegt hat, sieht sich um und senkt die Waffe wieder.

      »Vielleicht du hast recht. Na gut, nehmen wir Gaul ein Stück mit!«

      Bennet versteht kaum etwas. Johns hört noch immer nichts, aber Plumo versteht jedes Wort und knirscht mit den Zähnen. Er weiß, daß er nichts sagen kann, viel weniger noch etwas versuchen. Er muß es schlucken, schweigend schlucken. Das macht alles noch viel schlimmer.

      Mexikanische Bravados, fast fünfzig Meilen weit auf die US-Seite gekommen – hier holen sie sich ihre Pferde, hier stehlen sie und… morden, wenn es sein muß.

      In El Paso liegen die Ranger. Bis dahin ist es zu weit. Die Bravados von drüben wissen es, darum kommen sie hier herüber und lauern in den Bergen.

      Der Anführer nimmt jetzt den einen Gaul noch, grinst sie an und sagt breit:

      »Werdet ihr Gaul finden, Meilen weiter, viele Meilen. Immer schön laufen… gesund, hä?«

      »Verfluchter Hund«, knurrt Bennet zwischen den Zähnen.

      »Was hast du gesagt? Kommen her, schnell, stehen auf, kommen schnell!«

      Plumo wird ganz weiß um die Nasenspitze. Nicht etwa wegen Bennet, nein, darum nicht, aber sie können auf sie alle schießen. Und die Geier… die verfluchten Geier, die Doan so haßt, jetzt haßt er sie auch.

      »Du aufstehen!«

      Bennet steht langsam auf und reckt sich. Er sieht auf den Revolver in der Hand des Mexikaners und schluckt einmal.

      »Kommen her… an meine Pferd kommen!«

      »Schieß mich doch tot«, sagt er so kühl wie nur möglich. »Vielleicht hören es einige Leute und kommen nachsehen! Na, du dreckiger Schuft, du schmutziges… schieß doch, Greaser!«

      In diesem Augenblick ist es Bennet egal, ganz egal.

      Der Revolver ist da, sein eigener Revolver. Wenn der Kerl schießt, dann erwischen sie die Burschen vielleicht und baumeln sie an die nächsten Äste. Sehen möchte ich es, denkt Bennet, ich würde zusehen können. Ich erinnere mich genau an den Spieler, den sie bei uns zu Hause aufhingen, als ich noch klein war. Ich weiß, wie das aussieht, aber diese Strolche…

      »Noch näher, Gringo«, sagt der mit dem spitzen Kinn heiser. Die Wut leuchtet ihm förmlich aus den Augen. Gringo sagt man zu einem Amerikaner, einem Yankee. Und Greaser ist das Schimpfwort für einen Mexikaner. Vielleicht denkt der Mexikaner an die weiten Teile dieses Landes, die einmal zu Mexiko gehörten. Vizekö­nig­reich Mexiko… wie lange ist das her?

      Bennet geht näher und wartet nur darauf, daß der Kerl schießt, aber der schießt nicht.

      Er hält nun den eigenen Revolver vor die Augen und sagt hämisch:

      »Weit genug, Amigo! Nun, jetzt werden wir sehen, werden sehen!«

      Es ist ein verfluchter Trick, auf den Bennet nicht eingestellt ist. Bennet achtet nur auf den Revolver und nicht auf die Hacken des Mexikaners, an denen die großen Zackensporen sitzen.

      Die Hacken schlagen plötzlich zu, dann fegt der Gaul auch schon herum.

      Was immer man über Mexikaner und ihre Bravados sagen kann – es hat kaum jemals bessere Reiter gegeben. Das Pferd schwenkt im Sprung, rammt Bennet und schleudert ihn drei volle Schritte zurück.

      Bennet fliegt auf den Boden, er hört einen gellenden Schrei über sich und bekommt im nächsten Augenblick den Schatten des Gewehrkolbens in den Blickwinkel.

      Er will noch weg, will sich rollen, aber es ist schon zu spät.

      Jim Bennet sieht ein Feuerwerk und danach nichts mehr. Mutter Erde ist schwarz und das Loch ist tief, in das er stürzt. Ihm ist noch, als höre er den Mexikaner höhnisch lachen, dann ist es vorbei.

      »Er nicht schlau wie du«, sagt der Mexikaner Manuel vor Plumo heiser. »Du können laufen und ihm sagen… noch einmal treffen, dann vorbei, dann schießen und totmachen… verstehen!«

      Das letzte brüllt er. Und dann reiten sie an.

      Sie werden mit den Pferden fertig. Der Teufel weiß, wie sie es anstellen, aber sie schaffen es und treiben die halbzugerittenen Wildpferde vor sich her. Schnell, sehr schnell!

      Der Staub zieht in der Schlucht hoch, der Staub ist wie ein Schleier, durch den Plumo nichts mehr von ihnen sehen kann. Nur das Gewieher der Pferde dringt noch zu ihm hm, aber auch das wird leiser. Sie sind fort, es ist vorbei.

      Henry Plumo kauert am Boden. Etwas zu schnell, das alles, viel zu schnell! Man kann es nicht begreifen. Ist es wirklich keine 30 Minuten her, daß er an 800 Dollar und diesen kleinen Store in Boca Granda dachte?

      800 Dollar – weg, aus, gar nicht da, alles nicht mehr da, ein Pferd nur noch, das sie irgendwo zurücklassen werden – ein Pferd und kein Geld!

      Betrogener Betrüger, Narr unter Narren. Dummkopf unter Dummköpfen – das ist Henry Plumo.

      800 Dollar…

      Plumo schließt die Augen und sieht das Geld vor sich. Schöne Scheine, klimpernde Münzen, Silberdollar, ganze Häufchen.

      Er kann nichts machen, der Henry Plumo, er will das Bild vor seinen Augen verscheuchen, aber es ist da und bleibt.

      800 Dollar… beinah’ hätte ich sie gehabt, beinahe!

      Oh, diese verfluchten Greaser, dieses Gesindel, dieses verlauste, dreckige Packzeug. Verrecken sollen sie!

      Was geht ihm nicht alles durch sein Hirn.

      Das Geld aber bleibt sichtbar für ihn.

      Er schlägt sich an den Kopf und starrt auf den Fleck, an dem sie gerade noch standen…


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