Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen

Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen


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der ist im Hauptberuf Fischer. Schlägt sich so durch mit Frau und Kind. Im Winter gibt es hier ja nicht viel zu verdienen.«

      Isabel unterdrückte ein Gähnen.

      »Danke für Ihre Tips, Herr Hartbeck. Gleich morgen erledige ich das Wichtigste… Einkäufe, Anmeldung und so weiter.«

      »Mein Gott, Frau Sievers… ich sitze hier und rede, dabei fallen Ihnen fast die Augen zu!« Der Hausmeister stand auf. »Ein Döskopp bin ich, wie man hier sagt! Nun schlafen Sie mal gut die erste Nacht hier bei uns. Und sagen sie bloß nicht Herr Hartbeck zu mir… ich bin für alle nur der Heini!«

      *

      Gleich am nächsten Morgen – die Sonne schien strahlend und warm – machten sich Isabel und Sara nach dem Frühstück auf den Weg. Die Brötchen hatte der Bäckerjunge schon um sechs Uhr früh vor die Tür gelegt, ein bißchen Butter war noch übrig gewesen, und in einem Fach in der Küche hatte Isabel Teebeutel gefunden.

      Jetzt wurde erst einmal tüchtig eingekauft: Bei Otto Jansen gab es alles, was man so brauchte für den Alltag. Das Geschäft lag am Dorfplatz neben einer großen Linde. Natürlich gab es noch mehr Läden: Eine Metzgerei, eine Drogerie, Friseur, Zeitungsgeschäft, Kiosk mit Süßwaren, Geschenkartikel und Andenken, Spielwaren, ja, sogar ein hübsches kleines Lädchen mit wunderschönem Bernsteinschmuck.

      Sara brauchte vor allem Sandschaufel, Eimer und Backformen für den berühmten Ostsee-Sandkuchen! Bald war der Kofferraum voll. Bevor Mutter und Tochter die Einkäufe in ihrem Feriendomizil abluden, streiften sie noch durch den Ort. Mehrere urgemütliche Lokale gab es im Zentrum, aber auch an der Strandpromenade, außerdem ein sehr elegantes Hotel namens Dünenhof und mehrere kleinere Gästehäuser.

      »Toll!« meinte Sara immer wieder und machte sich gar nichts daraus, daß sie leider immer noch husten mußte. »Ganz toll, Mami!«

      Die Kleine hatte sich richtig ausgeschlafen und steckte voll Unternehmungsgeist. Also, auf der einen Seite von Hohensand, da war das Meer. Dahin wollten sie gleich gehen, zu Fuß, vom Ferienhaus

      bis zum Strand waren es nämlich nur fünf Minuten. Aber… was

      lag auf der anderen Seite des Dorfes?

      Eine richtig urwüchsige Landschaft… Rapsfelder, die schon im Mai herrlich goldgelb geblüht hatten, Buchenwälder, Wege mit wilden Heckenrosen, Wiesen, auf denen Kühe und Schafe friedlich grasten… und dazwischen glitzerte ein Binnensee, an dessen Ufern ein Vogelschutzgebiet lag.

      Ein Paradies für ein Stadtkind wie Sara. Zwar war es auch in der Rotenbuchstraße zu Hause in Köln grün, aber es war natürlich kein Vergleich mit dieser offenen, sommerlich-prächtigen Landschaft.

      Dann hatten es Mutter und Tochter sehr eilig, endlich ans Wasser zu gelangen. Rasch wurden die Einkäufe verstaut, das Auto wurde auf den überdachten Stellplatz neben dem Haus gefahren, und dann nichts wie los!

      Ja… das Meer! Blau war die Ostsee, und es gab einen großen, weißen Strand mit viel Platz zwischen den einzelnen Strandkörben… herrlich! Überall tummelten sich Möwen, irgendwo am Horizont zog ein Schiff vorbei, und dicke weiße Wolken segelten über den Himmel.

      Die Strandkörbe von Klaus Harmsen waren innen mit einer blauen Folie verkleidet, auf der Fische und Seesterne aufgedruckt waren. Natürlich fand Sara auch das wieder toll und super.

      Sie suchte sich einen Strandkorb mit der Nummer 56 aus, der ganz nah am Wasser stand. Ein etwa achtjähriger Junge mit hellblondem Haar drückte ihr den Schlüssel in die Hand.

      »Machst du lange hier Ferien?« fragte er Sara interessiert. Sie nickte.

      »Klar, ganz lange, weil ich krank war und immer noch husten muß. Warum willst du das wissen?«

      »Nur so!« erwiderte der blonde Junge. »Ich bin Jens Harmsen. Wir haben Sommerferien, und ich helfe meinem Vater beim Strandkorbvermieten. Er fährt nämlich ganz früh schon immer mit dem Boot raus zum Fischen, und da ist er manchmal richtig müde. Nach dem Mittagessen muß er immer einen starken Kaffee trinken, sonst schläft er ein, sagt meine Mutter.«

      »Wo wohnt ihr denn?« wollte Sara wissen.

      »Dahinten, am Dorfrand. Warst du schon am Fischereihafen? Und wie heißt du überhaupt?«

      »Sara Sievers. Und das da ist meine Mutter. Am Hafen waren wir noch nicht, weil wir doch gestern erst angekommen sind.«

      »Ach so!« Der Junge namens Jens musterte Sara vergnügt. »Wo ist denn dein Vater?«

      »Papa lebt nicht mehr.«

      Das schien Jens zu erschrecken, denn er sagte: »Mann, ist das aber schlimm! Wenn meinem Vater was passieren würde… also, wir haben nämlich nicht viel Geld, und wenn er dann nicht mehr da wäre und Fische verkaufen könnte… ja, und überhaupt. Wie geht das denn so ohne Vater?«

      »Es muß!« behauptete Sara altklug. »Wenn du willst, erzähl’ ich es dir nachher. Hast du manchmal Zeit? Wenn du deinem Vater garade nicht hilfst? Dann könnten wir zusammen spielen.«

      Jens nickte. »Wird schon gehen. Wo wohnt ihr denn?«

      »In den kleinen roten Häusern.«

      »Ach, ich weiß… Möwennest. Prima, daß du da bist.«

      Damit hüpfte Jens Harmsen davon, und Sara freute sich: Kaum eingetroffen, hatte sie schon einen neuen Freund gefunden. Eins stand fest, langweilig würde es ihr bestimmt nicht werden!

      So ging der erste Tag am Meer viel zu schnell vorbei. Am späten Nachmittag kehrten Isabel und ihre kleine Tochter über den Dünenweg in ihr hübsches Quartier zurück.

      Dabei kamen sie an einem bildschönen, großen Reetdachhaus vorbei, an das ein herrlicher Garten grenzte. Dahinter breitete sich eine grüne Wiese aus, auf der ein Pony und zwei wollige Schafe im Gleichtakt Gras rupften.

      »Mami!« rief Sara begeistert. »Guck mal, wie süß! Das weiße Pony sieht so aus wie im Zoo. Und die Schafe… eins ist weiß und eins schwarz!«

      Ein grüner Lattenzaun umgab das prächtige Grundstück. Hinter dem Reetdachhaus war ein Anbau zu erkennen, an dem besonders das riesige Fenster ins Auge stach.

      »Hübsch!« sagte Isabel. »Ein Haus zum Verlieben. Aber jetzt komm, Sara, du mußt doch Hunger haben. Wie steht’s mit Spaghetti und Tomatensoße?«

      »Gleich… ich will nur noch ein bißchen die Tiere ansehen!« bat Sara, und ehe Isabel es verhindern konnte, war ihre kleine vorwitzige Tochter durch das grüne Gartentor geschlüpft.

      »Sara!« rief sie ärgerlich. »Das geht doch nicht… du kannst doch nicht einfach bei fremden Leuten…«

      Just in diesem Moment trat peinlicherweise ein hochgewachsener, schlanker Mann aus der Tür und wandte sich lächelnd an Isabel.

      »Lassen Sie die Kleine doch. Wenn sie so tierlieb ist… ich habe nichts dagegen.«

      »Aber ich. Sara muß lernen, daß sie nicht einfach so ohne weiteres…«

      »Kinder sind eben impulsiv!« Der Besitzer von Haus und Garten lächelte Isabel an. »Vielleicht waren wir auch mal so! Sie machen hier Ferien?«

      Isabel nickte und warf blitzschnell einen Blick auf das Türschild am grünen Holztor. Es war ziemlich groß, aus Messing und trug die Aufschrift:

      Gero Wilms – Architekt

      Wilms, Wilms… hatte sie den Namen nicht gestern gehört? Tatsächlich… Heini, der Verwalter, hatte ihn erwähnt.

      »Sie haben die Ferienanlage Möwennest entworfen, nicht wahr?« fragte Isabel. »Meine Tochter und ich, wir wohnen dort, in Haus Nummer drei. Reizend, wirklich… Sara ist begeistert. Und ich bin auch ganz angetan. So schön hatte ich es mir gar nicht vorgestellt.«

      Der gutaussehende Architekt, der etwa Mitte dreißig sein mochte, lachte ausgiebig.

      »Ich wette, Sie sind Heini Hartbeck in die Hände gefallen!« meinte


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